Die Geschichte der mit mehr als 140 Jahren ältesten deutschen Partei, der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands, ist schon immer eng mit den Medien verknüpft gewesen. Sie nutzt die Medien nicht erst, seitdem sie mit einem Medienkanzler die Regierung der BRD führte. Ein Stück weit haben die Medien sicherlich mitgeholfen, diese Partei so lange am Leben zu erhalten. In dieser Arbeit soll nun untersucht werden, inwiefern die SPD sich der Medien bedient hat und noch bedient. Exemplarisch soll dies an der Berichterstattung über die Rede zur Kapitalismuskritik von Franz Müntefering, die 2005 gehalten wurde, geschehen. Dazu wird die Berichterstattung in einigen regionalen und überregionalen Zeitungen untersucht. Ein Vergleich der Ergebnisse mit Fernsehsendungen war mit Ausnahme der Nachrichtensendungen des privaten und öffentlich-rechtlichen Rundfunks aus technischen Gründen nicht möglich.
Um den Umfang der Arbeit und vor allem die für die Untersuchungen nötige Zeit nicht ins uferlose auszudehnen war es nötig sich auf ein Thema zu beschränken. Aus dem gleichen Grund musste auch der Untersuchungszeitraum stark eingegrenzt werden. Als Partei halte ich die SPD am besten als Beispiel für die Verknüpfung von Politik und Medien geeignet, da aufgrund ihrer langen Geschichte auch ein Rückblick möglich ist. Dadurch kann auch der Frage nachgegangen werden, inwieweit sich das Verhältnis im Laufe der Zeit überhaupt geändert hat.
Besondere Schwierigkeit bereitete die Auswertung der TV-Sendungen, da diese kaum archiviert werden. Vorbildlich ist das Archiv der ARD, aber auch hier bedarf es einiger technischer Hilfsmittel und einer gehobenen Computerausstattungen, um darauf zurückgreifen zu können. Bei den Zeitungen war der Rückgriff auf ältere Exemplare mit Ausnahme der Bild-Zeitung dagegen problemlos möglich. In der Literatur gibt es zu dem Thema bisher eher wenig brauchbare Literatur, wenngleich sich einige Aufsätze durchaus mit der Thematik befasst haben. Besonders zu empfehlen sind die Werke von Gerd Strohmeier (Politik und Massenmedien) sowie Ulrich Seibt (Demokratisch reden). Die Verarbeitung des Untersuchungsthemas im Radio habe ich dabei nicht untersucht. Auf Darstellungen im Internet habe ich zurückgegriffen, untersuche es aber ebenfalls nicht näher um den Umfang der Arbeit nicht zu sprengen.
Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung
2 Entwicklung der Medien und Geschichte der SPD
3 Möglichkeiten der Mediennutzung und Aufgabe der Medien
4 (Wahl-)Werbung
5 Die SPD und die Rolle der Medien
6 Die Kapitalismuskritik
6.1 Die Kapitalismuskritik im TV
6.2 Die Kapitalismuskritik in den Printmedien
7 Auswertung der Medienanalyse
8 Fazit
9 Anhang
10 Quellen- und Literaturverzeichnis
1 Einleitung
Die Geschichte der mit mehr als 140 Jahren ältesten deutschen Partei, der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands, ist schon immer eng mit den Medien verknüpft gewesen. Sie nutzt die Medien nicht erst, seitdem sie mit einem Medienkanzler die Regierung der BRD führte. Ein Stück weit haben die Medien sicherlich mitgeholfen, diese Partei so lange am Leben zu erhalten. In dieser Arbeit soll nun untersucht werden, inwiefern die SPD sich der Medien bedient hat und noch bedient. Exemplarisch soll dies an der Berichterstattung über die Rede zur Kapitalismuskritik von Franz Müntefering, die 2005 gehalten wurde, geschehen. Dazu wird die Berichterstattung in einigen regionalen und überregionalen Zeitungen untersucht. Ein Vergleich der Ergebnisse mit Fernsehsendungen war mit Ausnahme der Nachrichtensendungen des privaten und öffentlich-rechtlichen Rundfunks aus technischen Gründen nicht möglich.
