„Frankreich ist verwitwet“. Mit diesen Worten wandte sich der neue Staatspräsident George
Pompidou an die französische Nation, um den Tod des Generals Charles de Gaulle bekannt zu
geben. Diese Worte sollen ausdrücken, dass Frankreich einen seiner bedeutendsten
Staatsmänner des 20. Jhs. verloren hatte und damit einen Teil von sich selbst. Wie viele
andere seiner Landsleute lebte de Gaulle in und mit der Geschichte. Er versuchte sich selbst
als Teil der französischen Geschichte zu begreifen, verkörperte Frankreich, sah sich sogar als
Personifizierung seines Landes. De Gaulle gab nicht nur den Franzosen, sondern besonders
auch den Deutschen ihre Identität, die im Zweiten Weltkrieg verloren gegangen war, zurück.
Sein Ziel war Frankreich einen Platz und eine bedeutende Rolle innerhalb Europas zu
verschaffen. Außerdem strebte er eine deutsch-französische Aussöhnung und
Zusammenarbeit an.
Im Folgenden werden jedoch weniger die politischen Vorgänge während der Ära de Gaulles
im Vordergrund stehen. Viel mehr soll das Wirken und die Faszination Charles de Gaulles
zusammengetragen und anhand mehrerer Beispiele verdeutlicht werden, die sich in der Zeit
von 1958 mit seinem 2. Amtsantritt als Staatspräsident Frankreichs bis zu seinem Tod 1970
ereignet haben.
Die Darstellung seiner Wirkung ist nicht leicht, da bis heute nur zahlreiche Biographien über
de Gaulle erschienen sind, die zwar in einigen Abschnitten auf die Faszination des Generals
eingehen, sich ansonsten jedoch nur auf dessen Politik beziehen. Bis zum heutigen Tag ist
noch kein Buch publiziert worden in dem ausschließlich über die Wirkung dieser Person
berichtet wird. Meine Darstellung wird sich auf folgende explizite Beispiele beschränken:
Zuerst soll die Beziehung zu Franzosen, Deutschen und insbesondere die Beziehung zwischen
Adenauer und de Gaulle dargestellt werden. Einen wichtigen Bestandteil dieser Untersuchung
bilden de Gaulles Pressekonferenzen und de Gaulle als „Magier der Worte“. Abschließend
soll geschildert werden wie Deutsche und Franzosen mit de Gaulles Tod 1970 umgingen.
In diesem Zusammenhang stellt sich mir die Frage, ob man bei de Gaulle überhaupt von
Personenkult sprechen kann. Deshalb werde ich zu Beginn des Hauptteils einen kurzen
Definitionsversuch von Personenkult versuchen.
[...]
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Der Begriff „Personenkult"
- De Gaulles Umgang mit Worten
- Zur Person
- „Magier der Worte"
- Pressekonferenzen
- De Gaulles Beziehungen
- Beziehung zu den Franzosen
- Beziehung zu den Deutschen
- Beziehung zu Konrad Adenauer
- De Gaulles Tod
- Reaktion der Franzosen
- Reaktion der Deutschen
- Schlusswort
- Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit der Wirkung und Faszination Charles de Gaulles. Sie analysiert seinen Umgang mit Worten, seine Beziehungen zu Franzosen, Deutschen und Konrad Adenauer sowie die Reaktionen auf seinen Tod im Jahr 1970. Die Arbeit stellt die Frage, ob man bei de Gaulle von Personenkult sprechen kann.
- De Gaulles Einfluss auf die französische Identität
- De Gaulles Rolle in der deutsch-französischen Aussöhnung
- De Gaulles Nutzung von Sprache und Medien
- Die Bedeutung von de Gaulles Tod für Frankreich und Deutschland
- Die Frage des Personenkults in Bezug auf de Gaulle
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt Charles de Gaulle als eine bedeutende Persönlichkeit des 20. Jahrhunderts vor und erläutert die Zielsetzung der Arbeit. Das Kapitel „Der Begriff „Personenkult"“ bietet eine kurze Definition des Begriffs und bereitet den Leser auf die spätere Analyse von de Gaulles Wirken vor. Das Kapitel „De Gaulles Umgang mit Worten“ analysiert de Gaulles Persönlichkeit, seine Fähigkeiten als „Magier der Worte“ und seine Nutzung der Medien. Die Kapitel „De Gaulles Beziehungen“ beleuchtet de Gaulles Beziehung zu den Franzosen, den Deutschen und Konrad Adenauer. Das Kapitel „De Gaulles Tod“ beschreibt die Reaktionen der Franzosen und Deutschen auf den Tod des Generals. Das Schlusswort fasst die wichtigsten Erkenntnisse der Arbeit zusammen und stellt die Frage nach einer weiterführenden Untersuchung von de Gaulles Person.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen Charles de Gaulle, Personenkult, Frankreich, Deutschland, deutsch-französische Beziehungen, Konrad Adenauer, Sprache, Medien, Identität, Tod, Reaktion, Mythos, Legende.
- Quote paper
- Anne Sophie Günzel (Author), 2002, Charles de Gaulle - Mythos und Legende, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/9301
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