Diese Arbeit beschäftigt sich mit Armut und besonders mit Kinderarmut in Deutschland. Dabei geht es auch um den Aufgabenbereich der Sozialen Arbeit in diesem Feld.
Armut war schon seit dem Mittelalter fester Bestandteil unserer Gesellschaft, seit dem Phänomen des etwas Besitzens gibt es immer auch Menschen, die weniger als andere haben. In Deutschland mittels des Sozialstaates versucht, jedem Menschen, auch wenn er in Armut lebt, einen würdevollen und lebenswerten Alltag zu ermöglichen. Armut umfasst jedoch ein weitaus größeres Feld, als nur wenig Geld oder Besitz zu haben. Neben dem Materiellen spielt auch das Soziale, Kulturelle, Psychische und Physische eine wichtige Rolle, wenn es darum geht ob jemand als arm betitelt wird.
Bei dem Wort Kinderarmut denken viele Menschen vermutlich zuerst einmal an hungernde Kinder in Entwicklungsländer, weit von unserem Alltag im deutschen Sozialstaat entfernt. Doch auch in der Bundesrepublik Deutschland lebten im Jahr 2015, laut einer Studie knapp 2,55 Millionen Mädchen und Jungen in Deutschland in Familien mit so wenig Geld, dass sie als arm oder armutsgefährdet gelten. Das entspricht einem Anteil von 19,7 Prozent aller Minderjähriger.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Definition Armut
2.1 Armut als messbarer Wert
2.2 Definition von Kinderarmut
3. Kinderarmut in Deutschland
3.1 Kinderarmut im Stadt/Land-Vergleich
3.2 Phänomen der Straßenkinder
4. Kinderarmut als Aufgabenbereich der Sozialen Arbeit
5. Schluss
6. Literaturverzeichnis
1 Einleitung
Armut war schon seit dem Mittelalter fester Bestandteil unserer Gesellschaft, seit dem Phänomen des etwas Besitzens gibt es immer auch Menschen, die weniger als andere haben. Früher hatten armen Menschen einen Nutzen für die höheren Schichten in christlichen Gesellschaften. Um sich von Sünden zu bereinigen, konnte man Bedürftigen Almosen spenden. Dabei war jedoch egal, ob das, was als Almosen geleistet wurde dem Armen von Nutzen war, denn über den Wert und die Form der Almosen bestimmte allein der Spender. Heute, im einundzwanzigsten Jahrhundert sind die Menschen nicht mehr auf Armut angewiesen, um sich ihrer Sünden zu erleichtern. Umso mehr wird in Deutschland mittels des Sozialstaates versucht, jedem Menschen, auch wenn er in Armut lebt, einen würdevollen und lebenswerten Alltag zu ermöglichen. Armut umfasst jedoch ein weitaus größeres Feld, als nur wenig Geld oder Besitz zu haben. Neben dem Materiellen spielt auch das Soziale, Kulturelle, Psychische und Physische eine wichtige Rolle, wenn es darum geht ob jemand als arm betitelt wird.
Bei dem Wort Kinderarmut denken viele Menschen vermutlich zuerst einmal an hungernde Kinder in Entwicklungsländer, weit von unserem Alltag im deutschen Sozialstaat entfernt. Doch auch in der Bundesrepublik Deutschland lebten im Jahr 2015, laut einer Studie des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI), „ im Schnitt 2,55 Millionen Mädchen und Jungen in Deutschland in Familien mit so wenig Geld, dass sie als arm oder armutsgefährdet gelten. Das entspricht einem Anteil von 19,7 Prozent aller Minderjähriger“. (Europäische Webseite für Integration, WSI-Kinderarmutsbericht: Kinderarmut und Flüchtlingskrise, 2017)
2 Definition Armut
Armut ist ein komplexes gesellschaftliches Phänomen, welches kaum einheitlich zu definieren ist, da die Lebenswelt jedes einzelnen Menschen höchst individuell in ihren Strukturen, Beziehungen und Empfindungen auftritt. Somit könnte man für jede einzelne von Armut betroffene Person, eine eigens entsprechende Definition von Armut aufstellen, welche sich sowohl subjektiv als auch objektiv komplett unterscheiden kann.