Um den Umfang der Arbeit und vor allem die für die Untersuchungen nötige Zeit nicht ins uferlose auszudehnen war es nötig sich auf ein Thema zu beschränken. Aus dem gleichen Grund musste auch der Untersuchungszeitraum stark eingegrenzt werden. Als Partei halte ich die SPD am besten als Beispiel für die Verknüpfung von Politik und Medien geeignet, da aufgrund ihrer langen Geschichte auch ein Rückblick möglich ist. Dadurch kann auch der Frage nachgegangen werden, inwieweit sich das Verhältnis im Laufe der Zeit überhaupt geändert hat.
Besondere Schwierigkeit bereitete die Auswertung der TV-Sendungen, da diese kaum archiviert werden. Vorbildlich ist das Archiv der ARD, aber auch hier bedarf es einiger technischer Hilfsmittel und einer gehobenen Computerausstattungen, um darauf zurückgreifen zu können. Bei den Zeitungen war der Rückgriff auf ältere Exemplare mit Ausnahme der Bild-Zeitung dagegen problemlos möglich. In der Literatur gibt es zu dem Thema bisher eher wenig brauchbare Literatur, wenngleich sich einige Aufsätze durchaus mit der Thematik befasst haben. Besonders zu empfehlen sind die Werke von Gerd Strohmeier (Politik und Massenmedien) sowie Ulrich Seibt (Demokratisch reden). Die Verarbeitung des Untersuchungsthemas im Radio habe ich dabei nicht untersucht. Auf Darstellungen im Internet habe ich zurückgegriffen, untersuche es aber ebenfalls nicht näher um den Umfang der Arbeit nicht zu sprengen.
2 Entwicklung der Medien und Geschichte der SPD
In den letzten Jahren verzeichnen vor allem die beiden großen „Volksparteien“ SPD und CDU einen starken Rückgang ihrer Mitgliederzahlen. Seit der deutschen Einheit hat sich die Zahl der Sozialdemokraten von 919.000 um 23% auf 717.500 im Jahre 2001 verringert.[1] Der auf die SPD spezialisierte Parteienforscher Franz Walter hält den Rückgang aber für gar nicht so tragisch, da man sich immer noch vergleichsweise auf dem Niveau der Zahlen der 1920er Jahren bewege. Problematisch sieht er nur die unter den Mitgliedern gering vertretenen jüngeren Nachwuchskräfte an. Die SPD wolle heute eine „moderne Wähler- und Medienpartei“ und zugleich ein „partizipationsgeprägte Netzwerkpartei“ sein.[2] Daraus entstehe aber ein Konflikt zwischen den PR-Experten, Beratern und Werbefachleuten auf der einen und dezentralen auf Inhalt ausgerichteten Netzwerken auf der anderen Seite. In Wahlkampfzeiten entscheide man sich für die Medienpartei, da sie überschaubarer und einfacher zu kalkulieren ist.[3] Die Dominanz der Medien im durchschnittlichen Alltag führt dazu, dass politische Programme an Bedeutung verlieren.[4] Wer auf politische Inhalte aufmerksam machen will, könne aber nicht auf Mediengeschicklichkeit und Medienpräsenz verzichten.[5] Als Folge der veränderten Darstellungsformen haben sich auch die Ansprüche an die Präsentation von Seiten der Parteien geändert. Die „Mediengesellschaft“ legt Wert auf „... Personalität, Bilder und Spannungswerte, schnelle Schnitte...“, was im Widerspruch zu den programmatischen Diskursen stehe.[6] Für Walter folgt daraus eine sinkende Assoziation der Mitglieder mit der Partei, was eine Erklärung für die sinkenden Mitgliedszahlen wäre.[7] Die Mediengesellschaft bedürfe Kurzbotschaften. Gerade in einem Land wie Deutschland mit „chronischem Wahlkampf“ sei es für eine Partei aber nötig, auf Unterscheidbarkeit zu achten.[8] Die hochmoderne Mediengesellschaft fördere neuautoritäre Züge in der Politik, die die Parteien zu Geschlossenheit zwinge, um eine negative Presse zu vermeiden.[9] Für Individualismus sei in der „Telegesellschaft“ kaum noch Platz.[10] Ein Wandel hat aber nicht nur in den Medien stattgefunden, sondern auch bei den Lesern: Von den unter 30jährigen liest die Hälfte keine Zeitung mehr, sondern bevorzugt (Privat-) Radio, Fernsehen und Internet als Informationsquelle.[11] Die Konkurrenz ist dabei groß: in Deutschland gibt es etwa 900 Printmedien und im Durchschnitt kann ein Haushalt 38 Fernsehprogramme und weit mehr Radioprogramme empfangen.[12] Aufs Internet können inzwischen etwas mehr als 50% der Haushalte zurückgreifen[13], wobei die einzelnen Haushalte dabei selten alle die gleichen Seiten aufsuchen dürften.
