4.1.3 Das Konzept der Distanzierung in der Persönlichkeitsentwicklung des Kindes:
...es wurde festgestellt, dass Sprache und der damit einhergehende richtige Gebrauch von Grammatik, erst glücken kann, wenn Kinder in der Lage sind, etwas über Dinge, die sich nicht in ihrer unmittelbaren Umgebung befinden, berichten können.
Dieser Aspekt der Distanzierung tritt jedoch nicht nur im sprachlichen Bereich auf. In der persönlichen Entwicklung ist ein ähnlicher Vorgang zu beobachten, der sich nach Kruse (2000) als Schlüssel zur Grammatikentwicklung des Kindes entpuppt.
„Das Konzept der Distanzierung in der Persönlichkeitsentwicklung“ stützt sich auf die um 1968 erschienende Studie: „Symbiose und Individuation. Psychosen im frühen Kindesalter.“ von Margaret S. Mahler. Im Konkreten zeigt sich der Distanzierungsprozess in der Loslösung vom Kind zu dessen Bezugsperson, der Mutter.
...
Liegt in dieser entscheidenden Entwicklungsphase der Distanzierung, jedoch eine Störung vor, so kann dies nach Mahler (1968) zu auffälligen Verhaltensmerkmalen führen.
Diese zeigen sich besonders in dem Mangel von körperlicher Koordination im Raum und dem fehlerhaften Gebrauch von Worten. Den Mangel an einer koordinierten und bewussten Fortbewegung stellt auch Kruse (2000) an einem untersuchtem Kind, das eine Sprachstörung aufweist, fest:
„Während Detlefs sprachtherapeutischer Behandlung fiel auf, dass er sich im Raum unsicher bewegte, so dass er sich häufig an Stühlen oder Tischen stieß. Auch mit Gegenständen, die regelmäßig umfielen, hantierte er ungeschickt.“ (Kruse, 2000, S. 85)
Es ist offensichtlich, dass in dem von Kruse (2000) angeführten Beispiel, dem untersuchtem Kind die Erkenntnis fehlt, dass nicht alle Gegenstände der Umwelt zum Selbst gehören und auch außerhalb des Ich’s existieren können.
Durch ein letzteres Beispiel soll diese fehlende Loslösung, auch im Mutter-Kind-Verhältnis porträtiert werden.
Mahler (1968) beschreibt ein auffälliges Kind (Charlie), dass die Abgrenzung zwischen Sich und der Umwelt im Alter von drei Jahren nicht abgeschlossen hat:
„Stattdessen identifizierte er sich total mit seiner Mutter, […] als sie ihm im Auto in den Kindergarten brachte, versehentlich einen Mann anfuhr, benahm er sich so, als ob er den Mann absichtlich verletzt hatte. Er weigerte sich, weiterzufahren: er hatte Angst, dass die Polizei ihn verhaften würde. Von da an bestand er darauf, eine dunkle Brille zu tragen, um sich dahinter zu verstecken.“ ...
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung.
- 2. Eingrenzung: Dysgrammatismus
- 2.1 Die divergente Sprachentwicklung „Kindlicher Dysgrammatismus“.
- 2.2 Merkmale der Spracherwerbsstörung........
- 2.3 Begriffsklärung: Dysgrammatismus
- 3. Diagnostik des Störungsbildes
- 3.1 Die Feststellung der sprachlichen Fähigkeit
- 3.2 Die Feststellung der kognitiven Fähigkeiten..\n
- 3.3 Die Feststellung des Hörfähigkeit .........
- 4. Thesen der Studie
- 4.1 These 1:
- 4.1.1 Kennzeichen des kindlichen Sprach- und Grammatikerwerbs
- 4.1.2 Voraussetzungen für den Grammatikerwerb...........
- 4.1.3 Das Konzept der Distanzierung in der Persönlichkeitsentwicklung des Kindes
- 4.2 These 2:
- 4.2.1 Grundlagen der Natürlichkeitstheorie.
- 4.2.2 Analyse der Kindersprache.
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Seminararbeit befasst sich mit der Studie „Kindlicher Dysgrammatismus und Perspektivwechsel“ von Silke Kruse. Die Arbeit analysiert die Ursachen und Merkmale von Dysgrammatismus, einer Störung im Spracherwerb, basierend auf natürlichkeitstheoretischen Grundlagen und Entwicklungspsychologischen Ansätzen. Im Fokus stehen dabei die Rolle der kindlichen Persönlichkeitsentwicklung und die Regularitäten grammatischer Fehler im Kontext des Spracherwerbs.
- Der Einfluss der persönlichen Entwicklung auf den Grammatikerwerb
- Die Bedeutung von Distanzierung in der Persönlichkeitsentwicklung des Kindes
- Die Merkmale und Regularitäten von grammatischen Fehlern bei Kindern mit Dysgrammatismus
- Die Anwendung der Natürlichkeitstheorie zur Analyse von Sprachentwicklungsstörungen
- Die Entwicklung eines Beschreibungs- und Interventionsmodells für Dysgrammatismus
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung bietet einen Überblick über verschiedene Theorien des Spracherwerbs, darunter die "Outside-In" und "Inside-Out" Theorien, und führt die Studie von Silke Kruse ein, die als Grundlage für diese Seminararbeit dient. Kapitel 2 definiert und grenzt den Begriff des "Kindlichen Dysgrammatismus" ein. Kapitel 3 beschäftigt sich mit der Diagnostik des Störungsbildes, einschließlich der Feststellung der sprachlichen, kognitiven und auditiven Fähigkeiten. Die Kapitel 4.1 und 4.2 präsentieren zwei zentrale Thesen der Studie. Die erste These behandelt die Bedeutung des persönlichen Entwicklungsprozesses des Kindes für den Grammatikerwerb. Die zweite These analysiert grammatische Fehler bei Kindern mit Dysgrammatismus anhand von natürlichkeitstheoretischen Prinzipien.
Schlüsselwörter
Die Arbeit beschäftigt sich mit den Schlüsselbegriffen "Kindlicher Dysgrammatismus", "Spracherwerbsstörung", "Natürlichkeitstheorie", "Perspektivwechsel", "Entwicklungspsychologie", "Grammatikerwerb", "Distanzierung" und "grammatische Fehler". Die Studie konzentriert sich auf die Entwicklung eines Beschreibungs- und Interventionsmodells für Dysgrammatismus basierend auf empirischen Daten und theoretischen Grundlagen.
- Quote paper
- Sebastian Häussler (Author), 2007, Deskription der Studie: „Kindlicher Dysgrammatismus und Perspektivwechsel“, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/92505