Welches sind die Merkmale eines politischen Films? Wie lassen sich politische Ideen so verpacken, dass sie unterhaltend genug sind um ein grosses Publikum in die Kinos zu locken? Schliessen sich Politik und Unterhaltung aus, weil der Politik per Definition irgendwie etwas Graues und Langweiliges anhaftet? Dass in Hollywood die Filme vorwiegend nach ökonomischen Kriterien produziert werden und es pointierte ideologische Stellungnahmen praktisch nicht gibt, heisst nicht, dass in Unterhaltungsfilmen keine Werte vermittelt werden. Durch das Abbilden politischer sowie gesellschaftlicher Realitäten werden Normen gefestigt, gerechtfertigt und bestätigt. Die politische Wirkung der Unterhaltung ist in dem Sinn weniger als Provokation und bewusste Auseinandersetzung mit einem Thema zu suchen, als in unterschwelliger Wiederholung des Bekannten.
Die vorliegende Arbeit soll anhand einer Filmanalyse die Frage beleuchten inwiefern der Film Bulworth (1998) als politischer Film angesehen werden kann. Der als Politsatire vermarktete Film beinhaltet sowohl, unterhaltende als auch systemkritische Elemente. Im ersten Kapitel wird allgemein auf das Verhältnis von Politik und Unterhaltung in Hollywoods Filmindustrie eingegangen. Anschliessend wird der Produktionshintergrund des ausgewählten Films, sowie der Inhalt kurz vorgestellt. Im vierten Kapitel wird der Bezug zur U.S. Realität in 1998 hergestellt. Im fünften Kapitel werden die im Film vorkommenden Werte, Normen und Konflikte anhand der Normabweichung der Hauptperson, sowie deren Schwächen und Stärken herausgearbeitet. Schliesslich wird auf die Frage des Meinungsbildungspotentials eingegangen und im siebten Kapitel wird die Rolle der Medien beleuchtet. Anhand einer Sequenzanalyse werden die technischen Mittel bestimmt, mit denen im Film typische Wirkungen erzielt werden. Das Fazit trägt alle Erkenntnisse zusammen.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung:
1.1. Unterhaltung oder Politik
2. Filmdaten und Produktionshintergrund
2.1. Kurzfassung des Inhalts
3. Bezug zur U.S. Realität 1998
4. Werte, Norme, Konflikte
4.1. Wertkonflikte
4.2. Normabweichungen der Hauptperson
4.3. Schwächen und Stärken der Hauptperson
5. Meinungsbildungspotential
6. Die Rolle der Medien
7. Sequenzanalyse einer Schlüsselszene
7.1. Das Bild und sein Rahmen
7.2. Dynamik im Bild
7.3. Einstellungsgrössen
7.4. Ton
8. Fazit
Literaturverzeichnis:
Anhang: Sequenzprotokoll
1. Einleitung:
Welches sind die Merkmale eines politischen Films? Wie lassen sich politische Ideen so verpacken, dass sie unterhaltend genug sind um ein grosses Publikum in die Kinos zu locken? Schliessen sich Politik und Unterhaltung aus, weil der Politik per Definition irgendwie etwas Graues und Langweiliges anhaftet? Dass in Hollywood die Filme vorwiegend nach ökonomischen Kriterien produziert werden und es pointierte ideologische Stellungnahmen praktisch nicht gibt, heisst nicht, dass in Unterhaltungsfilmen keine Werte vermittelt werden. Durch das Abbilden politischer sowie gesellschaftlicher Realitäten werden Normen gefestigt, gerechtfertigt und bestätigt. Die politische Wirkung der Unterhaltung ist in dem Sinn weniger als Provokation und bewusste Auseinandersetzung mit einem Thema zu suchen, als in unterschwelliger Wiederholung des Bekannten.
