Wann entstanden die ersten Meere, Inseln, Berge, Täler, Seen, Flüsse und Moore? Wo findet man heute noch Spuren vorzeitlicher Vulkane oder Meteorkrater? Seit wann gibt es Leben auf unserem "blauen Planeten"? In welcher Zeit wuchsen die frühesten Landpflanzen, die ersten Wälder, Nadelbäume, Laubbäume, Blumen und Gräser? Wann tauchten die ersten Dinosaurier, Flugsaurier, Vögel, Affen, Elefanten, Löwen und Pferde auf?
Auf all diese und viele andere Fragen aus der Urzeit vor etwa 4,6 Milliarden Jahren bis Christi Geburt gibt das Buch "Rekorde der Urzeit" des Wiesbadener Wissenschaftsautors Ernst Probst eine Antwort. Es schildert die Entstehung der ersten Ozeane, gibt einen Einblick in die Gebirgsbildung und die unvorstellbaren Kräfte, die hierbei auftraten, beschreibt die Eroberung des Festlands durch Pflanzen, Insekten und Lurche.
Das Wissen über diese "Rekorde der Urzeit" ist in unzähligen Büchern, Fachpublikationen, Zeitungs- und Zeitschriftenartikeln verstreut, die häufig den Laien nicht bekannt, zugänglich und manchmal auch nicht verständlich sind, da sie in fremden Sprachen oder einer zu wissenschaftlichen Sprache abgefasst wurden. Das Material für dieses Buch wurde durch intensives Literaturstudium in Fachbibliotheken, durch Briefe und Gespräche mit Spezialisten zusammengetragen und in allen Fällen überprüft. Ohne die Hilfe und Beratung von Geologen, Vulkanologen, Astronomen, Botanikern, Paläontologen, Zoologen und Ornithologen wäre diese Aufgabe nicht zu lösen gewesen.
Jeder der erwähnten "Rekorde der Urzeit" kann durch einen neuen spektakulären Fund übertroffen werden. Denn die Erforschung der Vergangenheit von Landschaften, Pflanzen und Tieren steht nicht still. Was heute gilt, kann manchmal morgen schon überholt sein. So ist dieses Buch lediglich der Versuch einer Momentaufnahme des gegenwärtigen Wissensstandes.
Der Inhalt des Buches ist weitgehend identisch mit dem Titel „Rekorde der Urzeit“ (1992) in alter deutscher Rechtschreibung bei C. Bertelsmann. Im Gegensatz zu diesem Werk werden hier aber die Rekorde aus der Entwicklungsgeschichte vom affenähnlichen Vormenschen zum vernunftbegabten Jetztmenschen nicht behandelt.
Inhalt
Vorwort
1. Die Zeit Präkambrium - Erdaltertum - Erdmit- telalter - Erdneuzeit - Menschheitsge- schichte
2. Weltall, Erde, Mond und Meteoriten Die ersten Sterne - Die Anfänge der Erde und des Mondes - Meteorkrater
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
3. Das Klima Die höchsten Temperaturen auf der Erde - Die ersten Eiszeiten - Wüstenklima - Trocken- und Regenzeiten - Gletschervor- stöße
4. Das Land Das älteste feste Land - Die größte Land- masse - Die letzte Verbindung zwischen Nordamerika und Europa
5. Gebirge und Täler Die höchsten Berge und Gebirge - Die ersten Gebirgsbildungen - Die Mittelge- birge Deutschlands - Die Alpidische Gebirgsbildung - Die ersten Täler - Das größte Urstromtal Deutschlands im Eis- zeitalter - Das bekannteste Trockental Deutschlands
6. Meere und Inseln Das erste Meer - Die größte Meeres- überflutung Deutschlands - Die mächtig- sten Meeresablagerungen in Deutschland - Der größte Ozean im Erdaltertum - Die wärmsten Meere Deutschlands - Der frü- heste Vorläufer der Ostsee - Die ersten Inseln - Die älteste Insel Deutschlands im Erdaltertum - Die größte Insel aller Zei- ten
7. Die Vulkane Der älteste Vulkanismus in Deutschland - Die mächtigsten vulkanischen Schich- ten Deutschlands aus dem Devon - Die imposantesten Zeugnisse von Vulkanis- mus in Mittel- und Südeuropa - Der stärk- ste Vulkanismus während des Erdmit- telalters und der Erdneuzeit - Die letzte Vulkankatastrophe Deutschlands im Eiszeitalter - Der jüngste Vulkan Deutsch- lands Rekorde der Urzeit 7
8. Die Flüsse Die ersten Flüsse - Die ältesten Flüsse Europas - Die ältesten versiegenden Flüs- se - Die ersten Anfänge des Rheins und der Donau - Die erste Verbindung von Rhein und Main - Das größte Delta der letzten Eiszeit
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
9. Seen und Sümpfe Die ersten Seen - Der Urwaldsee von Messel - Durch Meteoriten geschaffene Seen - Seen, die nach dem Rückzug der Gletscher im Alpenvorland entstanden - Der größte Kratersee der Erde - Die er- sten Sümpfe ohne Pflanzen - Das größte Sumpfgebiet Europas im Erdaltertum - Das tückischste Sumpfgebiet des Eiszeit- alters
10. Bodenschätze Die ältesten Eisenvorkommen - Die in größter Tiefe entstandenen Mineralien - Die ältesten Erdölvorkommen - Die größ- ten Kohlevorkommen - Die größten Salz- lager - Die tiefsten Goldvorkommen - Die größten Braunkohlenlager
11. Die Entwicklung des Lebens Älteste Lebensspuren auf der Erde - Die ersten Pflanzen - Die ersten Meerestiere - Die ältesten Lebensspuren in Deutsch- land - Die ersten fischähnlichen Wirbel- tiere - Die ersten Landpflanzen - Die er- sten Insekten - Die frühesten Säugetiere - Die ersten Vögel - Die ersten Vor- menschen
12. Das Aussterben von Arten 63 Die meisten globalen Massenaussterben - Das Aussterben der Dinosaurier, Mee- resreptilien und zahntragenden Vögel - Das rätselhafte Verschwinden der Nean- dertaler
