Die Vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit der Wandlung der deutschen Elite. Sowohl für die Zeit der Weimarer Republik als auch für die der Bundesrepublik Deutschland werden empirische Forschungsergebnisse herangezogen, um Unterschiede in den Elitenzirkulationsmustern der beiden Systeme herauszuarbeiten. Die Aspekte für eine Untersuchung der Oberschichten liefert das Zirkulationsmodell Wolfgang Zapfs.
Basierend auf diesen Erkenntnissen wird die Arbeit zudem versuchen, einen Zusammenhang zwischen Elitenzirkulation in einem System und der Beständigkeit desselben herzustellen. Mit anderen Worten versucht sie Aufschluß über die Frage zu geben: Besteht ein Zusammenhang zwischen dem Austausch der Oberschichten und dem raschen Verfall der Weimarer Republik, beziehungsweise der Kontinuität und Stabilität der Bundesrepublik.
Zweifellos handelt es sich beim Zusammenbruch der Weimarer Republik nicht um ein monokausales Phänomen. Viele Faktoren spielen hier eine Rolle, wie etwa die wirtschaftlichen Schwierigkeiten, verbunden mit den Reparationszahlungen des ersten Weltkrieges. Bei der Beantwortung der eben formulierten Frage wird somit zudem unterschieden, ob die Zirkulation in den Führungsschichten der Republik ebenfalls einer der Faktoren und somit ein Grund, oder lediglich ein Indikator für das Scheitern der Weimarer Demokratie darstellt. Hierbei fällt gerade hinsichtlich der empirischen Forschung der Weimarer Zeit auf, daß in Zeiten relativer Stabilität die biographischen Informationen der Führungsschicht schwer, beziehungsweise gar nicht nachvollziehbar sind. Somit betreffen die vorliegenden Daten in dem entsprechenden Abschnitt der Arbeit vor allem kritische Phasen wie die Jahre 1919 bis 1924 oder die Zeit zwischen 1929 und 1933. Außerdem geht die Arbeit auf die soziale Zusammensetzung der politischen Eliten ein, um auch hier eventuelle Auswirkungen auf die Akzeptanz in der Bevölkerung herauszustellen.
Der Generalität wird im Laufe der Arbeit ein gesondertes Kapitel gewidmet. Der Grund hierfür ist der große Einfluß, den eine undemokratische, innenpolitisch aber relativ mächtige Reichswehr auf das politische Geschehen der Weimarer Republik ausübte. Ein direkter Vergleich mit der Bundeswehr scheint jedoch auf Grund der verschiedenen innen- und außenpolitischen Voraussetzungen wenig sinnvoll.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Methoden
- Die Auswahl der zu untersuchenden Gruppen — „Wer gehört zur Elite?"
- Das Elitenzirkulationsmodell Wolfgang Zapfs
- Der Positionsaspekt in der Anwendung des Zirkulationsmodells
- Analyse der Oberschichtenmobilitäten
- Die Mobilität der Weimarer Elite
- Die Mobilität der politischen Elite der BRD
- Vergleich der sozialen Herkunft Weimar — Bonn
- Die Akzeptanz der politischen Elite in der Bevölkerung
- Die Weimarer Elite im Spiegel der Presse
- Demoskopie in Weimar/in der frühen Bundesrepublik
- Die Generalität der deutschen Demokratien — ein Sonderfall
- Fazit
- Literatur
- Anhang: Tabellen
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit untersucht die Veränderungen der deutschen Elite in der Weimarer Republik und der frühen Bundesrepublik Deutschland. Sie analysiert empirische Daten, um Unterschiede in den Elitenzirkulationsmustern der beiden Systeme herauszuarbeiten und einen möglichen Zusammenhang zwischen Elitenzirkulation und der Beständigkeit des jeweiligen Systems zu untersuchen. Die Arbeit befasst sich insbesondere mit der Frage, ob die schnelle Zirkulation der Oberschichten in der Weimarer Republik ein Grund oder lediglich ein Indikator für den raschen Verfall der ersten deutschen Republik darstellt.
- Elitenzirkulation und Oberschichtenmobilität in der Weimarer Republik und der frühen Bundesrepublik
- Vergleich der Zirkulationsmuster und der sozialen Herkunft der Eliten in beiden Systemen
- Akzeptanz der politischen Elite in der Bevölkerung und deren Einfluss auf die Stabilität des Systems
- Die Rolle der Generalität in der Weimarer Republik und der frühen Bundesrepublik
- Die Bedeutung der Kompromissbereitschaft der politischen Elite für die Stabilität des Systems
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die Forschungsfrage der Arbeit vor und skizziert den methodischen Ansatz, der auf dem Zirkulationsmodell Wolfgang Zapfs basiert. Kapitel 2 erläutert die Auswahl der zu untersuchenden Gruppen und die Anwendung des Zirkulationsmodells, das die Veränderungen in Eliten anhand von drei Indikatoren misst: Positionsänderungen, Umbesetzungen und Veränderungen sozialer Merkmale der Elitenmitglieder. Kapitel 3 analysiert die Oberschichtenmobilität in der Weimarer Republik und der frühen Bundesrepublik, indem es die Häufigkeit von Umbesetzungen, Abgangsgründe und Ämterkumulation untersucht. Der Vergleich der sozialen Herkunft der Eliten in beiden Systemen zeigt eine zunehmende Bedeutung der mittelständischen Herkunft in der frühen Bundesrepublik.
Kapitel 4 untersucht die Akzeptanz der politischen Elite in der Bevölkerung. Anhand von Presseberichten und demoskopischen Untersuchungen werden die Meinungen und Einstellungen der Bevölkerung gegenüber den politischen Eliten in beiden Systemen dargestellt. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass die geringe Kompromissbereitschaft und die hohe Zirkulation der Weimarer Elite das Vertrauen der Bevölkerung in die Republik geschwächt haben. In der frühen Bundesrepublik hingegen scheint die längere Verweildauer der Eliten im Amt das Vertrauen der Bevölkerung in die politische Ordnung zu stärken.
Kapitel 5 befasst sich mit der Generalität als Sonderfall innerhalb der Eliten. Es analysiert die Elitenzirkulation und die soziale Zusammensetzung der militärischen Führungsschichten in der Weimarer Republik und der frühen Bundesrepublik. Die Ergebnisse zeigen, dass die Reichswehr in der Weimarer Republik einen erheblichen Einfluss auf die politische Entwicklung hatte, während die Bundeswehr in der frühen Bundesrepublik eine deutlich geringere Rolle spielte. Die Analyse der sozialen Herkunft der militärischen Führungsschichten deutet auf eine hohe Parochialität und eine geringe soziale Mobilität hin.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen die Elitenzirkulation, die Oberschichtenmobilität, die Weimarer Republik, die Bundesrepublik Deutschland, die politische Elite, die Akzeptanz, die Stabilität, die Kompromissbereitschaft, die Generalität und die soziale Herkunft. Die Arbeit analysiert die Wechselwirkung zwischen Elitenzirkulation, sozialer Herkunft und der Stabilität von politischen Systemen, indem sie die Erfahrungen der Weimarer Republik und der frühen Bundesrepublik vergleicht.
- Quote paper
- Martin Kurth (Author), 2002, Oberschichtenmobilität in Weimar und der frühen Bundesrepublik - Gründe und Folgen, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/9216
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