Die vorliegende Arbeit soll anhand einer Filmanalyse die Frage beleuchten inwiefern der Film Bulworth (1998) als politischer Film angesehen werden kann. Der als Politsatire vermarktete Film beinhaltet sowohl, unterhaltende als auch systemkritische Elemente. Im ersten Kapitel wird allgemein auf das Verhältnis von Politik und Unterhaltung in Hollywoods Filmindustrie eingegangen. Anschliessend wird der Produktionshintergrund des ausgewählten Films, sowie der Inhalt kurz vorgestellt. Im vierten Kapitel wird der Bezug zur U.S. Realität in 1998 hergestellt. Im fünften Kapitel werden die im Film vorkommenden Werte, Normen und Konflikte anhand der Normabweichung der Hauptperson, sowie deren Schwächen und Stärken herausgearbeitet. Schliesslich wird auf die Frage des Meinungsbildungspotentials eingegangen und im siebten Kapitel wird die Rolle der Medien beleuchtet. Anhand einer Sequenzanalyse werden die technischen Mittel bestimmt, mit denen im Film typische Wirkungen erzielt werden. Das Fazit trägt alle Erkenntnisse zusammen.
1.1. Unterhaltung oder Politik
In Hollywood, der weltweit führenden Filmindustrie werden pro Jahr ca. 400 Kinofilme produziert. Die grosse Mehrheit dieser Filme ist auf Spass und Zerstreuung ausgerichtet. Mit einem erfolgreichen Unterhaltungsfilm lassen sich Millionen verdienen. Titanic (1997) spielte, bei Produktionskosten in Höhe von ca. $ 200,000,000, weltweit $ 900,000,000 ein. (vgl. http://www.imdb.com/title/tt0120338/ : 4.6.07) Aufgrund solcher Riesengewinne richtet sich die Filmindustrie tendenziell an den letzten Publikumserfolgen aus. Altbewährte Plots und Produktionen werden neuen, innovativen Formaten vorgezogen. Es ist viel einfacher die Finanzierung für den letzten Teil einer erfolgreichen Trilogie zu erhalten, als Investoren für eine unbekannte, nonkonforme Idee zu gewinnen. Entsprechend gross ist der Unterschied der zwischen den verfügbaren Ressourcen einer typischen Hollywood Produktion und denen eines Independent Films. Michael Moore produzierte seinen Dokumentarfilm Fahrenheit 9/11 (2004) mit einem Budget von gerade einmal $ 6,000,000 und erzielte Einnahmen von ca. $ 222,446,320 weltweit. (vgl. http://www.imdb.com/title/tt0361596/ 4.6.2007) Im Vergleich dazu die oben genannten Zahlen des Blockbusters Titanic (1997). (vgl. Giglio 2000: 19 – 20)
Vor diesem Hintergrund ist eine gewisse Vorsicht der Filmindustrie leicht nachvollziehbar, zumal es im Vorfeld der Produktion keine absolute Erfolgsgarantie gibt. Die Gewinne der Filmindustrie basieren auf der Akzeptanz und dem Geschmack des Publikums. Umstrittene oder kritische Inhalte werden zu Gunsten von traditionellen Unterhaltungswerten gestrichen. Hollywood vermeidet aus diesem Grund Pornographische Filme ebenso, wie eindeutige ideologische oder politische Botschaften. Regisseure und Produzenten hängen zu einem grossen Teil von Investoren ab. Es sind die grossen Produktionsfirmen, die entscheiden, welche Projekte finanziert werden. Dass dabei vorab wirtschaftliche Kriterien im Vordergrund stehen liegt auf der Hand. Verarbeitet man trotz allem politische Inhalte im grossen Stil, so geschieht dies oft in verwässerter Form. Komplexe Zusammenhänge werden auf einfach zu verarbeitende Stereotypen herunter gebrochen. Das Ziel ist es, beim Publikum Emotionen zu wecken und nicht eine kritische Auseinandersetzung mit der Thematik zu fördern. Schliesslich macht die Erfahrung deutlich, dass die durchschlagende Mehrheit der Konsumenten bezahlt, um unterhalten zu werden. (vgl. Giglio 2000: 21ff) Nachrichtenwerte und Themen aus der Politik werden in Hollywood zwar auch aufgenommen. Die Filme, in denen politische Inhalte zum Hauptbestandteil der Geschichte zählen, werden in der Regel aber als Komödie, Romanze oder Actionthriller verkauft. Die eigentliche politische Aussage bleibt dann in der Regel hinter den genrespezifischen Aspekten der