Im Sommersemester 2000 trafen sich einige Studenten und Studentinnen der Universität Leipzig, um am Kommunikationstraining mit Herrn Vogt teilzunehmen. Ein Teil des Seminars bestand unter anderem darin, in Rollenspielen vor der Kamera zu agieren und über ein bestimmtes Thema zu diskutieren. Dass verschiedene Gruppen von Menschen auf unterschiedliche Weise kommunizieren, war allen Seminarteilnehmern bewusst. Das bewiesen sie durch die ihre Rollenspiele vor der Kamera. Ein Vorstandsmitglied sprach beispielsweise anders als ein Bauarbeiter oder die Verkäuferin im Spätverkauf. Während des Seminars verwies der Trainer häufig auf typische weibliche oder männliche Kommunikationsstile, die den Agierenden im Seminar jedoch nicht, oder nur zum Teil, bewusst waren.
Diese Arbeit wird sich deswegen mit dem Thema der geschlechtsspezifischen Kommunikation auseinandersetzen und grundlegende Unterschiede aufführen. Des weiteren soll anhand von Beispielen versucht werden, diese Differenzen darzustellen und - soweit möglich - Lösungsmöglichkeiten vorzuschlagen, um auftretende Kommunikationsprobleme verhindern zu können.
Im Verständigungsprozess spielt selbstverständlich nicht nur die Sprache, sondern auch nonverbale Kommunikation eine Rolle. Deswegen wird sich ein Abschnitt der Arbeit mit dem Thema Körpersprache auseinandersetzen, die ebenfalls geschlechtsspezifisch variiert.
Verschiedene Forscher haben sich bereits mit geschlechtsspezifischer Kommunikation befasst. Der Aufsatz ,,Weiblicher Stil-Männlicher Stil" von Senta Trömmel-Plötz, das Buch ,,Du kannst mich einfach nicht verstehen. Warum Männer und Frauen aneinander vorbeireden." von Deborah Tannen, das Buch ,,Alles über Körpersprache" von Samy Molcho bzw. ,,Frauensprache-Männersprache" von Katrin Oppermann und Erika Weber dienen daher als grundlegende Literatur für die folgende Ausarbeitung. Da diese Autoren unterschiedliche Schwerpunkte in ihrer Argumentation gesetzt haben, wird auch eine kritische Betrachtung dieser erfolgen.
Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung
1.1 Ausgangssituation, Problemstellung und Arbeitsmethoden der Arbeit
2 Frauenstil – Männerstil
2.1 Die Charakteristik unterschiedlicher Gesprächsstile
2.1.1 Frauenstil nach Trömmel-Plötz
2.1.2 Männerstil laut Trömmel-Plötz
2.1.3 Gesprächsthemen
2.2 Die Ursachen für das Entstehen der geschlechtsspezifischen Gesprächsstile
2.2.1 Unterschiedliche Formulierungsstrukturen bei Kindern
3 Symmetrie versus Asymmetrie
3.1 Private und öffentliche Gesprächssituationen
3.1.1 Gesprächsstil in Frauengesprächen in der Öffentlichkeit
3.1.2 Gesprächsstil in Männer- und in gemischtgeschlechtlichen Gesprächen
3.2 Ursachen für das Auftreten der Geschlechter in der Öffentlichkeit
3.2.1 Botschaften für Frauen
3.2.2 Botschaften für Männer
3.3 „Typisch Frau“
3.3.1 Die Selbstdarstellung der Frauen
4 Die Körpersprache der Geschlechter
4.1 Die Körpersprache bzw. –haltung der Männer
4.2 Die Körpersprache bzw. –haltung der Frauen
4.3 Das Miteinander
4.3.1 Sitz- und Stehhaltung
4.3.2 Weitere Beispiele für die Körpersprache der Geschlechter
4.3.3 Der Auftritt vor der Kamera - in Anlehnung an das Seminar
5 Schlussbetrachtung
5.1 Auseinandersetzung mit Senta Trömmel-Plötz und Deborah Tannen
5.2 Lösungsansätze für geschlechtsspezifische Kommunikationsunterschiede und –probleme
