Auch heute noch, 18 Jahre nach der Wende, besteht verständlicherweise ein verbreitetes Interesse an der Jugend in der ehemaligen DDR. Es wird nach den früheren Lebensformen junger Leute gefragt, nach ihrem damaligen Denken und Verhalten, ihren politischen und kulturellen Einstellungen, nach ihren intellektuellen Fähigkeiten. Ziel dieser Untersuchung soll es sein, das Freizeitverhalten der Jugendlichen in der DDR zu beschreiben und erklärende Hypothesen für ihr Verhalten aufzustellen.
Das Zentralinstitut für Jugendforschung in Leipzig (ZIJ) hatte seit seiner Gründung im Jahre 1966 zu solchen und weiteren Themen eine große Zahl sozialwissenschaftlicher Untersuchungen durchgeführt. Zunächst soll mithilfe der genaueren Untersuchung von Voraussetzungen und Bedingungen, Kenntnis über die Jugendforschung in der DDR gewonnen werden. Ebenso werde ich Stellung nehmen zu Inhalten, Aussagen, Forschungsergebnissen, methodischem Vorgehen und theoretischen Interpretationen des ZIJ. Durch die Jugendforschung in der DDR konnten umfassende Informationen und grundlegende Erkenntnisse über den Wandel der DDR-Jugend, ihren Sozialisationsbedingungen und ihrer Mentalität, vor allem in den 80er Jahren bis zur und während der Wende, geliefert werden. Dennoch nicht zu vernachlässigen ist der stets vorhandene Konflikt zwischen den Möglichkeiten zur Veröffentlichung empirischer Forschungen und den harten Tabus und Restriktionen durch das sozialistische Herrschaftssystem. Die meisten Daten und Studien gelangten nicht an die Öffentlichkeit. Erwähnen will ich daher nur einige Meilensteine der ZIJ- Jugendforschung, die zum Teil auch Verwendung in meinen Untersuchungen gefunden haben: „Jugend heute“ (Friedrich 1966), „Jugend und Jugendforschung“ (Friedrich 1976), Jugend konkret“ (Friedrich/ Gerth 1984). Ein sowohl für meine Arbeit als auch für die nach der Wende betriebene DDR-Jugendforschung bzw. Forschung über die DDR-Jugendforschung wichtiges Werk ist das von Friedrich und Griese im Jahr 1991 veröffentlichte „Jugend und Jugendforschung in der DDR“.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einführung in den Untersuchungsgegenstand
- 2. Jugendforschung in der DDR
- 2.1. Der Jugendbegriff in der DDR
- 2.2. Zur Geschichte der DDR-Jugendforschung und des Zentralinstituts für Jugendforschung
- 2.3. Aufgabenfelder der Jugendforschung
- 3. Jugendpolitik der SED
- 3.1. Gesellschaftliche Stellung der Jugend in der DDR
- 3.2. Die Programmatik der Jugendpolitik der SED
- 4. Freizeit der DDR-Jugend
- 4.1. Vorbetrachtungen
- 4.2. Ausgewählte Freizeitbereiche
- 4.2.1. Gesellschaftspolitische Tätigkeiten
- 4.2.2. Kultur- und Medienverhalten
- 4.2.3. Körperkultur und Sport
- 4.3. Herausbildung einer „Jugendkulturszene“ in der DDR
- 5. Der Pionierpalast “Walter Ulbricht“ als ein regionales Beispiel organisierter Freizeit für die Kinder und Jugendlichen in der DDR
- 5.1. Vorbetrachtungen: Die Funktion der Arbeitsgemeinschaften
- 5.2. Organisierte Freizeit im Pionierpalast
- 6. Schlussbemerkung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende wissenschaftliche Arbeit befasst sich mit dem Freizeitverhalten der Jugend in der DDR, insbesondere im Kontext des Pionierpalastes in Dresden. Ziel der Untersuchung ist es, das Freizeitverhalten zu beschreiben und erklärende Hypothesen für die Verhaltensweisen der Jugendlichen zu entwickeln.
- Die Jugendforschung in der DDR und ihr Einfluss auf das Verständnis der jugendlichen Lebenswelt
- Die Jugendpolitik der SED und ihre Auswirkungen auf die Gestaltung der Freizeit
- Die verschiedenen Freizeitbereiche der DDR-Jugend und ihre Bedeutung
- Die Rolle des Pionierpalastes "Walter Ulbricht" in Dresden als Institution der organisierten Freizeit
- Die Herausbildung einer „Jugendkulturszene“ in der DDR
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit beginnt mit einer Einführung in den Untersuchungsgegenstand und stellt das Ziel der Analyse des Freizeitverhaltens der DDR-Jugend dar. Kapitel 2 beleuchtet die Jugendforschung in der DDR, inklusive des Jugendbegriffs, der Geschichte des Zentralinstituts für Jugendforschung und dessen Aufgabenfelder. Kapitel 3 untersucht die Jugendpolitik der SED, wobei sowohl die gesellschaftliche Stellung der Jugend als auch die Programmatik der SED-Jugendpolitik betrachtet werden.
Kapitel 4 beschäftigt sich mit der Freizeit der DDR-Jugend. Es werden ausgewählte Freizeitbereiche wie gesellschaftspolitische Tätigkeiten, Kultur- und Medienverhalten sowie Körperkultur und Sport näher betrachtet. Darüber hinaus wird die Herausbildung einer „Jugendkulturszene“ in der DDR thematisiert.
Kapitel 5 widmet sich dem Pionierpalast "Walter Ulbricht" in Dresden als ein regionales Beispiel für organisierte Freizeit in der DDR. Neben den Vorbetrachtungen zur Funktion der Arbeitsgemeinschaften werden die Angebote und die Rolle des Pionierpalastes im Rahmen der organisierten Freizeit beleuchtet.
Schlüsselwörter
Jugend, Freizeit, DDR, Jugendforschung, Jugendpolitik, SED, Pionierpalast, Dresden, Gesellschaftspolitische Tätigkeiten, Kultur- und Medienverhalten, Körperkultur, Sport, Jugendkulturszene, Organisierte Freizeit, Arbeitsgemeinschaften.
- Quote paper
- Carolin Schäfer (Author), 2007, Jugend und Freizeit in der DDR - Unter besonderer Berücksichtigung des Pionierpalastes in Dresden, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/92767