Im Vorwort zu seinem Buch "Arbeitslager Zement" sagt F. Freund: „Wenn ich heute an Ebensee denke, assoziiere ich diese liebe, friedvolle Gegend, in die das Konzentrationslager eingebettet war. Diesen Platz des Grauens [...] kann ich mir heute gar nicht mehr richtig vorstellen“. Die Zeit verweht, wie es scheint, alle Spuren einer leidvollen Vergangenheit, über die man nur widerwillig oder in oft verfälschender Nostalgie spricht. Was passiert allerdings, wenn man versucht, diese Vergangenheit zu konservieren, so dass man auch sich noch Jahrzehnte nach der Katastrophe unweigerlich damit konfrontiert sieht?
Christoph Ransmayrs Roman Morbus Kitahara realisiert, wenn auch „nur“ fiktional, dieses Szenario, das mich veranlasst hat, über die im Roman bewusst inszenierte Abgeschiedenheit irgendeines Kaffs an irgendeinem Gebirgssee und die Sehnsucht der Protagonisten nach dem „Amerikanischen Traum“ zu reflektieren. Das Irgendwo des Arbeitsthemas wird jedoch nicht nur unter dem Gesichtspunkt eines Romans, der sich als Beitrag zur Vergangenheitsbewältigung verstehen könnte, reflektiert, sondern auch in Hinsicht auf die Betrachtung der mensch-lichen Existenz vor dem Angesicht der Ewigkeit der Natur bzw. der ewigen Wiederkehr der Geschichte.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- 1 Moor liegt irgendwo
- 1.1 Zur Topographie eines möglichen Realbezuges
- 1.2 Die literarische Realisierung des „Morgenthauplanes“
- 1.2.1 Exkurs: Der Morgenthauplan.
- 1.2.2 „Zurück in die Steinzeit“..
- 1.2.3 Prämoderne und Wildnis.............
- 2 Der amerikanische Traum
- 2.1 Der alte und der neue Kontinent
- 2.2 Unsere Realität als Traum der Protagonisten
- 3. Das Überall Moors
- Schluss...
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Seminararbeit befasst sich mit Christoph Ransmayrs Roman „Morbus Kitahara“ und analysiert die im Roman bewusst inszenierte Abgeschiedenheit eines fiktiven Ortes namens Moor und die Sehnsucht der Protagonisten nach dem „Amerikanischen Traum“. Der Fokus liegt dabei auf der Betrachtung der menschlichen Existenz vor dem Hintergrund der Ewigkeit der Natur und der ewigen Wiederkehr der Geschichte.
- Die literarische Realisierung des „Morgenthauplanes“ im Roman und seine Auswirkungen auf die fiktive Welt.
- Die Ambivalenz von Moor als Ort der Abgeschiedenheit und der Sehnsucht nach dem „Amerikanischen Traum“.
- Die Beziehung zwischen der Vergangenheit und der Gegenwart im Roman, insbesondere die Konfrontation mit der Geschichte des Nationalsozialismus.
- Die Rolle der Natur im Roman und ihre Bedeutung für die existenzielle Reflexion der Protagonisten.
- Die Konstruktion einer „Parallelwirklichkeit“ in „Morbus Kitahara“ und ihre Relevanz für die reale Welt.
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in das Thema der Seminararbeit ein und stellt den Bezug des Romans „Morbus Kitahara“ zu den Themen Vergangenheitsbewältigung und der menschlichen Existenz vor dem Hintergrund der Ewigkeit der Natur her. Kapitel 1 beleuchtet den Ort Moor als fiktiven Schauplatz und untersucht mögliche Realbezüge zum Salzkammergut, insbesondere zur Heimat des Autors. Der Abschnitt beschäftigt sich mit der literarischen Realisierung des „Morgenthauplanes“ im Roman und seinen Auswirkungen auf die Entwicklung der fiktiven Gesellschaft in Moor. Kapitel 2 analysiert den „Amerikanischen Traum“ als Gegenentwurf zur abgeschiedenen Realität in Moor und untersucht die Sehnsucht der Protagonisten nach einer anderen Lebenswelt.
Schlüsselwörter
Die Seminararbeit fokussiert auf die Schlüsselbegriffe „Morbus Kitahara“, „Morgenthauplan“, „Abgeschiedenheit“, „Amerikanischer Traum“, „Natur“, „Vergangenheit“, „Gegenwart“ und „Parallelwirklichkeit“. Sie untersucht die literarische Umsetzung dieser Themen und ihre Relevanz für die Interpretation des Romans.
- Quote paper
- Mag. Alfons Wrann (Author), 1997, Das Irgendwo Moors vs. amerikanischer Traum - zum Roman „Morbus Kitahara“ von Christoph Ransmayr, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/91662