Das mitunter einer Rivalität ähnelnde Verhältnis zwischen Philosophie und Rhetorik ist Gegenstand
der Dialoge Gorgias und Phaidros. Im Gorgias wird das Verhältnis der beiden Schulen nicht von
Beginn an systematisch erörtert, sondern als Streitgespräch zwischen Platons Sokrates und den
Rhetoren Gorgias, Polos und Kallikles regelrecht ausgefochten. Die Besonderheit des Gorgias-
Dialoges ist also, dass das Verhältnis zwischen Philosophie und Rhetorik auf zwei Ebenen
behandelt wird; zum Einen auf einer theoretischen Ebene, in der Definitionen erarbeitet und
Schlüsse gezogen werden, zum Anderen auf einer praktischen Ebene, in der die Anwälte der
Rhetorik mit einem Philosophen streiten. Als Sieger der Auseinandersetzung geht die Philosophie
hervor: Keiner der Rhetoren kann der dialektischen Einsicht des Sokrates das Wasser reichen. Zum
Ende des Gorgias haben sowohl Polos als auch Gorgias und Kallikles keine andere Wahl, als sich
geschlagen aus dem Gespräch zurückzuziehen.
Im Phaidros wird ebenso wie im Gorgias als zentrales Thema
das Verhältnis zwischen Philosophie und Rhetorik behandelt, allerdings nicht im Sinne einer
kämpfenden Auseinandersetzung der beiden Richtungen, sondern vielmehr im Sinne einer
grundlegenden Positionsbestimmung.
Die Notwendigkeit dieser Positionsbestimmung besteht in der Tatsache, dass Philosophie sich in
ihrem Selbstverständnis zwar von der Rhetorik abgrenzen will, allerdings auch nicht vollkommen
ohne sie auskommt und deswegen den notwendigen Anteil der Rhetorik an ihr selbst eingrenzen
muss.
Ziel dieser Arbeit ist es, darzustellen, wie das Verhältnis zwischen Philosophie und Rhetorik in den
Dialogen Gorgias und Phaidros aufgebaut und dargestellt wird.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Gorgias
- Gorgias und Sokrates
- Polos und Sokrates
- Kallikles und Sokrates
- Phaidros
- Über Liebe, Seele und Mythos
- Über die Rhetorik
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht das Verhältnis von Philosophie und Rhetorik in Platons Dialogen Gorgias und Phaidros. Sie analysiert, wie Platon dieses Verhältnis darstellt und konstruiert, sowohl in der theoretischen Auseinandersetzung als auch in der praktischen Darstellung der Dialoge.
- Platons Kritik an der sophistischen Rhetorik
- Die Definition von Rhetorik in den Dialogen
- Der Unterschied zwischen philosophischer und sophistischer Rhetorik
- Die Rolle der Dialektik in Platons Argumentation
- Die Bedeutung von Wissen und Glauben im Kontext von Rhetorik und Philosophie
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung: Die Einleitung legt den Grundstein für die gesamte Arbeit, indem sie das angespannte Verhältnis zwischen Philosophie und Rhetorik in Platons Zeit beschreibt. Sie positioniert Sokrates als Vertreter der Philosophie, der im Gegensatz zu den honorierten Sophisten und Rhetoriklehrern steht. Die Einleitung hebt die zentrale Frage hervor: Wie präsentiert Platon das Verhältnis zwischen diesen beiden Disziplinen in den Dialogen Gorgias und Phaidros? Der Unterschied zwischen dem Streben nach Weisheit (Philosophie) und dem vermeintlichen Besitz von Wahrheit (Rhetorik) wird als Kernkonflikt eingeführt, der in den folgenden Kapiteln detailliert untersucht wird.
Gorgias: Der Gorgias-Dialog wird als eine zweistufige Auseinandersetzung zwischen Sokrates und den Rhetorikern Gorgias, Polos und Kallikles dargestellt. Auf der theoretischen Ebene werden Definitionen erarbeitet und Schlussfolgerungen gezogen; auf der praktischen Ebene findet ein direkter Streit statt. Der Dialog beginnt mit der Frage nach der Natur der Rhetorik. Sokrates konfrontiert die Rhetoriker mit ihren eigenen Definitionen und enthüllt die Grenzen und potenziellen Missbräuche ihrer Kunst. Durch die dialektische Methode offenbart Sokrates die Unzulänglichkeiten der rhetorischen Persuasion im Vergleich zur philosophischen Suche nach Wahrheit. Letztendlich wird die Philosophie als die überlegenere Disziplin dargestellt, da die Rhetoriker Sokrates' Argumentation nicht standhalten können.