13. Die Pflanzen Die ersten Bäume - Die größten Bärlapp- gewächse - Die ersten Nadelbäume - Die ältesten Spuren von Waldbränden in Deutschland - Die ersten Ginkgo-Bäume - Die ersten Blumen - Die ersten Laub- bäume - Die frühesten Palmen - Die größ- ten Seerosenblätter - Die letzten Palmen Deutschlands - Die ersten Pfingstrosen Deutschlands - Die kleinsten Birken und Weiden
14. Die Tiere Die ersten Quallen, Ringelwürmer und Seefedern - Die ersten Trilobiten - Die ersten Armfüßer, Kopffüßer und Stachel- häuter - Die frühesten an Land lebenden Skorpione, Spinnen und Tausendfüßer - Die ersten Graptolithen und Korallen -
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Die ersten Ammoniten, Belemniten und Notostraken - Die größte Spinne - Die ersten geflügelten Insekten - Das größte Fluginsekt - Der älteste Käfer - Die älte- sten Ahnen der Schmetterlinge - Die äl- teste Ameise - Die ersten Fische mit Kie- fern - Der größte Hai Deutschlands - Das älteste Amphibium - Die größten Urlur- che - Das älteste Reptil - Die ersten Ech- sen und Eidechsen - Die ältesten Gleit- flugechsen - Die ersten Warane - Die er- sten Brückenechsen - Die ersten Pflaster- zahnsaurier - Die ersten Fischsaurier - Die ersten Flossenechsen - Die ersten Dinosaurier - Der größte und der kleinste Dinosaurier - Der größte Raubdinosaurier - Der größte Dinosaurier Deutschlands - Das kleinste Hirn der Dinosaurier - Die ältesten Flugsaurier - Der größte Flugsau- rier - Die ersten Krokodile - Die ersten Schildkröten - Die ersten Schlangen - Die ältesten Urvögel - Die ältesten Halbaffen Deutschlands - Die ältesten Pferde - Das größte Landsäugetier - Die ersten Affen - Die ältesten Rüsseltiere - Die ersten Menschenaffen - Das größte Kamel - Die größten Löwen Deutschlands - Das größte Faultier
Vorwort
Wann entstanden die ersten Meere, Inseln, Berge, Täler, Seen, Flüsse und Moore? Wo findet man heute noch Spuren vorzeitli- cher Vulkane oder Meteorkrater? Seit wann gibt es Leben auf unserem „blauen Planeten“? In welcher Zeit wuchsen die frühesten Landpflanzen, die ersten Wäl- der, Nadelbäume, Laubbäume, Blumen und Gräser? Wann tauchten die ersten Dinosaurier, Flugsaurier, Vögel, Affen, Elefanten, Löwen und Pferde auf? Auf all diese und viele andere Fragen aus der Urzeit vor etwa 4,6 Milliarden Jahren bis Christi Geburt gibt das Buch „Rekor- de der Urzeit“ eine Antwort. Es schildert die Entstehung der ersten Ozeane, gibt einen Einblick in die Gebirgsbildung und die unvorstellbaren Kräfte, die hierbei auftraten, beschreibt die Eroberung des Festlands durch Pflanzen, Insekten und Lurche.
Das Wissen über diese „Rekorde der Ur- zeit“ ist in unzähligen Büchern, Fachpu- blikationen, Zeitungs- und Zeitschriften- artikeln verstreut, die häufig den Laien nicht bekannt, zugänglich und manchmal auch nicht verständlich sind, da sie in fremden Sprachen oder einer zu wissen- schaftlichen Sprache abgefaßt wurden. Das Material für dieses Buch wurde durch intensives Literaturstudium in Fachbiblio- theken, durch Briefe und Gespräche mit Spezialisten zusammengetragen und in allen Fällen überprüft. Ohne die Hilfe und Beratung von Geologen, Vulkanologen, Astronomen, Botanikern, Paläontologen, Zoologen und Ornithologen wäre diese Aufgabe nicht zu lösen gewesen.
Jeder der erwähnten „Rekorde der Urzeit“ kann durch einen neuen spektakulären Fund übertroffen werden. Denn die Erfor- schung der Vergangenheit von Landschaf- ten, Pflanzen und Tieren steht nicht still. Was heute gilt, kann manchmal morgen schon überholt sein. So ist dieses Buch lediglich der Versuch einer Momentauf- nahme des gegenwärtigen Wissensstan- des.
Der Inhalt des Buches ist weitgehend identisch mit dem Titel „Rekorde der Ur- zeit“ (1992) in alter deutscher Recht- schreibung bei C. Bertelsmann. Im Ge- gensatz zu jenem Werk werden hier aber die Rekorde aus der Entwicklungsge- schichte vom affenähnlichen Vormen- schen zum vernunftbegabten Jetztmen- schen nicht behandelt.
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1. Die Zeit
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Szene aus der Steinzeit vor mehr als 500000 Jahren:
Frühmenschen der Art Homo erectus mit primitiven Waffen und Tiere jener Zeit (Waldnashorn, Gepard, Affe).
Das älteste und längste Zeitalter der Erd- geschichte ist das Präkambrium vor etwa 4,6 Milliarden bis 570 Millionen Jahren. Das Präkambrium währte mehr als 4 Mil- liarden Jahre und dauerte damit mehr als siebenmal so lange wie die übrigen Zeit- alter zusammen. Es begann mit der Ent- stehung der Erde und endete mit dem Be- ginn des Erdaltertums. Präkambrium heißt zu deutsch „vor dem Kambrium“.
Die meisten Perioden unter den Erdzeit- altern weist das Erdaltertum (auch Paläo- zoikum genannt) vor etwa 570 bis 250 Millionen Jahren auf. Das Erdaltertum dauerte etwa 320 Millionen Jahre. Es wird in sechs unterschiedlich lange Perioden eingeteilt. Diese heißen Kambrium (etwa 570 bis 510 Millionen Jahre), Ordovizium (etwa 510 bis 436 Millionen Jahre), Silur (etwa 436 bis 410 Millionen Jahre), De- von (etwa 410 bis 355 Millionen Jahre), Karbon (etwa 355 bis 290 Millionen Jah- re) und Perm (etwa 290 bis 250 Millio- nen Jahre).
