Studien zeigen, dass die Einstellung der Bevölkerung gegenüber Flüchtlingen sehr gespalten ist: eine große Mehrheit spricht sich für die Aufnahme von Schutzsuchenden aus, andere nehmen Migration hingegen als Bedrohung war. Doch so einfach ist es nicht, denn die Einstellungen gegenüber Migrantinnen und Migranten sind vielfältiger als gemeinhin angenommen.
Welche Auswirkungen hat die Flüchtlingskrise auf die Einstellung zu Migrantinnen und Migranten? Welche Rolle spielen hierbei die Prädiktoren aus Autoritarismus, interpersonellem Vertrauen und Institutionenvertrauen? Und inwieweit unterscheidet sich die Einstellung zu Flüchtlingen innerhalb der einzelnen europäischen Länder?
Diese Publikation wirft einen Blick auf die Einstellung der Bevölkerung zu Migrantinnen und Migranten. Sie erläutert, wie Prädiktoren aus Autoritarismus, interpersonellem Vertrauen und Institutionenvertrauen diese Einstellung beeinflussen und welche Rolle dabei die Flüchtlingskrise spielt. Darüber hinaus leitet sie Gemeinsamkeiten und Unterschiede in der Wahrnehmung gegenüber Flüchtlingen innerhalb der einzelnen europäischen Länder ab.
Aus dem Inhalt:
- soziale Interaktion;
- Mediationseffekte;
- Right-Wing Authoritarianism;
- Asylantrag;
- European Social Survey
Inhaltsverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
Tabellenverzeichnis
1 Einleitung
2 Theoretische Überlegungen zu Vertrauen, Autoritarismus und der Flüchtlingskrise
2.1 Komplexitätsreduktion und soziologische Kategorie –Konzepte des Vertrauens
2.2 Von der F-Skala zum RWA – Entwicklungen des Autoritarismuskonzeptes
2.3 Die Rolle der „Flüchtlingskrise“
3 Hypothesen
4 Datenauswahl und Untersuchungsaufbau
5 Operationalisierung
6 Empirische Untersuchungen
6.1 Vorangestellte grundlegende Datenanalyse
6.2 Strukturgleichungsmodell
6.3 Hypothesentest
6.4 Mediationseffekte
7 Vergleichende Betrachtung und Besonderheiten
8 Fazit, Kritik und Ausblick
Anhänge
Länderbetrachtung
Abbildungen
Tabellen
Literaturverzeichnis
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Impressum:
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Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: Asylanträge in EU-Mitgliedsstaaten zwischen 2012 und 2018
Abbildung 2: Kausale Wirkungsweisen der Hypothesen
Abbildung 3: Operationalisierte Items
Abbildung 4: Globales Messmodell
Abbildung 5: Globales Strukturgleichungsmodell
Abbildung 6: Mediationsmodell
Abbildung 7: Human-Values Fragebatterie
Abbildung 8: Screeplot Faktoreigenwerte über alle für Belgien
Tabellenverzeichnis
Tabelle 1: Cronbach's Alpha
Tabelle 2: Mittelwerte Items 2012
Tabelle 3: Mittelwerte Items 2016
Tabelle 4: Mittelwertdifferenzen von 2012 zu 2016
Tabelle 5: Invarianztests
Tabelle 6: Ergebnisse SEM
Tabelle 7: Direkte, indirekte und totale Mediationseffekte
Tabelle 8: STATA Output unrotierte Faktorladungsmatrix über alle für Belgien
Tabelle 9: STATA Output Faktormatrix über alle für Belgien
Tabelle 10: STATA Output rotierte Faktorladungsmatrix über alle für Belgien
Tabelle 11: STATA Output Eigenwerte Faktorenanalyse über alle für Belgien
Tabelle 12: STATA Output rotierte Eigenwerte des Institutionenvertrauens für Belgien
Tabelle 13: STATA Output rotierte Faktorladungsmatrix über alle für Ungarn
Eine vom biologischen Geschlecht gelöste Bedeutung der geschlechtlichen Identität ist wichtig und in unserer immer noch heteronormativen Gesellschaft mehr als erstrebenswert. Ich bitte dennoch um Verständnis für die nicht gendergerechte Sprache, auf die in dieser Arbeit auf Grund der einfacheren Lesart zurückgegriffen wurde.
1 Einleitung
Eine Masterarbeit nach einem Zitat des rechtsnationalistischen Ministerpräsidenten Ungarns, Viktor Orbán, zu benennen, scheint auf einen ersten Blick zunächst einmal genauso populistisch wie Orbáns Aussage selbst. Dennoch ist die Aussage für diese Arbeit von nahezu zentraler Wichtigkeit. Was Orbán mit der Kategorisierung der Flüchtlingskrise oder Flüchtlingswelle als Invasion bezwecken will, ist vollkommen klar und aus seiner Sichtweise und vor allem für seinen Zweck logisch und notwendig. Seinen Ursprung im lateinischen invadere kennend, ist der Begriff der Invasion heute streng mit feindseligen militärischen Operationen verknüpft, die auf fremdem Gebiet stattfinden. Einhergehend mit der Definition der Flüchtlingskrise als Invasion sieht Orbán dementsprechend die Flüchtlinge als Invasoren und zwar gezielt als muslimische Invasoren (vgl. welt.de 2018). Orbán unterstellt also den Flüchtlingen, dass diese im Rahmen einer gezielten Operation in das Hoheitsgebiet seines Landes und schlussendlich in den Raum der Europäischen Union eindringen. Die so in das Gebiet der EU eindringenden Flüchtlinge tun dies, wie bei einer Invasion üblich, aus einem bestimmten Grund, den Orbán in der Suche nach einem besseren Leben begründet sieht. Das Problem, das hierdurch entsteht ist, dass bei einer Invasion im Normalfall etwas weggenommen oder zerstört wird. In diesem konkreten Fall geht es dabei weniger um Areale oder Ländergrenzen wie in früheren Zeiten, vielmehr geht es um Besitz, Kultur oder den wie auch immer zu definierenden Begriff der Heimat.