Dennoch beschreibt die Europäische Union 1991 diejenigen Menschen als arm, „ die über so geringe materielle, kulturelle und soziale Mittel verfügen, dass sie von der Lebensweise ausgeschlossen sind, die in dem Mitgliedsstaat, in dem sie leben, als Minimum annehmbar ist“ (Kommission der Europäischen Gemeinschaft 1991, S.4) Somit geht der Begriff der Armut weit über nur den finanziellen Status einer Person hinaus und ist in jedem Mitgliedsstaat unterschiedlich gewichtet. Diese Komplexität der Armut kommt also daher, dass sie ein stark „ lebensweltliches, kontextabhängiges und stets interpretationsbedürftiges Phänomen ist“ (Beisenherz, 2002, S.294).
Unterteilen kann man den Armutsbegriff in drei Kategorien, welche unterschiedlichste Lebensbereiche betreffen:
- Relative Einkommensarmut: Eine Person ist finanziell nicht in der Lage, den allgemeinen Lebensstandard der Gesellschaft, in der sie lebt zu erreichen.
- Defizitäre Lebenslage: Es liegt eine Unterversorgung von materiellen und immateriellen Gütern in den Bereichen der Grundversorgung, Gesundheit, Bildung und Sozialem vor, welche zu einer Einschränkung in der Lebens-, Handlungs-, und Entscheidungsfreiheit einer Person führt.
- Soziale Ausgrenzung: Die Teilnahme an sozialem Austausch und die aktive Beteiligung und Mitgestaltung an sozialen Prozessen wird stark eingeschränkt. (Holz und Richter-Kornweitz, 2010, S. 32)
Treffen all diese Kategorien auf eine Person zu so ist sie nicht nur finanziell eingeschränkt, sondern auch „ ihrer materiellen Unabhängigkeit und damit der Fähigkeit, über existentielle Fragen, über ihr „Schicksal“ selbst zu entscheiden“ (Holz und Richter-Kornweitz, 2010, S. 32) beraubt.
2.1 Armut als messbarer Wert
Um dem Begriff Armut eine veranschauliche Dimension zu schaffen, wird versucht diese, trotz ihrer Komplexität und Individualität, in messbare Werte zu wandeln. Die Europäische Union definierte hierfür eine Armutsrisikogrenze. Laut dieser gilt ein Haushalt als arm, wenn er weniger als 60% des Median, heißt des mittleren Bedarfs gewichteten Nettoeinkommen verfügt. Dieser lag 2007 für eine alleinlebende Person bei Seite | 3 764 Euro und bei einem/einer Alleinerziehendem/Alleinerziehenden mit einem Kind bei 993 Euro. (Holz und Richter-Kornweitz, 2010, S. 33). Im Jahr 2018 liegt der Schwellenwert einer Armutsgefährdung bei 13.628 Euro pro Jahr für eine alleinlebende Person (Statistisches Bundesamt, Armutsschwelle und Armutsgefährdung in Deutschland, 2019).
Die Armutsgefährdungsquote allgemein in Deutschland lag 2018 bei 15,5% für eine Gesamtbevölkerung von ca. 83 Millionen Menschen. Dabei war die Armutsgefährdungsquote „ in den südlichen Bundesländern Bayern (11,7 %) und Baden- Württemberg (11,9 %) am geringsten. Das bundesweit höchste Armutsrisiko wies Bremen mit 22,7 % auf, gefolgt von Mecklenburg-Vorpommern mit 20,9 %" (Armutsgefährdung in den Bundesländern weiter unterschiedlich, Statistisches Bundesamts, 2020).
