Seitdem die Menschheit Schiffe nutzt um Handel zu betreiben, gibt es sie. Korsaren, Flibustier, und andere Seeräuber. Menschen die sich am Warenverkehr der Kaufleute bereichern, dadurch deren Existenz bedrohen und selbst zu Wohlstand und Reichtum kommen wollen. Am Ende des 14. Jahrhundert hatte die Hanse wiedereinmal einen Höhepunkt an Auseinandersetzungen mit solch einer Piratenbande, den Vitalienbrüdern, erreicht.
Jedoch 1390 wurden diese Seeräuber noch, durch die mecklenburgischen Fürsten angeworben, mit Kaperbriefen ausgerüstet und in den Krieg gegen Königin Margarete von Dänemark geschickt. Die mecklenburgischen Hansestädte Wismar und Rostock öffneten ebenfalls die Häfen für “alle, die das Reich Dänemark schädigen wollen” und waren somit ebenfalls Wegbereiter für eine Plage, die die Hanse noch Jahre in Atem halten sollte. Der Frieden von Skanör und Falsterbo 1395 beendete die “vermeintliche Legitimität“ der Vitalienbrüder und machte sie wieder zu gesetzlosen Räubern der Meere. 1400 gelang es dann der Hanse mit so genannten Friedeschiffen eine große Anzahl von Seeräubern zu überwältigen, in Hamburg vor Gericht zu bringen und durch das Schwert auf dem Hamburger Grasbrook zu richten. Die Köpfe der Delinquenten wurden zur Abschreckung aufgespießt und sollten eine Warnung für jeden sein, der sich dem Handwerk der Seeräuberei weiterhin verschreiben wollte. Einer dieser Vitalienbrüder, der seinen Kopf verlor, war Klaus Störtebeker. Ein Seeräuber der in der Neuzeit zum berühmtesten Piraten der Nord- und Ostsee stilisiert werden sollte und so in seinem Nachleben zum Helden wurde, der sich im Kampf gegen die Ungerechtigkeit der hanseatischen Pfeffersäcke verdient gemacht hatte.
In der hier vorliegenden Arbeit soll aber nicht direkt die Thematik um Klaus Störtebeker behandelt werden, sondern eine andere Seeräuberbande, die zur selben Zeit ihr Unwesen trieb - die Likedeeler. Diese Gruppe der Piraten, welche ebenso in der Nord- und Ostsee beheimatet war, hatte ihren Namen von der Teilung ihrer Beute, “to liken deelen”, ( zu gleichen Teilen) erhalten. An diesen „Gleichteilern“ soll untersucht werden, ob es wirklich Piraten gab die den Armen aus ihrer Not halfen, wie es etwa von Störtebeker und seinen Männern in Liedern und Volksweisen, aber auch in der Belletristik dargestellt wurde und wird.
Inhaltsverzeichnis
- I. Einleitung.
- II. Die Gemeinschaft der Likedeeler.- Eigenständigkeit oder Unterordnung?
- II. 1. Die Namensgebung der Vitalienbrüder
- II. 2. Struktur und Aufbau der Vitalienbrüder
- II. 3. Die Namensgebung der Likedeeler….….........
- III. Der soziale Aspekt bei Vitalienbrüdern und Likedeelern.........
- III. 1. Die Pest und ihre Auswirkungen auf den Adel und die Bevölkerung....
- III. 2. Politischer Widerstand und geistlicher Umbruch?....
- IV. Religiosität der Seeräuber – ein Zeichen von Nächstenliebe?.
- V. Die Störtebekersagen und ihre Bedeutung...
- V. 1. Die Sage ......
- V. 2. Warum Störtebeker? - Das Störtebekerlied und andere Darstellungsformen ........
- VI. Schlussbetrachtung..
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Hausarbeit befasst sich mit der Seeräuberbande der Likedeeler und untersucht, ob es in der späten Hansezeit Seeräuber gab, die den Armen aus ihrer Not halfen, wie es etwa von Störtebeker und seinen Männern dargestellt wurde. Die Arbeit analysiert die soziale Struktur der Likedeeler und ihre Beziehung zur politischen und sozialen Ordnung der Hansestädte, um zu erforschen, ob sie tatsächlich eine Opposition gegen die bestehende Hierarchie darstellten.
- Untersuchung der sozialen Struktur der Likedeeler
- Analyse der Motivationen der Likedeeler und ihrer Ziele
- Beurteilung der Rolle der Likedeeler im Kontext der politischen und sozialen Verhältnisse der Hansezeit
- Kritik der Legende der Likedeeler als „Armenhelfer“
- Zusammenhang der Likedeeler mit der Vitalienbrüder-Bewegung
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel untersucht die Autonomie der Likedeeler und vergleicht sie mit der Struktur der Vitalienbrüder. Es wird erörtert, ob die Likedeeler eine eigenständige Gruppe oder ein Teil der Vitalienbrüder waren. Kapitel III beleuchtet den sozialen Aspekt der Seeräuber und analysiert die Auswirkungen der Pest auf den Adel und die Bevölkerung. Das Kapitel untersucht, ob die Seeräuber eine Reaktion auf die sozialen und politischen Unruhen der Zeit waren und ob sie politischer Widerstand und geistlicher Umbruch anstrebten. Kapitel IV befasst sich mit der Religiosität der Seeräuber und stellt die Frage, ob ihre Beuteteilung mit den Armen ein Zeichen von Nächstenliebe war. Das fünfte Kapitel befasst sich mit der Legende von Klaus Störtebeker und untersucht die Rolle der Vitalienbrüder in der Sagenwelt, die die Likedeeler verdrängt oder zu einem Bestandteil der Vitalienbrüder gemacht haben.
Schlüsselwörter
Seeräuberei, Hanse, Likedeeler, Vitalienbrüder, Klaus Störtebeker, soziale Struktur, politische Ordnung, Armenhilfe, Nächstenliebe, Legende, Sagenwelt.
- Quote paper
- Lars Rahn (Author), 2006, Seeräuberei und die Armen: Likedeeler, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/91057