Was für diese Arbeit wirklich bedeutsam ist, ist die Bedrohungslage, die durch Aussagen wie die Orbáns aufgebaut wird. Jene Bedrohungslage ist einer der Hauptgründe für eine autoritäre Unterwürfigkeit, die im weiteren Verlauf noch diskutiert wird. Es ist ebenfalls davon auszugehen ist, dass ob der Bedrohungslage, die durch eine bestimmte und gut abzugrenzende Gruppe hervorgerufen wird, jene Gruppe eine vorurteilsbehaftete Abwertung erfährt – was schlussendlich zum Inhalt dieser Arbeit führt. Hierbei soll sich vom populistischen Ansatz, der quasi von allen (rechts)populistischen Parteien der Europäischen Union vertreten wird, gelöst werden und eine wissenschaftlich fundierte Untersuchung erstellt werden, die als Kern die Einstellung zu Migranten und deren Veränderung durch die Flüchtlingskrise untersucht. Hierzu werden im Rahmen der theoretisch zu begründenden Herleitung der Hypothesen drei Einflussfaktoren auf die Einstellung zu Migranten fokussiert. Die bereits erwähnte autoritäre Unterwürfigkeit wird hierbei ebenso in das Beobachtungsfeld aufgenommen, wie eine autoritäre Aggression und der Konventionalismus, die sich als Basis des rechtsgerichteten Autoritarismus im Sinne Altemeyers darstellen:
„By “right-wing authoritarianism” I mean the combination of the following three attitudinal clusters in a person: Authoritarian submission […]. Authoritarian aggression […]. Conventionalism […].” (Altemeyer 1988, S. 2)
Jener rechtsgerichtete Autoritarismus stellt sich in der modernen Vorurteilsforschung als stärkster Prädiktor von Vorurteilen dar, wie beispielsweise Ekehammar et al. (2004) zeigen.
Hinzu kommen zwei Arten des Vertrauens, die zunächst ob ihrer Art entlang der Ausführungen Luhmanns, und besonders derer Giddens, erarbeitet werden und mit moderneren Konzepten und Betrachtungsweisen des Phänomens Vertrauen verglichen und erweitert werden. Am Ende der Betrachtung des Vertrauens werden, eben jene hier wichtigen zwei Arten des Vertrauens, erkennbar. Dabei deckt das interpersonelle Vertrauen alle jene Bereiche, in denen ein direkter Kontakt zu der Person, der vertraut wird, ab. Das Institutionenvertrauen übernimmt diese Rolle in eben jenen Bereichen, wo über das interpersonelle Vertrauen hinaus zudem ein Vertrauen in eine Institution besteht. Hierbei zeigt das Institutionenvertrauen im Untersuchungsaufbau eine weitere Unterteilung in einen, hier nur verkürzt darzustellenden, Bereich von partikularen und einen Bereich der universalistischen Interessen. Schlussendlich soll die Rolle der Flüchtlingskrise und deren Auswirkung auf die Einstellung zu Migranten genauso untersucht werden, wie ihre Auswirkung auf Teile der verschiedenen Prädiktoren. Um der Größe des Kontextes Rechnung zu tragen, sollen all diese Beobachtungen in einem europäischen Vergleich betrachtet werden.
Das Ziel dieser Arbeit ist es zu zeigen, wie die Flüchtlingskrise Einfluss auf die Einstellung zu Migranten genommen hat und welche Rolle hierbei die Prädiktoren aus Autoritarismus, interpersonellem Vertrauen und Institutionenvertrauen spielen, und all dies vor dem Hintergrund eines europäischen Vergleichs. Der Anspruch an die Ergebnisse, der hierbei besteht und der durch die äußerst diverse Struktur der europäischen Länder erschwert wird, definiert sich neben den üblichen Gütekriterien vor allem über die Vergleichbarkeit der betrachteten Länder untereinander. Am Ende der Arbeit sollte es somit möglich sein, konkrete Aussagen zur Wirkweise der Prädiktoren und der Flüchtlingskrise in einzelnen Ländern zu machen und diese Ergebnisse auf einem europäischen Niveau zu vergleichen, die in einem solchen Umfang bis hierher nicht bekannt sind.
Um den Gesamtkontext adäquat erfassen, darstellen und prozessieren zu können, werden verschiedene quantitative statistische Verfahren benötigt, die sich an dieser Stelle gegenüber qualitativen Verfahren ob der Verfügbarkeit der Empirie durchgesetzt haben. Hierbei stellt das in den Sozialwissenschaften eher selten verwendete Strukturgleichungsmodell als eine Kombination aus Pfad- und Faktorenanalyse eine sehr gute Möglichkeit dar, alle vermuteten Effekte gleichzeitig und in Relation zueinander abzubilden. Mit einem Strukturgleichungsmodell ist es möglich, sowohl latent, wie auch manifest auftretende Phänomene innerhalb eines gemeinsamen Modells zu verarbeiten. Hinzu kommt, als großer Vorteil einer quantitativen Betrachtung des Untersuchungsgegenstandes, die Möglichkeit auf unter wissenschaftlichen Standards erhobene Datensätze zurückgreifen zu können und diese nicht selbstständig erfassen zu müssen, was den Rahmen dieser Arbeit deutlich überschreiten würde.