6 Literaturverzeichnis
1 Einleitung
1.1 Ausgangssituation, Problemstellung und Arbeitsmethoden der Arbeit
Im Sommersemester 2000 trafen sich einige Studenten und Studentinnen der Universität Leipzig, um am Kommunikationstraining mit Herrn Vogt teilzunehmen. Ein Teil des Seminars bestand unter anderem darin, in Rollenspielen vor der Kamera zu agieren und über ein bestimmtes Thema zu diskutieren. Dass verschiedene Gruppen von Menschen auf unterschiedliche Weise kommunizieren, war allen Seminarteilnehmern bewusst. Das bewiesen sie durch die ihre Rollenspiele vor der Kamera. Ein Vorstandsmitglied sprach beispielsweise anders als ein Bauarbeiter oder die Verkäuferin im Spätverkauf. Während des Seminars verwies der Trainer häufig auf typische weibliche oder männliche Kommunikationsstile, die den Agierenden im Seminar jedoch nicht, oder nur zum Teil, bewusst waren.
Diese Arbeit wird sich deswegen mit dem Thema der geschlechtsspezifischen Kommunikation auseinandersetzen und grundlegende Unterschiede aufführen. Des weiteren soll anhand von Beispielen versucht werden, diese Differenzen darzustellen und – soweit möglich – Lösungsmöglichkeiten vorzuschlagen, um auftretende Kommunikationsprobleme verhindern zu können.
Im Verständigungsprozess spielt selbstverständlich nicht nur die Sprache, sondern auch nonverbale Kommunikation eine Rolle. Deswegen wird sich ein Abschnitt der Arbeit mit dem Thema Körpersprache auseinandersetzen, die ebenfalls geschlechtsspezifisch variiert.
Verschiedene Forscher haben sich bereits mit geschlechtsspezifischer Kommunikation befasst. Der Aufsatz „Weiblicher Stil-Männlicher Stil“ von Senta Trömmel-Plötz, das Buch „Du kannst mich einfach nicht verstehen. Warum Männer und Frauen aneinander vorbeireden.“ von Deborah Tannen, das Buch „Alles über Körpersprache“ von Samy Molcho bzw. „Frauensprache-Männersprache“ von Katrin Oppermann und Erika Weber dienen daher als grundlegende Literatur für die folgende Ausarbeitung. Da diese Autoren unterschiedliche Schwerpunkte in ihrer Argumentation gesetzt haben, wird auch eine kritische Betrachtung dieser erfolgen.
2 Frauenstil – Männerstil
2.1 Die Charakteristik unterschiedlicher Gesprächsstile
Das spezifische Gesprächsverhalten von Männern und Frauen soll vorerst durch die Ausführungen von Senta Trömmel-Plötz in ihrem Aufsatz „Weiblicher Stil – Männlicher Stil“[1] vorgestellt werden.
2.1.1 Frauenstil nach Trömmel-Plötz
Sie schildert den weiblichen Kommunikationsstil als einen, der durch den kooperativen Aspekt der Unterhaltung dominiert wird. Rollen- und Statusunterschiede werden abgebaut und gemeinsame Erfahrungen und Gefühle betont. Der Grundkonsens bei Frauengesprächen ist gegenseitige Akzeptanz und eine offene und aggressionslose Atmosphäre. Keine der Gesprächsteilnehmerinnen wird unterdrückt, denn Gespräche sind eher darauf ausgerichtet, Unterschiede zu vernachlässigen, Gemeinsames herauszuarbeiten und zusammen ein Ergebnis zu erreichen. Hierarchien können auf diese Weise gar nicht erst entstehen, wenn sich alle Teilnehmerinnen über die „Regeln“ des Gesprächs einig sind. Die Gleichrangigkeit spielt somit eine der größten Rollen. Weiterhin haben in Frauengesprächen, laut Trömmel-Plötz, jede die Möglichkeit, gleich lange und gleich oft zu reden, wobei Höflichkeits- und Diskussionsregeln von allen anderen eingehalten werden.