Geschichte zurück. Im Film Bulworth (1998) beispielsweise ist der Comedy effect des rappenden Senators viel stärker gewichtet, als die systemkritischen Aussagen, die er vorbringt. Heikle Inhalte werden verharmlost und wirken im Filmkontext zweitrangig. (vgl. Giglio 2000: 95) Analytische und politisch recherchierte Filme werden meistens als Independent Filme produziert. Dieses Genre zeichnet sich dadurch auch, dass die Filme ausserhalb der traditionellen Studios, mit bescheidenem Budget aus unkonventionellen Quellen produziert werden. Die Regisseure sind meist jung und stehen am Anfang der Karriere oder sie haben sich schon etabliert und können es sich leisten nicht rentable Filme zu produzieren. Independent Filme werden oft ausserhalb der üblichen Kinoketten verteilt. (vgl. Giglio 2000. 215)
Generell lässt sich festhalten, dass Filme, die aktiv und direkt politische Inhalte thematisieren und/oder systemkritisch sind, nicht von den grossen Filmstudios (bsp. Warner. Bros.) finanziert werden. Dies lässt sich mit dem vergleichsweise geringen Publikumserfolg erklären. Die meisten Hollywood Filme geben aber in dem Sinn einen politischen Standpunkt ab, dass sie politische und gesellschaftliche Realitäten akzeptieren, wiedergeben und bestätigen. Sie legitimieren den Status quo.
2. Filmdaten und Produktionshintergrund
Originaltitel: Bulworth Produktionsland/ort: Los Angeles, Beverly Hills, USA
Erscheinungsjahr: 1998 Genre: Politsatire, Drama, Romanze
Regie: Warren Beatty Drehbuch: Warren Beatty, Jeremy Pikser
Produktion: Warren Beatty, Pieter J. Brugge, Lauren J. Donner Länge: 104 Minuten
Vertrieb: 20th Century Fox Filmkosten: ca. 30 Mio. $ (Zahlen aus den USA)
Einnahmen: ca. 26.5 Mio. $ -> Flop!
Nomination Oscar für bestes Drehbuch (1999) (Sieger: Shakespeare in Love)
Gewann Political Film Society Award für Exposé (1999)
(vgl. http://www.imdb.com/title/tt0118798/ : 5.6.2007)
Henry Warren Beatty wurde am 30. 3. 1937 in Richmond, Virgina geboren. Beatty begann seine Karriere im Filmbusiness als Schauspieler. Der Durchbruch gelang ihm mit dem Film Bonnie and Clyde (1967), in dem er auch als Produzent mitarbeitete. Beatty konnte sich daraufhin erfolgreich als Schauspieler, Produzent, Regisseur und Drehbuchautor in Hollywood etablieren. Für den Film Reds (1981), gewann er den Oskar in der Kategorie Best Director. Insgesamt gewann Beatty bis jetzt über 30 Filmpreise für seine Arbeit. Auch für Bulworth (1998) wurde er zusammen mit Jeremy Pikser für den Oskar in der Kategorie Best Writing, Screenplay Written Directly for the Screen nominiert. Bulworth ist sein bis jetzt letzter Film. Beatty schrieb dazu das Drehbuch, führte Regie, war Produzent und Hauptdarsteller. (vgl. http://www.imdb.com/name/nm0000886/ : 5.6.2007)
Neben seiner erfolgreichen Karriere in Hollywood fiel Warren Beatty auch immer wieder durch sein politisches Engagement auf. Er unterstützte die Demokratische Partei, sowohl finanziell als auch mit persönlichem Einsatz. Im Jahr 1972 war er Berater für die Kampagne des demokratischen Senators George McGovern. Aus diesem Anlass sponserte er, gemeinsam mit anderen Persönlichkeiten aus dem Showbusiness, das ‚Together with McGovern Concert’, bei welchem unter anderen Barbara Streisand, Carole King und James Taylor auftraten. Im Vorfeld der Präsidentschaftswahlen im Jahr 2000 entstand kurzfristig das Gerücht, dass W. Beatty als Kandidat für die Demokraten antreten würde. Im Mai 2005 forderte er, als aktives Mitglied der Demokratischen Partei Kaliforniens, den amtierenden republikanischen Gouverneur des Staates Arnold Schwarzenegger heraus, indem er ihn öffentlich kritisierte. (vgl. http://www.cbsnews.com/stories/2005/05/23/politics/main697192.shtml: 5.6.2007) Beatty ist auch persönlich mit der Familie Kennedy bekannt, am besten kannte er Robert F. Kennedy, aber auch John F. Kennedy zählte zu seinen Bekannten.