Der Datensatz, der in dieser Arbeit verwendet werden soll, entspringt dem European Social Survey (ESS) aus den Jahren 2012 und 2016, da der ESS als „biennial cross-national survey of attitudes and behaviour“ (ESS 2019) alle benötigten Items bereitstellt, um die Prädiktoren in guter Näherung abbilden zu können und in mehreren, je nach Runde teilweise variierenden, europäischen Ländern durchgeführt wird. Hierbei werden die Daten in computergestützten face-to-face-Interviews erfasst. Zudem ist der ESS im Sinne der Nachvollziehbarkeit kostenfrei zugänglich. Allerdings besteht das Problem, dass der ESS als Querschnittsstudie angelegt ist und somit immer nur Momentaufnahmen ermöglicht. Damit eine Beurteilung der Veränderung innerhalb der Prädiktoren und innerhalb des Modells erfolgen kann, werden die beiden Datensätze zusammengefügt und in dem bereits beschriebenen Strukturgleichungsmodell prozessiert. Hierzu werden zunächst die Daten der 20 Länder, die in beiden Datensätzen vorhanden sind, zu einem großen Datensatz zusammengeführt, der dann die Jahrgänge als kategoriale Variable kennt. Hierbei bildet der ESS Runde 6 (2012) den Betrachtungspunkt vor und der ESS Runde 8 (2016) den Betrachtungspunkt nach der Flüchtlingskrise ab. Mit diesem sodann neu erstellten Datensatz wird das Strukturgleichungsmodell geschätzt.
Um das Ziel dieser Arbeit, die Einflüsse von Autoritarismus und Vertrauen auf die Einstellung zu Migranten vor dem Hintergrund der Flüchtlingskrise betrachten und erarbeiten zu können, unterteilt sich diese Arbeit nach der Einleitung in weitere sieben Kapitel. Im zweiten Kapitel, das sich aus drei Unterpunkten zusammensetzt und die theoretische Grundlage dieser Arbeit bildet, werden die zwingend notwendigen Grundlagen des Vertrauensbegriffs, wie bereits angerissen, anhand der Ausführungen von Giddens (1996), Luhmann (2000) und Simmel (1992) dargestellt, wobei ein besonderer Fokus auf Giddens Konsequenzen der Moderne (1996) und Luhmanns Werk Vertrauen (2000) liegt. Innerhalb des Kapitels erfolgt zudem eine Ergänzung dieser als klassisch verstandenen Konzepte um modernere Konzepte von Preisendörfer (Vertrauen als soziologische Kategorie, 1995) und Hartmann (Die Praxis des Vertrauens, 2011). Den Abschluss des ersten Unterkapitels stellt die theoretisch geleitete Erstellung der in dieser Arbeit verwendeten Arbeitsdefinition des Vertrauensbegriffes dar. Jenes Erstellen einer Arbeitsdefinition ist auch das Ziel des zweiten Unterkapitels, das sich mit dem Phänomenbereich des Autoritarismus auseinandersetzt. Hierfür wird zunächst kurz der klassische Autoritarismusbegriff, wie nach Adorno et al. (1950) verstanden, dargestellt um so ein tieferes Verständnis des für diese Arbeit wesentlich bedeutsameren rechtsgerichteten Autoritarismus (RWA) in der Definition von Altemeyer (Right-wing authoritarianism, 1981) zu erlangen. Innerhalb des Unterkapitels werden zudem Kritikpunkte am RWA-Konzept dargestellt und diskutiert, wobei hier besonders die Beiträge von Ray (Defective Validity in the Altemeyer Authoritarianism Scale, 1985), Eysenck (Rigth-wing authoritarianism, 1982) und Feldmann (Enforcing Social Conformity, 2003) zu nennen sind. Zudem enthält das Kapitel einen Exkurs zu Vorurteilen, da jene originärer Bestandteil des Verständnisses des Autoritarismus sind. Hierbei wird auf die generellen Aussagen Allports (Die Natur des Vorurteils, 1971) und im speziellen auf Zick et al. (Die Abwertung der Anderen, 2011) zurückgegriffen. Das auf die Ausführungen zum Autoritarismus folgende Unterkapitel befasst sich mit der Rolle der Flüchtlingskrise bevor im nächsten Kapitel anhand der bis dahin erarbeiteten theoretischen Überlegungen die für dieses Arbeit zentralen Hypothesen dargestellt und diskutiert werden. Bevor im fünften Kapitel die Operationalisierung der Hypothesen stattfindet, wird zunächst die Datenauswahl begründet und der weitere Untersuchungsaufbau kurz umrissen. Auf die Operationalisierung folgt das Kapitel der empirischen Untersuchungen, das sich in vier weitere Unterkapitel unterteilt. Die grundlegende Datenanalyse, die besonders die Punkte der Skalenreliabilität fokussiert und einen detaillierten Überblick über die verwendeten Items zu beiden Zeitpunkten schafft, stellt ebenso ein Unterkapitel dar wie das Strukturgleichungsmodell, das als das Herzstück des empirischen Teils angesehen werden kann. Hierbei beinhaltete das Unterkapitel zum Strukturgleichungsmodell eine vorangestellte Faktorenanalyse, das Messmodell und das globale Strukturgleichungsmodell. Die Hypothesentests und die Betrachtung der Mediationseffekte, sowie die Ergebnisse des Strukturgleichungsmodells vervollständigen das Kapitel der empirischen Untersuchungen. Aus den Ergebnissen des Strukturgleichungsmodells resultiert auch die detaillierte Länderbetrachtung, in der die betrachteten Länder jeweils ob ihrer Eigenschaften bezüglich des allgemeinen Kontextes dieser Arbeit, dargestellt werden und die im Anhang zu finden ist. Während im siebten Kapitel die Ergebnisse der Länder vergleichend betrachtet und etwaige Besonderheiten aufgezeigt werden, werden im die Arbeit abschließenden achten Kapitel die Ergebnisse des Strukturgleichungsmodelles und des Gesamtkontextes diskutiert und vorsichtig interpretiert. Mögliche Kritikpunkte werden angesprochen und einen Ausblick auf weitere Anschlussmöglichkeiten wird dargestellt.
