Die ostasiatischen Volkswirtschaften gehören zu den am schnellsten wachsenden
der Welt. Die meisten Prognosen deuten darauf hin, dass dieser
Trend in den nächsten Jahren fortgesetzt wird und Ostasien ein mittleres Einkommensniveau
erreicht haben wird. 1993 hat sogar die Weltbank eine Studie
mit dem Titel das „Ostasiatische Wunder“ vorgelegt. Dieses Wunder sollte
jedoch 1997 durch die asiatische Finanzkrise einen schweren Rückschlag
erleiden.
Die Finanzkrise begann mit einer spekulativen Attacke auf die thailändische
Währung Baht. Binnen kurzer Zeit waren die Währungsreserven der Zentralbank
Thailands verbraucht und es erfolgte die Freigabe des Wechselkurses,
was zu drastischen Abwertungen führte. Die meisten asiatischen Staaten
blieben von dieser Krise nicht unverschont. Dieses Ereignis und die
Europäische Währungsunion von 1999 waren die wesentlichen Ereignisse, die
das Thema der Währungsintegration in Ostasien in den Vordergrund rückten.
Die Finanzkrise stellte nämlich die Finanzsysteme der ostasiatischen Länder
in Frage und es wurden Rufe nach koordinierten ökonomischen wie
finanziellen Überwachungssystemen in dieser Region laut. Eine wirtschaftliche
und monetäre Kooperation der asiatischen Länder schien für viele die richtige
Strategie zu sein, um sich vor ähnlichen Krisen in der Zukunft zu schützen.
Eine ostasiatische monetäre Währungsintegration nach dem Vorbild der
Europäer sollte langfristiges Ziel dieser Volkswirtschaften darstellen.
Inhaltsverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
Tabellenverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
Symbolverzeichnis
1 Einleitung
2 Traditionelle Kriterien optimaler Währungsräume
2.1 Das Kriterium der Faktormobilität (Mundell)
2.2 Das Kriterium des Offenheitsgrades (McKinnon)
2.3 Das Kriterium der Produktdiversifikation (Kenen)
2.4 Das Kriterium stabiler realer Wechselkurse (Vaubel)
2.5 Kosten und Nutzen einer Währungsunion
3 Untersuchung Ostasiens im Hinblick auf die Kriterien optimaler Währungsräume
3.1 Faktormobilität
3.2 Integrationsgrad des intraregionalen Handels
3.3 Integrationsgrad der Kapitalströme
3.4 Korrelation von Schocks
3.5 Reale Wechselkurse
4 Ist eine monetäre Währungsintegration in Ostasien wünschenswert?
4.1 Schritte in Richtung einer monetären Währungsintegration in Ostasien
4.2 Barrieren gegen eine monetäre Währungsintegration in Ostasien
4.3 Implikationen aus Europa
5 Rolle Chinas
5.1 Politik Chinas im Hinblick seiner asiatischen Handelspartner
5.2 Handelsbeziehungen zu den Nachbarstaaten
5.3 Yen vs. Yuan als die zukünftige Ankerwährung?
6 Fazit
Anhang
Literaturverzeichnis
Eidesstattliche Versicherung
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1 Faktormobilität im Zwei-Länder-Modell
Abbildung 2 Intraregionaler Handelsindikator für ausgewählte Regionen, 1970-2006
Abbildung 3 Intraregionale Exporte von Gütern und DienstLeistungen aus Ostasien und EU in Anteil des BIP (%), 2003
Abbildung 4 Süd-, Ost- und Südost-Asien: FDI Zuflüsse und deren Anteil an Bruttoanlageinvestitionen, 1995-2006
Abbildung 5 Noodle-Bowl-Syndrome
Abbildung 6 Investitionen in China, 1983-2006
Abbildung 7 Süd-, Ost- und Südost-Asien: Die Top 10 Empfänger der FDI, 2005-2006 (in Mrd. US$)
Abbildung 8 Investitionen von China, 1983-2005
Abbildung 9 Süd-, Ost- und Südost-Asien: Die Top 10 Quellen der FDI, 2005-2006 (in Mrd. US$)
Tabellenverzeichnis
Tabelle 1 Eingetragene ausländische Arbeiter in Japan
Tabelle 2 Indonesische Arbeiter im Ausland
Tabelle 3 Philippinische Arbeiter im Ausland
Tabelle 4 Thailändische Arbeiter im Ausland
Tabelle 5 Immigrierte Arbeiter und die asiatische Finanzkrise
Tabelle 6 Intraregionale Handelsverhältnisse (in %)
Tabelle 7 Intraregionaler Handels-Intensitäts-Index
Tabelle 8 Durchschnittliche intra-asiatische bilaterale FDI Flüsse
Tabelle 9 Schockkorrelation der ostasiatischen Volkswirtschaften im Vergleich zu europäischen Volkswirtschaften
Tabelle 10 Korrelation der Angebotsschocks, 1975-1989
Tabelle 11 Korrelation der Angebotsschocks, 1990-
Tabelle 12 Vergleich der asiatischen Inflationsraten anhand des Konsumentenpreisindex
Abkürzungsverzeichnis
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Symbolverzeichnis
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
1 Einleitung
Die ostasiatischen Volkswirtschaften gehören zu den am schnellsten wachsenden der Welt. Die meisten Prognosen deuten darauf hin, dass dieser Trend in den nächsten Jahren fortgesetzt wird und Ostasien ein mittleres Einkommensniveau erreicht haben wird. 1993 hat sogar die Weltbank eine Studie mit dem Titel das „Ostasiatische Wunder" vorgelegt. Dieses Wunder sollte jedoch 1997 durch die asiatische Finanzkrise einen schweren Rückschlag erleiden.
Die Finanzkrise begann mit einer spekulativen Attacke auf die thailändische Währung Baht. Binnen kurzer Zeit waren die Währungsreserven der Zentralbank Thailands verbraucht und es erfolgte die Freigabe des Wechselkurses, was zu drastischen Abwertungen führte. Die meisten asiatischen Staaten blieben von dieser Krise nicht unverschont. Dieses Ereignis und die Europäische Währungsunion von 1999 waren die wesentlichen Ereignisse, die das Thema der Währungsintegration in Ostasien in den Vordergrund rückten.[1] Die Finanzkrise stellte nämlich die Finanzsysteme der ostasiatischen Länder in Frage und es wurden Rufe nach koordinierten ökonomischen wie finanziellen Überwachungssystemen in dieser Region laut. Eine wirtschaftliche und monetäre Kooperation der asiatischen Länder schien für viele die richtige Strategie zu sein, um sich vor ähnlichen Krisen in der Zukunft zu schützen. Eine ostasiatische monetäre Währungsintegration nach dem Vorbild der Europäer sollte langfristiges Ziel dieser Volkswirtschaften darstellen.
Im Rahmen dieser Arbeit wird die ostasiatische monetäre Währungsintegration näher untersucht und die Rolle Chinas findet dabei besondere Berücksichtigung. Hierzu werden in Kapitel 2 die traditionellen Kriterien der optimalen Währungsräume vorgestellt, um den Leser für den weiteren Verlauf der Arbeit das nötige Basiswissen mit zu geben. Anschließend wird in Kapitel 3 der Versuch unternommen, anhand dieser Kriterien, Ostasien als einen optimalen Währungsraum zu untersuchen. In Kapitel 4 wird versucht, nach Schritten und Bemühungen der ostasiatischen Länder in diese Richtung zu suchen. Dabei sollen die Hürden für eine monetäre Währungsintegration in Ostasien dargestellt werden. Anschließend werden die Implikationen der Europäischen Union dargelegt. Im vorletzten Kapitel wird das Augenmerk besonders auf die Rolle Chinas bei einer ostasiatischen Währungsintegration gerichtet. Es wird festgestellt, dass China sich zu der treibenden Wirtschafts-macht in dieser Region entwickelt hat. Die Politischen und Handelsbeziehungen Chinas spielen dabei eine wesentliche Rolle. Deswegen stellt sich die Frage, ob der chinesische Yuan im Vergleich zu den japanischen Yen, bei einer Währungsintegration eine bessere Ankerwährung darstellt. Die lange Rezession in Japan hinterlässt Spuren was bei dieser Fragestellung nicht unberücksichtigt bleibt.
