Im Hinblick auf die Malerei ist mit seinem Namen der Begriff Hochrenaissance verbunden. Sie ist zeitlich etwa zwischen 1500 und 1540 einzuordnen. Leonardo selbst beschreibt ihr Anliegen folgendermaßen:
„Die Malerei bewahrt lebendig jene Harmonie der schön entsprechenden Glieder, welche die Natur mit all ihren Kräften zu erhalten nicht vermöchte. Sie erhält das Abbild einer göttlichen Schönheit, dem Zeit oder Tod sein Naturvorbild rasch zerstört hat.“ (4)
Damit möchte ich meine eigentlichen Erläuterungen beginnen und auf den Auszug aus dem „Buch von der Malerei“ eingehen. Die Argumentation Leonardos erfolgt anhand zwei unterschiedlicher Gesichtspunkte.
Die Aufwertung der Malerei begründet er zuerst anhand der Erläuterungen, dass sie eine Wissenschaft sei. Danach macht er ihre Bedeutung anhand zahlreicher Vergleiche deutlich. Es findet eine Gegenüberstellung zwischen den verschiedenen Künsten, größtenteils zwischen der Malerei und der Dichtkunst statt. Der Text
ist in sieben Teilbereiche unterteilt. Ich möchte nun folgend auf die einzelnen Abschnitte eingehen.
Inhaltsverzeichnis
1. Das Leben Leonardo da Vincis in der Zeit der Renaissance Erfindungen, Entdeckungen, historische Ereignisse
2. Leonardo da Vincis Argumentationen für die Aufwertung der Malerei
3. Resümee
4. Literaturverzeichnis
5. Abbildungsverzeichnis
6. Abbildungen
1. Das Leben Leonardo da Vincis in der Zeit der Renais-
sance - Erfindungen, Entdeckungen, historische Ereig- nisse Diese Hausarbeit trägt den Titel „Wie begründet da Vinci die Aufwer- tung der Malerei?“. Um eine Antwort auf diese Frage geben zu kön- nen, ist es zunächst erst einmal wichtig zu klären, in welcher Zeit Leonardo (Lionardo) da Vinci lebte. Zudem möchte ich einen kurzen biographischen Überblick über sein Leben geben. Leonardo wurde am 15. April 1452 in Vinci, Italien geboren. Er war der Sohn der Bau- erntochter Caterina und des Notars Ser Piero di Antonio da Vinci. Sein Vater war es, der das Talent seines Sohnes erkannte. Auf Grund seiner Bemühungen verschaffte er Leonardo eine Ausbildung in Florenz bei seinem Freund, dem Maler und Bildhauer Andrea del Verocchio. Diese trat er etwa 1469 an. Im Jahr 1482 ging er nach Mailand, wo er unter der Herrschaft Ludovico il Moro Sforzas und für ihn als Bildhauer, Maler und Kriegsingenieur arbeitete. Die Jahre zwischen 1487 und 1499 waren für ihn und sein Schaffen sehr be- deutsam. Er begann in dieser Zeit nicht nur mit seinen Anatomie-, Proportions- und Physiologiestudien, sondern gelangte auch als Künstler zu Ansehen am Hofe Sforzas. Leonardo schuf in dieser Zeit das „Abendmahl“, das 1495 von il Moro in Auftrag gegeben wurde. Des Weiteren arbeite er viele Jahre an dem Reiterdenkmal Frances- co Sforzas, welches er allerdings nie ausführte. Nach dem Sturz des Ludovico il Moro Sforza verließ Leonardo Mailand. Er ging nach Mantua, Venedig und Florenz. In Letzterem blieb er von 1503 bis 1506. In dieser Zeit entstand auch eines seiner wohl berühmtesten Werke - das Porträt der Lisa del Giocondo, der Mona Lisa. In den folgenden Jahren war er mehr als Wissenschaftler denn als Maler tätig. Nachdem er sich ab 1506 in Mailand aufhielt und sein Gönner Charles d'Amboise, ein französischer Gouverneur, 1511 verstarb, folgte er Giuliano de'Medici an den päpstlichen Hof nach Rom. Nach dessen Tod im März 1516 kam er der Bitte Franz I. nach und verleb- te seine letzten Jahre auf dem Château de Cloux in Frankreich, wo er am 2. Mai 1519 verstarb. Das Leben und Schaffen Leonardos ist in die Epoche der Renaissance einzuordnen. Sie bezeichnet eine Kulturwende zwischen 1350 und 1600, die ihren Ursprung in Italien hatte. Sie setzte auf Grund des sich Bewusstwerdens der Individualität ein und vollzog sich in allen Lebens- und Geistesbereichen. Charakteristisch für sie waren das Bewusstwerden der Individualität, das „Streben nach objektiver Naturerkenntnis“ (1 ) und die Wiedergeburt - so die deutsche Übersetzung - der Künste.
