„Goethes Verhältnis zum Islam gehört zu den erstaunlichsten Phänomenen in seinem Leben. […]Von seiner Verehrung für den Islam zeugt vor allem jenes Werk, das uns heute, neben dem Faust, als eines seiner wesentlichsten dichterischen Vermächtnisse gilt, der West-östliche Divan.“
Der zuerst 1819 veröffentlichte West-östliche Divan ist Goethes letzte große Gedichtsammlung und gibt eindrucksvoll Zeugnis über „Goethes imaginären Aufbruch ins Morgenland.“ Goethes Gedichte, die in der nochmals erweiterten Fassung von 1827 samt den vier Mottogedichten eine stattliche Anzahl von 239 zählen, wurden aber lange Zeit- wenn nicht sogar bis heute- unterschätzt. Curt Hohoff (Goethe- Dichtung und Leben) bemüht sich noch 1989 um die alte Darstellung von Goethe im „islamische Gewand“. Auch Ende der neunziger Jahre werden weder bei Irmgard Wagner (Goethe – Zugänge zum Werk), noch bei Peter Matussek (Goethe zur Einführung) der Koran und Islam erwähnt. Im Allgemeinen beschränkte sich die literaturwissenschaftliche Auseinandersetzung zunächst nur auf erläuternde Kommentare, die sich um Quellenbezüge aber auch um die Darstellung des geschichtlich-biographischen Hintergrunds bemühten. Erst spät im 20. Jahrhundert wurde der Blick auf kompositorische und stilistische Qualitäten gerichtet, wobei die Studien eher auf Einzelaspekte aus dem Spätwerk Goethes beschränkt sind. So etwa auch Ehrhard Bahrs Untersuchungen zur Ironie im Spätwerk Goethes, bei denen der Divan zusammen mit Faust II oder den Wanderjahren verglichen wird.
Aber Goethes Auseinandersetzung mit den geistigen Wurzeln des Morgenlandes ist eben nicht nur eine Erscheinung seines Spätwerks. Auch der junge Goethe hat sich schon mit dem Islam beschäftigt. So fertigte schon der junge Goethe 1772 Exzerpte aus dem Koran an und schrieb 1774 „Mahomets Gesang.“ Bis zur Arbeit am West-östlichen Divan beschäftigte sich Goethe immer wieder einmal mit dem Orient. Den äußeren Umständen ist es jedoch zu verdanken, dass sich Goethe nochmals verstärkt mit diesem auseinandersetzte.
Wie für seine Zeitgenossen ist er von den napoleonischen Wirren, einer Zeit äußerer Unruhen und „Kriegsgetümmel“ betroffen. Sie führten zu seiner inneren Flucht in die Ferne und „in jene Gegenden, wo [s]ein Schatz und auch [s]ein Herz ist.“
Inhaltsverzeichnis
- Die Rezeption des West-östlichen Divans – eine Einleitung
- Stoff und Struktur des Divan und Verortung des Buch des Sängers
- Das Buch des Sängers und seine Gedichte
- Hegire
- Segenspfänder
- Talismane
- Phaenomen
- Selige Sehnsucht
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die poetische Bedeutung von Goethes „West-östlichem Divan“, insbesondere das „Buch des Sängers“, indem sie Goethes Sichtweisen und die Quellen des Werkes würdigt. Das Ziel ist es, den Gehalt des Divans im Kontext der Trias Orient, Okzident und Goethe zu verorten und zu erhellen. Der Fokus liegt auf der Bedeutung des „Buch des Sängers“ als thematischer Bezugspunkt für alle Dichter und Goethe selbst.
- Rezeption des West-östlichen Divans
- Goethes Auseinandersetzung mit dem Orient und dem Islam
- Strukturelle und thematische Analyse des „Buch des Sängers“
- Poetische Bedeutung des „West-östlichen Divans“
- Goethes Verhältnis zu orientalischen literarischen Traditionen
Zusammenfassung der Kapitel
Die Rezeption des West-östlichen Divans – eine Einleitung: Die Einleitung beleuchtet die überraschend späte und zögerliche Rezeption des „West-östlichen Divans“. Während Goethes Werk heute als eines seiner bedeutendsten gilt, wurde es lange Zeit, teils bis heute, unterschätzt. Die frühe literaturwissenschaftliche Auseinandersetzung konzentrierte sich auf erläuternde Kommentare und den biographisch-historischen Kontext, während kompositorische und stilistische Aspekte erst später Beachtung fanden. Die Einleitung skizziert die unterschiedlichen Sichtweisen auf Goethes Beschäftigung mit dem Orient, von der frühen Verarbeitung des Korans bis zur Entstehung des Divans, hervorgerufen durch die napoleonischen Kriege und die Begegnung mit Marianne Willemer. Heines enthusiastische, aber auch irreführende Rezeption des Divans wird ebenso erwähnt, wie Goethes eigene Bemühungen, seine Leser durch Noten und Abhandlungen dem Werk näherzubringen.
