[Aus der Einleitung] Die Figur des Marquis Posa stieß schon bei den Zeitgenossen Schillers auf Ablehnung oder Verehrung und erlaubte eine Vielzahl an Möglichkeiten der Identifikation – beispielsweise mit Robespierre oder der „Heroenlegende“ Lafayette. Allein diese beiden bekannten Persönlichkeiten der Französischen Revolution zeigen die Weite des Spektrums, in dem sich der Chevalier Posa bewegt, und deuten zugleich auf die Ambivalenz seines Charakters, seiner Handlungen, letztlich seiner ganzen Rolle im Don Karlos .
Um sich dieser komplexen Figur zu nähern, ist es vonnöten, in einem ersten Schritt Posas Entwicklung im Laufe des mehrjährigen Schaffensprozesses Schillers zu analysieren, wobei nach der Motivation für die Veränderungen ebenso gefragt wird wie nach den Folgen für das Drama. Im Anschluss wird die konzeptionelle Herkunft des Marquis von Posa erörtert, um abschließend ausführlich seine textimmanente Funktion vorzustellen. Hierbei soll das Hauptaugenmerk auf der Frage liegen, wie Posa im Don Karlos funktioniert, welche Bedeutung er für die anderen Charaktere und für die Handlung besitzt. Zwangsläufig treten seine fragwürdigen Methoden in den Fokus der Aufmerksamkeit und werden kritisch beleuchtet sowie bewertet. Im Fazit wird – neben dem Resümee – kurz auf die Problematik der Briefe über Don Karlos eingegangen und ein Ausblick auf die Modernität des Marquis gewagt.
Posas „politische Philosophie“ und ihre aufklärerischen Ursprünge werden aus Gründen der Stringenz nur skizzenhaft dargestellt – wie auch sein ganzer ideengeschichtlicher Horizont für die Behandlung der Funktion des Marquis im Drama eine untergeordnete Rolle spielt. Auch die unterschiedlichen literarischen Quellen seines Schöpfers, Schillers, müssen außen vor gelassen werden.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die Werkgenese des Marquis Posa: Vom Confident zum Abgeordneten der ganzen Menschheit
- Der Bauerbacher Entwurf und das Thalia-Fragment
- Die Aufwertung des Marquis Posa: Motivation, Gründe und Folgen
- Die Konzeptionierung Posas: Tradition und Trend
- Die Figur des Marquis Posa
- Posas Stellung im Drama: Freund – Sohn – Philosoph
- Posas Funktionen im Drama
- Karlos – Erschaffung eines aufgeklärten, guten Herrscher durch Posa
- Posas Vernichtung der letzten Menschlichkeit in König Philipp II
- Die Politisierung der Königin durch Posa
- Die fragwürdigen Methoden des Marquis Posa
- Unredlichkeit und Widersprüche
- Instrumentalisierung und Autonomieverletzung
- Intrigen
- Gründe
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit befasst sich mit der Entwicklung der Figur des Marquis Posa in Schillers Drama "Don Karlos" und analysiert dessen Bedeutung für die Handlung und die anderen Charaktere. Dabei steht die Frage im Vordergrund, wie Posa im Drama funktioniert und welche Rolle er für die politische Dimension des Stückes spielt.
- Die Genese der Figur des Marquis Posa und deren Veränderung im Laufe des Entstehungsprozesses von "Don Karlos"
- Posas Rolle als politischer Agitator und sein Einfluss auf die Handlung
- Die Ambivalenz der Methoden Posas und die damit verbundenen ethischen und moralischen Fragen
- Die Verbindung von Posas Figur mit historischen und literarischen Vorbildern
- Die Bedeutung von Posas "politischer Philosophie" im Kontext der Aufklärung
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die Figur des Marquis Posa vor und gibt einen Überblick über die zentralen Themen der Arbeit. Kapitel 2 analysiert die Genese der Figur Posas und untersucht die Veränderungen, die er im Laufe der Entstehungsgeschichte des Dramas durchläuft. Kapitel 3 beleuchtet die Rolle Posas im Drama und analysiert seine Funktionen für die Handlung und die anderen Charaktere. Kapitel 4 beschäftigt sich mit den fragwürdigen Methoden Posas und diskutiert die ethischen und moralischen Fragen, die mit seinem Handeln verbunden sind.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit den Themen "Don Karlos", "Marquis Posa", "Werkgenese", "politische Funktion", "Aufklärung", "Ambivalenz", "Moral", "Ethik", "Dramaturgie", "Historiographie", "Literaturgeschichte", "Historische Figuren", "französische Revolution" und "Illuminaten".
- Quote paper
- Fabian Elias Gebauer (Author), 2008, Zu Friedrich Schillers "Don Karlos" - Genese, Funktion und Problematik des Marquis Posa, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/93026