Ebenso besannen sich die Menschen auf die Überlieferungen der Antike. Die Renaissance ist sehr stark mit dem Begriff des Huma- nismus verbunden. Dieser verkörpert die wissenschaftlich-geistige Grundlage der Renaissance. Auf literarischer Basis vollbrachte der Humanismus mittels der gründlichen Analyse schriftlicher Quellen die „Wiederbelebung antiken Gedankenguts“. (2 ) Eine besondere Bedeu- tung kam dabei den antiken Dichtern und Denkern zu. So wurden beispielsweise die Schriften von Aristoteles und Platon übersetzt. Ein Name, der in diesem Zusammenhang unbedingt zu nennen ist, ist Marsilio Ficino. Er war es, der nicht nur Platon sondern auch Plotin und andere neuplatonische Autoren übersetzte. Seine Begeisterung für Platon war groß. So leitete er auch die Platonische Akademie in Florenz. Diese organisierte beispielsweise Vorlesungen und Feste zu Ehren Platons.
Die Zeit der Renaissance ist außerdem durch zahlreiche Erfindungen und Entdeckungen gekennzeichnet. 1440 kam es beispielsweise zu einem enormen Einschnitt in der Entwicklung durch Johannes Gu- tenberg. Er erfand den Buchdruck mit beweglichen Metalllettern. Mittels dieser Erfindung entstand zwischen 1451 und 1454 das erste gedruckte Buch - die Gutenberg-Bibel. 1492 kam es zudem zu einer der bedeutendsten geographischen Entdeckungen. Der italienische Seefahrer Cristoforo Colombo sollte im Auftrag des spanischen Kö- nigs einen kürzeren Seeweg nach Asien erkundschaften. Doch irr- tümlicherweise entdeckte er stattdessen Mittelamerika. Durch Gio- vanni Caboto, Juan Ponce de León und Hernán Cortés erfolgten bis 1535 weitere Forschungsreisen, deren Interesse dem amerikanischen Kontinent galt. Aber auch Kritiken und Aufruhr cha- rakterisierten das Zeitalter der Renaissance. Im Jahre 1517 ging mit dem Anschlag der 95 Thesen durch Martin Luther die deutsche Re- formation einher. Hierbei griff er die Theorie und die Praxis des Ab- lasshandels an. Im Jahr 1543 kam es zudem zu einem weiteren Ein- schnitt, einem Einschnitt in das existierende Weltbild. Das bis dahin bestehende ptolemäische System wurde durch das durch Nikolaus Kopernikus aufkommende heliozentrische System rasch verdrängt. Nikolaus Kopernikus vertrat die Auffassung, dass nicht die Erde, sondern die Sonne der Mittelpunkt der Welt sei, um den alle Plane- ten kreisten. Schon Leonardo da Vinci zweifelte an den Grundauffas- sungen des ptolemäischen Systems. Er stellte dessen Theorie der Erde als starren Mittelpunkt in Frage. Doch nicht nur hinsichtlich des Wandels zum Glauben an das heliozentrische System änderte sich das Weltbild. In der nunmehr aufkommenden anthropozentrischen Weltanschauung bildete der Mensch das Zentrum. Dieser war auf der Suche nach den Wahrheiten und Weisheiten und nahm nicht mehr alles für gegeben hin. Dieses Streben und Forschen basierte auf dem Bewusstwerden der Individualität und dem Selbstgefühl des Menschen. Er nahm für sich selbst eine zunehmend bedeutende Stellung ein und forderte mehr Anerkennung. Dies trifft insbesondere auf die Künstler der damaligen Zeit zu, denn bis dahin zählte ihre Arbeit noch immer unter die der mechanischen Künste, auch artes mechanicae genannt. Sie wollten beweisen, dass ihre Kunst auch eine geistige Kunst und damit eine Wissenschaft sei. Die erste moderne Theorie der Malerei wurde durch Leon Battista Alberti geschaffen. In „Della pittura“ („Über die Malkunst“, 1435) nennt er zwei Gründe für die Wichtigkeit der Malerei. Nach seiner Meinung unterstütze sie den christlichen Glauben, indem die Heiligen und die um sie herum geschehenden Ereignisse abgebildet werden. Außerdem hat die Malerei die „göttliche Kraft, das Abwesende anwe- send sein zu lassen; dies gelte insbesondere für die Gattung des Porträts, in dem Verstorbene für die Nachwelt weiterlebten.