2.1.2 Männerstil laut Trömmel-Plötz
Trömmel-Plötz argumentiert, dass Männergespräche anders strukturiert sind. Innerhalb der ersten Minuten würde eine Hierarchie unter den Gesprächsteilnehmern aufgebaut, die von Beginn an zu einer Wettbewerbsatmosphäre führt. Der Drang eines Mannes, einen anderen verbal zu übertreffen, bezeichnet sie als „topping“, eine Eigenschaft, die allen Männergesprächen zugrunde liege. Der Stil der Gespräche wird von ihr als „kompetitiv“ bezeichnet. Die Begründung dafür sieht sie darin, dass Männergespräche schnell zum Duell von Worten werden, bei dem es am Ende einen Sieger und viele Zuschauer gibt. Darüber hinaus setzen Männer andere Prioritäten bei Gesprächen als Frauen. Das Erlangen von Macht und Status steht im
Vordergrund. Männer seien ständig darum bemüht, sich selbst positiv darzustellen und Herrschaft über andere zu gewinnen.
Diesen Aussagen stimmen auch Katrin Oppermann und Erika Weber zu. Auf Seite 37 in ihrem Buch „Frauensprache-Männersprache: Die verschiedenen Kommunikationsstile von Männern und Frauen“ fassen sie dies treffend zusammen: „Männern geht es hauptsächlich darum, sich in einem Gespräch zu profilieren. Frauen ist die Gesprächsatmosphäre wichtiger.“
2.1.3 Gesprächsthemen
Senta Trömmel-Plötz, die in den USA lebt und dort bereits zahlreiche Abhandlungen auf dem Gebiet der formalen-, feministischen und Psycholinguistik veröffentlichte, äußert sich in ihrem Aufsatz auch zu den unterschiedlichen Gesprächsinhalten von Männern und Frauen.
Die favorisierten Inhalte von Männergesprächen sind der Informationsaustausch aus Bereichen sozialer, ökonomischer und politischer Netzwerke, wie Beruf, Wirtschaft oder Politik.
Im Gegensatz dazu werden in Frauengesprächen häufig Lebens-, Beziehungs- und Familiengeschichten, aber auch Güter- und Preisinformationen oder Schulen, Ärzte etc. thematisiert. Eine Begründung dafür kann darin gesehen werden, dass Frauen „... eher in privaten Gesprächen, kleinen Gruppen, an privaten Orten...“[2] sprechen. Auf die Wichtigkeit der unterschiedlichen Öffentlichkeiten in diesem Zusammenhang soll im nächsten Kapitel eingegangen werden.
2.2 Die Ursachen für das Entstehen der geschlechtsspezifischen Gesprächsstile
Senta Trömmel-Plötz stellt fest, dass Männer und Frauen seit jeher in unterschiedlichen sozialen Sphären agieren. Dieser Umstand führte zwangsläufig zur Herausbildung unterschiedlicher Kommunikationsstile. Während die Frau an die Familie gebunden ist, sich also in dem eingeschränkten Raum der privaten Sphäre bewegt, hat der Mann sowohl zur privaten als auch zur öffentlichen Sphäre Zutritt. Dies wirkte sich natürlich auch auf die Gesprächsinhalte und –formen aus.
Trömmel-Plötz bezog sich bei der Suche nach den Begründungen für die unterschiedlichen Gesprächsinhalte auf die Erkenntnis von Rayna Reiter aus dem Jahre 1975. Im Erscheinungsjahr des Aufsatzes von Trömmel-Plötz, 1984, kann man aber sicherlich schon von einer Weiterentwicklung im sozialen Umfeld sprechen.