Die Stellung Gerhard Schröders als Nutzer einer „Telepolitik“ vergleicht Walter mit der von Ronald Reagan (USA), Bruno Kreisky (Österreich) und Tony Blair (GB).[14] Bei Schröder fehle aber, so Walter, eine „Telepolitik mit richtungsorientiertem Leadership“. Für die Organisatoren des Wahlkampfes, der bei der SPD mittlerweile von einer „Wahlkampfzentrale“ aus betrieben wird, ist das Phänomen einer verschwindenden und weniger aktiven Basis dagegen willkommen, da die Marketingexperten und Werbefachleute so ihre Kampagnen nicht diskutieren müssen.[15] Walter führt aber an, dass alle Parteien in Europa, die einen Wahlkampf ohne ihre personelle Basis führten, verloren hätten. Parteien könnten auch heute nicht ohne einige Tausend Aktivisten auskommen. Eine Partei, deren Mitglieder aber länger als vier Tage eine Debatte führen würden, gelte in den Medien als zerstritten, weshalb die SPD ihre Dispute und Diskurse weitgehend eingestellt hätte.[16]
3 Möglichkeiten der Mediennutzung und Aufgabe der Medien
Der teilweise Verlust der ursprünglichen Trennung von Privatem und Öffentlichem[17] hat eine Zunahme des Privaten in der Politik bewirkt. Ross spricht von der „Entpolitisierung des Politischen“ und der „Personalisierung und Privatisierung der Öffentlichkeit“. Die Medien hätten dabei die Aufgabe, für das Publikum eine „kritische Distanz“ zu bewahren.[18] Während Parteien aber in erster Linie einen guten Wahlerfolg erreichen wollen (mit dem der Wahlkampf dann nebenbei auch refinanziert werden kann), ist der Wähler dagegen daran interessiert, Informationen von und über die Parteien und ihre Politiker zu erhalten.[19]
Medien können Politik beeinflussen, müssen es aber nicht. Wie stark die Wechselwirkungen sind, ist trotz aller Thesen nicht genau bekannt. Ursachen und Wirkungen in der richtigen „Kopplung“ ermöglichen nach Luhmann innerhalb sozialer Systeme politisches Handeln.[20] Kommunikation ist für das Funktionieren von Politik wichtig, da sie in Demokratien eines öffentlichen Raumes bedürfen.[21] Medien vermitteln zwischen Staat und Gesellschaft.[22] Einige halten den Einfluss für so stark, dass er über die Stärke einer Partei entscheide. Neben dem Machtfaktor Öffentlichkeit besitzen Medien, insbesondere große Konzerne, wirtschaftliche Macht. Dehlhaes versucht mit dem Beispiel der SPD nach dem Wahlsieg 1998 zu belegen, das Politik die Verbreitung politischer Inhalte und Ziele nicht steuern könne.[23] Ich würde das differenzieren. Durch Pressemitteilungen, Pressekonferenzen und fernsehgerechte Parteitagen hat die Politik durchaus eine Möglichkeit, auf die Medien Einfluss zu nehmen. Messbar ist dieser Einfluss jedoch nicht. Wie wichtig die Politik für die Medien ist, zeigt sich an Zeitungen und Nachrichtensendungen. Fast alle überregionalen Zeitungen weisen einen eigenen Produktteil „Politik“ auf. In Nachrichtensendungen des Fernsehens, abgeschwächt auch im Radio, genießen politische Meldungen meist eine höhere Priorität als unpolitische und werden daher häufig zuerst genannt. Das „Diktat der Einschaltquote“[24] sorgt aber auch hier für Ausnahmen. Zudem wächst auch hier der Einfluss des unpolitischen.[25] Eine Möglichkeit der Einflussnahme von Politik auf Medien bieten eigene Zeitungen. Parteizeitungen sind aber seit dem Zweiten Weltkrieg fast ausgestorben.