Die nachahmenden Tiertänze deutet Warburg ganz im Sinne von Frazer als mimische Magie der Jägerkultur. Die mimische Magie gründet auf der Vorstellung, dass eine von Menschen ausgeübte Handlung magisch vergrößert wird und in der Natur bald selbst auftritt. Es handelt sich dabei um eine nicht kausale, oder mindestens eine nicht beweisbar kausale Verbindung zwischen Mensch und Natur. Diese logische Lücke ist der Punkt, wo sich der Unterschied zwischen Magie und Wissenschaft befindet.
Wissenschaft arbeitet mit beweisbarer Kausalität: eine Handlung A ist durch den Nachweis B mit dem Ergebnis C verbunden. Diese nachweisbare Verbindung ist für den Magier überflüssig. Die magische Beziehung zwischen Handlung A und Ergebnis C wird bei dem Auftreten von Ergebnis C bestätigt. Eine wichtige Zwischenhilfe in dieser naiven Kausalität sind die dämonischen oder die göttlichen Botschafter. Man könnte sagen, dass in diesem System das Ergebnis C schon an sich existiert, und es geht nur darum, durch das eigene Verhalten dieses Ergebnis zum Vorschein zu bringen. Die symbolischen Bewegungen (wie ein Tanz) oder die symbolischen Vermittler (wie eine Puppe oder ein Tier) verknüpfen den Wunsch mit dem erwünschten Ergebnis.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung – Kulturelle Position und Verständnis von Kunstwerk
- Aby Warburgs „Bilder aus dem Gebiet der Pueblo-Indianer in Nord-Amerika“
- Der Antilopentanz (Wetter-Tanz)
- Tanz des wachsenden Korns oder Humiskatcina-Tanz (Baumkulttanz)
- Schlangentanz - Regentanz (Tiertanz und Jahreszeiten-Kulttanz)
- Eine vergleichende Analyse Warburgs Reiseberichts
- Nietzsche und Warburg
- Das Opfern
- Warburg und Hugo von Hofmannsthal
- Ein kleiner Angriff
- Schlussfolgerung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht Aby Warburgs Reisebericht über die Pueblo-Indianer und seine These, dass eine Kultur gleichzeitig technisch fundiert und magisch orientiert sein kann. Warburgs Analyse der magischen Praktiken der Indianer dient als Beweis für diese These und steht im Kontrast zu den evolutionistischen Ansichten von J.G. Frazer, der Magie als eine frühe Stufe der menschlichen Entwicklung betrachtete.
- Die Rolle von Magie in den Künsten
- Der Vergleich zwischen Frazers evolutionistischem Modell und Warburgs kulturhistorischer Sichtweise
- Die Analyse von Warburgs Reisebericht als Beispiel für seine Ikonologie
- Die Bedeutung des Schlangenrituals in der Pueblo-Kultur
- Die Beziehung zwischen Kunst, Kultur und Magie
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung – Kulturelle Position und Verständnis von Kunstwerk: Dieses Kapitel beleuchtet die Ansichten von J.G. Frazer über die Entwicklung der menschlichen Kultur von Magie über Religion zu Wissenschaft und stellt Warburgs kulturhistorische Perspektive als Gegenentwurf dar.
- Aby Warburgs „Bilder aus dem Gebiet der Pueblo-Indianer in Nord-Amerika“: Dieses Kapitel beschreibt Warburgs Reisebericht als kulturhistorischen Vortrag und analysiert seine Struktur und seine Funktion als Bildvortrag. Warburgs Interesse an den Pueblo-Indianern ist dabei die Suche nach einer Kultur, die technisch fortschrittlich ist, aber gleichzeitig Magie integriert.
- Der Antilopentanz (Wetter-Tanz), Tanz des wachsenden Korns oder Humiskatcina-Tanz (Baumkulttanz), Schlangentanz - Regentanz (Tiertanz und Jahreszeiten-Kulttanz): Diese Kapitel bieten eine detaillierte Analyse der einzelnen Tänze der Pueblo-Indianer. Warburg betrachtet die Tänze als symbolische Handlungen, die mit Magie und Mythologie verbunden sind.
- Eine vergleichende Analyse Warburgs Reiseberichts: Dieses Kapitel analysiert Warburgs Reisebericht im Kontext seiner anderen Arbeiten und untersucht seine Beziehung zu anderen Denkern wie Nietzsche und Hugo von Hofmannsthal.
- Nietzsche und Warburg: Dieses Kapitel beleuchtet die Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen Warburgs und Nietzsches Ansichten über Kultur und Magie.
- Das Opfern: Dieses Kapitel betrachtet das Opferritual in der Pueblo-Kultur und analysiert seine symbolische Bedeutung.
- Warburg und Hugo von Hofmannsthal: Dieses Kapitel untersucht die Beziehung zwischen Warburg und dem österreichischen Dichter Hugo von Hofmannsthal und analysiert die Einflüsse ihrer Zusammenarbeit.
- Ein kleiner Angriff: Dieses Kapitel analysiert die Kritik an Warburgs Ansichten.
Schlüsselwörter
Schlüsselwörter, die den Fokus dieses Werkes kennzeichnen, sind: Aby Warburg, Pueblo-Indianer, Magie, Kulturgeschichte, Ikonologie, Schlangenritual, J.G. Frazer, Symbolanalyse, Mythologie, Kunstgeschichte, Technik, Religion.
- Quote paper
- Vukan Mihailovic de Deo (Author), 2007, Aby Warburgs Schlangenritual – Eine Theorie von Magie in den Künsten, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/91924