In Hollywood ist er als ‚left-film maker’ bekannt. In ihrem Ausatz The Confusions of Warren Beatty vertritt Dana Polan die These, dass Bulworth als Film die Vision des Einzelkünstlers Beatty verkörpert, ohne von der Filmindustrie beeinträchtigt zu sein. Sie schreibt : „ Bulworth is evidence that individual creativity itself can be put forward as a political act.“ (Polan 2002: 142) Diese These wird von Beatty selbst gestützt indem er auf der Seite www.imdb.com verlauten lässt, dass die politischen Ansichten von J. B. tatsächlich seine eigenen sind.
Pieter J. Brugge hat den Film Bulworth zusammen mit Warren Beatty produziert. Er stammt ursprünglich aus Holland und produzierte unter anderem: Heat (1995) , The Insider (1999), Bulworth (1998), The Clearing (2004) und Miami Vice (2006). Brugge arbeitete beispielweise mit Michael Mann, Al Pacino, Helen Mirren oder Robert Redford zusammen. Im Jahr 2000 wurde er zusammen mit Michael Mann für den Oskar in der Kategorie Best Picture nominiert. Seine politischen Ansichten vertritt er nicht öffentlich. (vgl. http://www.imdb.com/name/nm0115764/ : 6.6.2007)
Lauren Shuler Donner war executive producer bei der Verfilmung von Bulworth. Im selben Jahr, 1998, produziert sie You’ve got Mail mit Meg Ryan und Tom Hanks. Dafür wurde Donner für den Golden Satellite Award nominiert. Sie arbeitete unter anderem als Produzentin bei folgenden Filmen: Dave (1993), Free Willy 3 (1997), X-Men. The last Stand (2006). L.S. Donner engagiert sich nicht öffentlich für Politik. (vgl. http://www.imdb.com/name/nm0795682/ : 6.6.2007)
Bulworth erschien am 15. Mai 1998 in den amerikanischen Kinos. Nach den Worten von Dana Polan war der Film sowohl ein ideologischer, als auch ein finanzieller Flop.(p.141 jon lewis) Letzteres lässt sich auch den Box office Zahlen entnehmen. Zu den erfolgreichsten Filmen der 1990er Jahre (im Zeitraum 1996-1998) zählen:
Independence Day (1996)
Titanic (1997)
Men in black (1997)
Saving Private Ryan (1998)
Armageddon (1998)
An dieser Auswahl (top grossing movies) fällt auf, dass Independence Day, Men in Black und Armageddon ähnlich aufgebaut sind. Die Hauptaspekte liegen bei allen drei Filmen klar auf den Special Effects, Action, Thrill und dem Spassfaktor (MIB), obwohl teilweise politische Werte angetönt werden (Independence Day). Die Plots sind ähnlich strukturiert. Die Erde und ihre Bewohner werden von einer Ausserirdischen Macht oder Naturgewalt (Armageddon) bedroht. Es beginnt ein Wettlauf mit der Zeit, der auf Humor, und/ oder Spannung aufgebaut ist. In allen Filmen siegt ‚Amerika’ als Weltmacht gegen die Ausserirdische Gefahr. Saving Private Ryan ist ein patriotisches Kriegsdrama, dessen politisches Meinungsbildungspotential am ehesten in der Bestärkung der Liebe zum Vaterland besteht. Der Zweite Weltkrieg ist für Amerika politisch ein ziemlich unverfängliches Kino Motiv. (vgl. http://www.imdb.com/Sections/Years/ : 4.6.07)
Gegen diese Erfolge hebt sich der Plot von Bulworth stark ab. Hier ist die Bedrohung nicht im All zu finden, sondern im Staat selbst, in den Büros der Reichen und Mächtigen. Der Retter ist kein starker, von der Army ausgebildeter Volksheld, sondern ein ältlicher demoralisierter U.S Senator, der zudem am Ende der Mission ziemlich unheroisch stirbt.