2 Traditionelle Kriterien optimaler Währungsräume
2.1 Das Kriterium der Faktormobilität (Mundell)
In seinem 1961 erschienenen Beitrag “A Theory of Optimum Currency Areas“ stellt Mundell erstmals explizit ein Konzept zur Abgrenzung optimaler Währungsräume vor und gilt somit als Pionier auf dem Gebiet der Theorie optimaler Währungsräume. Darauf aufbauend erarbeiteten namhafte Wissenschaftler wie McKinnon, Kenen und Vaubel eine Vielzahl von Optimalitäts- kriterien, um daraus ein entscheidendes Kriterium zur Bestimmung eines optimalen Währungsraumes abzugrenzen.
Für Mundell spielt der Grad der Mobilität der Arbeit eine wesentliche Rolle für die Abgrenzung eines optimalen Währungsraumes. Er führt ein einfaches Zwei-Länder-Modell (Länder A und B) auf und untersucht den Anpassungsmechanismus eines negativen asymmetrischen Nachfrageschocks zwischen diesen Ländern, wobei diese Länder jeweils unabhängige Notenbanken besitzen, die durch feste Wechselkurse miteinander verbunden sind. Des Weiteren geht er von nach unten starren Löhnen und Preisen und einer ausgeglichenen Leistungsbilanz aus.[2] Aufgrund des asymmetrischen Nachfrageschocks wird ein Nachfragerückgang in Land B angenommen, während dies zu einem Nachfrageüberhang in Land A führt. Diese Veränderung der Nachfrage verursacht Arbeitslosigkeit in B und erhöht den inflationären Druck in A (siehe Abb. 1, roter Pfeil).
Um die Arbeitslosigkeit in B zu senken wäre eine expansive Geldpolitik beider Länder nötig. Doch damit stiege der Inflationsdruck in A weiter. Die Inflation in A könnte durch eine restriktive Geldpolitik in beiden Ländern reduziert werden, dies würde jedoch in B die Arbeitslosenquote erhöhen. Asymmetrische Schocks lassen sich bei festen Wechselkursen zwischen den Ländern A und B nicht gleichzeitig durch geldpolitische Maßnahmen beseitigen.[3]
Abb. 1: Faktormobilität im Zwei-Länder-Modell
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Die Wahl flexibler Wechselkurse ermöglicht die Steuerung der Nachfrage durch eine Abwertung in B und einer Aufwertung in A, wodurch das Gleichgewicht zwischen diesen Ländern wiederhergestellt wäre. Laut Mundell wäre jedoch die Wahl von flexiblen Wechselkursen zwischen diesen Ländern überflüssig, wenn zwischen ihnen ein hoher Grad an Mobilität des Faktors Arbeit besteht.[4]
Die durch den Nachfragerückgang freigesetzten Arbeitskräfte in B emigrieren nach A, wo sie den Nachfrageüberhang nach Arbeit decken. Das gewährleistet, dass die Löhne in B konstant bleiben und die Arbeitslosigkeit beseitigt wird. In A wirkt das gestiegene Arbeitsangebot einer inflationären Lohn-PreisSpirale entgegen (siehe Abb. 1, grüner Pfeil). Daher sind die Kosten einer Währungsunion im Zuge von asymmetrischen Schocks umso geringer, je höher die Arbeitsmobilität in einem Land mit nach unten rigiden Preisen und Löhnen ist.
2.2 Das Kriterium des Offenheitsgrades (McKinnon)
McKinnon stellte, aufbauend auf Mundells Aufsatz, 1963 das Kriterium der Offenheit zur Abgrenzung funktionsfähiger Währungsräume vor.[5] Er geht dabei den Fragen nach, ob flexible Wechselkurse als Anpassungsinstrument aufgegeben werden sollen und welche Kosten der Verzicht auf dieses Instrument mit sich bringt.
Der Offenheitsgrad einer Volkswirtschaft wird durch das Verhältnis von handelbaren zu nicht handelbaren Gütern bestimmt, wobei sich die handelbaren Güter definitionsgemäß aus exportierbaren und importierbaren Gütern zusammensetzen. Die restlichen im Inland produzierten Güter bilden die nichthandelbaren Güter.[6]
McKinnon untersucht die Fähigkeit großer, relativ geschlossener und kleiner, relativ offener Volkswirtschaften, nach einer Gleichgewichtsstörung das interne und externe Gleichgewicht wiederherzustellen.