[26] Bei den großen Parteien hat nur der Vorwärts als Mitgliedszeitung der SPD und das Neue Deutschland der PDS überlebt. Medien haben dabei nach Strohmeier eine „Doppelnatur“: sie verfügen über ein „kommunikationstechnisches“ und ein „soziales“ Potential und seien dadurch mehr als ein „technisches Verbreitungsmittel“.[27] Der Nutzer von Printmedien hat dabei mehr Selektions- und Anwendungsmöglichkeiten als z.B. beim Hörfunk, wodurch die Wirkung „weniger subtil und suggestiv“ sei.[28] Als Primärfunktion weist Strohmeier den Massenmedien die Herstellung von Öffentlichkeit zu. Als politische Sekundärfunktion zählen für ihn als Leistung der Medien die Information und die Kontrolle und daraus resultierend ergibt sich durch die Medien eine „politische Sozialisation und Integration“, eine „politische Bildung und Erziehung“ und die „politische Meinungs- und Willensbildung“.[29] Vorteil der Massenmedien sei dabei, dass sie die größtmögliche Ebene der Öffentlichkeit seien.[30] Nachteilig wirke sich die geringe Einflussmöglichkeit der Bevölkerung aus. Meiner Meinung und Erfahrung nach gibt es aber durchaus eine indirekte Einflussmöglichkeit. Gerade im Bereich der Printmedien ist für die Art und Weise der Berichterstattung die Verkaufszahl der Auflage entscheidend. Da diese „Kontrolle“ beim Free-TV fehlt, klammern sich die Sender umso stärker an den jeweiligen Zuschaueranteil einer Sendung, um Erfolg oder Misserfolg ermitteln zu können.
[...]
[1] Walter, Franz: Abschied von der Toskana. Die SPD in der Ära Schröder. Wiesbaden, 2004.
[2] ebd.,
[3] ebd.,
[4] vgl. ebd.,
[5] Siller, Peter und Pitz, Gerhard (Hrsg.): Politik als Inszenierung. Zur Ästhetik des Politischen im Medienzeitalter. Baden-Baden, 2000.
[6] Franz Walter 2004, S. 39f.
[7] vgl. ebd.,
[8] ebd.,
[9] ebd.,
[10] ebd.,
[11] Mielke, Ralf: Kaffee zur Zeitung. In: Berliner Zeitung, Nr. 115, 20. Mai 2005,
[12] Machnig, Matthias: Politische Kommunikation in der Mediengesellschaft. In: ders. (Hg.): Politik – Medien – Wähler. Wahlkampf im Medienzeitalter. Opladen, 2002.
[13] vgl. Strohmeier, Gerd: Politik und Massenmedien. Baden-Baden, 2004.
[14] Walter, Franz 2004, S. 71.
[15] vgl. ebd., S. 96.
[16] ebd., S. 97.
[17] Ross, Dieter: Die Regression des Politischen. Die Massenmedien privatisieren die Öffentlichkeit. In: Imhof, Kurt und Schulz, Peter (Hg.): Die Veröffentlichung des Privaten – Die Privatisierung des Öffentlichen. Opladen, 1998.
[18] Dörner, Andreas und Vogt, Ludgera: Wahlkampf im Unterhaltungszeitalter. In: Machnig, Matthias (Hg.): Politik – Medien – Wähler. Wahlkampf im Medienzeitalter. Opladen, 2002.
[19] vgl. Schmitt-Beck, Rüdiger: Das Nadelöhr am Ende: Die Aufmerksamkeit der Wähler für die Wahlkampfkommunikation als Voraussetzung wirksamer Kampagnen. In: Machnig, Matthias (Hg.): Politik – Medien – Wähler. Wahlkampf im Medienzeitalter. Opladen, 2002.
[20] Luhmann, Niklas: Die Politik der Gesellschaft. Frankfurt, 2000.
[21] Delhaes, Daniel: Politik und Medien. Zur Interaktionsdynamik zweier sozialer Systeme. Wiesbaden, 2002.
[22] Schäfer, Matthias: Medienmacht Macht Medienpolitik. Baden-Baden, 1999.
[23] Delhaes,
[24] ebd.,
[25] vgl. Ross,
[26] Delhaes,
[27] Strohmeier, Gerd: Politik und Massenmedien. Baden-Baden, 2004. S. 25f.
[28] ebd.,
[29] Strohmeier, S. 72f.
[30] ebd.,
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