April 2004, erschreckende Bilder aus dem irakischen Gefängnis Abu Ghraib gehen um die Welt. Sie zeigen Soldaten, die Häftlinge schwer misshandeln und sich dabei ihres Vergehen an der Würde der Häftlinge nicht bewusst zu sein scheinen, sich sogar mit ihren Heldentaten rühmen. Stattdessen ist die Welt empört. Wie können gut ausgebildete, „normale“, harmlose Menschen, zum Teil Familienväter, zu solchen Grausamkeiten fähig sein?
Der Psychologe P. Zimbardo wird gebeten ein Gutachten für einen der Täter zu erstellen, denn er hat bereits 1971 ein Experiment durchgeführt, bei dem eine Gefängnissituation simuliert worden ist, um das Verhalten von Wärtern und Gefangenen zu untersuchen. Sein Urteil damals wie heute ist, dass nicht die Persönlichkeit die Ursache für Gewalttaten ist, sondern die Situation selbst.
Doch die Frage, warum Menschen fähig sind gegen ihr Gewissen offensichtlich falsch zu handeln, ist kein aktuelles Phänomen. In den 30er Jahren des letzten Jahrhunderts haben sich bereits Psychologen damit beschäftigt, Anpassungsvorgänge innerhalb von Gruppen und von Individuen in Gruppen zu erforschen. Der Zweite Weltkrieg hat dann gezeigt, dass Menschen unter einer Autoritätsperson und in einer Gruppe zu allem fähig sind und besonders grausam handeln können.
Basierend auf diesem schwerwiegenden Ereignis haben sich Wissenschaftler und Psychologen in den folgenden Jahren im Rahmen von sozialpsychologischen Studien verstärkt mit dem Aggressionspotential des Menschen befasst. Die verschiedensten Experimente kreisen darum, unter welchen Umständen sich Menschen dem Zwang einer Gruppe anpassen oder unterwerfen, wie Autorität entsteht und angenommen wird.
Die Verhaltensweisen in Gruppen und der Gesellschaft werden als soziale Normen definiert. Bereits in der Kindheit lernen wir, was man sagt und tut, oder nicht sagt und nicht tut, und wie man sich anderen gegenüber auf verständliche und angemessene Weise verhält. Diese ganz automatisch angenommenen Verhaltensnormen verändern sich jedoch mit den äußeren Umständen einer Situation und mit der Konstellation einer Gruppe. Die jeweilige Übereinkunft darüber, was man an einem bestimmtem Ort, mit bestimmten Leuten tut oder lässt, bestimmt das Verhalten. Die Dynamik der Gruppe übt dabei Druck auf den Einzelnen aus, und nimmt somit Einfluss auf seine Bereitschaft sich aufzulehnen oder anzupassen. Daraus resultiert die Frage, ob Gruppen von Personen in einer bestimmten Situation anders entscheiden als Einzelpersonen?
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Was versteht man unter „sozialpsychologischen Experimenten“?
- Was ist die „Sozialpsychologie“?
- Was ist ein „Experiment“?
- Begriffsdefinitionen
- „Autorität“
- „Gruppe“, „Gruppendruck“ und „Konformität“
- Sozialpsychologische Experimente zur Thematik „Autorität“
- Das Milgram Experiment
- Das Stanford Prison Experiment
- Sozialpsychologische Experimente zur Thematik „Gruppendruck“
- Das Sherif Experiment
- Das Asch Experiment
- Die Bedeutsamkeit der ausgewählten Experimente
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit sozialpsychologischen Experimenten zu den Themen Autorität und Gruppendruck. Sie analysiert die Entstehung, mögliche Interpretationen und gesellschaftliche Relevanz dieser Experimente. Die Arbeit zielt darauf ab, das Verhalten von Menschen in Gruppen und unter Autorität zu beleuchten und die Frage zu beantworten, unter welchen Umständen sich Individuen dem Zwang einer Gruppe anpassen oder Autorität gehorchen.
- Das Verständnis von „Sozialpsychologie“ und „Experiment“
- Definitionen von „Autorität“ und „Gruppendruck“
- Analyse von klassischen Experimenten zur Autorität (Milgram, Stanford Prison Experiment)
- Analyse von klassischen Experimenten zum Gruppendruck (Sherif, Asch)
- Die Bedeutsamkeit der Experimente für das Verständnis von sozialem Verhalten
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung der Arbeit stellt die Thematik mit einem aktuellen Beispiel aus Abu Ghraib vor und erläutert die Notwendigkeit, das Verhalten von Menschen unter Autorität und Gruppendruck zu untersuchen. Im zweiten Kapitel werden die Begriffe „Sozialpsychologie“ und „Experiment“ definiert und die Bedeutung der sozialpsychologischen Forschung für die Untersuchung menschlichen Verhaltens erläutert.
Das dritte Kapitel befasst sich mit den Begriffsdefinitionen von „Autorität“ und „Gruppendruck“, wobei die Bedeutung von sozialen Normen und Konformität hervorgehoben wird. Anschließend werden im vierten Kapitel zwei wichtige sozialpsychologische Experimente zur Thematik „Autorität“ vorgestellt, das Milgram Experiment und das Stanford Prison Experiment. Diese Experimente verdeutlichen, wie stark der Einfluss von Autorität auf das menschliche Verhalten sein kann.
Im fünften Kapitel werden zwei weitere wichtige Experimente zur Thematik „Gruppendruck“ vorgestellt, das Sherif Experiment und das Asch Experiment. Diese Experimente zeigen, wie leicht Menschen dazu neigen, sich der Meinung der Mehrheit anzupassen, auch wenn diese falsch ist.
Das sechste Kapitel beleuchtet die Bedeutung der vorgestellten Experimente für das Verständnis von sozialem Verhalten. Es wird deutlich, dass soziale Normen und Gruppendruck einen großen Einfluss auf das menschliche Verhalten haben und dass Menschen unter Autorität und Gruppendruck zu unerwartetem Verhalten fähig sind.
Schlüsselwörter
Sozialpsychologie, Experiment, Autorität, Gruppendruck, Konformität, Milgram Experiment, Stanford Prison Experiment, Sherif Experiment, Asch Experiment, soziales Verhalten, Gruppendynamik.
- Quote paper
- Anika Schürholz (Author), 2006, Sozialpsychologische Experimente zu Autorität und Gruppendruck, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/92453