Die Wahl einer geeigneten Rechtsform stellt für Existenzgründer eine der wichtigsten unternehmerischen Entscheidungen bei Gründung ihres Unternehmens dar. Jahrzehntelang war die GmbH für KMU eine beliebte Rechtsform. Der größte Vorteil der GmbH liegt darin, dass sie als Kapitalgesellschaft mit einer Haftungsbeschränkung ausgestattet ist. Jedoch birgt sie auch Nachteile. Insbesondere die relativ hohe Kapitaleinlage in Höhe von momentan 25.000 € und ein großer bürokratischer Aufwand stellen oftmals Hüden dar.
Diverse Entscheidungen des EuGH seit 1999 haben dazu geführt, dass ausländische Gesellschaftsformen sowie natürliche Personen Niederlassungsfreiheit in Deutschland und allen anderen Mitgliedstaaten der EU haben. Somit wurde auch dem deutschen Unternehmer die Möglichkeit gegeben, unter der Vielzahl der verschiedenen Kapitalgesellschaftsformen der Mitgliedstaaten der Europäischen Union auszuwählen.
Auch wenn die GmbH „nach wie vor die mit Abstand beliebteste Gesellschaftsform in Deutschland“ bleibt, entdecken immer mehr deutsche Unternehmer im Zuge dieser Rechtsänderungen die britische Rechtsform der „private company limited by shares“, kurz nur Limited oder Ltd. genannt, als Alternative zur deutschen GmbH. Sie gilt bei vielen Unternehmern als flexibler und weniger bürokratisch, was meist auf die Möglichkeit der schnellen und kostengünstigen Gründung quasi ohne Bereitstellung von Eigenkapital zurückgeführt wird. In Deutschland wird bereits fast jede vierte Neugründung einer vergleichbaren Kapitalgesellschaft als Limited vorgenommen , das waren insgesamt von November 2002 bis Ende 2005 bereits mehr als 30.000 Firmen. Pro Monat werden etwa 500 neue Limiteds registriert.
Warum wird in Deutschland gerade die Rechtsform der Limited gern gewählt? Vielleicht liegt dies auch an den diversen am Markt vertretenen Limited-Gründungsagenturen, die sich speziell an Existenzgründer wenden. Sie versuchen insbesondere über Informationsveranstaltungen den potenziellen Kunden die Rechtsform und eine spätere Betreuung schmackhaft zu machen, indem sie mögliche Vorteile aufzählen und Nachteile größtenteils außer Acht lassen. Es wird hierbei mit einfachen Gründungsvoraussetzungen und niedrigen Gründungskosten bei gleichzeitiger Haftungsbeschränkung geworben.
Inhaltsverzeichnis
- 1 Einleitung
- 2 Definition von kleinen und mittleren Unternehmen
- 2.1 Kleine Unternehmen
- 2.2 Mittlere Unternehmen
- 3 Gesellschaftsrechtliche Aspekte
- 3.1 Einordnung der Limited in das britische Gesellschaftsrecht
- 3.2 Neuere Entwicklungen des europäischen Gesellschaftsrechts
- 3.2.1 Daily Mail und Centros
- 3.2.2 Überseering
- 3.2.3 Inspire Art
- 3.3 Gründung einer Limited mit Verwaltungssitz in Deutschland
- 3.3.1 Anmeldung beim „Companies House“
- 3.3.2 Eintragung ins deutsche Handelsregister
- 3.3.3 Vergleich zur GmbH
- 4 Haftung
- 4.1 „Director“
- 4.1.1 Haftung vor Eintragung in das Handelsregister
- 4.1.2 Haftung im Innenverhältnis
- 4.1.3 Haftung im Außenverhältnis
- 4.2 „Secretary“
- 4.3 Gesellschafter
- 4.1 „Director“
- 5 Finanzierung
- 5.1 Mindestkapital
- 5.2 Zusätzliche Gründungs- und Folgekosten
- 6 Steuerrechtliche Aspekte
- 6.1 Steuerpflicht in Großbritannien und in Deutschland
- 6.2 Gründungs-, Erklärungs- und Anzeigepflichten
- 6.3 Besteuerung der Gesellschaft
- 6.3.1 Körperschaftsteuer
- 6.3.2 Gewerbesteuer
- 6.3.3 Umsatzsteuer
- 6.4 Besteuerung der Gesellschafter
- 6.5 Steuerbelastungsvergleich mit einer deutschen Personengesellschaft
- 7 Fazit und Ausblick
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Diplomarbeit untersucht die Eignung der Limited als Rechtsform für kleine und mittelständische Unternehmen (KMU) in Deutschland. Sie zielt darauf ab, Existenzgründern eine fundierte Entscheidungshilfe zu bieten, indem sie gesellschaftsrechtliche, finanzielle und steuerrechtliche Aspekte kritisch beleuchtet und einen Vergleich zur deutschen GmbH zieht. Der Fokus liegt dabei auf der in Deutschland tätigen Limited mit Satzungssitz in England/Wales und Verwaltungssitz in Deutschland.