Das Kambrium ist nach den Vorkommen von Gesteinen dieser Periode in Großbri- tannien benannt (lateinisch: Cambria = Nordwales). Der Begriff Ordovizium er- innert an das Vorkommen von Gesteinen dieser Periode im Gebiet des keltischen Stammes der Ordovizer in Nordwales. Das Silur wurde nach dem keltischen Stamm der Silurer bezeichnet, in deren Verbreitungsgebiet in Großbritannien Gesteine dieser Periode bekannt sind. Das Devon ist nach dem Vorkommen von Ge- steinen dieser Periode in der südwest- englischen Grafschaft Devonshire be- zeichnet. Das Karbon (lateinisch: carbo, carbonis = Kohle) heißt zu deutsch „Stein- kohlenzeit“. Und das Perm verdankt sei- nen Namen dem Vorkommen von Gestei- nen dieser Periode am Westhang des Ural im ehemaligen russischen Gouvernement Perm. Die längste Periode des Erdaltertums ist das Ordovizium vor etwa 510 bis 436 Millionen Jahren. Es dauerte etwa 74 Millionen Jahren. Die kürzeste Periode des Erdaltertums ist das Silur vor etwa 436 bis 410 Millionen Jahre. Es währte nur etwa 26 Millionen Jahre.
Als „Zeitalter der Saurier“ gilt das Erd- mittelalter (auch Mesozoikum genannt). Denn während dieses Zeitalters vor etwa 250 bis 65 Millionen Jahren beherrschten die Saurier die Erde. Das Erdmittelalter wird in drei ungleich lange Perioden ge- gliedert. Dies sind die Trias (vor etwa 250 bis 205 Millionen Jahren), der Jura (vor etwa 205 bis 135 Millionen Jahren) und die Kreide (vor etwa 135 bis 65 Millio- nen Jahren). Der Name Trias beruht auf der ursprünglichen Dreiteilung dieser Pe- riode in Europa in die Epochen Buntsand- stein (etwa 250 bis 238 Millionen Jahre), Muschelkalk (etwa 238 bis 231 Millionen Jahre) und Keuper (etwa 231 bis 205 Mil- lionen Jahre). Der Jura ist nach dem Jura- gebirge in der Schweiz und Süddeutsch- land benannt, dessen helle Kalksteine in der Jurazeit entstanden sind. Die Kreide wurde nach der Schreibkreide der Ostsee- insel Rügen bezeichnet, die in der Kreide- zeit gebildet wurden.
Die längsten Perioden des Erdmittelalters sind der Jura (vor etwa 205 bis 135 Mil- lionen Jahren) und die Kreide (vor etwa 135 bis 65 Millionen Jahren). Sie dauer- ten beide jeweils etwa 70 Millionen Jah- re.
Die kürzeste Periode des Erdmittelalters ist die Trias vor etwa 250 bis 205 Millio- nen Jahren. Sie währte etwa 45 Millionen Jahre.
Das letzte und kürzeste Zeitalter der Erd- geschichte ist die Erdneuzeit (auch Kä- nozoikum genannt) vor etwa 65 Millio- nen Jahren bis heute. Es wird in drei un- gleich lange Perioden eingeteilt: Paläogen (vor etwa 65 bis 23 Millionen Jahren), Neogen (vor etwa 23 bis 2,3 Millionen Jahren) und Pleistozän (vor etwa 2,3 Mil- lionen bis 10000 Jahren). Die älteste und längste Periode der Erdneuzeit ist das Paläogen mit einer Dauer von etwa 42 Millionen Jahren. Das Paläogen umfaßt die Epochen Paläozän (vor etwa 65 bis 53 Millionen Jahren), Eozän (vor etwa 53 bis 34 Millionen Jahren) und Oligozän (vor etwa 34 bis 23 Millionen Jahren). Das Paläogen wurde früher zusammen mit dem Neogen als Tertiär (lateinisch: tertia = die dritte) bezeichnet, weil es einst als dritte Abteilung in einer heute nicht mehr üblichen Gliederung der Erdgeschichte galt. Die Internationale Union Geologi- scher Wissenschaften hat das Tertiär in zwei Epochen geteilt: eben in das Paläogen und Neogen. Zum Neogen ge- hören die Epochen Miozän (vor etwa 23 Millionen bis 5,3 Millionen Jahren) und Pliozän (vor etwa 5,3 bis 2,3 Millionen Jahren).
Die Namen der Epochen Paläozän, Eozän, Oligozän, Miozän und Pliozän beziehen sich meist auf den prozentualen Anteil der heute noch lebenden Weichtiere (Mollus- ken). So ist das Paläozän (griechisch: palaios = alt, kainos = neu) sinngemäß der alte Teil der Erdneuzeit. Das Eozän (grie- chisch: eos = Morgenröte) wird als „Zeit- alter der Morgenröte“ bezeichnet, weil in dieser Epoche die modernen Weichtiere am Beginn ihrer Entwicklung standen. Im Oligozän (griechisch: oligos = wenig) entsprachen erst wenige Weichtiere den heutigen Formen. Mit dem Begriff Mio- zän (griechisch: meion = weniger, kainos = neu) wird ausgedrückt, daß in dieser Epoche relativ wenige moderneWeichtie- re existierten. Im Pliozän (griechisch: pleios = viel) gab es schon viele Weich- tiere der Gegenwart.
Die jüngste und kürzeste Periode der Erdneuzeit ist das Quartär vor etwa 2,3 Millionen Jahren bis heute. Der Begriff Quartär beruht als einziger noch darauf, daß dieser Zeitabschnitt als vierte und letz- te Abteilung in einer heute sonst nicht mehr gültigen Gliederung der Erdge- schichte eingeführt wurde. Die damalige Reihenfolge lautete: Primär, Sekundär, Tertiär und Quartär. Zum Quartär gehö- ren die unterschiedlich langen Epochen Pleistozän (auch Eiszeitalter genannt) vor etwa 2,3 Millionen bis 10000 Jahren und Holozän (auch Nacheiszeit geheißen) vor etwa 10000 Jahren bis heute. Der Begriff Pleistozän (griechisch: pleiston = am mei- sten, kainos = neu) signalisiert, daß in die- ser Epoche fast alle Weichtiere den heuti- gen entsprachen. Zu Beginn des Holozäns (griechisch: holos = ganz, kainos = neu) entsprachen die Weichtiere mit wenigen Ausnahmen völlig den heutigen.