Eine weitere Methode die Armutsbetroffenheit zu messen ist, die Zahl der Bezieher/innen von Sozial/-hilfe gemäß SGB II/XII, besser bekannt als Hartz IV, zu errechnen. „ Danach haben Menschen Anspruch auf Unterstützung, wenn sie entweder nicht erwerbsfähig sind [, darunter fallen auch alle Kinder unter 15 Jahren , ] oder langzeiterwerbslos und keine Ansprüche auf ArbeitslosengeldI haben“ (Zander, 2010, S. 91). Ende 2018 bezogen knapp 5,6 Millionen Menschen in Deutschland Sozialgeld und knapp 1,1 Millionen Menschen Sozialhilfe. (Zahl der Empfängerinnen und Empfänger sozialer Mindestsicherung, Statistisches Bundesamt, 2019). Bezieher von Hartz IV unter 18 Jahren waren 2018 13,5 % in Deutschland (Hartz IV: Anteil der Kinder unter 18 Jahren in Bedarfsgemeinschaften, Statista, 2020)
2.2 Definition von Kinderarmut
Den Begriff der Armut auf Kinder allein zu beziehen, ist ein Konzept, welches erst seit den 1990er Jahren besteht. Davor wurde Kinderarmut „nicht als eigenständiges soziales Problem thematisiert “, sondern höchstens als Ursache von Familienarmut oder als Resultat eines einkommensarmen und benachteiligten Umfelds, in welchem sich ein Kind gewöhnlich aufhält angesehen. (Zander, 2010, S. 88).
Kinderarmut beschreibt die Folgen von Armut für Kinder, somit gilt ein Kind als arm, wenn das Einkommen der Familie unter der Armutsrisikogrenze der Europäischen Union liegt. Jedoch ist auch dieser Armutsbegriff in viele Dimensionen in Bezug auf die Lebenslage des Kindes unterteilbar, und zwar neben der materiellen Situation des
Haushaltes, der familiären Armut, in weitere vier Kategorien:
- Materielle Grundversorgung des Kindes: Grundversorgung wie Wohnen, Nahrung oder Kleidung
- Kulturelle Versorgung: Bildung, auch von Arbeits-, Spiel-, und Sprachverhalten
- Situation im sozialen Bereich: Soziale Integration durch Kontakte und soziale Kompetenzen
- Psychische und physische Lage: Gesundheitszustand und körperliche Entwicklung (Holz und Richter-Kornweitz, 2010, S. 37,38)
Diese vier Dimensionen lassen sich auch in ein Lebenslagenindex zusammenfassen, welcher drei verschiedene Typen umfasst:
- Wohlergehen: hiervon wird gesprochen, wenn in Bezug auf die Lebenslage des Kindes keine Auffälligkeiten festgestellt werden können, wenn das Kindeswohl also nicht gefährdet ist.
- Benachteiligung: diese liegt vor, wenn in bestimmten, wenigen Lebensbereichen des Kindes Auffälligkeiten festzustellen sind. Es gilt somit in Bezug auf seine Entwicklung als benachteiligt.
- Multiple Deprivation: hiermit ist gemeint, dass ein Kind in mehreren Lebensund Entwicklungsbereichen auffällig ist und die positive Entwicklung durch einen fehlen an notwendigen Ressourcen beeinträchtigt ist.
Wenn also von Armut bei Kindern gesprochen wird, dann gelten folgende Umstände: Die Einkommensarmut ist der Ausgangspunkt, das Kind lebt also in einer einkommensarmen Familie. „ Es zeigen sich konspezifische Armutsformen in Gestalt von materieller, kultureller, gesundheitlicher und sozialer Unterversorgung.