- Gesellschaftsrechtliche Einordnung der Limited und Vergleich zur GmbH
- Haftungsfragen der Geschäftsführer, des Sekretärs und der Gesellschafter
- Finanzierung der Limited: Mindestkapital und Gründungskosten
- Steuerrechtliche Aspekte der Limited in Deutschland und Vergleich zu deutschen Personengesellschaften
- Gesamtbewertung der Vor- und Nachteile der Limited im Vergleich zur GmbH für KMU in Deutschland
Zusammenfassung der Kapitel
1 Einleitung: Die Arbeit untersucht die Eignung der Limited als Rechtsform für KMU in Deutschland vor dem Hintergrund der gestiegenen Beliebtheit dieser Rechtsform als Alternative zur GmbH. Sie hebt die Vorteile der Limited wie einfache und kostengünstige Gründung hervor, setzt diese aber in Relation zu den potenziellen Nachteilen und den rechtlichen und steuerlichen Gegebenheiten in Deutschland. Die Arbeit kündigt einen umfassenden Vergleich mit der deutschen GmbH an und fokussiert sich auf Limiteds mit deutschem Verwaltungssitz.
2 Definition von kleinen und mittleren Unternehmen: Dieses Kapitel definiert den Begriff „kleine und mittlere Unternehmen“ (KMU) anhand der gängigen Kriterien, um den relevanten Adressatenkreis der Arbeit klar zu umreißen und die Vergleichbarkeit der Rechtsformen sicherzustellen. Es legt die Grundlage für die spätere Bewertung der Limited als passende Rechtsform für diese Unternehmensgruppe.
3 Gesellschaftsrechtliche Aspekte: Dieses Kapitel ordnet die Limited in das britische Gesellschaftsrecht ein und beleuchtet die relevanten Urteile des Europäischen Gerichtshofs (EuGH), die die Niederlassungsfreiheit ausländischer Gesellschaftsformen in der EU, darunter auch die Limited, ermöglicht haben. Es beschreibt die Gründung einer Limited mit Verwaltungssitz in Deutschland, einschließlich der Anmeldung beim „Companies House“ und der Eintragung ins deutsche Handelsregister. Ein ausführlicher Vergleich mit der GmbH wird präsentiert.
4 Haftung: Dieses Kapitel analysiert die Haftungsfrage bei der Limited umfassend. Es differenziert zwischen der Haftung des „Director“, des „Secretary“ und der Gesellschafter, sowohl im Innen- als auch im Außenverhältnis. Es untersucht, ob die oft angepriesene Haftungsbeschränkung unter allen Umständen gewährleistet ist und beleuchtet mögliche Ausnahmen und Besonderheiten im deutschen Kontext.
5 Finanzierung: Das Kapitel untersucht die Finanzierung der Limited, beginnend mit dem niedrigen Mindestkapital von einem britischen Pfund. Es analysiert kritisch die Vorteile dieses geringen Mindestkapitals und setzt sie in Relation zu den zusätzlichen Gründungs- und Folgekosten, um ein vollständiges Bild der finanziellen Belastung darzustellen. Der Vergleich zur GmbH in Bezug auf die Gesamtkosten wird gezogen.
6 Steuerrechtliche Aspekte: Der umfangreichste Teil der Arbeit konzentriert sich auf die steuerrechtlichen Aspekte der Limited in Deutschland. Er beleuchtet die Steuerpflicht in Großbritannien und Deutschland, die Gründungs-, Erklärungs- und Anzeigepflichten sowie die Besteuerung der Gesellschaft (Körperschaftsteuer, Gewerbesteuer, Umsatzsteuer) und der Gesellschafter. Ein detaillierter Vergleich der Steuerbelastung mit einer deutschen Personengesellschaft wird durchgeführt, um die Steuereffizienz der Limited zu evaluieren.