Zunächst wird eine Nachfrageverlagerung zu Ungunsten einer offenen Volkswirtschaft angenommen, wonach vermehrt Auslandsgüter nachgefragt werden und dadurch ein Leistungsbilanzdefizit entsteht. Die kleine, offene Volkswirtschaft versucht durch eine Abwertung ihrer Währung das Leistungsbilanzdefizit wieder auszugleichen. Da es sich um eine kleine offene Volkswirtschaft handelt, wird diese Abwertung keine Auswirkungen auf die Weltmarktpreise haben, die somit als konstant anzusehen sind. Eine Abwertung der Währung führt dazu, dass die Preise der Auslandsgüter für das kleine offene Land steigen. Bei Annahme konstanter Preise für nicht-handelbare Güter, kommt es zu einer Substitution der handelbaren durch nichthandelbare Güter. Dieser Effekt führt zu einer Verbesserung der Leistungsbilanz. Ob aber die Leistungsbilanz durch diesen Effekt vollständig ausgeglichen wird, hängt von der Beschäftigungssituation ab. Angenommen es herrsche keine Vollbeschäftigung, würde die Verbesserung der Leistungsbilanz durch eine Erhöhung der inländischen Einkommen und einen daraus folgenden Anstieg der Importnachfrage revidiert werden. Bei Vollbeschäftigung jedoch hat eine Abwertung keine Auswirkungen auf das reale Einkommen, sodass ein Anstieg der inländischen Absorption ausbleibt. Schlussfolgernd kann man sagen, dass erst bei einer sinkenden inländischen Absorption die Leistungsbilanz anhaltend verbessert wird, da ansonsten steigende Preise für nicht-handelbare Güter die anfängliche Stabilisierungstendenz wieder umkehren und zum ursprünglichen Ungleichgewicht führen. Wenn aber die Wirtschaftssubjekte unter Geldillusion leiden, werden sie einen Rückgang ihrer realen Ausgaben hinnehmen. McKinnon nimmt jedoch an, dass in offenen Volkswirtschaften mit einer abnehmenden Geldillusion zu rechnen ist, was der Grund dafür sei, dass keine Leistungsbilanzverbesserung erreicht werden könne.
Aus dieser Analyse folgert McKinnon, dass mit steigendem Offenheitsgrad der stabilisierende Effekt flexibler Wechselkurse abnimmt. Aus diesem Grund sind nach McKinnon kleine, offene Volkswirtschaften gut beraten, wenn sie sich für feste Wechselkurse entscheiden oder sich sogleich einer Währungsunion anschließen.
2.3 Das Kriterium der Produktdiversifikation (Kenen)
In seinem Ansatz aus dem Jahre 1969 macht Kenen die Integrationsfähigkeit eines Landes in einer Währungsunion von der Produktdiversifikation in einer Volkswirtschaft abhängig. Er schließt dabei vom Diversifikationsgrad der Produkt- und Exportstruktur auf die Wahl des geeigneten Wechselkurssystems.
Im Rahmen seiner Arbeit gelangt Kenen zu der Erkenntnis, dass Länder mit niedrigem Diversifikationsgrad einen flexiblen Wechselkurs präferieren sollten, während es sich für Länder mit hohem Diversifikationsgrad der Produktstruktur eher ein Festkurssystem anbietet. Länder- und sektorspezifische Schocks in den vom Außenhandel betroffenen Bereichen können um so besser bewältigt werden, je vielseitiger die Branchenstruktur bzw. je diversifizierter die Produktion ist. Externe Nachfrageschocks führen vergleichsweise zu geringeren sektoralen Effekten, weshalb sie auf den nominalen Wechselkurs als Anpassungsinstrument weniger angewiesen sind.
Folglich würden sich nach Kenen große Volkswirtschaften, die gewöhnlich über einen hohen Grad an Produktdiversifikation verfügen, für eine Währungsunion besser eignen.[7] Dies widerspricht dem Kriterium des Offenheitsgrades, nach dem, wie wir oben gesehen haben, kleine Volkswirtschaften bessere Kandidaten für eine Währungsunion darstellen.