“ (3 ) Mit Angabe dieser Gründe fordert Alberti, dass der bildende Künstler sozial und gesellschaftlich gesehen eine höhere Anerkennung erhält. Der Künstler wird durch ihn als ein „Uomo universale“, ein „Univer- salgelehrter“ dargestellt. Leonardo da Vinci verkörpert als ein Bei- spiel diesen umfassend gebildeten Menschen. Er war nicht nur als Maler, sondern beispielsweise auch als Plastiker, Kunsttheoretiker, Ingenieur, Erfinder und Naturforscher tätig. Des Weiteren wurde er bei architektonischen Fragen zu Rate gezogen. So finden sich Skiz- zen mit Auf- und Grundrissen verschiedener Kuppeldome. Auch Handzeichnungen seiner Anatomie-, Proportions-, Naturstudien und verschiedene Entwürde zu Erfindungen, beispielsweise eines Fall- schirm, sind noch heute erhalten und weisen auf seine Tätigkeit als Wissenschaftler hin. In den Anlagen 1 bis 5 sind einige ausgewählte Beispiele enthalten. Im Hinblick auf die Malerei ist mit seinem Namen der Begriff Hochrenaissance verbunden. Sie ist zeitlich etwa zwi- schen 1500 und 1540 einzuordnen. Leonardo selbst beschreibt ihr Anliegen folgendermaßen:
„Die Malerei bewahrt lebendig jene Harmonie der schön ent- sprechenden Glieder, welche die Natur mit all ihren Kräften zu erhalten nicht vermöchte. Sie erhält das Abbild einer göttlichen Schönheit, dem Zeit oder Tod sein Naturvorbild rasch zerstört hat.“ (4 )
Damit möchte ich meine eigentlichen Erläuterungen beginnen und auf den Auszug aus dem „Buch von der Malerei“ eingehen. Die Ar- gumentation Leonardos erfolgt anhand zwei unterschiedlicher Ge- sichtspunkte. Die Aufwertung der Malerei begründet er zuerst an- hand der Erläuterungen, dass sie eine Wissenschaft sei. Danach macht er ihre Bedeutung anhand zahlreicher Vergleiche deutlich. Es findet eine Gegenüberstellung zwischen den verschiedenen Künsten, größtenteils zwischen der Malerei und der Dichtkunst statt. Der Text ist in sieben Teilbereiche unterteilt. Ich möchte nun folgend auf die einzelnen Abschnitte eingehen.
2. Leonardo da Vincis Argumentationen für die Aufwertung der Malerei
1. Abschnitt: „ Ob die Malerei Wissenschaft ist oder nicht “
Zunächst einmal ist zu sagen, dass Leonardo da Vinci die Malerei als Wissenschaft verstand. Der Grund dafür war seiner Meinung nach, das „sie auf der mathematischen Perspektive und auf dem genauen Studium der Natur beruhe“ (5 ). Die wichtigsten Tätigkeiten des Malers seien damit das Beobachten und das Studieren. Denn erst dadurch könne er das genaue Abbild dessen wiedergeben, was die Natur hervorgebracht hat. So schrieb er beispielsweise:
‚Damit ein Maler bei den Stellungen und Gesten, die man im Nackten darstellen kann, sich als ein guter Gliedmaassen- Macher und -Zusammenordner erweisen könne, so ist es etwas sehr Nothwendiges für ihn, dass er die Anatomie der Nerven (oder Sehnen), Knochen, Kurz- und Langmuskeln kenne, damit er bei den verschiedenen Bewegungen und Kraftäußerungen wisse, welcher Nerv oder Muskel der Veranlasser der Bewe- gung sei […].’ (6 ) (Anlage 3)
