Die Arbeit befasst sich mit dem Loreleymotiv in Heinrich Heines Gedichten. Konkret werden in der Arbeit zwei Fragen gestellt: Zum einen wie sich das Motiv entwickelt hat und zum anderen, inwieweit eine Dekonstruktion des Loreleymotivs im Gedicht "ich weiß nicht, was soll es bedeuten" finden lässt.
Im ersten Schritt erfolgt eine Auseinandersetzung mit der Entstehungsgeschichte der Loreleyfigur, um vor dem Hintergrund der Forschungsfrage den Wandel dieser Kunstfigur beispielhaft zu erläutern. Zudem werden epochentypische Merkmale der Loreleyfigur untersucht, um deren ambivalente Bedeutung im Zusammenhang mit der Wirkung der Loreleyfigur zu verstehen. Es ist wichtig, den romantischen Motiven Beachtung zu schenken, da sie in jeder Verarbeitung des Loreleymotivs mehr oder weniger erkennbar sind. Außerdem hilft es, die Frage zu beantworten, welchem Wandel das Loreleymotiv unterliegt und wie es sich bei Heinrich Heine aus ihrer ursprünglichen allegorischen Funktion deformiert. An dieser Stelle gehen wir der Frage nach, welche Bedeutung die epochentypischen Motive für das Auftreten der Loreley hat und welchen Ausdruck sie der Figur dadurch verleihen. Umso interessanter ergibt es sich, zu untersuchen, in welchen unterschiedlichen Verarbeitungen die Loreleyfigur auftaucht.
In dieser Arbeit wird dies durch die Beispiele von Brentanos Loreleygedichten, Eichendorffs "Waldgespräch", Heines "Ich weiß nicht, was soll es bedeuten" und Kästners "Handstand auf der Loreley" veranschaulicht und gleichzeitig wird auf deren Gemeinsamkeiten und Unterschiede hingewiesen.
Im Zentrum der Arbeit steht Heinrich Heine und sein kritisches Verhältnis zur Epoche der Romantik, das unmittelbar in Verbindung mit der Dekonstruktion des Loreleymotivs steht. Im Zuge seiner Werkphasen soll gezeigt werden, warum Heinrich Heine als Überwinder der Romantik eingestuft werden kann und wie sich dieses Phänomen in seinem literarischen Stil wiederfindet. Es wird der Frage nachgegangen, inwiefern Heines kritisches Verhältnis zum romantischen Weltbild mit der Dekonstruktion des Loreleymotivs zusammenhängt. Am Rande dieser Arbeit wird eine weitere Dekonstruktion des Loreleymotivs beispielhaft an Kästners "Handstand auf der Loreley" untersucht, um schließlich zu beantworten, ob durch die Ironisierung und Politisierung des Loreleysujets das ursprünglich klischeehafte Bild der Loreleyfigur verblasst.
Inhaltsverzeichnis
1. Einführung - eine Meerjungfrau auf dem Prüfstand
1.1 Ziel der Arbeit
1.2 Methodisches Vorgehen
1.3 Forschungsstand
2 Die Loreley - der romantische Mythos
2.1 Brentanos Erschaffung
2.11 Die Loreleygestalt in Zu Bacharach am Rheine
2.1.2 Die Loreleygestalt im Rheinmärchen.
2.2 Ursprungsgeschichte - vom Mythos zur romantischen Kunstfigur
3.1 Die verführerische Gestalt der Loreley - Attraktivität und Verführung
3.2 Wesensmerkmale der Loreleylandschaft - Verschmelzung von Natur und Weiblichkeit
3.3 Epochentypische Merkmale der Loreleyfigur
3.3.1 Motiv der Liebe - Einheit von Geist und Sinnlichkeit
3.3.2 Motiv der Nacht - Zwischenstadium und Übergang in eine andere Welt
3.3.3 Motiv des Todes - Auslöschung oder Vereinigung
3.4 Verarbeitung des Loreleymotivs in unterschiedlichen Kontexten
3.4.1 Eichendorffs Waldgespräch
3.4.2 Loreley als Nationalallegorie
4. Dekonstruktion des Loreleymotivs bei Heinrich Heine
4.1 Dekonstruktion als literarisches Mittel
4.2 Heinrich Heine als „entlaufener Romantiker“
4.3 Heines Werkphasen - Auf dem Weg zum „romantique défroqué“
4.4 „Ich weiß nicht, was soll es bedeuten“ (die Heimkehr, II)
4.4.1 Analyse und Interpretation - die Loreley als femme fatale
4.4.2 Die Dekonstruktion des Loreley-Motivs und die Heine'sche Ironie
5 Weitere Dekonstruktionen des Loreleymotivs
5.1 Erich Kästners Verarbeitung - Der Handstand auf der Loreley
5.2 Die Loreley als politisches und ironisches Sujet
6. Schlussbetrachtung - Loreleys Verlust über die allegorische Funktion
7. Literatur- und Quellenverzeichnis
8. Anhang
I. Gedichte über die Loreley als Nationalallegorie
II. Germania, auf der Wacht am Rhein und als Nationaldenkmal
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