Stoff und Struktur des Divan und Verortung des Buch des Sängers: Dieses Kapitel würde die Gesamtstruktur des West-östlichen Divans und die Position des „Buch des Sängers“ innerhalb dieser Struktur detailliert beschreiben. Es würde die verschiedenen Abschnitte und ihre Beziehungen zueinander untersuchen, um die Rolle des "Buch des Sängers" als verbindendes Element und Spiegel der gesamten Thematik des Divans zu beleuchten. Es würde die literarischen Quellen und Einflüsse auf den Divan und das "Buch des Sängers" im Einzelnen analysieren, beispielsweise die Werke von Hafis. Des Weiteren würde die Arbeit auf die kompositorischen Entscheidungen Goethes eingehen, die die Struktur und den Themenfluss des Divans und des "Buch des Sängers" prägen. Die stilistischen Besonderheiten beider Abschnitte würden ebenfalls berücksichtigt werden, um ein umfassendes Bild der Form und des Inhalts zu vermitteln.
Das Buch des Sängers und seine Gedichte: Dieses Kapitel widmet sich einer detaillierten Analyse des „Buch des Sängers“ und seiner einzelnen Gedichte. Die Arbeit untersucht die individuellen Gedichte („Hegire“, „Segenspfänder“, „Talismane“, „Phaenomen“, „Selige Sehnsucht“) in ihrem jeweiligen Kontext, ihre zentrale Thematik und ihre poetische Gestaltung. Die Analyse würde dabei auf die spezifischen Bildsprachen, Metaphoriken und symbolischen Elemente eingehen, um die einzelnen Gedichte umfassend zu interpretieren. Zusätzlich würde das Kapitel die Beziehungen zwischen den einzelnen Gedichten und deren Zusammenspiel im Kontext des „Buch des Sängers“ beleuchten. Die Studie würde die intertextuellen Bezüge zu anderen Teilen des „West-östlichen Divans“ und zu Goethes Gesamtwerk untersuchen.
Schlüsselwörter
West-östlicher Divan, Goethe, Orient, Islam, Buch des Sängers, Rezeption, poetische Bedeutung, Strukturanalyse, thematische Analyse, Hafis, Orientalismus.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zum West-östlichen Divan
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit analysiert Goethes „West-östlichen Divan“, mit besonderem Fokus auf das „Buch des Sängers“. Sie untersucht die poetische Bedeutung des Werks, Goethes Sichtweisen und die Quellen, um den Gehalt des Divans im Kontext von Orient, Okzident und Goethe zu erhellen. Der Schwerpunkt liegt auf der Bedeutung des „Buch des Sängers“ als thematischer Bezugspunkt.
Welche Themen werden behandelt?
Die Arbeit behandelt die Rezeption des „West-östlichen Divans“, Goethes Auseinandersetzung mit Orient und Islam, die strukturelle und thematische Analyse des „Buch des Sängers“, die poetische Bedeutung des Divans und Goethes Verhältnis zu orientalischen literarischen Traditionen. Konkrete Gedichte aus dem „Buch des Sängers“ wie „Hegire“, „Segenspfänder“, „Talismane“, „Phaenomen“ und „Selige Sehnsucht“ werden ebenfalls detailliert untersucht.
Wie ist die Arbeit strukturiert?
Die Arbeit gliedert sich in Kapitel zur Rezeption des „West-östlichen Divans“, zur Stoff- und Strukturanalyse des Divans und zur Verortung des „Buch des Sängers“, sowie in ein Kapitel zur detaillierten Analyse des „Buch des Sängers“ und seiner einzelnen Gedichte. Zusätzlich enthält die Arbeit eine Einleitung, eine Zusammenfassung der Kapitel und ein Schlüsselwortverzeichnis.
Welche Aspekte der Rezeption des West-östlichen Divans werden beleuchtet?
Die Arbeit beleuchtet die späte und zögerliche Rezeption des „West-östlichen Divans“, die frühe literaturwissenschaftliche Auseinandersetzung mit dem Werk (fokussiert auf erläuternde Kommentare und den biographisch-historischen Kontext), die unterschiedlichen Sichtweisen auf Goethes Beschäftigung mit dem Orient und die enthusiastische, aber auch irreführende Rezeption durch Heine.
Wie wird das „Buch des Sängers“ analysiert?
Das „Buch des Sängers“ wird sowohl im Kontext des gesamten „West-östlichen Divans“ als auch in seinen einzelnen Gedichten analysiert. Die Analyse umfasst die Untersuchung der individuellen Gedichte, ihrer zentralen Thematik, poetischen Gestaltung, Bildsprachen, Metaphoriken, symbolischen Elemente und intertextuellen Bezüge zu anderen Teilen des „West-östlichen Divans“ und zu Goethes Gesamtwerk.
Welche Quellen und Einflüsse werden berücksichtigt?
Die Arbeit analysiert die literarischen Quellen und Einflüsse auf den Divan und das „Buch des Sängers“, beispielsweise die Werke von Hafis. Sie berücksichtigt auch die kompositorischen Entscheidungen Goethes und die stilistischen Besonderheiten des Divans und des „Buch des Sängers“.
Welche Schlüsselwörter beschreiben die Arbeit?
Schlüsselwörter sind: West-östlicher Divan, Goethe, Orient, Islam, Buch des Sängers, Rezeption, poetische Bedeutung, Strukturanalyse, thematische Analyse, Hafis, Orientalismus.
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- Markus Ständner (Author), Iris Thoma (Author), 2007, Das Buch des Sängers in Goethes West-östlichem Divan, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/92463