Der längste Abschnitt der Menschheits- geschichte ist die Steinzeit. Sie begann mit der Herstellung von ersten Steinwerk- zeugen und endete mit dem Aufkommen der Bronze. Steinwerkzeuge kennt man aus Afrika bereits vor mehr als 2 Millio- nen Jahren, in Europa und Asien jedoch erst vor 1 Million Jahren. Die Steinzeit wird in Europa in drei unterschiedlich lan- ge Abschnitte geteilt: Die Altsteinzeit (Paläolithikum, griechisch: palaios = alt, lithos = Stein) dauerte von etwa 1 Mil- lion bis 10000 Jahren bzw. 8000 v. Chr. Sie fiel in das Eiszeitalter und ist das Zeit- alter der Jäger und Sammler. Die Mittel- steinzeit (Mesolithikum, griechisch: mesos = mitten) währte von etwa 8000 v. Chr. zu Beginn der Nacheiszeit bis vor 5000 v. Chr. und ist das Zeitalter der Jä- ger und Fischer. Die Jungsteinzeit (Neo- lithikum, griechisch: neo = neu, jung) dau- erte vor mehr als 5000 bis etwa 2000 v. Chr. und ist das Zeitalter der ersten Bau- ern. Als Kennzeichen der Jungsteinzeit gelten Ackerbau, Viehzucht und Töpferei. Da diese Errungenschaften in manchen Gebieten früher oder später eingeführt wurden, gelten gebietsweise andere Zah- lenangaben.
Als erste und längere der sogenannten Metallzeiten in Europa gilt die Bronze- zeit vor mehr als 2000 bis etwa 800 v. Chr. In dieser Zeit wurden Werkzeuge, Waf- fen und Schmuck aus Bronze hergestellt. Bronze ist eine Metalllegierung aus Kup- fer und Zinn. Die Bronzezeit hatte in ei- nigen Gebieten eine andere Zeitdauer. So begann sie in Süddeutschland schon vor etwa 2300 v. Chr. und endete um 800 v. Chr. In Norddeutschland dagegen währte sie von etwa 1600 bis 500 v. Chr.
Der zweite und kürzere Abschnitt der so- genannten Metallzeiten in Europa ist die Vorrömische Eisenzeit von etwa 800 v. Chr. bis Christi Geburt. In dieser Zeit hat man Werkzeuge, Waffen und Schmuck aus Eisen angefertigt. Der ältere Teil der Vorrömischen Eisenzeit wird im südlichen Mitteleuropa als Hallstatt-Zeit benannt. Er dauerte etwa von 800 bis 450 v. Chr. und ist nach dem Fundort Hallstatt in Ober- österreich bezeichnet. Der jüngere Teil der Vorrömischen Eisenzeit wird im südlichen Mitteleuropa als La-Tène-Zeit bezeichnet. Er währte von etwa 450 v. Chr. bis Chri- sti Geburt und erinnert an den Fundort La- Tène am Neuenburger See in der Schweiz. Die ersten einfachen Sonnenuhren gab es um 3000 v. Chr. in Babylon. Die früheste Erwähnung einer Sonnenuhr in Ägypten stammt aus der Zeit um 2000 v. Chr.
Die ersten Wasserauslaufuhren wurden vor mehr als 2000 v. Chr. in Ägypten er- funden. Eine solche Wasseruhr bestand aus einem Gefäß, das mit Wasser gefüllt wurde. Während der Zeit, in der das Was- ser aus einem Loch des Behälters tröpfel- te, gab der sinkende Wasserstand entlang von Markierungen die Zeit an.
2. Weltall, Erde, Mond und Meteoriten
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Krater auf dem Mond
zeugen von Zusammenst öß en mit Meteoriten. Rechts auf dem Foto der vor 1 Milliarde Jahren entstandene Krater Kopernikus.
Die ersten Sterne entstanden vor schät- zungsweise 15 bis 20 Milliarden Jahren kurz nach dem sogenannten „Urknall“. Dieser kosmischen Explosion wird die Entstehung des Weltalls zugeschrieben. Um die Entwicklung zu veranschaulichen, haben Wissenschaftler die unvorstellbar lange Zeitspanne von der Entstehung des Weltalls bis heute in ein einziges Kalen- derjahr gedrängt: den sogenannten „kos- mischen Kalender“. In diesem fällt der „Urknall“ auf den 1. Januar.
Die Entstehung der Erde reicht bis vor 4,6 Milliarden Jahren zurück. Damals wurde unser Planet aus einem Gasnebel „gebo- ren“. Unzählige winzige Gaspartikel, Ele- mentarteilchen und Moleküle zogen sich zusammen und bildeten allmählich einen diffusen rundlichen Körper: einen Proto- planeten. Dieser „Ball“ begann sich zu drehen. Durch die fortwährende Verdich- tung seiner Bestandteile wurde er immer heißer, was zur Bildung erster stabiler chemischer Elemente führte. Dabei wan- derte ein großer Teil der in dem Proto- planeten vorhandenen Elemente Eisen und Nickel zum Zentrum und bildete den Erdkern.
Als einer der frühesten Zusammenstöße in unserem Sonnensystem gilt der Zusam- menprall der Erde mit einem großen Him- melskörper oder mit mehreren Himmels- körpern vor ca. 4,5 bis 4,4 Milliarden Jah- ren. Beim Einschlag eines schätzungswei- se 1000 Kilometer großen Himmelskör- pers oder mehrerer kleiner Objekte wur- de viel Materie aus der Erde gerissen, ins Weltall geschleudert und in eine Erdum- laufbahn gebracht. Daraus soll sich nach einer Theorie der Mond gebildet haben.
Am schnellsten drehte sich die Erde vor rund 4,5 Milliarden Jahren. Damals rotier- te sie mehr als doppelt so schnell wie heute um ihre Achse. Das hatte zur Folge, daß ein Erdentag nur schätzungsweise 10 bis 12 Stunden währte. Ein Jahr gegenwärti- ger Dauer hatte zu dieser Zeit mehr als 730 Tage. Grund für die „Abbremsung“ der Erde ist die Anziehungskraft des Mon- des.
Die geringste Entfernung zwischen Mond und Erde gab es vor etwa 4,4 Milliarden Jahren. Der Erdtrabant war damals weni- ger als 200000 Kilometer von unserem Planeten entfernt, heute sind es etwa 384000 Kilometer. Die kürzeste Distanz zwischen Mond und Erde führte dazu, daß der Erdtrabant die Umdrehung der Erde damals stärker bremste, als dies heute der Fall ist. Durch die abnehmende Umdre- hungsgeschwindigkeit der Erde wurden die Tage immer länger.
Dem stärksten Beschuß durch Meteorite war die Erde vor etwa 4 Milliarden Jah- ren ausgesetzt. Weil damals die Erdkru- ste noch nicht stabil gewesen ist, zerbrach sie gebietsweise immer wieder durch die Einschlagskraft der Meteorite. Auch der Mond stand zu dieser Zeit ebenfalls unter heftigem Beschuß durch kosmische Kör- per aus dem Weltall.