2.4 Das Kriterium stabiler realer Wechselkurse (Vaubel)
Vaubel versucht den optimalen Kandidaten für eine Währungsunion mit Hilfe des Kriteriums der realen Wechselkurse[8] abzugrenzen.
Sein Ansatz besteht darin, dass häufige reale Wechselkursanpassungen eine Volkswirtschaft von der Integration in einen gemeinsamen Währungsraum disqualifizieren, da diese die Preisniveaustabilität in einer Währungsunion gefährden. Die Bildung einer Währungsunion führt dazu, dass auf die Variation von nominellem Wechselkurs komplett verzichtet wird. Es bilden sich nur Änderungen des realen Wechselkurses in relativen Preisabweichungen.[9] Diese Preisabweichungen zeigen die Unterschiede in der Wettbewerbsfähigkeit der einzelnen Länder. Folglich kann man sagen, dass, je höher der reale Wechselkurs zwischen den Ländern schwankt, desto wichtiger wird der Wechselkurs als Anpassungsinstrument und umso größer sind die Kosten einer Währungsunion.
Stabile reale Wechselkurse implizieren somit, dass in der historischen Entwicklung keine längerfristigen Über- oder Unterbewertungen zwischen den betrachteten Währungen vorgelegen haben.
2.5 Kosten und Nutzen einer Währungsunion
Es ist für das bessere Verständnis notwendig, die Kosten- und Nutzenanalyse der monetären Integration einer Währungsunion darzustellen.
Wenn Länder sich für eine Währungsunion entscheiden, ergeben sich daraus sowohl direkte, als auch indirekte Nutzen.[10]
Die direkten Nutzen durch eine Währungsunion sind in der Eliminierung der Kosten, die durch Tausch von einer Währung in eine andere Währung entstehen, und in der Senkung der Transaktionskosten für grenzüberschreitende wirtschaftliche Aktivitäten, zu sehen.[11] Es entstehen darüber hinaus keine Kosten mehr für Wechselkursabsicherungen oder für Informationsbeschaffung über Wechselkursentwicklungen. Eine Währungsunion eröffnet den Kapitalgebern die Möglichkeit, ihre Geschäfte auf einem umfangreicheren und offeneren Kapitalmarkt zu tätigen, ohne Wechselkursrisiken befürchten zu müssen. Eine Währungsunion könnte zu einer Intensivierung von internationalen Transaktionen risikoscheuer Wirtschaftssubjekte führen, da diesen eine sichere Kalkulationsgrundlage geboten wird.[12] Die indirekten Nutzen sind zunächst einmal darin zu sehen, dass den Konsumenten eine bessere Preisvergleichsmöglichkeit eröffnet wird. Diese Tatsache intensiviert den Wettbewerb innerhalb der Länder einer Währungsunion. Folglich profitieren alle Konsumenten von niedrigeren Preisen. Die Ersparnisse durch die Vereinfachung des Rechnungswesens, die geringere Haltung von unterschiedlichen Währungen und die schnellere Durchführung von grenzüberschreitenden Banküberweisungen zählen ebenfalls zu den indirekten Nutzen einer Währungsunion.[13]
Auf makroökonomischer Ebene kann als Nutzen einer Währungsunion die Verbesserung der Glaubwürdigkeit der Geldpolitik gesehen werden. Eine gemeinsame unabhängige Zentralbank ruft eine höhere Glaubwürdigkeit hervor, was zur Reduzierung der Inflationserwartungen der Wirtschaftssubjekte führt.
Dem Nutzen einer Währungsunion stehen zahlreiche Kosten gegenüber. Abgesehen von den einmalig anfallenden Umstellungskosten, denen in dieser Arbeit wenig Bedeutung beigemessen wird, wird als wichtigster Kostenaspekt der Verzicht auf Wechselkursänderungen als Anpassungsinstrument angesehen. Sobald ein Land sich für eine Währungsunion entscheidet, gibt es nicht nur seine nationale Währung, sondern auch seine geldpolitische Autonomie auf.[14] Das bedeutet, dass dieses Land nicht mehr die Möglichkeit besitzt, seinen Wechselkurs zu ändern oder den Zinssatz zu bestimmen.