Doch nicht nur das Studium der Anatomie sondern auch das der Proportionen sei wichtig und gerade hier lassen sich die geometri- schen und mathematischen Grundlagen erkennen. Er beweist so, dass die Malerei auf einer Wissenschaft beruhe und damit eben eine solche sei. Anhand von zwei Beispielen werde ich das verdeutlichen. Zunächst einmal möchte ich auf die Proportionsfigur Vitruvs (Anlage 6) eingehen, die Leonardo nach seinen eigenen Messungen und Un- tersuchungen berichtigte (Anlage 7). Vitruv, ein Ingenieur der römi- schen Kaiserzeit, fand heraus, dass die gespreizten Arme und Beine eines Mannes die Eckpunkte eines Quadrates bilden. Er spricht hier- bei vom „homo ad quadratum“. Des Weiteren kann dieses Quadrat in einen Kreis einbeschrieben werden. Auch hier werden die gespreiz- ten Gliedmaßen vom Kreis begrenzt. Dabei spricht er vom „homo ad circulum“. Der Nabel bildet dabei stets den Mittelpunkt des Körpers. Leonardo orientierte sich jedoch korrigierenderweise nicht mehr an den reinen geometrischen Figuren des Kreises und des Quadrates. Sie stehen bei ihm nicht mehr in dem von Vitruv vorgegebenen Verhältnis zueinander. Die Änderungen ergeben sich anhand der von ihm erforschten Maße des Menschen. Ein Auszug aus diesen Untersuchungen lautet:
‚Wie ein zwei Ellen großer Mensch zu klein ist, so ist ein vier El- len großer zu groß, denn die Mitte ist lobenswert; die Mitte zwi- schen zwei und vier ist drei: also nimm einen drei Ellen großen Menschen und miß ihn nach der Regel, die ich dir jetzt gebe. Wenn du mir sagen würdest, ich könnte mich täuschen, indem ich einen für wohl pro portioniert halte, der das Gegenteil ist, dann antworte ich dir, du mußt dir viele drei Ellen große Men- schen ansehen und eine große Anzahl solcher, deren Glied- maßen ähnlich sind: und dann nimm einem, der zu den Schöns- ten gehört, das Maß. Die Länge der Hand beträgt ein Drittel Elle und ist neunmal in der Größe enthalten; und dieselbe Länge hat der Kopf und der Abstand vom Halsgrübchen zur Schulter, und der von der Schulter zur Brustwarze und der von der einen zur anderen Brustwarze und der von jeder Brustwarze zum Hals- grübchen.’ (7 )
Durch seine Korrekturen liegt auch nur noch der Nabel des „homo ad circulum“ im Mittelpunkt des menschlichen Körpers. Der des „homo ad quadratum“ dagegen befindet sich über dem Schambereich. Nun folgend möchte ich auf Leonardos Proportionszeichnung des Kopfes (Anlage 8) eingehen. Hiermit gebe ich das zweite Beispiel dafür, dass in den Augen Leonardos die Malerei auf den Grundlagen der Mathematik und Geometrie beruhe und somit eine Wissenschaft sei: ‚Von der Augenbraue bis zur Vereinigung der Lippe mit dem Kinn und das Ende der Kinnlade und das Ende des Ohrs mit der Schläfe bilden ein vollkommenes Quadrat. Und jede Seite für sich ist die Hälfte des Kopfes.
Die Höhle unter den Wangenknochen befindet sich in der Mitte zwischen der Nasenspitze und dem Ende des Kieferknochens, das ergibt den Winkel unterhalb des Ohres auf der obigen Zeichnung. Von der äußeren Ecke der Augenhöhle bis zum Ohr ist es so weit, wie das Ohr lang ist, oder auch ein Drittel des Kopfes.’ (8 )
Diese Auszüge sind nur ein winziger Teil der Arbeit Leonardos. Es ist zu erkennen, dass er alles als eine Wissenschaft betrachtete und dementsprechend alles genau erforschte. All seine Untersuchungen basierten auf der Mathematik und der Geometrie.
[...]
1 (Das große Bertelsmann Lexikon 2000)
2 (Das große Bertelsmann Lexikon 2000)
3 (Brockhaus 1998, S. 227)
4 (Brockhaus 1998, S. 205 f.)
5 (Bickmann 1999, S. 177)
6 (Bickmann 1999, S. 177)
7 (Chastel 1990, S. 288)
8 (Chastel 1990, S. 288)
- Arbeit zitieren
- Janet Neßmann (Autor:in), 2003, Wie begründet da Vinci die Aufwertung der Malerei?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/92790
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