Der größte Meteorkrater auf dem Mond ist das Mare Imbrium (Regenmeer) mit einem Durchmesser von etwa 1000 Kilo- metern. Dieser Krater wurde vor etwa 4 Milliarden Jahren geschlagen und vor etwa 3,5 Milliarden Jahren durch mächti- ge Lavagüsse ausgefüllt. Als zweitgröß- ter Meteorkrater auf dem Mond gilt das Mare Crisium (Meer der Gefahren) mit einem Durchmesser von etwa 400 bis 500 Kilometern.
Als die größten und ältesten Meteorkrater auf der Erde gelten die Vredefort-Struk- tur in Südafrika und die Sudbury-Struk- tur in Ontario (Kanada). Beide haben ei- nen Durchmesser von 140 bis 150 Kilo- metern und sind vor etwa 1,9 Milliarden Jahren wahrscheinlich jeweils durch den Einschlag eines Meteoriten entstanden. Der größte Meteorkrater Sibiriens heißt Popigai. Sein Durchmesser beträgt etwa 100 Kilometer. Die Alterssehätzungen lie- gen zwischen 70 und 20 Millionen Jah- ren.
Als größter Meteorkrater Brasiliens gilt der Araguainha-Dom mit einem Durch- messer von etwa 80 Kilometern. Er wur- de vor weniger als 250 Millionen Jahren geschaffen.
Der größte Meteorkrater Schwedens ist der von Siljan, dort, wo heute der gleich- namige See liegt. Er hat einen Durchmes- ser von 52 Kilometern und ist vor etwa 365 Millionen Jahren entstanden.
Der größte Meteorkrater Deutschlands wurde im Miozän vor etwa 14,7 Millio- nen Jahren an der Grenze zwischen Ba- den-Württemberg und Bayern geschlagen. Dieser heute als Nördlinger Ries bezeich- nete Meteorkrater hat einen Durchmesser von maximal 24 Kilometern. Er wurde vermutlich durch einen riesigen Stein- meteoriten verursacht, der beim Eintritt in das Gravitationsfeld der Erde in zwei Teile zerbrach. Der größere davon stürzte auf die Gegend des heutigen Nördlinger Rieses, der kleinere auf die etwa 40 Kilo- meter davon entfernte Gegend von Stein- heim (Kreis Heidenheim) in Baden-Würt- temberg, wo das 3,5 Kilometer Durchmes- ser erreichende Steinheimer Becken ent- stand. Bei der „Geburtsstunde“ des Nörd- linger Rieses wurde innerhalb von Bruch- teilen einer Sekunde durch den Aufprall des Himmelskörpers eine Energie freige- setzt, die der Zerstörung von nahezu fünf- zig 100 Megatonnen-Atombomben ent- sprach. Im Mittelpunkt des Geschehens herrschte kurzfristig ein Druck von 5 bis 10 Millionen Atmosphären und eine Tem- peratur von etwa 10000 bis 30000 Grad Celsius. Gesteinstrümmer bis zu einigen 100 Meter Durchmesser wirbelten kilo- meterweit durch die Luft. Außerdem stieg ein gewaltiger Rauchpilz in die Atmo- sphäre auf. Im Umkreis der beiden süd- deutschen Meteorkrater wurde alles Le- ben ausgelöscht.
Als der bekannteste und am besten er- forschte Meteorkrater gilt der Arizona- Krater zwischen Flagstaff und Winslow in Arizona (USA). Er wurde im Eiszeit- alter vor etwa 40000 Jahren durch einen Eisenmeteoriten geschlagen und hat einen Durchmesser von einem Kilometer. Die- ser Eisenmeteorit hatte vermutlich einen Durchmesser von 30 Metern und ein Ge- wicht von 150000 Tonnen. Er raste mit einer Geschwindigkeit von mehr als 50000 Stundenkilometern auf die Erde zu, wo er einen 1 Kilometer breiten und 160 Meter tiefen Krater schlug. Die meisten Meteorite, die heute auf die Erde stürzen, stammen ursprünglich aus dem Asteroiden-Gürtel zwischen den Pla- neten Mars und Jupiter, wo Tausende von kleinen Himmelskörpern ihre Bahnen zie- hen. Die größten davon erreichen einen Durchmesser bis zu 1000 Kilometern, die meisten sind jedoch kleiner. Himmelskör- per von unter 1 Kilometer bis zu mehre- ren 1000 Kilometern Durchmesser nennt man Asteroid, Planetoid oder kleiner Pla- net. Das Bruchstück eines Asteroiden, das in die Erdatmosphäre eintaucht, heißt Meteoroid. Ein Himmelskörper, der die Erdoberfläche erreicht hat, wird Meteorit genannt. Und das von einem Meteorit ge- schlagene Loch heißt - laut Duden - Meteorkrater, obwohl ein Meteor eigent- lich eine Lichterscheinung ist. Unter den auf der Erde entdeckten Meteoriten kennt man inzwischen aber auch solche, die vom Mars stammen.
3. Das Klima
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
In der Trias
vor etwa 250 bis 205 Millionen Jahren herrschte ein
besonders ausgeglichenes Klima. In dieser Periode des Erdmittelalters
erschienen die ersten Dinosaurier. Frühe Dinosaurier in Deutschland
waren die Plateosaurier.
Das Eoz ä n
vor etwa 53 bis 34 Millionen Jahren gilt als w ä rmste Epoche der Erdneuzeit
(vor etwa 65 Millionen Jahren bis heute).
Damals lebten in Deutschland kleine Urpferdchen
und riesige r ä uberische Laufv ö gel.
Die höchsten Temperaturen auf der Ober- fläche der Erde herrschten im frühen Präkambrium vor etwa 4,6 Milliarden Jah- ren. Damals war die Oberfläche unseres Planeten mindestens 1600 Grad heiß, was der Schmelztemperatur von Gesteinen entspricht. Es gab also noch keine feste Erdoberfläche.
Die ersten Ozeane bildeten sich im Prä- kambrium vor etwa über 4 Milliarden Jah- ren. Bis dahin waren die Temperaturen auf der Erdoberfläche zu hoch, um Wasser entstehen zu lassen. Es kann sich bei mehr als 100 Grad Celsius nicht bilden. Daher gab es in der Uratmosphäre unseres Pla- neten lediglich Wasserdampf.