Wie Mundell in seinem Zwei-Länder-Model aufzeigt, würden in Regionen, in denen Lohnstarrheit und Immobilität des Faktors Arbeit herrscht, bei Auftreten von Nachfrageungleichgewichten Kosten durch Unterbeschäftigung und Deflation bzw. durch Überbeschäftigung und Inflation entstehen. Da der Staat im Rahmen einer Währungsunion die geldpolitische Autonomie aufgegeben hat, kann er diesen Ungleichgewichtssituationen nicht entgegenwirken.
Da die Währungsunion eine Fixierung der Wechselkurse bedeutet, kann die Geldpolitik nur noch einheitlich und nicht mehr national differenziert gestaltet werden. Das führt dazu, dass auf unterschiedliche Konjunkturverläufen in den verschiedenen Ländern nicht gezielt reagiert werden kann. Wie Mundell in seinem Ansatz schon erläutert hat, sind asymmetrische Schocks ein Hauptgrund für stabilitätspolitische Probleme. Symmetrische Schocks, die in allen Ländern in gleicher Weise auftreten, führen nicht zu Ungleichgewichten und können durch einheitliche Geldpolitik beeinflusst werden.
3 Untersuchung Ostasiens im Hinblick auf die Kriterien optimaler Währungsräume
3.1 Faktormobilität
Wie in dem vorangehenden Kapitel vorgestellt wurde, spielt für Mundell die Faktormobilität eine wesentliche Rolle bei der Wahl optimaler Währungsräume. Nun wird der Fokus auf die Mobilität des Faktors Arbeit innerhalb der ostasiatischen Länder gerichtet und nach empirischen Befunden gesucht.
Eine explizite Aussage darüber ist schwer zu treffen, da kaum Statistiken über die Zusammensetzung der asiatischen Arbeitsmärkte im Hinblick auf den Anteil ausländischer Arbeitnehmer vorliegen. Dies macht es schwer, eine Aussage über die Integration der Arbeitsmärkte zu machen.[15] Verglichen mit Europa ist die Arbeitsmarktintegration in Asien nicht so stark ausgeprägt, sie ist jedoch in den 90er Jahren rapide gestiegen.
Der ausländische Anteil an Arbeitskräften ist in Ostasien mit 1,2% sehr viel geringer als in Europa mit 5%. Hong Kong (HK) und Singapur bilden jedoch mit 40% und 15,5% an ausländischen Arbeitskräften die Ausnahme im Ostasiatischen Raum.[16] Nach International Labour Organization wuchs die intra-asiatische Migration von Arbeitskräften zwischen 1980 und 1997 von ca. einer Million auf 6,5 Millionen an. Dabei bilden Japan, Hong Kong, Singapur und Taiwan die Zielländer für Gastarbeiter, während Indonesien und die Philippinen als Exporteurländer an Arbeitskräften gelten. Korea, Malaysia und Thailand sind sowohl Exporteurländer, als auch Gastgeberländer für ausländische Arbeitskräfte.
Tab.1 : Eingetragene ausländische Arbeiter in Japan
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Quelle: Goto (2002), S. 31
Tabelle 1 stellt den Anteil der registrierten ausländischen Arbeitskräfte in Japan dar. Wie man erkennen kann, hat sich die Zahl der ausländischen Arbeitskräfte von 1980 (734.476) bis 1997 (1.086.390) um 48% erhöht.[17] Die intra-asiatische Migration an Arbeitskräften kann auch aus den Statistiken der Länder, aus denen die meisten Arbeitskräfte in andere asiatische Länder emigrieren, abgelesen werden.
Tab. 2: Indonesische Arbeiter im Ausland
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Quelle: Goto (2002), S. 32
Tab. 3: Philippinische Arbeiter im Ausland
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Quelle: Goto (2002), S. 33
Tab. 4: Thailändische Arbeiter im Ausland
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Quelle: Goto (2002), S. 34
Tabellen 2 bis 4 zeigen die Anzahl an emigrierten Arbeitskräften aus Indonesien, Philippinen und Thailand in anderen ostasiatischen Ländern. In wenigen Jahren hat sich die Anzahl an Arbeitskräften aus diesen Ländern in anderen asiatischen Ländern verdoppelt.[18]
Wie Tabelle 5 zeigt, hat sich aufgrund der asiatischen Finanzkrise von 1997 der Anteil an ausländischen Arbeitskräften in weniger als einem Jahr von 1997 bis Mitte 1998 in Korea um 43,8%, in Thailand um 36,5%, in Malaysia um 23,5% und in Singapur um 11,1% verringert.[19]
Tab. 5: Immigrierte Arbeiter und die asiatische Finanzkrise
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Quelle: Goto (2002), S. 35
Während die Zielländer strengere Maßnahmen gegen Emigranten vorsahen, haben die Exporteurländer wie Indonesien, Philippinen und Thailand, die Arbeitslosigkeit in eigenen Ländern befürchteten, Anstrengungen unternommen, um die Zahl der Emigranten aus diesen Ländern weiter zu erhöhen.
