"Das Nonnenturnier", eine Verserzählung überliefert in einer Handschrift des fünfzehnten Jahrhunderts, zeichnet sich durch eine deutliche Zweiteilung aus, deren beide Teile nur über das opake Element zagel zusammengehalten werden.
Diese Arbeit fragt nach dem Verhältnis der beiden Erzählteile zueinander. Der abgetrennte Phallus soll dabei nicht, wie in den genderorientierten Arbeiten, in seiner eventuellen Symbolik erfasst werden, sondern rein in seiner textinternen Funktion. Um die Zweiteilung der Erzählung und die Rolle des zagels als verbindendes Element erklären zu können, wird hier auf die strukturalistische Theorie zurückgegriffen und eine an TITZMANNs Regelwerk orientierte Textanalyse des Nonnenturniers durchgeführt.
Dabei soll auch die Anwendbarkeit der Methode auf mittelalterliche Texte diskutiert werden. Ziel der Analyse soll der Nachweis sein, dass Das Nonnenturnier eine kohärente Gegenüberstellung zweier unterschiedlicher Ordnungssysteme bietet. Ein höfisches System, das sich über die Interaktion geschlechtlich unterschiedener Figuren konstituiert, wird einem monastischen gegenübergestellt, das von einer hierarchischen Ordnung geschlechtlich nicht unterschiedener Figuren gekennzeichnet ist.
Der zagel, als unterscheidendes isoliertes Geschlechtsmerkmal, der aus ersterer entfernt und in letztere eingeführt beide Systeme zum Scheitern bringt, führt ex negativo die Bedingungen ihrer Funktionsweisen vor Augen. Es soll gezeigt werden, dass die Gegenüberstellung in zwei Erzählteilen konzeptuell vom Prolog vorweggenommen wird, und "Das Nonnenturnier" trotz der augenfälligen Zäsur ein komplexes aber stimmiges Textsystem darstellt.
Zunächst wird die Theorie des Strukturalismus historisiert und in ihren Grundzügen nachgezeichnet. Dann wird das konkrete Regelwerk TITZMANNs vorgestellt und die verwendete Methode beschrieben. Im Anschluss wird erörtert, wo die Herausforderungen der Theorie bei der Anwendung auf mittelalterliche Texte liegen. Im folgenden Kapitel erfolgt ein Zugriff auf "Das Nonnenturnier" nach der beschriebenen Methode.
Die strukturalistische Analyse wird in eine Textinterpretation eingebunden. Dazu wird die Struktur der einzelnen Erzählteile auf deren Relation zum Element zagel hin untersucht. Daraufhin werden die Erzählteile unter Einbezug des Prologs in ihrem Zusammenhang dargestellt. Das abschließende Kapitel fasst die Ergebnisse zusammen und beinhaltet eine Bewertung der angewandten Methode.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Theorie und Methode
- 2.1. Der Strukturalismus
- 2.2. Die Strukturale Textanalyse nach Titzmann
- 2.3. Anwendbarkeit auf mittelalterliche Texte
- 3. Strukturale Analyse des Nonnenturniers
- 3.1. Rittererzählung
- 3.2. Nonnenerzählung
- 3.3. Prolog
- 4. Conclusio
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit analysiert die Verserzählung „Das Nonnenturnier“ unter Anwendung strukturalistischer Methoden nach Titzmann. Ziel ist es, die scheinbare Zweiteilung des Textes als kohärente Gegenüberstellung zweier Ordnungssysteme (höfisch und monastisch) nachzuweisen. Die Rolle des „zagels“ als verbindendes und gleichzeitig trennendes Element wird dabei im Mittelpunkt stehen.
- Strukturalistische Textanalyse mittelalterlicher Texte
- Die Gegenüberstellung höfischer und monastischer Ordnungssysteme
- Die Funktion des „zagels“ als zentrales Binde- und Trennungselement
- Analyse der Textstruktur und ihrer Bedeutung
- Anwendbarkeit der strukturalistischen Methode auf mittelalterliche Literatur
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung: Die Einleitung skizziert die bisherige Forschungsgeschichte zu „Das Nonnenturnier“, wobei insbesondere die unterschiedlichen Deutungen der textuellen Zweiteilung und die Rolle des „zagels“ im Fokus stehen. Die Arbeit positioniert sich in diesem Forschungsdiskurs und kündigt eine strukturalistische Analyse an, die die Kohärenz des Textes trotz der offensichtlichen Zäsur aufzeigen soll. Die bisherigen Interpretationen, die sich auf geschlechtsspezifische Aspekte konzentrierten, werden kritisch hinterfragt und eine neue Perspektive aus textinterner Sicht angekündigt.