Die ältesten Hinweise auf warmes Klimastammen aus dem Präkambrium vor etwa 3,4 Milliarden Jahren. Dabei handelt es sich um Algenriffe, die nur bei warmem Klima und in flachem Wasser entstehen können. Reste solcher Riffe kennt man aus Gesteinen in Westaustralien.
Die ersten Eiszeiten haben im Präkam- brium vor etwa 2,4 Milliarden Jahren und vor etwa 700 Millionen Jahren stattgefun- den. Geologische Zeugnisse der Eiszeit vor etwa 700 Millionen Jahren kennt man aus der Normandie, Schottland und Nor- wegen.
Die ältesten Belege für ein wüstenhaftes Klima im Erdaltertum vor etwa 570 bis 250 Millionen Jahren wurden im Kam- brium vor mehr als 510 Millionen Jahren gefunden. Dabei handelt es sich um Salz- lager in Sibirien und Indien, die entstan- den, als große Mengen von Meerwasser verdunsteten.
Die eisigsten Zeiten, die Brasilien und Nordwest-Afrika erlebten, fielen in das Ordovizium vor etwa 510 bis 436 Millio- nen Jahren. Anfangs lagen vermutlich der Nordosten Brasiliens oder Guyana unter dem Südpol, später geriet Nordwest-Afri- ka in diese Position. Damals lastete eine kilometerdicke Eiskappe auf großen Tei- len von Brasilien und Nordwest-Afrika. Andere Teile Brasiliens und der Sahara waren Flachmeergebiete, in denen große Eisberge trieben. Der heutige Pazifische Ozean befand sich unter dem Nordpol.
Zu den heißesten Gebieten im Silur vor etwa 436 bis 410 Millionen Jahren gehör- ten Südskandinavien, Südgrönland, die Hudson-Bay, die nordwestlichen USA und Nordaustralien. Dort verlief damals der Äquator. Zu jener Zeit entstanden in Nord- amerika und Sibirien durch die Verdun- stung von Meerwasser mächtige Salzlager und auf Gotland in Südschweden die er- sten großflächigen Korallenriffe. Das süd- liche Afrika lag dagegen unter dem Süd- pol, weswegen dort eisige Verhältnisse herrschten.
Zu den kältesten Regionen im Devon vor weniger als 410 Millionen Jahren gehör- te Südafrika. Es befand sich zu jener Zeit unter dem Südpol, wie unter anderem Vereisungsspuren auf dem Tafelberg bei Kapstadt zeigen. Afrika wanderte damals über den Südpol, Südamerika und Südaf- rika waren Teil einer Kaltwasserregion. Eine der grimmigsten Eiszeiten im Erd- altertum fand vor weniger als 355 Millio- nen Jahren im Karbon statt.
Zu den heißesten Gebieten im Perm vor weniger als 290 Millionen Jahren zählte Europa, das zu Beginn dieser Periode in der Nähe des Äquators lag. Die Reste von Pflanzen und Tieren auf der Nordhalb- kugel der Erde belegen ein warmes bis heißes Klima, das im Laufe des Perm immer trockener wurde. Die trockensten Zeiten Deutschlands im Perm waren vor etwa 250 Millionen Jah- ren gegen Ende dieser Periode, die auch Zechstein genannt wird. In diesem Ab- schnitt entstanden in Deutschland (Nie- dersachsen, Mecklenburg) durch die Ver- dunstung von Meerwasser bis zu 1000 Meter mächtige Salzlager. Sie gelten als die größten Salzlager, die jemals gebildet wurden.
Ein besonders ausgeglichenes Klima herrschte in der Trias vor etwa 250 bis 205 Millionen Jahren, aus der die ersten Di- nosaurier nachweisbar sind. Offenbar gab es keine jahreszeitlichen Schwankungen. Weite Teile Europas befanden sich in den Tropen. Nord- und Südpol lagen im offe- nen Ozean und bildeten keinen Eispanzer. Auch im Jura vor etwa 205 bis 135 Mil- lionen Jahren war das Klima in Europa ausgeglichen.
Den besten Hinweis auf einen Wechsel von Trocken- und Regenzeiten in Deutschland während der Kreidezeit vor etwa 120 Millionen Jahren lieferten Quer- schnitte von Nadelhölzern aus Nehden bei Brilon im Sauerland (Nordrhein-Westfa- len). Enge Abschnitte mit jeweils 20 Holzzellreihen markieren eine Trocken- zeit, weite Abschnitte mit jeweils 40 bis 50 Holzzellreihen dagegen eine Regen- zeit. Nehden bei Brilon ist eine Dinosau- rier-Fundstelle. Eine der gravierendsten Klimaänderungen ereignete sich an der Wende von der Kreidezeit zur Erdneuzeit vor etwa 65 Millionen Jahren. Sie veränderte die Pflanzen- und Tierwelt gravierend. In Südfrankreich verschwand beispielswei- se die warmzeitliche Palmenflora. Ihr folgte eine Pflanzenwelt des gemäßigten Klimas, die fast ausschließlich aus Nadel- wäldern bestand. In der Tierwelt ver- schwanden unter anderem die großen Meeresreptilien, die Flugsaurier und Di- nosaurier.
Als wärmste Epoche der Erdneuzeit vor etwa 65 Millionen Jahren bis heute gilt das Eozän vor etwa 53 bis 34 Millionen Jahren. Fehlende Polvereisungen hatten damals die warmen Klimazonen weit nach Norden gerückt. In Amerika, Mittel- und Nordeuropa, Afrika, Asien und Neusee- land herrschte ein tropisches Klima. So- gar auf Spitzbergen, das sich heute im Nordpolarmeer befindet, konnten sich Pflanzen und Tiere der gemäßigten Zone behaupten. In Messel bei Darmstadt in Hessen entdeckte man fossile Riesen- schlangen, Krokodile, Riesenlaufvögel, Urpferdchen, Ameisenbären und Schup- pentiere. Ab dem Oligozän vor etwa 34 bis 23 Millionen Jahren sanken die Tem- peraturen weltweit. Im Miozän vor etwa 20 Millionen Jahren war bereits die Ant- arktis mit Eis bedeckt. Vor rund 12 Mil- lionen Jahren - ebenfalls noch im Mio- zän - lebten Menschenaffen und Säbel- zahnkatzen am Urrhein, der damals etli- che Kilometer westlich von Mainz floß.