2 Theoretische Überlegungen zu Vertrauen, Autoritarismus und der Flüchtlingskrise
Die zentralen Überlegungen dieser Arbeit funktionieren nur über ein tieferes theoretisches Verständnis der drei in der Kapitelüberschrift genannten Begrifflichkeiten des Vertrauens, des Autoritarismus und der Flüchtlingskrise. Das folgende Kapitel befasst sich deshalb mit eben jenen und hat als Ziel eine Arbeitsdefinition, die sich in einem weiteren Schritt als operationalisierbar zeigt. Hierzu werden verschiedene Konzepte, die sich teilweise stark, teilweise nur marginal unterscheiden, dargestellt und in Verbindung zueinander gesetzt.
Begonnen wird mit dem Komplex des Vertrauens, dem schon Luhmann zentrale Bedeutung für das soziale Zusammenleben zusprach:
„Der Mensch hat zwar in vielen Situationen die Wahl, ob er in bestimmten Hinsichten Vertrauen schenken will oder nicht. Ohne jegliches Vertrauen aber könnte er morgens sein Bett nicht verlassen.“ (Luhmann 2000, S. 1)
2.1 Komplexitätsreduktion und soziologische Kategorie –Konzepte des Vertrauens
Das Vertrauen, welches, wie bereits kurz in der Einleitung erwähnt und in mindestens einer der Hypothesen vertreten, mindestens in zwei verschiedenen Arten Einfluss auf die Einstellung zu Migranten haben sollte, bedarf einer konkreten sozialwissenschaftlichen oder soziologischen Bestimmung, welche sich keinesfalls trivial darstellt, was in besonderem Maße auf der „[…] trockenen Luft der theoretischen Abstraktion […]“ (Hartmann in Hartmann u. Offe 2001, S. 8) beruhe und Vertrauen generell empirisch nur schwer zu belegen sei, wie Hartmann feststellt (vgl. Hartmann in ebd., S. 8) und wie sich in einschlägiger Fachliteratur, zum Beispiel im Sammelband Vertrauen von Hartmann und Offe (2001), zeigt. Hierbei liegt die besondere Schwierigkeit in der korrekten Identifizierung bestimmter Subkategorien des Vertrauens, sowie in einem generellen Grundkonsens, was, ob oder wie Vertrauen ist. Dies sollte dennoch durch verschiedene theoretische Vorannahmen durchaus möglich sein.
Auf grundlegenden Konzepte, wie beispielsweise von Luhmann oder Giddens, aufbauend, werden sodann modernere Konzepte des Vertrauens, wie beispielsweise von Peter Preisdörfer oder Martin Hartmann dargestellt. Schlussendlich geschieht all dies vor dem Hintergrund einer eigenen, operationalisierbaren Definition des Vertrauens, die den Begrenzungen dieser Arbeit gerecht wird und dennoch alle wesentlichen und notwendigen Elemente einer belastbaren Arbeitsdefinition beinhaltet.
2.1.1 Komplexe Systeme, Komplexitätsreduktion und Nichtwissen
Um die Komplexität des Vertrauens, das elementarer Bestandteil unserer Gesellschaft ist,1 auf ein für diese Arbeit hinreichendes Niveau zu reduzieren, werden in der Folge dieses Unterkapitels zunächst drei grundlegende Theorien des Vertrauens dargestellt, die sich teilweise überschneiden, teilweise gänzlich verschiedene Facetten aufzeigen oder schlicht auf anderen Grundlagen beruhen. Hierfür wurden die Ausführungen von Anthony Giddens, Niklas Luhmann und Georg Simmel ausgewählt, da diese, wie zu zeigen sein wird, alle elementaren Bereiche des hier benötigten Verständnisses des Vertrauens abdecken.
Folgt man Giddens (1996) in seinen Konsequenzen der Moderne so unterscheiden sich zunächst zwei Formen von Bindungen – gesichtsabhängige und gesichtsunabhängige (vgl. Giddens 1996, S. 103). Hierbei beschreibt er gesichtsabhängige Bindungen als „[…] Vertrauensbeziehungen, deren Aufrechterhaltung oder Äußerung in sozialen Zusammenhängen erfolgt, die durch Situationen gemeinsamer Anwesenheit hergestellt werden“ (ebd., S. 103). Gesichtsunabhängige Bindungen hingegen betreffen abstrakte Systeme, die Giddens mit symbolischen Zeichen oder Expertensystemen beschreibt. Es besteht nach Giddens also eine Zweiteilung des Vertrauens auf einer persönlichen, individuellen und einer abstrakten, systembezogenen Ebene – wobei eine systembezogene Ebene auch individuelle Züge enthalten kann und, und das soll an dieser Stelle bereits herausgestellt werden, Giddens äußert die These, dass sich beide Bindungen oder Vertrauensarten beeinflussen könnten (vgl. ebd., S. 103).
