Die sogenannten „Big Five“ umfassen die fünf Hauptdimensionen einer Persönlichkeit und gehören damit zu den neueren dimensionalen Theorien der Differenziellen Psychologie und Persönlichkeitsforschung. Ausgehend vom lexikalischen Ansatz, der Grundannahme, dass sich die im Alltag bedeutsamen Merkmale zur Beschreibung von Personen in der jeweiligen Muttersprache wider-spiegeln, haben Allport und Odberg 1936 erstmals auf Grundlage eines repräsentativen Lexikons für das Amerikanische die Eigenschaften dieser Sprache durch Reduktionsprozesse in wenigen Faktoren zusammengefasst. Ihr methodisches Vorgehen entsprach dabei dem der Faktorenanalyse, wie sie bereits von Cattell verwendet worden ist.
Die Liste von Persönlichkeitsdispositionen wurde nun u.a. 1967 von Norman und 1985 von Goldberg mehrfach überarbeitet, wobei die Reduktion jeweils auf fünf Faktoren hinauslief, die unter dem Schlagwort „Big Five“ bekannt geworden sind. Seit 1985 liegt dieses Modell operationalisiert in Form des Fragebogen-Inventars NEO-PI von Costa und McCrae vor, wurde mehrfach überarbeitet und findet als revidierte Fassung NEO-PI-R seinen Einsatz sowohl in der Klinischen Psychologie/ Psychatrie als auch in der modernen Persönlichkeitsforschung.
Hauptkritikpunkt am Konstrukt der „Big Five“ ist die Frage nach ihrer kultur- und sprachübergreifenden Generalisierbarkeit. So konnten nicht in allen Sprachen die selben fünf Dimensionen nachgewiesen werden und zwischen den Forschern besteht immer noch große Uneinigkeit hinsichtlich ihrer inhaltlichen Interpretation. Da aber das Inventar von Costa und McCrae auch in der Praxis weit verbreitet ist, werden die Faktoren meistens nach ihrer Definition als Neurotizismus, Extraversion, Offenheit für neue Erfahrungen, Verträglichkeit und Gewissenhaftigkeit bezeichnet.
Inhaltsverzeichnis
Zusammenfassung
1. Einleitung
2. Theoretische Grundlagen des Persönlichkeitsmodells der „Big Five“
2.1 Klassifikation und Faktorenanalyse
2.2 Von der Sedimentationshypothese zum lexikalischen Ansatz
3. Entstehungsgeschichte und methodisches Vorgehen
3.1 Persönlichkeitsdispositionen von Allport und Odberg
3.2 Weiterentwicklung durch Norman und Goldberg
3.3 Replikation der Big Five in anderen Sprachen
4. Die fünf Dimensionen der Persönlichkeit
4.1 Neurotizismus
4.2 Extraversion
4.3 Verträglichkeit
4.4 Gewissenhaftigkeit
4.5 Faktor V – Große Heterogenität in seiner Definition
5. Anwendung des Modells
5.1 Das NEO-Persönlichkeitsinventar von Costa und McCrae
5.2 Einsatzbereiche der Persönlichkeitsfragebogen
6. Diskussion
Literaturverzeichnis
Zusammenfassung
Die sogenannten „Big Five“ umfassen die fünf Hauptdimensionen einer Persönlichkeit und gehören damit zu den neueren dimensionalen Theorien der Differenziellen Psychologie und Persönlichkeitsforschung. Ausgehend vom lexikalischen Ansatz, der Grundannahme, dass sich die im Alltag bedeutsamen Merkmale zur Beschreibung von Personen in der jeweiligen Muttersprache widerspiegeln, haben Allport und Odberg 1936 erstmals auf Grundlage eines repräsentativen Lexikons für das Amerikanische die Eigenschaften dieser Sprache durch Reduktionsprozesse in wenigen Faktoren zusammengefasst. Ihr methodisches Vorgehen entsprach dabei dem der Faktorenanalyse, wie sie bereits von Cattell verwendet worden ist.
Die Liste von Persönlichkeitsdispositionen wurde nun u.a. 1967 von Norman und 1985 von Goldberg mehrfach überarbeitet, wobei die Reduktion jeweils auf fünf Faktoren hinauslief, die unter dem Schlagwort „Big Five“ bekannt geworden sind. Seit 1985 liegt dieses Modell operationalisiert in Form des Fragebogen-Inventars NEO-PI von Costa und McCrae vor, wurde mehrfach überarbeitet und findet als revidierte Fassung NEO-PI-R seinen Einsatz sowohl in der Klinischen Psychologie/ Psychatrie als auch in der modernen Persönlichkeitsforschung.
Hauptkritikpunkt am Konstrukt der „Big Five“ ist die Frage nach ihrer kultur- und sprachübergreifenden Generalisierbarkeit. So konnten nicht in allen Sprachen die selben fünf Dimensionen nachgewiesen werden und zwischen den Forschern besteht immer noch große Uneinigkeit hinsichtlich ihrer inhaltlichen Interpretation. Da aber das Inventar von Costa und McCrae auch in der Praxis weit verbreitet ist, werden die Faktoren meistens nach ihrer Definition als Neurotizismus, Extraversion, Offenheit für neue Erfahrungen, Verträglichkeit und Gewissenhaftigkeit bezeichnet.