Besonders aus heutiger Sicht, im Jahre 2000, stellt sich die Frage, ob sich der Kommunikationsstil von Männern und Frauen möglicherweise ähnlicher wird. Bedenkt man die Öffnung des sozialen Umfelds für Frauen, also die Tatsache, dass viele Frauen arbeiten und somit ebenfalls Zutritt zur öffentlichen Sphäre haben, kann über eine Annäherung der Gesprächsstile spekuliert werden. Ein nicht zu unterschätzender Faktor bei der Herausbildung verschiedener Kommunikationsstile ist aber bereits die Sozialisation der Kinder. Hier müsste schon mit einer Annäherung begonnen werden. Dass aber bereits Kinder unterschiedlich reden, soll nun wieder anhand der Ausführungen Trömmel-Plötz‘ dargestellt werden.
2.2.1 Unterschiedliche Formulierungsstrukturen bei Kindern
Bereits im Kindesalter treten unterschiedliche Formulierungsstrukturen auf. Trömmel-Plötz bezieht sich in ihrem Aufsatz auf die Gesprächsanalyse eines Gruppenprojekts durch Marjorie Goodwin im Jahre 1980. In reinen Mädchengruppen nehmen alle Kinder am Spiel teil. Alle schließen sich solidarisch der Gemeinschaft an. Wollen Mädchen einen Vorschlag machen oder einen bestimmten Wunsch äußern, sprechen sie die ganze Gruppe, sich eingeschlossen, an. Dabei schwächen sie ihr Vorhaben durch „syntaktische Mechanismen“[3] ab. Sie sagen zum Beispiel: „Wir könnten Verstecken spielen.“[4] Verwenden Mädchen stärkere Direktiva, „Handlungsanweisen, und zwar in Form von expliziten Handlungsanweisungen“[5], werden meist Gründe für die Handlung angehängt, die den Vorteil für die Gruppe verdeutlichen: „Wir müssen zuerst aufräumen, damit wir mehr Platz zum Spielen haben!“
Jungen hingegen verwenden häufig Direktiva, um einen höheren Status zu etablieren und begründen dies mit persönlichen Bedürfnissen. Ein Beispiel wäre hierfür: „Mach dich aus dem Weg, du störst mich beim Spielen!“
Bereist im Kindesalter zeigt sich also „Kooperation bei den Mädchen versus Kompetition bei den Jungen, Ranggleichheit bei den Mädchen versus Hierarchie bei den Jungen“[6].
Eine weitere Besonderheit im Sprachverhalten der Menschen ist, dass Frauen über ein ausgeprägteres Vokabular zur Beschreibung ihrer Gefühle und zur Schilderung von Stimmungen verfügen[7]. Dies soll an dieser Stelle erwähnt werden, denn eine mögliche Begründung für diese emotionalere Sprache kann unter anderem in der Erziehung von Kindern gesehen werden. Mädchen werden eher auf Anpassung und Harmoniestreben erzogen; Eigenschaften, die mit einer emotionaleren Sprache erreicht werden. Jungen hingegen müssen sich durchsetzen können und werden damit eher zum Einzelkämpfer erzogen, der sich dementsprechend einen anderen Kommunikationsstil aneignet.
[...]
[1] Die Aussagen von Senta Trömmel-Plötz stammen alle aus dem Artikel „Weiblicher Stil-Männlicher Stil“ und können dort eingesehen werden. Deswegen werden keine graphischen Hervorhebungen bzw. Seitenangaben vorgenommen.
[2] Vgl. Trömmel-Plötz, S. 362.
[3] Vgl. Trömmel-Plötz, S. 357
[4] Vgl. ebd.
[5] Vgl. ebd.
[6] Vgl. Trömmel-Plötz, S. 357
[7] Vgl. Oppermann, Weber, S. 19ff.
- Arbeit zitieren
- Anne-Kristin Vintz (Autor:in), 2000, Geschlechtsspezifische Kommunikation, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/9221
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