Plotin ist einer der Begründer und der bedeutendste Denker des Neuplatonismus. Seine Philosophie beruht sich auf die gesamte antike Philosophie, aber erfolgt unter dem Einfluss Platons. Plotin schätzt Platon hoch und hält seine Philosophie für die richtige, da Platon die Idee von der absoluten Transzendenz des Einen über Sein und Vernunft und die Idee der Wirklichkeit als Dualismus zwischen der übersinnlichen und der sinnlichen Welt vertreten hat. Obwohl die intelligible und die sinnliche Welt in einer gegenseitigen Beziehung stehen und das gesamte Bild der Wirklichkeit als Dualismus erscheint, ist Plotins Metaphysik eher monistisch konzipiert, indem „alle Sphären einem einheitlichen System angehören und nach einem und zwar nach dem Ersten sich richten“ (Plotin, 55). Das Prinzip der Einheit steht im Mittelpunkt und wird als Voraussetzung der Vielheit begriffen.
Die Philosophie Plotins steht in der Tradition griechischer Metaphysik, indem sie sich mit der Frage nach der άρχή, nach dem Urgrund der Einheit des Ganzen, beschäftigt. Dieser Urgrund ist das Eine (έν), das unbedingte und absolute Prinzip allen Sein. Plotin hebt die Bedeutung dieses Prinzips hervor und deduziert die Welt aus dem abstrakten und bestimmungslosen Einen. Das Eine ist sogleich das Gute und das Göttliche, während das Seiende als stufenweises Hervorgehen aus dem Einen verstanden wird. Aus dem jenseitigen Einen entstehen die Vernunft (νους), die Weltseele, der endliche Kosmos und die Materie (ύλη). Jede Stufe der Wirklichkeit entsteht durch Emanation aus der vorigen Stufe, und die nachfolgende Stufe ist jeweils unvollkommener als die vorige. Jede Stufe repräsentiert die Einheit für jede nachfolgende, und so bildet die Reihe der Wesen eine konsequente Hierarchie: „Alle seienden Dinge lassen so, solange sie Bestand haben, aus ihrem Wesen notwendig ein Existentes zur Wirklichkeit werden, welches außen um sie liegt und abhängt von der Gegenwart ihrer Kraft, als ein Abbild gleichsam der Urbilder aus denen es hervorwuchs …“ (Plotin, 47).
Der Anfang und das Ziel aller Philosophie ist für Plotin die Gottheit, die höchste Stufe, und darüber hinaus der Gedanke der Rückkehr zum Einen. Das Seiende zeichnet sich durch eine dialektische Rückkehr aus dem irdischen in den göttlichen Zustand aus. Durch die innerseelische Geistigkeit nehmen die Menschen an der Idee Gottes teil und sind stets mit dem Absoluten verbunden.
Inhaltsverzeichnis
- A. Einleitung
- B. Der Plotinische Stufenbau
- 1. Die erste Hypostase: Das Eine
- 2. Die zweite Hypostase: Der vous
- 3. Die Weltseele als Mittelglied zwischen mundus intelligibilis und mundus sensibilis
- 4. Der Kosmos und die einzelnen Seelen
- 5. Die ύλη
- C. Der Mensch und seine Bestimmung
- 1. Der Abstieg der Einzelseele
- 2. Umkehr zum Einen
- D. Schlussfolgerungen
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht Plotins Metaphysik und ihren Stufenbau der Wirklichkeit. Sie beleuchtet die emanatorische Entstehung der Welt aus dem Einen und die hierarchische Ordnung der Hypostasen. Der Fokus liegt auf dem Verständnis des Einen als absolutes Prinzip und der Rolle der Vernunft (vous) und der Weltseele im kosmischen Gefüge.
- Das Eine als absolutes und transzendentes Prinzip
- Der emanatorische Stufenbau der Wirklichkeit
- Die Rolle des vous und der Weltseele
- Der Gegensatz zwischen intelligibler und sinnlicher Welt
- Der Mensch und seine Bestimmung im plotinischen System
Zusammenfassung der Kapitel
A. Einleitung: Die Einleitung stellt Plotin als bedeutenden Denker des Neuplatonismus vor und beschreibt seine Philosophie als eine Weiterentwicklung platonischer Ideen. Sie betont den monistischen Ansatz Plotins, der trotz des Dualismus von intelligibler und sinnlicher Welt alle Sphären in einem einheitlichen System vereint, mit dem Einen als zentralem Prinzip. Der Fokus liegt auf der Frage nach dem Urgrund der Einheit und der deduktiven Ableitung der Welt aus dem abstrakten Einen, das als das Gute und Göttliche verstanden wird. Die emanatorische Entstehung der Welt aus dem Einen, über den vous, die Weltseele, den Kosmos und die Materie, wird kurz angerissen, wobei die Hierarchie der Stufen und die zunehmende Unvollkommenheit der nachfolgenden Stufen betont werden. Die Rückkehr zum Einen als Ziel der Philosophie und die Sehnsucht nach unio mystica bilden den Schlusspunkt.