Schlüsselwörter
Limited, GmbH, kleine und mittlere Unternehmen (KMU), Gesellschaftsrecht, Haftung, Finanzierung, Steuerrecht, Großbritannien, Deutschland, Europäisches Gesellschaftsrecht, Unternehmensgründung, Rechtsformwahl, Steuerbelastung, Vergleich.
Häufig gestellte Fragen zur Diplomarbeit: "Die Limited als Rechtsform für KMU in Deutschland"
Was ist der Gegenstand dieser Diplomarbeit?
Die Diplomarbeit untersucht die Eignung der englischen Limited als Rechtsform für kleine und mittelständische Unternehmen (KMU) in Deutschland. Sie vergleicht die Limited mit der deutschen GmbH und beleuchtet gesellschaftsrechtliche, finanzielle und steuerrechtliche Aspekte.
Welche Themen werden in der Arbeit behandelt?
Die Arbeit behandelt die Definition von KMU, die gesellschaftsrechtliche Einordnung der Limited im britischen und europäischen Recht (inkl. relevanter EuGH-Urteile wie Daily Mail, Centros, Überseering und Inspire Art), die Gründung einer Limited mit Verwaltungssitz in Deutschland, Haftungsfragen der Geschäftsführer, des Sekretärs und der Gesellschafter, Finanzierungsaspekte (Mindestkapital, Gründungskosten), steuerrechtliche Aspekte in Großbritannien und Deutschland (Körperschaftsteuer, Gewerbesteuer, Umsatzsteuer) und einen detaillierten Vergleich zur deutschen GmbH und deutschen Personengesellschaften.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit?
Die Arbeit gliedert sich in folgende Kapitel: Einleitung, Definition von KMU, Gesellschaftsrechtliche Aspekte, Haftung, Finanzierung, Steuerrechtliche Aspekte und Fazit/Ausblick. Jedes Kapitel behandelt einen spezifischen Aspekt der Limited im deutschen Kontext.
Wie wird die Limited in Bezug auf die Haftung behandelt?
Die Arbeit analysiert die Haftung des „Director“, des „Secretary“ und der Gesellschafter der Limited, sowohl im Innen- als auch im Außenverhältnis. Sie untersucht, ob die oft angepriesene Haftungsbeschränkung unter allen Umständen gewährleistet ist und beleuchtet mögliche Ausnahmen und Besonderheiten im deutschen Kontext.
Welche Aspekte der Finanzierung werden beleuchtet?
Das Kapitel zur Finanzierung untersucht das niedrige Mindestkapital der Limited (1 britisches Pfund), setzt dies aber in Relation zu den zusätzlichen Gründungs- und Folgekosten. Es vergleicht die Gesamtkosten mit denen der GmbH.
Wie werden die steuerrechtlichen Aspekte behandelt?
Der steuerrechtliche Teil befasst sich umfassend mit der Steuerpflicht in Großbritannien und Deutschland, Gründungs-, Erklärungs- und Anzeigepflichten, der Besteuerung der Gesellschaft (Körperschaftsteuer, Gewerbesteuer, Umsatzsteuer) und der Gesellschafter. Ein detaillierter Vergleich mit der Steuerbelastung einer deutschen Personengesellschaft wird durchgeführt.
Wer ist die Zielgruppe dieser Arbeit?
Die Zielgruppe sind Existenzgründer und Unternehmer, die eine fundierte Entscheidungshilfe bei der Wahl der passenden Rechtsform für ihr KMU benötigen. Die Arbeit soll insbesondere den Vergleich zwischen der Limited und der GmbH erleichtern.
Welche Schlüsselwörter charakterisieren den Inhalt der Arbeit?
Limited, GmbH, KMU, Gesellschaftsrecht, Haftung, Finanzierung, Steuerrecht, Großbritannien, Deutschland, Europäisches Gesellschaftsrecht, Unternehmensgründung, Rechtsformwahl, Steuerbelastung, Vergleich.
Welchen Vergleich zieht die Arbeit?
Die Arbeit zieht einen umfassenden Vergleich zwischen der Limited und der deutschen GmbH, sowie zwischen der Limited und deutschen Personengesellschaften hinsichtlich Gesellschaftsrecht, Haftung, Finanzierung und Steuerbelastung.
Wo liegt der Fokus der Arbeit?
Der Fokus liegt auf der in Deutschland tätigen Limited mit Satzungssitz in England/Wales und Verwaltungssitz in Deutschland.
- Quote paper
- Diplom-Betriebswirt Jan Henrik Wendt (Author), 2007, Eignung der „Limited“ als Rechtsform für kleine und mittelständische Unternehmen, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/91246