Betrachtet man Giddens Ausführungen, eingebettet in sein Gesamtwerk, zu gesichtsabhängigen Bindungen, und besonders deren Veränderungen in der Moderne, so sind diese geprägt von den Vorannahmen des simmel’schen Fremden und der goffman’schen höflichen Nichtbeachtung (vgl. ebd., S. 103ff). Anders als in vormodernen Gesellschaften, in denen „[…] lokale Gemeinschaften stets die Grundlage der umfassenderen Gesellschaftsorganisation […]“ (ebd., S. 103) bildeten und in denen sich Fremder auf eine ganze Person bezöge, welche zudem als potentiell gefährlich einzustufen sei, zeigten sich in modernen Gesellschaften, und hier besonders in städtischer Umgebung, andere Muster (vgl. ebd., S. 103f). So sei die Interaktion mit anderen in einer städtischen Umgebung geprägt von Flüchtigkeit und beruhe auf der bereits erwähnten höflichen Nichtbeachtung, welche keineswegs mit Gleichgültigkeit zu verwechseln sei, vielmehr handele es sich um eine „[…] Darstellung verbindlicher Abstandhaltung […]“ (Giddens 1996, S. 104). Giddens beschreibt den Vorgang der höflichen Nichtbeachtung in Anlehnung an Goffman als Abblenden der Lichter und somit als „[…] Versicherung […], man habe keine feindlichen Absichten“ (ebd., S. 105).2 Giddens erkennt die höfliche Nichtbeachtung als elementar für Vertrauen:
„Die Aufrechterhaltung der höflichen Nichtbeachtung ist offenbar eine ganz allgemeine Vorbedingung des Vertrauens, das bei normalen Begegnungen mit Fremden an öffentlichen Orten vorausgesetzt wird.“ (ebd., S. 105)
Während Giddens die höfliche Nichtbeachtung als grundlegendste Art seiner gesichtsabhängigen Bindungen beim Aufeinandertreffen mit Fremden erkennt und sie, erneut im goffman’schen Duktus, als nichtfokussierte Interaktion kennzeichnet, ändere sich deren Stellenwert bei der fokussierten Interaktion (vgl. ebd., S. 106). Kommt es zu einer Begegnung, also nicht zum bloßen flüchtigen Kontakt im Vorbeigehen, gleichen sich laut Giddens drei Mechanismen aus; Vertrauen, Takt und Macht (vgl. ebd., S. 106). Hierbei erkennt Giddens Takt und Höflichkeitsrituale als Schutzvorrichtungen, die stillschweigend gebraucht werden, während Machtunterschiede besonders in Begegnungen mit gesteigerter Vertrautheit „[…] zur Verletzung der Normen des Takts und Höflichkeitsritualen führen“ (vgl. ebd., S. 106f).
Giddens zweite Kategorie des Vertrauens, die gesichtsunabhängigen Bindungen, die abstrakte Systeme betreffen, setzen zunächst keine „[…] Begegnungen mit Individuen oder Gruppen voraus, die in irgendeiner Weise dafür verantwortlich sind“ (ebd., S. 107). Kommt es dennoch zu jenen Begegnungen, beschreibt Giddens diese als Zugangspunkt und verdeutlicht, dass es hier zu einer Berührung zwischen gesichtsabhängigen und gesichtsunabhängigen Bindungen kommt, wird dem abstrakten System doch gewissermaßen ein Gesicht verliehen, da es durch ein Individuum repräsentiert wird (vgl. ebd., S. 107).3,4 Giddens attestiert den Zugangspunkten eine große Wichtigkeit beim Vertrauen in abstrakte Systeme, da hier durch eine Laie-Experte-Begegnung und über das Vehikel der gesichtsabhängigen Bindung, Vertrauen in ein abstraktes System hergestellt wird (vgl. Giddens 1996, S. 109f). Elementarer Bestandteil dieser Begegnung und des Aufbaus von Vertrauen in abstrakte Systeme sind zwei Faktoren – Auftreten und Beruhigung. Dem Auftreten des Repräsentanten des abstrakten Systems misst Giddens dabei Bedeutung bei, da dieser eben jenes vertritt und somit durch sein Auftreten5 entscheidend am Vertrauensaufbau mitwirkt. Die Beruhigung ist von Nöten, da der Laie das abstrakte System, inklusive seines im Verborgenen liegenden Expertenwissens und der daran gekoppelten Praktiken, nicht durchblicken kann, er aber dennoch das Gefühl benötige, sich in guten Händen zu befinden (vgl. ebd., S. 109f).
Das grundlegende Vertrauen, welches die meisten Menschen in Expertensysteme hätten, sieht Giddens insbesondere in der kindlichen Sozialisation hinsichtlich der Naturwissenschaften gegeben, welche eine „[…] Aura der Achtung vor allen Arten des Fachwissens […]“ (ebd., S. 114) vermittle, welche sich wiederum als „[…] Einstellung der Achtung vor den meisten Formen von Fachspezialistentum“ (ebd., S. 114) manifestierte. Giddens beschreibt das Verhältnis von Laie und Expertensystem als ambivalent, denn einerseits muss der Laie dem Expertensystem ob seiner eigenen Unkenntnis vertrauen, andererseits liefere Unkenntnis auch immer Gründe für Skepsis (vgl. ebd., S. 114f). Die Lösung dieses Dilemmas sieht Giddens durch die pragmatische Sicht eines, in einer modernen Gesellschaft nahezu alternativlosen, „[…] Sichabfinden[s] [sic] mit Umständen, unter denen andere Alternativen weitgehend ausgeschlossen sind“ (ebd., S. 115), was wiederum nicht bedeute, dass innerhalb des Sichabfindens nicht Deutungs- oder Handlungsspielräume bestünden (vgl. ebd., S. 115f).
