Adam Smith gilt, zusammen mit David Ricardo, als der Hauptvertreter des (ökonomischen) Liberalismus – jener Epoche, die mit Beginn der Industriellen Revolution um 1765 den Merkantilismus ablöste und mit der Großen Depression 1873/79 und dem aufkommenden Imperialismus endete.
Das Buch I seines dreibändigen Hauptwerkes „Inquiry into the Nature and Causes of the Wealth of Nations“ (auf deutsch: „Eine Untersuchung über das Wesen und die Ursachen des Reichtums der Nationen“ – oftmals kurz „Reichtum der Nationen“ genannt) handelt „von den Ursachen für die Steigerung der produktiven Kräfte der Arbeit und von der Regel, nach der ihr Produkt unter die verschiedenen Klassen des Volkes natürlicherweise verteilt wird“. Die Prämisse, die Smiths Werk zugrunde liegt, besagt, dass der Entwicklungsstand der Produktivkräfte der Arbeit bestimmend für Armut und Reichtum eines Volkes seien – insbesondere käme es hier auf die Arbeitsteilung zum einen und die Kapitalakkumulation zum anderen an, die als Ursache für diese Entwicklung anzusehen seien.
Nach STAPELFELDT vollzieht der Liberalismus (lat.: ‚libertas’ – ‚Freiheit’) seinem Selbstverständnis nach durch den Beginn einer Epoche kosmopolitischer Freiheit und ewigen Friedens einen Bruch gegenüber aller bisherigen Gewaltgeschichte – andererseits weist der Liberalismus geradewegs eine wesentliche Kontinuität mit der Gewaltgeschichte des vorangegangenen Merkantilismus auf – demnach besteht ein Widerspruch zwischen Bruch und Kontinuität im Liberalismus.
Im Rahmen dieser Arbeit soll dieser Widerspruch an konkreten Textstellen im Werk Smiths vor Augen geführt werden. Es werden daher zunächst die Merkmale des Liberalismus dargestellt, deren Kenntnis für die Beantwortung der Fragestellung notwendig ist; daran schließt das Kernstück dieser Arbeit an: Eine systematische Textanalyse, die die zentralen Aussagen der Kapitel I bis VII wiedergibt, ferner aufzeigt, welche Liberalismus-Merkmale sich in ihnen widerspiegeln und anschließend kritisiert; dies in Form einer Sichtbarmachung von den in der Liberalismus-Epoche ungesehenen Widersprüchen. Schließlich folgt eine Zusammenfassung der Ergebnisse.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung und Fragestellung
- 2. Merkmale des Liberalismus
- 2.1 Ausführungen zur Merkantilismus-Epoche
- 2.2 Ausführungen zur Liberalismus-Epoche
- 2.3 Zusammenfassung der Merkmale des Liberalismus
- 3. Systematische Textanalyse zu Adam Smiths „Inquiry into ... the Wealth Of Nations\" (Kapitel I - VII)
- 3.1 Textanalyse Kapitel I: Von der Arbeitsteilung
- 3.2 Textanalyse Kapitel II: Von dem die Arbeitsteilung bewirkendem Prinzip
- 3.3 Textanalyse Kapitel III: Daß die Arbeitsteilung durch die Ausdehnung des Marktes begrenzt ist
- 3.4 Textanalyse Kapitel IV: Vom Ursprung und der Verwendung des Geldes
- 3.5 Textanalyse Kapitel V: Vom realen und nominellen Preis der Waren oder von ihrem Preis in Arbeit und ihrem Preis in Geld
- 3.6 Textanalyse Kapitel VI : Von den Bestandteilen des Preises der Waren
- 3.7 Textanalyse Kapitel VII: Vom natürlichen und vom Marktpreis der Waren
- 4. Zusammenfassung der Ergebnisse der Textanalyse
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Hausarbeit analysiert Adam Smiths „Reichtum der Nationen“, insbesondere die Kapitel I bis VII, um die Merkmale des ökonomischen Liberalismus in der Zeit der Industriellen Revolution zu untersuchen. Dabei liegt der Fokus auf dem Widerspruch zwischen dem Bruch mit der Gewaltgeschichte des Merkantilismus und der Kontinuität von Machtstrukturen im Liberalismus.
- Merkmale des Liberalismus im Vergleich zum Merkantilismus
- Die Rolle der Arbeitsteilung und Kapitalakkumulation im ökonomischen System
- Die Bedeutung des Marktes und des Geldwesens
- Widersprüche des Liberalismus in Bezug auf soziale Ungleichheit und Gewalt
- Die Verselbständigung der bürgerlichen Gesellschaft
Zusammenfassung der Kapitel
- Kapitel I: Von der Arbeitsteilung: Dieses Kapitel analysiert die Entstehung und Auswirkungen der Arbeitsteilung, die zu einer Steigerung der Produktivkraft führt. Es wird der Zusammenhang zwischen Arbeitsteilung und dem Wachstum des Wohlstands dargelegt.
- Kapitel II: Von dem die Arbeitsteilung bewirkendem Prinzip: Smith untersucht in diesem Kapitel das Prinzip, das die Arbeitsteilung möglich macht: den Austausch von Gütern und Dienstleistungen. Er argumentiert, dass der Austausch durch die Natur des Menschen gefördert wird.
- Kapitel III: Daß die Arbeitsteilung durch die Ausdehnung des Marktes begrenzt ist: Hier wird die Rolle des Marktes als Bedingung für die Arbeitsteilung und die damit verbundene Steigerung der Produktivität betrachtet. Smith argumentiert, dass der Umfang des Marktes die Ausdehnung der Arbeitsteilung begrenzt.
- Kapitel IV: Vom Ursprung und der Verwendung des Geldes: Smith untersucht die Entstehung und Funktion des Geldes als Tauschmittel und dessen Einfluss auf die ökonomische Entwicklung.
- Kapitel V: Vom realen und nominellen Preis der Waren oder von ihrem Preis in Arbeit und ihrem Preis in Geld: Smith analysiert den Wert von Waren und Dienstleistungen und unterscheidet zwischen dem realen Preis (Arbeit) und dem nominalen Preis (Geld).
- Kapitel VI : Von den Bestandteilen des Preises der Waren: In diesem Kapitel werden die verschiedenen Bestandteile des Warenpreises, wie Lohn, Gewinn und Grundrente, untersucht.
- Kapitel VII: Vom natürlichen und vom Marktpreis der Waren: Smith unterscheidet zwischen dem natürlichen und dem Marktpreis von Waren und analysiert die Faktoren, die zu Abweichungen zwischen diesen Preisen führen können.
Schlüsselwörter
Schlüsselbegriffe dieser Arbeit sind ökonomischer Liberalismus, Adam Smith, „Reichtum der Nationen“, Arbeitsteilung, Kapitalakkumulation, Markt, Geld, Preis, Merkantilismus, Industrielle Revolution, soziale Ungleichheit, Gewalt, bürgerliche Gesellschaft.
- Quote paper
- Fabian Kühne (Author), 2006, Der ökonomische Liberalismus nach Smith: Merkmale und Widersprüche, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/92770