In den letzten Jahren kommt es immer wieder verstärkt zu einer öffentlichen Diskussion um die Einführung einheitlicher Schulkleidung . Besonders im Rahmen der Kontroverse um Ergebnisse und Konsequenzen der PISA-Studien wird über Lösungen zur Verbesserung der Lehr- und Lernsituation in deutschen Schulen sehr intensiv debattiert. Die Auseinandersetzung um Schuluniformen findet in Deutschland bislang jedoch überwiegend auf ideologisch-politischer Ebene statt, wissenschaftliche Studien zu möglichen Effekten und Bedingungen ihrer Einführung gibt es kaum. Aus kultursoziologischer Sicht lassen sich die vielfältigen von Verfechtern propagierten positiven Auswirkungen einer Einführung von Schuluniformen so nicht bestätigen. Sowohl die Habitustheorie Bourdieus als auch das integrationsfunktionale Verständnis von Symbolen nach Durkheim deuten darauf hin, dass Schuluniformen allein die Probleme nicht lösen werden und es vielmehr engagierte Lehrer und umfassende Integrations- und Toleranzprogramme braucht, um die erwünschten Effekte zu erzielen. Die unbegleitete Einführung einheitlicher Schulkleidung lässt soziale Unterschiede, Markenfetischismus und Diskriminierung nicht verschwinden, ebenso wenig sorgt sie automatisch für einen guten gemeinschaftlichen Zusammenhalt.
Im Folgenden soll es zunächst darum gehen, in einer ersten Bestimmung der Hauptargumente von Befürwortern und Kritikern die öffentliche Debatte um Schuluniformen – wie sie sich in Deutschland abzeichnet – zu umreißen. Anschließend werden, unter Bezug auf die Theorien Bourdieus und Durkheims, die Bedingungen zur Verwirklichung der erhofften Effekte einer Einführung von Schuluniformen analysiert.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die öffentliche Debatte um Schuluniformen in Deutschland
- Nivellierung sozialer Unterschiede und Verminderung von Diskriminierung durch einheitliche Schulkleidung?
- Die Habitustheorie nach Bourdieu
- Konsequenzen der Habitustheorie für die Einführung einheitlicher Schulkleidung
- Positive Identifikation und Stärkung der Gemeinschaft durch einheitliche Schulkleidung.
- Die Bedeutung von Symbolen nach Durkheim
- Konsequenzen der soziologischen Analyse Durkheims für die Einführung einheitlicher Schulkleidung
- Zusammenfassung und Ausblick
- Literatur- und Quellenverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Debatte um die Einführung von Schuluniformen in Deutschland aus kultursoziologischer Sicht. Sie hinterfragt die Behauptung, dass Schuluniformen soziale Konflikte reduzieren und zur Verbesserung der Lernumgebung beitragen können. Ziel ist es, die Argumente von Befürwortern und Kritikern anhand der Theorien von Pierre Bourdieu und Émile Durkheim zu analysieren und die realistischen Effekte einer Einführung von Schuluniformen zu beleuchten.
- Die öffentliche Debatte um Schuluniformen in Deutschland
- Die Habitustheorie nach Bourdieu und ihre Relevanz für die Debatte
- Die Rolle von Symbolen in der Gesellschaft nach Durkheim
- Die Auswirkungen von Schuluniformen auf soziale Unterschiede und Diskriminierung
- Die Bedeutung von Gemeinschaft und Identifikation im schulischen Kontext
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung
Die Einleitung stellt die Problematik der Schuluniformdebatte in Deutschland vor und beleuchtet die fehlende wissenschaftliche Auseinandersetzung mit möglichen Effekten und Bedingungen einer Einführung. Sie argumentiert, dass die Habitustheorie Bourdieus und die Symbolik-Analyse Durkheims zeigen, dass Schuluniformen allein keine Lösung für die Probleme darstellen und dass weitere Maßnahmen erforderlich sind.
2. Die öffentliche Debatte um Schuluniformen in Deutschland
Dieses Kapitel analysiert die öffentliche Debatte um Schuluniformen in Deutschland, indem es die Argumentation von Befürwortern und Kritikern darstellt. Es zeigt, wie ideologisch aufgeladen die Debatte ist und wie stark unterschiedliche Standpunkte die Kostenfrage beeinflussen. Die zentralen Fragen, die in der wissenschaftlichen Auseinandersetzung relevant sind, werden formuliert.
3. Nivellierung sozialer Unterschiede und Verminderung von Diskriminierung durch einheitliche Schulkleidung?
Dieses Kapitel beleuchtet das Argument, dass Schuluniformen soziale Unterschiede unsichtbar machen und damit Diskriminierung entgegenwirken. Es stellt die Habitustheorie Bourdieus vor und argumentiert, dass soziale Unterschiede sich nicht allein auf die Kleidung beschränken und daher nicht durch Schuluniformen vollständig eliminiert werden können.
4. Positive Identifikation und Stärkung der Gemeinschaft durch einheitliche Schulkleidung.
Dieses Kapitel untersucht die Argumentation, dass Schuluniformen eine positive Identifikation mit der Schule und ein stärkeres Gemeinschaftsgefühl fördern. Es greift die soziologische Analyse von Symbolen nach Durkheim auf und analysiert, ob Schuluniformen tatsächlich eine verbindende Funktion erfüllen können.
Schlüsselwörter
Schuluniformen, soziale Unterschiede, Diskriminierung, Habitustheorie, Pierre Bourdieu, Symbolismus, Émile Durkheim, Gemeinschaft, Identifikation, öffentliche Debatte, Deutschland.
- Quote paper
- Shirley Tuchtfeldt (Author), 2008, Schuluniformen als Lösung zur Konfliktvermeidung?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/92524