Giddens Ausführungen zum Vertrauen lassen sich bis hier her also wie folgt zusammenfassen; Es bestehen, wie zuvor erwähnt, zwei Formen von Vertrauen – gesichtsabhängige Bindungen, die besonders auf zwischenmenschlichen Interaktionen beruhen und gesichtsunabhängige Bindungen, die zwischen Individuen und abstrakten Systemen bestehen, welche wiederum durch Individuen repräsentiert werden. Hierbei wird das Vertrauen in Personen als „[…] Anzeichen für Integrität […]“ (ebd., S. 112) gedeutet und das Vertrauen in Systeme als „[…] Glaube an die Leistungsfähigkeit von Kenntnissen, über die der Laie kaum Bescheid weiß […]“ (ebd., S. 112) verstanden. Des Weiteren ist die Grundlage allen Vertrauens Unkenntnis und zwar entweder auf einer interpersonellen oder einer abstrakten, von Expertensystemen geprägten, Ebene, wie Giddens schlussfolgert.
„Denn Vertrauen wird nur dort verlangt, wo es Unkenntnis gibt, sei es mit Bezug auf die Wissensansprüche technischer Experten oder mit Bezug auf die Gedanken und Absichten vertrauter Personen, auf die sich der Betreffende verlässt.“ (Giddens 1996, S. 114)
Hinzu kommt eine Vermischung von interpersonellem Vertrauen und Vertrauen in Expertensysteme an beschrieben Zugangspunkten, sowie eine hier nicht näher definierten, gegenseitigen Beeinflussung.
Die von Luhmann (2000) getätigten Aussagen zum Vertrauen sind für diese Arbeit besonders vor dem Hintergrund der Wirkungsweise und damit eines umfassenden Verständnisses, was Vertrauen eigentlich ist, nützlich. Hierbei gilt ein besonderer Fokus Luhmanns Ausführungen zum Vertrauen als Mechanismus zur Reduktion von sozialer Komplexität.
Um Vertrauen als Reduktionsmechanismus greifen zu können, benötigt man laut Luhmann zunächst die Vorannahme, dass Vertrauen eine riskante Vorleistung ist, was er damit begründet, dass die Welt hochgradig komplex sei, man selbst aber hier und jetzt handeln müsse und somit nur wenig Zeit habe, sich auf das Verhalten anderer einzustellen (vgl. Luhmann 2000, S. 28).6 Auch stellt Luhmann klar, dass Vertrauen keinesfalls ein rationale Abwägung darstelle, vielmehr könne es „[…] unbedacht, leichtsinnig [oder] routinemäßig […]“ (ebd., S. 29 (Einfügungen C.M.)) erfolgen.
Den eigentlichen Mechanismus zur Reduktion von Komplexität sieht Luhmann nicht so sehr in der „[…] Beherrschung langer Handlungsketten […]“ (ebd., s. 30) sondern im Ausschluss von gewissen Entwicklungsmöglichkeiten durch Vertrauen. Einige mögliche Verhaltensweisen in, oder Ausgänge einer Situation, werden durch Vertrauen schlicht für unmöglich gehalten. Des Weiteren sei es nicht möglich, trotz einer rationalen Planung, alles Handeln vorauszusehen und weiter müssten Unsicherheiten absorbiert werden (vgl. ebd., S. 30). Hierzu seien bestimmte Rollen von Nöten – Luhmann nennt Politiker oder Manager – die genau diese Unsicherheiten abfangen, beziehungsweise verteilen würden und, und das ist ihnen eigen, nicht an Standards, sondern an Erfolgen gemessen würden, was wiederum dadurch begründet sei, dass ihr Handeln ob der bestehenden Unsicherheit nicht im Vorfeld überblickt werden könne (vgl. ebd., S. 30). Jene Rollen reduzierten somit Komplexität, wobei diese Reduktion eher eine Induktion, denn einer Deduktion gleiche, da vorhandene Informationen, wie Luhmann schreibt, mit Vertrauen überzogen würden und das zu einer „[…] Generalisierung von Erwartungen durch Vertrauen […]“ (Luhmann 2000, S. 31) führe (vgl. ebd., S. 31). Für jene Generalisierung als elementar erkennt Luhmann Systeme, „[…] die selbst hinreichend komplex sind, um gewisse Umweltverhältnisse wiedergeben zu können“ (ebd., S. 32). Hierbei sei das Hauptmerkmal jener Systeme eine innere Ordnung, die dem System dabei helfe, amorphe Umweltdaten ob seiner eigenen inneren Logik der Datenverarbeitung zu prozessieren und so Komplexität zu reduzieren. Luhmann attestiert eine „[…] Komplexitätsreduktion durch Subjektivierung […]“ (ebd., S. 32), da das System innere Sicherheit an die Stelle äußerer Sicherheit setzte und so „[…] Unsicherheitstoleranz in externe Beziehungen […]“ (ebd., S. 32) steigere und die Differenz zwischen komplexer Umwelt und Systeminneren verringert würde (vgl. ebd., S. 32f). Hierbei könne die innere Sicherheit auf zwei Arten zustande kommen: So sei es möglich, dass innere Sicherheit dadurch bestünde, dass das Vertrauensobjekt für die eigen Erlebnisverarbeitung so elementar sei, dass dessen mögliches Versagen schlicht das gesamte innere des Systems verändern würde und darum in der Vorstellung nicht zugelassen wird (vgl. ebd., S. 33). Die zweite Art verdeutlicht das genaue Gegenteil, nämlich ein so stark ausdifferenziertes Inneres des Systems, dass der Wegfall eines Vertrauensobjekts keine, oder nur geringe, Schäden anrichte und umgehend äquivalent ersetzt werden könne (vgl. ebd., S. 33).