Schlussfolgernd kann man festhalten, dass, obwohl der Arbeitsmarkt nicht so stark integriert ist[20], wie z.B. in Europa, jedoch seit den 90er Jahren eine Steigerung zu beobachten ist.
3.2 Integrationsgrad des intraregionalen Handels
Die Integration des Handels ist eines der wichtigsten Kriterien zur Bestimmung von optimalen Währungsräumen. Mit Hilfe des Integrationsgrads des Handels kann man auf die Offenheit eines Landes schließen.
Durch einen hohen Integrationsgrad des intraregionalen Handels wird die Wahrscheinlichkeit des Auftretens einseitiger, negativer asymmetrischer
Schocks reduziert.[21] Handelsverflechtungen bilden den Hauptkanal durch den der Nutzen einer Währungsunion geschaffen wird.
In diesem Teilabschnitt wird der intraregionale Handel innerhalb der ostasiatischen Länder untersucht. In den letzten zwei Dekaden ist der intraregionale Handel innerhalb der Ostasiatischen Länder gestiegen.
Abbildung 2 stellt den Anteil des intraregionalen Handels am gesamten Handel in verschiedenen Regionen der Welt dar. Wie man erkennen kann, ist der intraregionale Handel in Ost- und Südost-Asien in den letzten Dekaden stetig gestiegen und hat sich nahezu verdoppelt. Er beträgt 2006 mehr als 40% des gesamten Handels dieser Region.[22]
Abb.2: Intraregionaler Handelsindikator für ausgewählte Regionen,
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Tabelle 6 fasst die Veränderungen im intraregionalen Handel innerhalb der aufgeführten Wirtschaftsräume der Welt, für den Zeitraum 1980 bis 2003, zusammen. Wie man erkennen kann, hat sich in Ostasien (einschließlich Japan) der Anteil des intraregionalen Handels am gesamten Handelsvolumen von 35% im Jahr 1980 auf 54% im Jahr 2003 erhöht.[23] Dieser ist zwar nicht so hoch wie der Anteil des intraregionalen Handels in der Europäischen Union (EU) (64%), aber er übersteigt das der North American Free Trade Agreement (NAFTA).
[...]
[1] Vgl. Kenen; Meade (2004), S. 6
[2] Vgl. Mundell (1961), S. 658
[3] Vgl. Mundell (1961), S. 659
[4] Vgl. Mundell (1961), S. 660 f.
[5] Vgl. McKinnon (1963), S. 717
[6] Vgl. McKinnon (1963), S. 717 f.
[7] Vgl. Kenen (1969), S. 54
[8] [Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten] Vgl. Willms (1995), S.26 [Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten] = realer Wechselkurs en = nominaler Wechselkurs [Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten]ausl. Preisindex des Güterbündels P = inl. Preisindex des Güterbündels
[9] Vgl. Vaubel zitiert nach Hermann (2001), S.29
[10] Vgl. De Grauwe (2007), S.63 ff.
[11] Vgl. Traud (1996), S. 116
[12] Vgl. Willms (1995), S. 210
[13] Vgl. Willms (1995), S. 209
[14] Vgl. De Grauwe (2007), S. 5
[15] Vgl. Belke (2007a), S. 8
[16] Vgl. Goto (2002), S. 11
[17] Vgl. Goto (2002), S. 11
[18] Vgl. Goto (2002), S. 12
[19] Vgl. Goto (2002), S. 13
[20] Vgl. Belke (2007a), S.9
[21] Vgl. Wyplosz (2001), S. 131
[22] Vgl. UNCTAD (2007), S. 94
[23] Vgl. Kawai; Motonishi (2005), S. 166 f.
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