2. Theorie und Methode: Dieses Kapitel bietet zunächst eine knappe Einführung in den Strukturalismus, beginnend mit Saussures Sprachtheorie. Die Grundlagen des strukturalistischen Ansatzes, die Betonung relationaler Bedeutungsbildung und die Ablehnung außersprachlicher Interpretationen, werden erläutert. Anschließend wird das methodische Vorgehen der Arbeit detailliert beschrieben, wobei das Regelwerk von Titzmann zur strukturalen Textanalyse im Mittelpunkt steht. Schließlich werden die spezifischen Herausforderungen diskutiert, die sich aus der Anwendung dieser Methode auf mittelalterliche Texte ergeben.
3. Strukturale Analyse des Nonnenturniers: Dieses Kapitel präsentiert die eigentliche strukturalistische Analyse von „Das Nonnenturnier“. Es wird die Struktur der einzelnen Erzählteile (Ritter- und Nonnenerzählung) untersucht und deren Relation zum Element „zagel“ analysiert. Der Prolog wird in seiner Funktion als konzeptuelle Vorwegnahme der Gegenüberstellung der beiden Erzählteile betrachtet. Die Analyse soll zeigen, wie die scheinbar getrennten Teile ein komplexes, aber kohärentes Textsystem bilden.
Schlüsselwörter
Das Nonnenturnier, Strukturalismus, Textanalyse, Titzmann, Mittelalterliche Literatur, höfisches System, monastisches System, „zagel“, Geschlechterrollen, Ordnungssysteme, Textkohärenz.
Häufig gestellte Fragen zu „Das Nonnenturnier“
Was ist der Gegenstand der vorliegenden Arbeit?
Die Arbeit analysiert die mittelalterliche Verserzählung „Das Nonnenturnier“ unter Anwendung strukturalistischer Methoden nach Titzmann. Im Fokus steht der Nachweis der Kohärenz des Textes, trotz einer scheinbaren Zweiteilung, als kohärente Gegenüberstellung zweier Ordnungssysteme (höfisch und monastisch).
Welche Methode wird angewendet?
Die Arbeit verwendet eine strukturalistische Textanalyse nach Titzmann. Diese Methode betont die relationalen Bedeutungsbildung und vermeidet außersprachliche Interpretationen. Es wird die Textstruktur und deren Bedeutung analysiert, um die Kohärenz des Textes aufzuzeigen.
Welche Rolle spielt das „zagel“ in der Analyse?
Das „zagel“ wird als zentrales Binde- und Trennungselement betrachtet, welches die beiden Ordnungssysteme (höfisch und monastisch) verbindet und gleichzeitig trennt. Seine Funktion im Aufbau und der Bedeutung des Textes wird im Mittelpunkt der Analyse stehen.
Welche Themen werden behandelt?
Die Arbeit behandelt die strukturalistische Textanalyse mittelalterlicher Texte, die Gegenüberstellung höfischer und monastischer Ordnungssysteme, die Funktion des „zagels“, die Analyse der Textstruktur und deren Bedeutung sowie die Anwendbarkeit der strukturalistischen Methode auf mittelalterliche Literatur.
Wie ist die Arbeit strukturiert?
Die Arbeit besteht aus einer Einleitung, einem Kapitel zur Theorie und Methode (inklusive einer Einführung in den Strukturalismus und die Methode nach Titzmann), einem Kapitel zur strukturalen Analyse des Nonnenturniers (mit Analyse der Ritter- und Nonnenerzählung sowie des Prologs) und einer Conclusio.
Welche Kapitelzusammenfassungen werden geboten?
Die Einleitung skizziert die Forschungsgeschichte zu „Das Nonnenturnier“ und kündigt die strukturalistische Analyse an. Das Kapitel „Theorie und Methode“ erklärt den Strukturalismus und die Methode von Titzmann. Das Kapitel zur „Strukturalen Analyse“ präsentiert die Analyse des Textes selbst.
Welche Schlüsselwörter sind relevant?
Relevante Schlüsselwörter sind: Das Nonnenturnier, Strukturalismus, Textanalyse, Titzmann, Mittelalterliche Literatur, höfisches System, monastisches System, „zagel“, Geschlechterrollen, Ordnungssysteme, Textkohärenz.
Welche Zielsetzung verfolgt die Arbeit?
Die Zielsetzung ist, die scheinbare Zweiteilung des Textes als kohärente Gegenüberstellung zweier Ordnungssysteme (höfisch und monastisch) nachzuweisen und die Rolle des „zagels“ als verbindendes und trennendes Element zu untersuchen.
Wie werden bisherige Interpretationen des Textes berücksichtigt?
Bisherige Interpretationen, insbesondere die sich auf geschlechtsspezifische Aspekte konzentrieren, werden kritisch hinterfragt und eine neue Perspektive aus textinterner Sicht angeboten.
- Arbeit zitieren
- Julien Zigan (Autor:in), 2016, "Das Nonnenturnier" als Textsystem. Die Zweiteilung der Erzählung und die Rolle des zagels als verbindendes Element, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/911007