Phaidros: Im Gegensatz zum Gorgias präsentiert der Phaidros-Dialog eine weniger antagonistische, aber dennoch kritische Auseinandersetzung mit der Rhetorik. Hier wird nicht ein offener Streit inszeniert, sondern eine differenziertere Betrachtung des Verhältnisses zwischen Philosophie und Rhetorik entwickelt. Der Dialog konzentriert sich auf die Frage, wie man "gut" schreiben kann. Sokrates und Phaidros entwerfen ein Konzept einer philosophischen Rhetorik, die nicht nur rhetorische Techniken beinhaltet, sondern auch ein tiefes Verständnis der menschlichen Seele und ihrer Zustände voraussetzt. Diese philosophische Rhetorik übertrifft die sophistische Rhetorik durch ihre fundierte Grundlage in philosophischem Wissen. Der Fokus liegt auf der Notwendigkeit, die Rhetorik im Dienste der Philosophie einzusetzen und ihre Grenzen zu definieren.
Schlüsselwörter
Platon, Gorgias, Phaidros, Rhetorik, Philosophie, Sophisten, Dialektik, Wissen, Glauben, Seele, Wahrheit, Überredung, Kunst, Gerechtigkeit, Positionsbestimmung.
Platons Gorgias und Phaidros: Häufig gestellte Fragen (FAQ)
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit analysiert das Verhältnis von Philosophie und Rhetorik in Platons Dialogen Gorgias und Phaidros. Sie untersucht, wie Platon dieses Verhältnis in der Theorie und Praxis der Dialoge darstellt und konstruiert.
Welche Themen werden im Detail behandelt?
Die Arbeit befasst sich mit Platons Kritik an der sophistischen Rhetorik, der Definition von Rhetorik in den Dialogen, dem Unterschied zwischen philosophischer und sophistischer Rhetorik, der Rolle der Dialektik in Platons Argumentation und der Bedeutung von Wissen und Glauben im Kontext von Rhetorik und Philosophie.
Welche Dialoge werden untersucht?
Die Arbeit konzentriert sich auf zwei Platonsche Dialoge: den Gorgias und den Phaidros. Diese werden im Hinblick auf ihre Darstellung des Verhältnisses zwischen Philosophie und Rhetorik einzeln analysiert.
Wie ist der Gorgias-Dialog aufgebaut und welche Rolle spielt Sokrates?
Der Gorgias wird als zweistufige Auseinandersetzung zwischen Sokrates und den Rhetorikern Gorgias, Polos und Kallikles dargestellt. Sokrates konfrontiert die Rhetoriker mit ihren Definitionen der Rhetorik und enthüllt deren Grenzen und Missbrauchspotenzial. Durch die dialektische Methode zeigt er die Unzulänglichkeiten rhetorischer Überzeugung im Vergleich zur philosophischen Wahrheitssuche.
Wie unterscheidet sich der Phaidros-Dialog vom Gorgias?
Im Gegensatz zum Gorgias präsentiert der Phaidros eine weniger antagonistische, aber dennoch kritische Auseinandersetzung mit der Rhetorik. Es wird kein offener Streit inszeniert, sondern eine differenziertere Betrachtung des Verhältnisses entwickelt. Der Fokus liegt auf der Entwicklung einer philosophischen Rhetorik, die auf philosophischem Wissen basiert und die Rhetorik im Dienste der Philosophie einsetzt.
Welche Zusammenfassung der Kapitel bietet die Arbeit?
Die Arbeit enthält Kapitelzusammenfassungen für die Einleitung, den Gorgias und den Phaidros. Die Einleitung legt den Grundstein, indem sie das Spannungsverhältnis zwischen Philosophie und Rhetorik in Platons Zeit beschreibt. Die Kapitelzusammenfassungen fassen die wichtigsten Argumente und Ergebnisse der Analyse der jeweiligen Dialoge zusammen.
Welche Schlüsselwörter beschreiben den Inhalt der Arbeit?
Schlüsselwörter umfassen Platon, Gorgias, Phaidros, Rhetorik, Philosophie, Sophisten, Dialektik, Wissen, Glauben, Seele, Wahrheit, Überredung, Kunst, Gerechtigkeit und Positionsbestimmung.
Welches Ziel verfolgt die Arbeit?
Die Arbeit zielt darauf ab, das Verhältnis von Philosophie und Rhetorik in Platons Gorgias und Phaidros zu untersuchen und zu analysieren, wie Platon dieses Verhältnis darstellt und konstruiert.
Für wen ist diese Arbeit relevant?
Diese Arbeit ist relevant für Studierende und Wissenschaftler, die sich mit Platon, Rhetorik, Philosophie und den antiken griechischen Diskursen beschäftigen. Sie eignet sich besonders für akademische Arbeiten und die Analyse philosophischer und rhetorischer Themen.
- Quote paper
- Asmus Green (Author), 2008, Gorgias und Phaidros - Platons Stellung zur Rhetorik, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/92227