Die Entwicklungsbedingungen des Kindes sind beeinträchtigt, wobei dies ein Aufwachsen mit Benachteiligungen oder multipler Deprivation bedeuten kann“ (Holz und Richter-Kornweitz, 2010, S. 38) und das Kind erlebt Einschränkungen bezüglich seiner Zukunftsperspektiven. (Holz und Richter-Kornweitz, 2010, S. 37 f.)
3 Kinderarmut in Deutschland
Von Armut betroffene Kinder in Deutschland kann man meist in eine von drei Gruppen einordnen. Diese sind Kinder aus Familien mit alleinerziehendem Elternteil, Kinder mit drei oder mehr Geschwistern und Kinder mit Migrationshintergrund (Holz und Richter- Kornweitz, 2010, S. 27).
Eine Sozialberichterstattung des statistischen Bundesamtes zeigt, dass die Armutsgefährdungsquote, gemessen am Bundesmedian, für alleinerziehende Eltern 2006 bei 37,0 % und 2018 sogar bei 41,5% lag. Die Armutsgefährdungsquote für eine Einzelperson lag 2018 bei 25,8 % und ist somit um einiges geringer. Auch Haushalte mit drei oder mehr Kindern haben eine höhere Armutsgefährdung, mit einer Armutsgefährdung von 30,0% in 2018, als Elternpaar mit nur einem Kind, hierbei liegt der Wert bei 9,1 %. (Armutsgefährdungsquote gemessen am Bundesmedian nach Haushaltstyp, Statistisches Bundesamt, 2019).
Auch die Tatsache ob ein Migrationshintergrund vor liegt macht einen Unterschied in der Armutsgefährdung aus. Hierbei liegt die Quote für in Deutschland lebende Personen ohne Migrationshintergrund, ebenfalls gemessen am Bundesmedian, 2018 bei 11,4 %, Personen mit Migrationshintergrund haben dagegen eine 27,2 % Armutsgefährdung. Haben diese Personen keine deutsche Staatsangehörigkeit, steigt das Risiko auf 34,8 % (Armutsgefährdungsquote gemessen am Bundesmedian nach Staatsangehörigkeit und Migrationshintergrund, Statistisches Bundesamts, 2019).
Bei einem Vergleich von armen und nicht- armen Kindern wurde der Anteil der Kinder mit Einschränkungen in den zuvor beschriebenen vier Dimensionen der kindlichen Lebenslage analysiert. Im Bereich der materiellen Grundversorgung liegt bei armen Kindern eine Einschränkung von 40,4 % vor. Bei nicht-armen Kindern liegt diese Einschränkung nur bei 14,5 % und bildet somit den größten Unterschied zwischen arm und reich in allen vier Dimensionen. Diese familiäre Armut äußerte sich besonders „ im verspäteten und unregelmäßigen Zahlen von Essensgeld und sonstigen Beiträgen für Aktivitäten in der KiTa. Häufiger kamen arme Kinder hungrig in die Einrichtung und/oder dem Kind fehlte die körperliche Pflege. Relativ selten dagegen zeigte sich ein Mangel an notwendiger Kleidung “ (Zander, 2010, S. 100).
Am Geringsten fällt der Unterschied bei der psychischen und physischen Lage aus, hierbei liegt die Einschränkung armer Kinder bei 30,7% und bei nicht-armen Kindern bei 19,7%.
Im Bereich der kulturellen Versorgung waren über die Hälfte der armen Kinder auffällig in ihrem Spiel- und Sprachverhalten und knapp die Hälfte in ihrem Arbeitsverhalten. Zudem fiel auf, dass arme Kinder häufiger als nicht-arme Kinder vom Schulbesuch zurückgestellt waren, „so wurden „nur“ 69% der armen, aber rund88% der nichtarmen Kinder [...] regulär eingeschult“ (Zander, 2010, S. 101).
