Ziel dieser Arbeit ist es, die potenzielle Kritik an einem, zum Zeitpunkt der Abfassung des Lustspiels real existierenden feudalen Gesellschaftssystem durch die Darstellung von Langeweile in einer Komödie mit adligem Personal herauszuarbeiten und darzustellen. Dafür soll im Folgenden zunächst knapp in das Konzept der Langeweile eingeführt werden, um im Folgenden dessen Darstellung in Büchners Lustspiel zu analysieren und schließlich die damit einhergehende Kritik, zum einen am bürgerlichen Leistungsgedanken, zum anderen an der parasitären Langeweile einer "wohlhabende[n] Minorität" zu erfassen und zu deuten.
Mit der Abfassung des Lustspiels Leonce und Lena im Jahre 1836, in welchem das Leiden an der Langeweile des Prinzen Leonce zum komödiantischem Stoff wird, schuf Georg Büchner im Kontext eines spätabsolutistischen Regimes und der brodelnden Unruhe des Vormärz ein Drama von enormer politischer Sprengkraft. In drei Akten findet die literarische Verarbeitung einer Langeweile-Erfahrung zu Hofe des Königreiches Popo statt und die scheinbar immer gleichen Abläufe des höfischen Geschehens werden satirisch zur Schau gestellt. Zum einen werden existenzielle Fragen der Sinnhaftigkeit menschlichen Handelns aufgeworfen und somit das Ideal eines tüchtigen Bürgers infrage gestellt. Zum anderen findet die Entlarvung der Langeweile als Privileg des Adels statt, welcher sich auf Kosten der unteren Gesellschaftsschichten dem Müßiggang hingibt. Das dargestellte Langeweile-Konzept in Leonce und Lena erweist sich also als relativ ambivalent, wird es doch zum einen als Flucht vor der Ökonomisierung aller Lebensbereiche recht positiv dargestellt und zum anderen als Ausdruck adligen Schmarotzertums problematisiert.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Konzept der Langeweile und historische Einordnung
- Darstellung der Langeweile in Leonce und Lena
- Das gesellschaftskritische Potenzial in der Darstellung von Langeweile
- Klassenbezogene Formen des Leidens an der Langeweile
- Kritik am vom Leistungsgedanken dominierten Bürgertum
- Die parasitäre Langeweile und arrogante Erkenntnis des Adels
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit untersucht das gesellschaftskritische Potenzial der Darstellung von Langeweile in Georg Büchners Lustspiel „Leonce und Lena“. Sie analysiert das Konzept der Langeweile im historischen Kontext und beleuchtet die spezifische Form der Langeweile, die im Stück dargestellt wird. Im Zentrum steht dabei die Kritik an der gesellschaftlichen Ordnung und den Klassenstrukturen der damaligen Zeit.
- Die Ambivalenz des Langeweile-Konzepts in „Leonce und Lena“
- Die Kritik an der ökonomischen und moralischen Abwertung von Nichtstun
- Die Darstellung der Langeweile als Privileg des Adels
- Die Kritik am Leistungsgedanken des Bürgertums
- Die Entlarvung der parasitären Langeweile der „wohlhabenden Minorität“
Zusammenfassung der Kapitel
- Die Einleitung führt in das Thema ein und erläutert die zentrale These der Arbeit, die sich auf die Kritik an der feudalen Gesellschaft durch die Darstellung der Langeweile in „Leonce und Lena“ fokussiert.
- Das zweite Kapitel definiert das Konzept der Langeweile und ordnet es historisch ein, wobei die Entwicklung des Begriffs von einem neutralen Topos der „langen Zeit“ hin zu einem negativ besetzten Zustand der Untätigkeit und Ineffizienz im Rahmen der bürgerlichen Aufklärung beschrieben wird.
- Kapitel drei analysiert die Darstellung der Langeweile in Büchners Lustspiel. Es wird der Fokus auf die Mechanisierung des Lebens am Königshof gelegt und die Figur Leonce als Allegorie des unglücklichen Bewusstseins dargestellt, das unter der Last der Langeweile leidet.
Schlüsselwörter
Langeweile, Georg Büchner, Leonce und Lena, Lustspiel, Gesellschaftskritik, Feudalismus, Bürgertum, Adel, Leistungsdruck, Müßiggang, Parasitismus, Zeit, Sein, Bewusstsein, Mechanisierung, Automatenmenschen.
- Arbeit zitieren
- Clara Felicitas Schwarz (Autor:in), 2020, Das gesellschaftskritische Potenzial in der Darstellung von Langeweile in Georg Büchners Lustspiel "Leonce und Lena", München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/911761