B. Der Plotinische Stufenbau: Dieses Kapitel beschreibt das metaphysische Modell Plotins als ein hierarchisch strukturiertes System der Wirklichkeit, das vom absoluten Urgrund, dem Einen, abgeleitet wird. Es werden die drei Hypostasen – das Eine, der vous und die Weltseele – erläutert. Das Eine ist transzendent und unbeschreiblich, der vous ist das erste Seiende, hervorgebracht durch die Selbstkontemplation des Einen. Die Weltseele vermittelt zwischen der intelligiblen und der sinnlichen Welt. Das Seiende wird als Zwischenzustand zwischen dem Überseienden (dem Einen) und dem Nichtseienden (der Materie) definiert. Die Materie (ύλη) ist als reine Potentialität und Prinzip des Bösen beschrieben. Das Kapitel betont die Rolle des Schauens und der Emanation als generative Prinzipien des Systems.
C. Der Mensch und seine Bestimmung: (Keine Zusammenfassung, da die detaillierte Beschreibung fehlt)
Schlüsselwörter
Plotin, Neuplatonismus, Metaphysik, Emanation, Hypostasen, Das Eine, vous, Weltseele, Materie (ύλη), Intelligibles, Sensibles, Unio Mystica, Rückkehr zum Einen.
Plotins Metaphysik: Häufig gestellte Fragen (FAQ)
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit untersucht Plotins Metaphysik und ihren Stufenbau der Wirklichkeit. Der Fokus liegt auf dem Verständnis des Einen als absolutes Prinzip und der Rolle der Vernunft (vous) und der Weltseele im kosmischen Gefüge. Die emanatorische Entstehung der Welt aus dem Einen und die hierarchische Ordnung der Hypostasen werden beleuchtet.
Welche Themen werden behandelt?
Die Arbeit behandelt folgende zentrale Themen: Das Eine als absolutes und transzendentes Prinzip, den emanatorischen Stufenbau der Wirklichkeit, die Rolle des vous und der Weltseele, den Gegensatz zwischen intelligibler und sinnlicher Welt und den Menschen und seine Bestimmung im plotinischen System.
Wie ist die Arbeit strukturiert?
Die Arbeit gliedert sich in eine Einleitung, ein Kapitel zum plotinischen Stufenbau, ein Kapitel zum Menschen und seiner Bestimmung und abschließende Schlussfolgerungen. Das Kapitel zum Stufenbau beschreibt detailliert die drei Hypostasen: Das Eine, den vous und die Weltseele, sowie deren hierarchische Beziehung und die Rolle der Materie (ύλη).
Was ist das Eine in Plotins System?
Das Eine ist in Plotins Metaphysik das absolute und transzendente Prinzip, der Urgrund aller Wirklichkeit. Es ist unbeschreiblich und steht über allem Seienden. Aus ihm emanieren alle anderen Seinsstufen.
Welche Rolle spielen der vous und die Weltseele?
Der vous (Vernunft) ist die erste Seinsstufe, die aus dem Einen hervorgeht durch dessen Selbstkontemplation. Die Weltseele vermittelt zwischen der intelligiblen (geistigen) und der sinnlichen Welt. Sie stellt ein Mittelglied zwischen dem Einen und der Materie dar.
Wie beschreibt Plotin die Materie (ύλη)?
Plotin beschreibt die Materie (ύλη) als reine Potentialität und Prinzip des Bösen, im Gegensatz zum Guten und Göttlichen, das im Einen repräsentiert wird.
Was ist die Bedeutung der Emanation in Plotins Philosophie?
Die Emanation ist das generative Prinzip in Plotins System. Ausgehend vom Einen entstehen sukzessive die weiteren Seinsstufen durch ein "Ausströmen" oder "Hervorgehen".
Welche Bedeutung hat der Mensch in Plotins System?
Die Arbeit beschreibt den Menschen und seine Bestimmung im plotinischen System, jedoch ist eine detaillierte Zusammenfassung dieses Kapitels nicht enthalten, da die entsprechende Beschreibung fehlt.
Was ist die "Rückkehr zum Einen"?
Die "Rückkehr zum Einen" ist das Ziel der Philosophie und die Sehnsucht nach unio mystica (mystische Vereinigung) mit dem göttlichen Prinzip. Sie stellt den höchsten Punkt der spirituellen Entwicklung dar.
Welche Schlüsselbegriffe sind für das Verständnis von Plotins Metaphysik wichtig?
Wichtige Schlüsselbegriffe sind: Plotin, Neuplatonismus, Metaphysik, Emanation, Hypostasen, Das Eine, vous, Weltseele, Materie (ύλη), Intelligibles, Sensibles, Unio Mystica, Rückkehr zum Einen.
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- Gabriela Bara (Author), 2006, Die Wirklichkeit und ihre Hypostasen in Metaphysik Plotins, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/92098