Die Unterschiede im sozialen Bereich lagen darin, dass arme Kinder seltener den Kontakt zu anderen Kindern in der Kindertagesstätte suchten, weniger aktiv am allgemeinen Gruppengeschehen teilnahmen, seltener ihre eigenen Wünsche äußerten und eine geringere Wissbegierde als nicht-arme Kinder aufwiesen. Zudem mieden nicht-arme Kinder arme Kinder häufig in der KiTa, wodurch eine beginnende Ausgrenzung erkennbar wurde (Zander, 2010, S. 101).
3.1 Kinderarmut im Stadt/Land-Vergleich
Das Umfeld in welchem Kinder aufwachsen ist in der Lage große Unterschiede in deren Lebensqualität auszumachen. Ein großer Freundeskreis mit Kindern im gleichen Alter, welche eventuell in ähnlichen Armutsverhältnissen aufwachsen, kann armen Kindern helfen sich als normaler Teil der Gesellschaft zu fühlen. Zudem bieten öffentliche Außenanlagen wie Spielplätze kostenlose Möglichkeiten für Kinder, aktiv zu sein und durch Spielen soziale Kontakte und Fähigkeiten zu erlangen.
Jedoch gibt es sonst für arme Kinder wenig „Möglichkeiten der Freude und Endspannung“ (Buttweger/Holm/Zander 2010, S. 236 f).
Armut auf dem Land kommt viel verstreuter und nicht so geballt wie in der Stadt vor, jedoch ist die Diskriminierung durch Armut dadurch auch stärker spürbar, denn der Anpassungsdruck ist durch die soziale Nähe besonders groß. Zudem ist es schwerer die eigene Armut zu verstecken oder zu überspielen und Hilfesysteme sind zum einen seltener vorhanden und, besonders für Familien, schwieriger zu erreichen. Positiv sticht das Leben in ländlichen Gegenden dadurch hervor, dass Wohnraum um einiges bezahlbarer als in der Stadt ist und zudem die Kommerzialisierung keine so große Rolle spielt, was den ständigen Versuch mit der vermeintlichen Idealgesellschaft mitzuhalten unwichtiger macht. Jedoch herrscht in den ländlichen Gegenden oftmals noch eine verhärtete Weltanschauung, die es Zugezogenen und Flüchtlingsfamilien die Integration, beispielsweise am Vereinsleben, meist erschwert. (Buttweger/Holm/Zander 2010, S. 237).
Durch Armut als Anders zu erscheinen und nicht in das Bild der allgemein akzeptierten Norm zu passen ist in der Stadt durch die höhere Anonymität leichter, da Armut dort meist auch in ihren stärksten Formen zu sehen ist. Durch diese Anonymität haben arme Menschen, somit auch betroffene Kinder, „mehr individuelle Freiräume und Entwicklungsmöglichkeiten“ (Buttweger/Holm/Zander 2010, S. 237). Finanziell benötigt das Leben in der Stadt jedoch mehr Ressourcen, was eine größere Abhängigkeit von Geld mit sich bringt. Zudem wird mehr Fokus auf Aussehen und Kleidung gelegt, durch welchen Kinder einem Anpassungsdruck ausgesetzt sind, welchem sie nicht gerecht werden können (Buttweger/Holm/Zander 2010, S. 237f.).
3.2 Phänomen der Straßenkinder
Eine der extremsten, von Armut geprägten Lebensformen ist wohl die der Straßenkinder. Für diese Sammelbezeichnung gibt es bislang keine einheitliche Definition, vielmehr versteht man darunter Kinder und Jugendliche, deren Lebensmittelpunkt die Straße bildet. Unterschieden wird hier in zwei Kategorien. Zum einen gibt es die Kinder und Jugendliche, welche obdachlos sind, den Großteil ihres Tages auf der Straße verbringen und diese auch als Übernachtungsort nutzen müssen. Die zweite Kategorie bilden diejenigen Kinder und Jugendliche, die auf der Straße sind, um zu arbeiten, um den eigenen, aber auch den Lebensunterhalt der Familie zu sichern. Letzteres ist in Deutschland eher unwahrscheinlich und kommt viel mehr in Entwicklungsländern vor.