Luhmann macht an dieser „[…] Innenfundierung des Vertrauens […]“ (ebd., S. 33) einen „[…] bestimmten Stil der vertrauensvollen Einstellung zum Gegenstand […]“ (ebd., S. 33) fest, welchen er in Anlehnung an Parsons als, diffus und affektiv, sowie auf die Eigenschaften abzielend beschreibt, was wiederum zu einer Unabhängigkeit von spezifischem Interesse oder Erlebniszusammenhang, sowie Sachzusammenhang führe und Vertrauen vergegenständliche (vgl. ebd., S. 33f). Dies macht Luhmann an dem Beispiel deutlich, dass man bestimmten Personen immer vertraue, gleich welche Rolle diese zu jenem Zeitpunkt annähmen (vgl. ebd., S. 34). Als weiteres Beispiel dient das Vertrauen in den Wert des Geldes als abstraktes Leistungssystem, das ebenfalls eine solche Vergegenständlichung voraussetze. Hieraus schlussfolgert Luhmann, dass Vertrauen weder objektiv noch subjektiv sei und keine „[…] auf andere Gegenstände oder auf andere Vertrauende übertragbare Einstellung“ (ebd., S. 34) darstelle (vgl. ebd., S. 34).
Jene Vergegenständlichung oder Generalisierung müsse sodann gelernt werden, da es sich, wie Luhmann betont, eben nicht um eine „[…] mechanische Konsequenz von Umwelteinflüssen […]“ (ebd., S. 34) handle. Die Grundlage dieses Lernprozesses liege in der weitgehend entkomplizierten7 Familie sowie in Arten persönlicher Annäherung, die Luhmann, als gekennzeichnet durch das „[…] Erproben und Lernen von Vertrauensbeziehungen […]“ (ebd., S. 34) sieht, wobei eine „[…] [d]ifferenzierte und mobile Sozialordungen […]“ (Luhmann 2000, S. 34) hier hohe Anford erungen stelle (vgl. ebd., S. 34). Jene Anforderungen könnten sodann nur bewältigt werden, wenn „[…] nicht nur das Vertrauen, sondern auch das Lernen des Vertrauens gelernt werden kann“ (ebd., S. 34).8
Luhmann beschreibt die Natur des Vertrauens als prekär – prekär aus dem Grund, dass Menschen sowie soziale Einrichtungen, denen man vertraut, zu störempfindlichen Symbolkomplexen werden (vgl. ebd., S. 35f).
„Im Umkreis des Vertrauensproblems bekommt dadurch alles Geschehen eine symptomatische Relevanz. Einzelereignisse gewinnen wie Stichproben ausschlaggebende Bedeutung für das Ganze: Eine Lüge kann das gesamte Vertrauen zerstören, und gerade die kleinen Mißgriffe [sic!] und Darstellungsfehler entlarven durch ihren Symbolwert oft mit unerbittlicher Schärfe den „wahren Charakter“.“ (ebd., S. 36)
Durch Vertrauensvorgänge bei der Verabschiedung des amerikanischen Bundeshaushaltes verdeutlicht Luhmann seine Ausführungen und stellt weiter klar, dass derjenige, der vertraue, seine eigene Risikobereitschaft kontrollieren müsse, da die Abgeordneten, ob der Komplexität des eigentlichen Gegenstandes, nicht auf ihre Sachkenntnisse, sondern auf das Vertrauen gegenüber der jeweils zuständigen Person zurückgreifen müssten – das Vertrauen bestünde also zur Redlichkeit der die Sachgrundlagen beherrschenden Person, was wiederum die Fakten nur indirekt kontrolliere (vgl. ebd., S. 36). Das eigentliche Dilemma läge nun in Vertrauen zur Person, welches durch Grenzen und vernünftige Erwartungen eingeschränkt würde und der Selbstgewissheit, die durch den Vertrauenden herzustellen ist, dass er nicht bedingungslos vertraut – hierbei helfen nach Luhmann Symbole, beziehungsweise die Vermittlung von einer Vertrauensstörung über eben jene (vgl. ebd., S. 36). Hierbei sei die „[…] Art und Richtung der Empfindlichkeit […]“ variabel. Grundsätzlich sei das Prinzip aber das gleiche – die zu komplexe Wirklichkeit führe dazu, dass Vertrauen anhand von symbolischen Implikationen überprüft würde, welche aus einem groben Indiziengerüst bestünden und sich in einer permanenten Rückkopplungsschleife befänden, die wiederum ständig Informationen darüber prozessiere, ob das Vertrauen noch gerechtfertigt sei (vgl. ebd., S. 36f). Ob in dieser Rückkopplungsschleife nun Vertrauen entzogen würde, hänge in besonderem Maße mit der Definition einer gewissen Schwelle zusammen, welche nicht überschritten werden dürfe. Jene Schwelle definiere sich, wie Luhmann in Anlehnung an Vickers ausführt, in deren Bestimmung eben nicht durch „[…] Zwecke, Normen oder Werte“ (Luhmann 2000, S. 37) und könne so „[…] höhere Komplexität tolerieren“ (ebd., S. 37). Schlussendlich finde der Akt der symbolischen Kontrolle im Verborgenen statt und bliebe undiskutiert, da er über Rückschlüsse funktioniere, die weder festgelegt noch mitgeteilt werden müssten und so sowohl den Vertrauensbeweis, wie auch den Vertrauensentzug einer Rechtfertigung entzögen (vgl. ebd., S. 37). Dies führe, wie Luhmann beschreibt, zu dem Dilemma, dass die Rechtfertigung des Vertrauenssuchenden zum genauen Gegenteil, nämlich Misstrauen führe, sodann jener fachliche Gründe anführe, was der Natur des Vertrauens entgegenspräche und den Vertrauenssuchenden letztendlich entbehrlich mache, wie Luhmann am Beispiel von Politikern verdeutlicht (vgl. ebd., S. 37f).