2.1. Kurzfassung des Inhalts
Der demokratische Senator Jay Bulworth (Warren Beatty) kandidiert für seine Wiederwahl. Die Pressekampagne, mit der er um Stimmen wirbt, zeigt ihn als integren, seriösen Familienmenschen. Ein Politiker mit Rückgrat, der nicht nur das politische Tagesgeschäft souverän meistert, sondern als treuer, liebender Vater und Gatte ein Vorbild für seine Wähler ist. Leider steht es in Wirklichkeit nicht zum Besten. Mit Constance Bulworth, seiner Frau, verbinden ihn in Tat und Wahrheit einzig Scheidungsfragen und andere Streitereien. Seine Tochter sieht er praktisch nie und seine politischen Aktivitäten zeichnen sich eher durch Korruption und krumme Geldgeschäfte aus, als durch ehrliches Engagement. Der Film setzt an dem Punkt ein, an dem sich J.B moralisch auf dem Tiefpunkt befindet. Verschiedene Geschäfte sind schlecht gelaufen und die Umfragewerte so unbefriedigend wie nie zuvor. Der Senator sieht keinen Ausweg und zieht die Konsequenz. Er will sich selbst per Auftragsmord umbringen lassen. Um sozusagen eine letzte gute Tat zu vollbringen, geht er zum Schein auf den Wunsch der Versicherungslobby ein und verspricht im Senat ihre Interessen zu vertreten. Dafür lässt er sich eine Lebensversicherung im Wert von 10 Mio $ auf den Namen seiner Tochter ausstellen. Mit Vinnie (Richard C. Sarafin) engagiert er einen Mittelsmann, der den Mord bis zum Ende der Wahlkampftournee organisieren soll. Vinnie ist jedoch viel zu geizig, um das Geld mit einem professionellen Killer zu teilen und heuert eine junge Schwarze als Gehilfin an. Es ist just diese Frau, Nina, die J.B. bei seinem ersten Termin in einer afroamerikanischen Gemeindeversammlung auffällt. Der Senator, durch seinen absehbaren Tod von allen geschäftlichen und gesellschaftlichen Zwängen befreit, findet nicht nur zu den Wurzeln seines Idealismus zurück, sondern verliebt sich in Nina. Kurzerhand stellt er sie und ihre Freundinnen als Volontärinnen an. Mit den jungen Frauen im Schlepptau nimmt J.B. im Folgenden die Termine bei Sponsoren und Wählern wahr, und er lernt in einer langen Nacht Tanzen und Rappen. Eminemlike entlarvt der Senator J.B. Bulworth fortan die Missstände in Politik und Gesellschaft, er schockiert die Sponsoren, die Wähler sowie seinen Beraterstab. Er prangert die Machenschaften der Reichen und Mächtigen an verschiedenen Anlässen und Fernsehshows an. Der Senator stösst nicht nur die Versicherungslobby, sondern ebenso die Filmindustrie, die schwarze Minderheit und die Presse vor den Kopf.