Das letzte Eiszeitalter begann vor etwa 2,3 Milliarden Jahren und endete vor etwa 10000 Jahren. Es war durch einen ständi- gen Wechsel von teilweise sehr grimmi- gen Kaltphasen und milden Warmphasen gekennzeichnet. Die Kaltphasen werden als Kaltzeit bezeichnet, wenn keine Gletschervorstöße bekannt sind; gab es aber Gletschervorstöße spricht man von einer Eiszeit. Die Warmphasen heißen Warmzeit. Im Eiszeitalter waren Europa, Amerika und Asien von großräumigen Vereisungen betroffen. In den kältesten Phasen des Eiszeitalters betrugen die Durchschnittstemperaturen im Juli zwi- schen plus 5 und 10 Grad Celsius.
Die ältesten Spuren von Gletschervor- stößen in Norddeutschland werden in die norddeutsche Elster-Eiszeit vor etwa 400000 Jahren datiert. Damals bedeckten die skandinavischen Gletscher ganz Nord- deutschland. Sie drangen darüber hinaus bis in die Gegend von Dresden (Sachsen), Erfurt (Thüringen), Soest, Recklinghau- sen und Kettwig (alle Nordrhein-Westfa- len) vor.
Die weitesten Vorstöße der alpinen Glet- scher in Deutschland erfolgten in der süd- deutschen Mindel-Eiszeit vor etwa 400000 Jahren. Sie reichten bis Biberach an der Riss, Ottobeuren, Mindelheim, Für- stenfeldbruck, Erding, Mühldorf am Inn und Burghausen an der Salzach. In der süddeutschen Riss-Eiszeit vor etwa 200000 Jahren rückten die alpinen Glet- scher fast bis München und Augsburg vor.
Als letzte Eiszeiten mit Gletschervor- stößen in Deutschland gelten die nord- deutsche Weichsel-Eiszeit und die süd- deutsche Würm-Eiszeit vor etwa 115000 bis 10000 Jahren (8000 v. Chr.). Der weichsel-eiszeitliche Ostseegletscher breitete sich vor etwa 20000 Jahren bis Flensburg, Kiel, Hamburg und Branden- burg aus. Die würm-eiszeitlichen Alpen- gletscher bedeckten das Alpenvorland vom Bodensee in Süddeutschland bis nach Salzburg in Österreich. Zwischen den nor- dischen und alpinen Gletschern lag ein etwa 600 Kilometer breites, eisfreies Ge- biet.
Der älteste Abschnitt der Nacheiszeit (auch Holozän genannt) heißt Präboreal oder Vorwärmezeit. Er dauerte von etwa 8000 bis 7000 v. Chr. Damals betrug die mittlere Julitemperatur in Mitteleuropa etwa 8 bis 12 Grad Celsius. Zwischen etwa 5800 und 3800 v. Chr. lag die Durch- schnittstemperatur im Juli bereits bei etwa 18 Grad Celsius.
Das wärmste und feuchteste Klima der Nacheiszeit (auch Holozän genannt) herrschte im Atlantikum bzw. in der Mitt- leren Wärmezeit. Diese schloß sich an das Boreal (auch Frühe Wärmezeit genannt) an und währte von etwa 5000 bis 3800 v. Chr. Im Atlantikum lag die Durchschnitts- temperatur im Juli bei etwa 18 Grad Cel- sius.
4. Das Land
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Die Erde im Kambrium
vor etwa 570 bis 510 Millionen Jahren: Gondwana im Süden der Erdkugel ist die gr öß e Erdmasse.
Das älteste feste Land auf der Erde gab es vielleicht schon im Präkambrium vor etwa 4,2 Milliarden Jahren. Damals waren die Temperaturen bereits so niedrig, daß sich erste Minerale und Gesteine bilden konn- ten. Daraus entstand eine erste Kruste, die anfangs noch auf dem zähflüssigen Mag- ma schwamm. Durch Abkühlung kristal- lisierten jedoch immer mehr Minerale aus und bildeten Gesteine. Auf diese Weise entstand eine harte Schicht, die bald wei- te Teile unseres Planeten bedeckte.
Am ödesten war das Land von seiner Ent- stehung im Präkambrium vor etwa 4,2 Milliarden Jahren bis gegen Ende des Si- lurs vor mehr als 410 Millionen Jahren. In dieser 3,8 Milliarden Jahre langen Zeit- spanne existierte auf dem Land kaum pflanzliches oder tierisches Leben. Da es auf den Ebenen und Gebirgen kein Pflan- zengrün gab, waren die Landschaften grau, braun und rot. Nur in feuchten Ufer- bereichen von Meeren, Seen und Flüssen konnten sich zunehmend sehr primitive Pflanzen behaupten. So dürfte es bei- spielsweise im Kambrium vor weniger als 570 Millionen Jahren in den Uferregionen unter anderem Algen, Flechten und Pilze gegeben haben.
Die größte Landmasse im Kambrium vor etwa 570 bis 510 Millionen Jahren war Gondwana im Süden der Erdkugel. Ihr Name ist von der indischen Landschaft Gond abgeleitet, wo Funde aus dieser Periode bekannt sind. Zu Gondwana ge- hörten Teile von Mittelamerika und Süd- europa, Südamerika, Afrika, Indien, die Antarktis, Australien und Südchina. Gondwana war ringsum von Meer umge- ben. Nordamerika, Nordosteuropa und Sibirien lagen außerhalb von Gondwana wie Inseln im Meer.
Der erste Zusammenstoß von Nordame- rika und Nordeuropa erfolgte im Devon vor weniger als 410 Millionen Jahren. In dieser Periode bildeten Teile von Nord- amerika und Europa den großen Old-Red- Kontinent. Dieser Begriff fußt auf den rötlich gefärbten Verwitterungsprodukten des Old-Red-Kontinents, der Kanada, Tei- le der USA, Grönland, England, das nörd- liche Mitteleuropa, Skandinavien und Rußland umfaßte. Andere Teile von Eu- ropa, Südamerika, Afrika, Vorderindien, die Antarktis, Australien und Südchina bildeten im Devon weiterhin den riesigen Kontinent Gondwana.
Eine der größten Landmassen aller Zei- ten war Pangäa im Perm vor etwa 290 bis 250 Millionen Jahren. Es bestand aus der Norderde Laurasia (Nordamerika, Euro- pa und Asien) und aus der Süderde Gond- wana (Südamerika, Afrika, Indien, Ant- arktis, Australien und Südchina). Nord- erde und Süderde bildeten im Perm für kurze Zeit eine einzige gigantische Land- masse, einen „Superkontinent“, der rund- um vom Meer umgeben war. Dieser Oze- an wird Panthalassa genannt. Pangäa zer- fiel in der Trias vor etwa 250 bis 205 Mil- lionen Jahren und wurde durch den Mee- resgürtel der Tethys endgültig getrennt. Letzterer schied die Norderde von der Süderde.