1. Einleitung
Im Rahmen der wissenschaftlichen Disziplin der Differenziellen Psychologie haben sich zahlreiche Forscher immer wieder darum bemüht, die Persönlichkeit eines Menschen empirisch beschreiben zu können. Die folgende Arbeit befasst sich mit einem solchen Ansatz zur Klassifikation der Persönlichkeit: Das Faktorenmodell der „Big Five“.
Zu Beginn wird die theoretische Grundlage des Modells erläutert, die sich vor allem aus der sogenannte Sedimentationshypothese sowie dem lexikalischen Ansatz zusammensetzt. Darauf folgend soll es um die Entstehungsgeschichte der Big Five gehen, wobei das methodische Vorgehen angefangen von Allport und Odberg über Norman und Goldberg bis hin zu den Replikationen von Costa und McCrae die Eckpfeiler bildet. Um den Bereich der wissenschaftlichen Entwicklung abzurunden, liegt in diesem Kapitel ein weiterer Schwerpunkt auf den Replikationen der Big Five in anderen Sprachen wie beispielsweise im Deutschen oder auch im Holländischen.
Das nächste Kapitel behandelt die inhaltliche Auslegung und Beschreibung der fünf Dimensionen der Persönlichkeit. Für jeden Faktor werden dabei eine Minimaldefinition, stellvertretene beschreibende Adjektive und auch einige Beispiel- Items angeführt, wie sie zur Abfrage der jeweiligen Skala in Fragebogen vorkommen können. Bezogen auf den fünften Faktor wird diese Umschreibung noch um eine Darstellung der Heterogenität hinsichtlich seiner Interpretation und Benennung ergänzt.
Vor der Kritik und Bewertung des Persönlichkeitskontruktes der „Big Five“ im Diskussionsteil, beschäftigt sich das 5. Kapitel mit seiner praktischen Umsetzung in Form von Persönlichkeitsfragebogen, die u. a. zu diagnostischen Zwecken in der Klinischen Psychologie und Psychiatrie eingesetzt werden. Hierbei wird besonders auf das Inventar von Costa und McCrae eingegangen, die mit ihrem NEO- PI- R- Fragebogen einen wesentlichen Beitrag zur wissenschaftlichen Klassifikation der Persönlichkeit geleistet haben.
2. Theoretische Grundlagen des Persönlichkeitsmodells der „Big Five“
Das Persönlichkeitskonstrukt der „Big Five“ ermöglicht die Klassifikation eines Menschen auf Grundlage des Wortschatzes seiner Muttersprache. In diesem Kapitel wird dieser sogenannte lexikalische Ansatz genauer erläutert, der das theoretische Fundament für die faktorenanalytische Herleitung der fünf Dimensionen bildet.
2.1 Klassifikation und Faktorenanalyse
In der Differenziellen Psychologie gibt es im Wesentlichen drei verschiedene Ansätze der Persönlichkeitsklassifikation: Persönlichkeitsfaktoren, Persönlichkeitstypen und Persönlichkeitsstörungen. Im Rahmen des erstgenannten Bereichs wird der Versuch unternommen, die Vielfalt der alltäglich repräsentierten Eigenschaften auf wenige statistisch unabhängige Dimensionen zu begrenzen (Asendorpf, 2005). Die verwendete empirische Methode ist dabei die Faktorenanalyse, durch welche auch die Big Five entstanden sind. Nach Asendorpf (2005) handelt es sich dabei genauer um ein statistisches Verfahren der Reduktion zusammenhängender Variablen auf wenige Faktoren. Im Fall des hier thematisierten Konstruktes stammen diese Variablen nach dem sogenannten lexikalischen Ansatz aus dem Wortschatz der Muttersprache.
2.2 Von der Sedimentationshypothese zum lexikalischen Ansatz
Der lexikalische Ansatz bedient sich prinzipiell der Analyse der menschlichen Sprache, um eine Taxonomie der Persönlichkeit zu konstruieren. Dahinter steckt die theoretische Grundannahme, dass sich alle im zwischenmenschlichen Alltag bedeutsamen Merkmale einer Person im Wortschatz der jeweiligen Muttersprache niederschlagen. Nach dieser sogenannten Sedimentationshypothese hängt die Häufigkeit der entsprechenden Begriffe entscheidend von ihrer Bedeutung ab (Amelang & Bartussek, 2001).
Um diese Überlegungen methodisch umsetzen und dabei auch der Vielzahl und Vielfalt der Begriffe gerecht werden zu können, wurde die Ähnlichkeit der alltagspsychologischen Merkmale durch die Korrelation von Items erschlossen, die jene Eigenschaften erfassen. Das empirische Vorgehen bestand also in der Durchführung einer Faktorenanalyse aller Persönlichkeitsdispositionen einer Sprache (Asendorpf, 2005).
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