Dennis Murphy, (Oliver Platt) sein erster Berater und Bill Feldmann (Joshua Malina) sind verantwortlich für den Ablauf der Tournee. Murphy, ein erfolgs- und karriereorientierter Aufsteiger, organisiert alle wichtigen Gespräche und Auftritte. Er kommt in eine zunehmend vertrackte Situation, da der Senator alle seine Bemühungen um Erfolg unterläuft. Murphy ist auch um die eigene Karriere besorgt. Er zeichnet sich durch eine schwache Persönlichkeit aus, indem er den Frust an Feldmann auslässt und fortlaufend darum bemüht ist, den Leuten nach dem Mund zu reden. Er konsumiert zudem Kokain.
Während dem Murphy damit beschäftigt ist, den Schaden, den der Senator mit seiner neuen, direkten Art anrichtet, in Grenzen zu halten, gefällt sich J.B immer mehr in der Rolle als rappender Wahrheitsapostel. Er fühlt sich so wohl, dass er den in Auftrag gegebenen Mord rückgängig machen möchte. Dies scheitert jedoch am Herzinfarkt des vermeintlichen Vermittlers. Bulworth befindet sich also auf der Flucht vor seinem Mörder und der Presse, die ihn bei jedem seiner Auftritte umlagert. Am Ende scheint sich sein Geschick trotz allem zum Guten zu wenden. Nina, die von Vinnie den Auftrag erhält Bulworth zu töten, um damit die Schulden ihres Bruders bezahlen zu können, weigert sich nach dessen Herzinfarkt den Auftrag auszuführen. Die Liebe siegt nicht nur, sie ist auch gegenseitig. Bevor sich das Paar zum gemeinsamen Happy End aufmachen kann, wird der Senator in letzter Minute doch noch erschossen. Der Mörder ist Graham Crockett, ein Mitarbeiter der Versicherungsgesellschaft, mit der Bulworth die Lebensversicherung abgeschlossen hatte. Der Film endet mit dem Tod des wiedergewählten Senators. Bulworths Kampf um die Wahrheit hat sich allein vis-à-vis der Wählerschaft ausgezahlt. (vgl. Beatty 1998)
3. Bezug zur U.S. Realität 1998
William J. Clinton trat am 20. Januar 1993 sein Amt als 42. Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika an. Mit Clinton kam, nach zwölf Jahren republikanischer Herrschaft unter R. Reagan und G.W. Bush Senior, wieder ein Demokrat ins Weisse Haus. Clinton gewann die Wahl unter anderem dank seinem Versprechen, die soziale und wirtschaftliche Lage in Amerika zu verbessern. (vgl. http://www.whitehouse.gov/history/presidents/bc42.html : 10.6.2007) Er zeichnete sich durch seine Nähe zum Volk aus und nahm sogleich umfassende Reformen in Angriff. Clinton setzte auf eine starke Innenpolitik, die Amerika wirtschaftliches Wachstum und Schlagkraft verschaffen sollte, um sich wirtschaftspolitisch im internationalen Umfeld zu profilieren. Im Gegensatz zu seinen republikanischen Vorgängern ordnete er die Aussenpolitik dem Primat der Innenpolitik unter. Dieses Ziel sollte zuerst anhand von umfassenden Reformen erreicht werden. Um sein Wahlversprechen, eine repräsentative Regierung zu bilden, umzusetzen, berief der Präsident vier Frauen, vier Afro- und zwei Hispanoamerikaner in sein sechzehnköpfiges Kabinett. Auf der politischen Agenda standen unter anderem Neuerungen in der Sozial- und Bildungspolitik, sowie in der Gesundheitspolitik. Clinton schuf Wirtschaftsanreize um Arbeitsplätze zu vermehren, erhöhte die Regierungsinvestitionen für produktive Investitionen, und reformierte das Wohlfahrtssystem nach dem Ansatz ‚Hilfe zur Selbsthilfe’. Mit seinem Vorstoss für die Schaffung einer Einheitsversicherung, plante er eine totale Umstrukturierung des Gesundheitswesens. Mit diesem Programm, gelang es seiner Administration, bis zum Ende der ersten Amtszeit durchaus gute Resultate vorzulegen. Clintons Politik zeichnete sich dadurch aus, dass er die Führungsposition der U.S.A über die wirtschaftlichen Erfolge und ohne grosse militärische Mittel wiederherstellte. (vgl. Hacke 1997: 579)