Die Verwendung des Begriffes der Straße bezeichnet hierbei allgemein einen öffentlichen Lebensraum, welcher jedem frei zugänglich ist und „allen Menschen zur Verfügung stehen sollte. Hierzu zählen [...] neben der eigentlichen Straße vor allem Bahnhöfe, Parkanlagen, Plätze, U-Bahn-Schächte [und] Brücken“ (Buttweger/Holm/Zander 2010, S. 128.).
Der hier verwendete Terminus „Kind“ ist bezogen auf Art.1 der UNKinderrechtskonvention. Darunter fällt also jede Person, die ihr 18. Lebensjahr noch nicht vollendet hat. Der Großteil aller Straßenkinder in Deutschland ist jedoch eher als Jugendliche zwischen 14 und 18 und im Schnitt 17,3 Jahren zu bezeichnen. Begonnen haben diese Kinder ihr Straßenleben im Schnitt mit 14,7 Jahren (Buttweger/Holm/Zander Seite | 8 2010, S. 128.).
Obwohl eine Erfassung der Zahl aller auf der Straße lebenden Kinder eine Herausforderung darstellt, da sie aus dem geordneten System des gewöhnlichen Alltags herausfallen und beispielsweise durch fehlende Anschrift keine festen Anhaltspunkte zur Erfassung einer Bestandsaufnahme bieten, ging „der erste Armuts- und Reichtumsbericht der Bundesregierung 2001 von ca. 7.000 Jugendlichen aus, die in Deutschland den Sozialraum Straße als Lebensort ansehen“ (Buttweger/Holm/Zander 2010, S. 130.).
Die Gründe für ein solches Schicksal können in drei zentrale Ursachen unterteilt werden:
- Mehrheitliche Deprivationserfahrungen in den Lebenslagen (Einkommen, Arbeit/Beruf, Bildung, Wohnen und Gesundheit) der Familie.
- Extreme Deprivationserfahrungen in den familiären Beziehungsfeldern (instabile und konflikthafte Eltern-Kind-Beziehungen, Gewalt, Missbrauch, Drogen, etc.).
- Die Unfähigkeit professioneller Institutionen (Schule, Jugendhilfe) zur angemessenen Reaktion auf auffälliges Verhalten, wobei hier jedoch von einem jeweils individuellen Gefüge von Bedingungsüberschneidungen und Zusammenhängen zwischen diesen Auslösern ausgegangen werden muss. (Buttweger/Holm/Zander 2010, S. 138.)
4 Kinderarmut als Aufgabenbereich der Sozialen Arbeit
Da Armut als ein soziales Problem, welches durch eine Ungleichheit in der Verteilung von Ressourcen und der Lebenschancen beschrieben wird, zum Aufgabenfeld der Profession Soziale Arbeit wird, ist diese gefragt, ein Armutsverständnis, bestehend aus einer „Verbindung von Lebenslagen- und Lebensweltperspektive [zu definieren.] Soziale Arbeit ist in ihrem Beruflichen Handeln vielfach mit Formen sozialer Ungleichheit und Tendenzen gesellschaftlichen Ausschlusses konfrontiert und muss in ihrer Alltagspraxis mit individuellen und gruppenspezifischen Folgen von Armut umgehen“ (Buttweger/Holm/Zander 2010, S. 304.).
Ziel ist dabei eine „ Wiederherstellung, Sicherung und Verbesserung der physischen und kulturellen Voraussetzungen zur Teilhabe an den sozialen, ökonomischen und politischen Aktivitäten unserer Gesellschaft“ (Badura/Groß 1983, s. 13).
[...]
- Arbeit zitieren
- Anonym,, 2020, Kinderarmut in Deutschland und als Aufgabenbereich der Sozialen Arbeit, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/923668
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