Die letzte Verbindung zwischen Südame- rika und Afrika bestand zu Beginn der Kreidezeit vor weniger als 135 Millionen Jahren. Sie wurde zerrissen, als das Meer in den schmalen Golf zwischen Südame- rika und Afrika eindrang. Damit zerfiel die Süderde Gondwana endgültig. Gegen Ende der Kreidezeit hatten sich Südame- rika und Afrika schon mehr als 2000 Ki- lometer voneinander entfernt.
Die letzte Trennung zwischen Europa und Asien erfolgte im Eozän vor etwa 53 bis 34 Millionen Jahren. Damals schied die Westsibirische Meeresstraße (auch Tur- gai-Straße genannt) diese beiden Erdtei- le, was Unterschiede in der Pflanzen- und Tierwelt zur Folge hatte.
Die letzte Verbindung zwischen Nordame- rika und Europa über den Nordatlantik hinweg, die Tierwanderungen erlaubte, zerriß im Eozän vor mehr als 50 Millio- nen Jahren. Die Experten sind sich über den Verlauf dieser Landbrücke nicht ei- nig. Als eine Variante wird die nach ei- nem schwedischen Geologen benannte DeGeer-Route über Grönland, Spitzber- gen und den damals über Meeresspie- gelniveau liegenden Barent-See-Schelf er- wogen. Als eine andere Möglichkeit gilt die Thule-Landbrücke über Ellesmere-Is- land, Grönland, Proto-Island, die Faröer- Inseln und Schottland. Sie soll vor weni- ger als 55 Millionen Jahren durch aus dem Erdmantel aufdringendes Magma im Nordatlantik im Bereich Ostgrönlands und der Faröer-Inseln gebildet worden sein.
Das wichtigste geologische Ereignis im Oligozän vor etwa 34 bis 23 Millionen Jahren war das Verschwinden der West- sibirischen Meeresstraße (Turgai-Straße), wodurch Europa und Asien wieder ver- eint wurden. Von da ab gab es wieder Tier- wanderungen zwischen diesen Erdteilen.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Berühmter Tischfelsen im Pf ä lzer Wald: der sagenumwobene „ Teufelstisch “ bei Hinterweidenthal (Kreis Pirmasens) in Rheinland-Pfalz
5. Gebirge und Täler
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Ein Naturwunder ist der Grand Canyon in Arizona (USA).
Dort sind Gesteinsschichten
aus verschiedenen erdgeschichtlichen Perioden zu sehen.
Die höchsten Berge und Gebirge der Erde sind bei Gebirgsbildungen (auch Oroge- nesen genannt) entstanden. Sie wurden durch den Zusammenstoß von riesigen Platten der Kontinente verursacht. Dabei türmten sich an den Rändern der aufein- anderprallenden Platten vielfach lange Gebirgsketten mit bis zu mehrere 1000 Meter hohen Bergen auf. Manche Berge wurden aber auch durch aus Spalten der Erdkruste aufsteigendes vulkanisches Material oder Meeresablagerungen gebil- det. Sie erreichten jedoch nicht die Re- kordhöhen der großen Berge und Gebir- ge, die durch den Zusammenstoß der Erdplatten entstanden.
Die ersten Gebirgsbildungen ereigneten sich während des Präkambriums vor etwa 3,6 Milliarden Jahren. Dabei wurden die sogenannten Grünstein- und Gneisgürtel gebildet.
Die älteste bekannte Gebirgsbildung in Europa fand im Präkambrium vor über 3 Milliarden Jahren statt. Zeugnisse dieses Ereignisses kennt man von der Halbinsel Kola sowie aus den nördlichsten und öst- lichen Teilen Finnlands. Weitere prä- kambrische Gebirgsbildungen in Europa sind die in Schweden und Finnland nach- gewiesene Svekofennische Orogenese vor etwa 1,9 bis 1,7 Milliarden Jahren, die in den südschwedischen Gotiden dokumen- tierte Gotische Orogenese vor etwa 1,3 bis 1,1 Milliarden Jahren und die aus dem Assynt-Distrikt in Nordschottland und aus Nordwest-Frankreich bekannte Assynti- sche Orogenese vor etwa 600 Millionen Jahren.
Als eine der bedeutendsten globalen Ge- birgsbildungen gilt jene im Präkambrium vor etwa 2,5 Milliarden Jahren. Dabei ent- stand die Landmasse Laurentia, die nach dem St.-Lorenz-Strom in Kanada bezeich- net worden ist. Zu Laurentia gehörten große Teile von Kanada und Grönland, die damals miteinander verbunden wa- ren.
Der Höhepunkt der sogenannten Kale- donischen Gebirgsfaltung wurde gegen Ende des Silurs vor mehr als 410 Millio- nen Jahren erreicht. Durch den Zusam- menstoß der nordamerikanischen Platte (Laurentia) mit der baltischen Platte (Baltica) wurden Ablagerungen des Mee- res Iapetus zum Kaledonischen Gebirge entfaltet. Letzterer Begriff bezieht sich auf den keltisch-römischen Namen Caledonia für Schottland. Teile des Kaledonischen Gebirges kennt man aus Norwegen, Schweden, Schottland, Irland, Ostgrön- land, Neufundland und den nördlichen Appalachen in den USA. In Mitteleuropa sind möglicherweise Reste des Kaledo- nischen Gebirges in den Ardennen und im Brabanter Massiv vorhanden.
Der Höhepunkt der sogenannten Variskischen Gebirgsbildung fiel in die Anfangszeit des Karbons vor weniger als 355 Millionen Jahren. Der Begriff Variskische Gebirgsbildung erinnert an den lateinischen Namen Curia variscorum für die bayerische Stadt Hof und an das Vogtland, das ehemalige Gebiet der ger- manischen Varisker. Dort waren zuerst geologische Zeugnisse dieser Gebirgs- bildung erkannt worden. Das Variskische Gebirge entstand wahrscheinlich durch Kollision zahlreicher „Mikrokontinente“.
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- Arbeit zitieren
- Ernst Probst (Autor:in), 1992, Rekorde der Urzeit, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/92279
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