Seine aggressiv –progressiven Vorstösse zeigten aber auch Schattenseiten. Schon zu Beginn der zweiten Amtszeit zeichneten sich Probleme ab. Mit der Ratifizierung des NAFTA Abkommen 1993 entstand zwischen Kanada, den U.S.A und Mexiko die grösste Freihandelszone der Welt. Regional zog dies eine Verlagerung der Produktionsstätten und infolgedessen der Arbeitsplätze in den billigeren Süden nach sich. Dazu kamen Kapital- und Investitionsabflüsse nach Mexiko. Dies hatte für die U.S. Wirtschaft zwar vorteilhafte Konsequenzen, in der Bevölkerung machten sich jedoch die Sorge um Arbeitsplätze und fehlende Investitionen bemerkbar. ( vgl. Hacke 1997: 540) Ein Sachverhalt den J.B. im Film direkt anspricht.
Die Banker an diesem Tisch hier drüben. Rolls, Fargo und die City Bank haben’s in vollen Zügen, Milliarden in Mexiko, da zahlt man jede Summe. Mit den Steuern vom Bürger und der ist dann der Dumme… (vgl. Einstellung 57 -58 aus dem Sequenzenprotokoll)
Die wirtschaftlich härteste Konkurrenz kam jedoch aus dem asiatischen Raum, konkret aus Japan. Die von den U.S.A praktizierte aggressive Marktöffnung versus Japan tönt W. Beatty im Film durch die Präsenz von japanischen Wirtschaftsvertretern in der Einstellung Nr. 78 und 83 an. (vgl. Hacke 1997: 538)
Clintons Fokussierung auf die Innenpolitik im Allgemeinen und auf die Wirtschaft im Besonderen führte zu Verzögerungen und teilweise zum Versagen der versprochenen Sozialreformen. Im Film werden die sozialen Missstände immer wieder und auf verschiedene Wege thematisiert. Die Rassenunterschiede und die Problematik der Ghettokultur werden beispielsweise durch die Tatsache in den Film eingebaut, dass J.B. als weisser Senator, schwarze Party Girls zu seinen Freunden macht und so einen Schnittpunkt zwischen den beiden Welten herstellt. Auch die Szene, in der Bulworth auf die Drogen verkaufenden Kinder und später auf L.D trifft, zeigt diese Missstände auf. Senator Bulworth spricht aber auch die weisse Unterschicht an und macht sich für den Umweltschutz stark. Kritik an der korrumpierbaren politischen Elite wird im Film sehr allgemein und teilweise oberflächig angetönt. Da sind beispielsweise die Machenschaften der Ölindustrie und die Waffenexporte, die unter Clinton eine Garantie für den Wirtschaftsaufschwung waren. Da ist die Missbilligung an der gängigen Form des Campaigning, also der Finanzierung der politischen Akteure, und die Instrumentalisierung der Medien. (vgl. Beatty 1998)
[...]
- Arbeit zitieren
- Corinne Leuenberger (Autor:in), 2007, Politische Meinungsbildung in der Unterhaltungsöffentlichkeit: Bulworth 1998, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/93057
-
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen. -
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen. -
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen. -
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen. -
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen. -
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen. -
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen. -
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen. -
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen. -
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen.