Zur Klärung moralischer Konflikte lassen sich vier Standardpositionen unterscheiden. Diese sind die Position von Thomas von Aquin, wonach die sittliche Weltordnung von Gott stammt, die Pflichtenethik Kants, der Utilitarismus und die Mitleidsethik Schopenhauers. Nachfolgend soll lediglich auf die Position Mills als einer der wirkungsmächtigsten Vertreter des Utilitarismus eingegangen werden. Nur am Rande wird zudem an einigen Stellen auf die Position Kants verwiesen.
Um die Frage nach unauflösbaren moralischen Dilemmata im Utilitarismus zu klären, muss natürlich vorerst der Begriff des moralischen Dilemmas geklärt werden. Ist dies gelungen, muss nachfolgend wenigstens in groben Zügen der Utilitarismus John Stuart Mills veranschaulicht werden, wobei sich hierfür vornehmlich auf den Essay ‚Utilitarianism’ (‚Der Utilitarismus’), welcher teilweise bereits 1861 und vollständig dann zum ersten Mal 1863 erschien, bezogen werden wird. Die Position Jeremy Benthams spielt dabei insofern eine Rolle, als dass sie die Basis ist, auf die John Stuart Mill mit seinem eigenen Standpunkt aufgebaut hat, weshalb dann eben auch Benthams Utilitarismus und Mills Ablösung von diesem thematisiert werden. Um Mills Anschauung dann aufzuschlüsseln, wird sich vorwiegend den ersten beiden Kapitels seines Essays ‚Der Utilitarismus’ gewidmet. Anschließend wird dann hoffentlich die Frage zu beantworten sein, ob es unauflösbare moralische Dilemmata bei Mill gibt. Dies soll mit Hilfe von drei Beispielen geschehen, mit dem Lügendilemma, dem Dilemma aus ‚Sophie’s Choice’ und abschließend mit Dilemma zur Sterbehilfe bei schwerstbehinderten Neugeborenen. Ganz allgemein kann man das auf griechische Wurzeln zurückzuführende ‚Dilemma’ als ‚zweiteilige Annahme’ und damit als die Situation bestimmen, in der man zwischen zwei gleich (un-)angenehmen Dingen wählen soll oder muss. In der Antiken Logik werden mit dem positiven und dem negativen Dilemma zwei Standardformen unterschieden. Das positive Dilemma, auch konstruktiv genannt, hat die Form ((p oder non-p) und (wenn p dann q) und (wenn non-p dann q) also q), was auf ein Beispiel angewendet meint: Ein Soldat hat die Wahl zwischen einem ruhmvollen Sieg (p) oder einem ruhmvollen Tod (non p). Folglich muss er den Kampf (q) wählen, da nur dieser ihm beide Wahlmöglichkeiten bietet. Die Standardform des negativen, bzw. destruktiven Dilemmas lautet dagegen ((wenn p (dann q oder r) und (non-q und non-r) also (non p)).
Inhaltsverzeichnis
- Einleitende Bemerkungen
- Moralische Dilemmata
- Mills Position
- James Mill und Jeremy Bentham
- Mills Abgrenzung von Bentham
- Mills Utilitarismus
- Zwischenfazit
- Moralische Dilemmata und der Utilitarismus Mills
- Abschließende Bemerkungen
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit untersucht die Frage, ob es im Utilitarismus von John Stuart Mill unauflösliche moralische Dilemmata gibt. Zu diesem Zweck wird zunächst der Begriff des moralischen Dilemmas geklärt und anschließend Mills Position im Vergleich zu Bentham dargestellt. Im Mittelpunkt steht die Analyse von Beispielen, um die Frage nach der Existenz unauflösbarer moralischer Dilemmata im Utilitarismus Mills zu beleuchten.
- Der Begriff des moralischen Dilemmas
- Der Utilitarismus von John Stuart Mill
- Die Abgrenzung von Benthams Position
- Beispiele für moralische Dilemmata
- Die Anwendbarkeit des Utilitarismus Mills auf moralische Dilemmata
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitende Bemerkungen: Diese Einleitung stellt die vier Standardpositionen zur Klärung moralischer Konflikte vor und fokussiert anschließend auf den Utilitarismus von John Stuart Mill.
- Moralische Dilemmata: In diesem Kapitel wird der Begriff des Dilemmas allgemein erläutert und in verschiedene Arten unterteilt. Dabei werden sowohl logische als auch praktische Dilemmata sowie das strategische Dilemma im Vergleich zum echten Dilemma dargestellt. Schließlich wird der Fokus auf das moralische Dilemma gelegt, das durch konfligierende moralische Pflichten charakterisiert ist.
- Mills Position: Dieses Kapitel behandelt die Position von James Mill und Jeremy Bentham als Grundlage für Mills Utilitarismus. Es werden die Unterschiede zwischen Benthams und Mills Position sowie die Kernpunkte von Mills Utilitarismus herausgestellt.
Schlüsselwörter
Der Text behandelt die Themen Moral, Utilitarismus, John Stuart Mill, Jeremy Bentham, Dilemmata, ethische Entscheidungssituationen, moralische Konflikte und die Frage nach unauflösbaren moralischen Dilemmata im Utilitarismus. Insbesondere die Beispiele des Lügendilemmas, des Dilemmas aus 'Sophie's Choice' und der Sterbehilfe bei schwerstbehinderten Neugeborenen dienen der Analyse.
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- Stefan Grzesikowski (Author), 2008, Gibt es unauflösliche moralische Dilemmata im Utilitarismus John Stuart Mills?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/92468