Wie Eingangs bereits erwähnt erkennt man, dass es im Bereich des Vertrauens in allen Facetten um die Reduktion der Komplexität geht, wie Luhmann es auch selbst sagt, wenn er schreibt:
„Alle drei Strukturkomponenten […] bestätigen unsere Vermutung, daß [sic!] es beim Vertrauen um die Reduktion von Komplexität geht, und zwar speziell um jene Komplexität, die durch die Freiheit des anderen Menschen in die Welt kommt. Vertrauen hat eine Funktion für die Erfassung und Reduktion dieser Komplexität“ (ebd., S. 37).
Jene Reduktion ermöglicht es dem Individuum also komplexe Umwelteinflüsse auf ein durch es selbst prozessierbares Niveau zu vereinfachen und auf eben jene zu reagieren. Hierbei ist Vertrauen immer eine riskante Vorleistung, welche zudem nicht nur zwischen zwei Individuen sondern auch zwischen Individuum – welches ein individuelles Vertrauenssystem aufgebaut hat, in dem bestimmte Mechanismen zum Vertrauen wirken, und welches keinesfalls mit dem von Giddens eingebrachten Expertensystem zu verwechseln ist – und äußeren Systemen, wie zum Beispiel dem Wert des Geldes, zum Tragen kommt. Ähnlich wie Giddens sieht auch Luhmann die Familie bei dem Erlernen von Vertrauen als Hauptinstanz, ist sie doch das erste Erprobungsfeld und bietet zudem einen besonders geschützten Rahmen. Schlussendlich verhält sich Vertrauen, und diese Analogie sei an dieser Stelle erlaubt, wie ein Bankkonto, auf das Vertrauen gutgeschrieben und Misstrauen entsprechend verrechnet wird. Und, ebenfalls analog zu einem Bankkonto, darf eine gewisse Schwelle nicht unter- respektive überschritten werden, da es ansonsten zu einem Vertrauensbruch kommt. Wie hoch diese Schwelle hierbei ist, obliegt immer dem Vertrauenden, der eben jene nicht nach außen, sondern nur nach innen rechtfertigen muss.
Ähnlich wie Luhmann erkennt Simmel zunächst, dass die moderne Welt in ihrer Komplexität durch den einzelnen nicht zu überblicken ist, und eine moderne Existenz sodann auf einem Glauben an die Ehrlichkeit des anderen beruhe, womit sich das Individuum abzufinden habe (vgl. Simmel 1992, S. 389).
„Bei reicherem und weiterem Kulturerbe dagegen steht das Leben auf tausenden Voraussetzungen, die der Einzelne überhaupt nicht bis zu ihrem Grunde verfolgen und verifizieren kann, sondern die er auf Treu und Glaube hinnehmen muß [sic!].“ (ebd., S. 389).
Simmel geht davon aus, dass durch den Aufbau des individuellen Lebens auf komplizierte Systeme, die nicht durchblickt werden können, die Lüge in der modernen Gesellschaft eine wesentlich gewichtigere Rolle spiele, da man viel mehr von jenen komplizierten System abhängig wäre, als dies früher der Fall war (vgl. ebd., S. 389). Hierbei sei die schwere der Lüge und deren Auswirkungen abhängig von der Distanz, die nicht im Sinne einer räumlichen Entfernung verstanden werden sollte, die die lügende Person zum Individuum hätte. Zudem sei sie das Faustrecht der Schlauen, welches, bliebe sie unerkannt, ein geläufiges Mittel zur Unterdrückung der weniger Schlauen sei (vgl. ebd., S. 389f). Grundsätzlich ist Simmel der Meinung, dass der Verkehr der Menschen auf einer gemeinsamen Vorstellungswelt beruhe, was allerdings nur teilweise stimme, zeige sich doch, dass eben jener Verkehr in großem Maße auf dem aufbaue, was der eine wisse, der andere jedoch nicht (vgl. ebd., S. 390f). Verhältnisse intimen Charakters, wie Simmel beschreibt, würden ihren Reiz verlieren, sollte deren Grundlage, die körperlich-seelische Nähe, nicht durch Pausen gekennzeichnet sein (vgl. ebd., S. 391). Hierbei sei die Lüge nur eine sehr rohe Form jene Notwendigkeit herzustellen (vgl. ebd., S. 391f).
Das Vertrauen, das Simmel als „[…] Vor- oder Nachform des Wissens um einen Menschen“ (ebd., S. 393) erkennt und als „[…] die Hypothese künftigen Verhaltens, die sicher genug ist, um praktisches Handeln darauf zu gründen […]“ (ebd., S. 393) definiert, sieht er in der „[…] steigenden Objektivierung unsrer [sic] Kultur […]“ (ebd., S. 392) begründet, welche nun auch von soziologischen Gebilden Besitz ergreifen würde (vgl. ebd.S, 392f).9 Jener „[…] mittlerer Zustand zwischen Wissen und Nichtwissen […]“ (Simmel 1992, S. 393), den das Vertrauen abbilde, sei sodann dem Nichtwissenden vorbehalten.10
„Der völlig Wissende braucht nicht zu vertrauen, der völlig Nichtwissende kann vernünftigerweise nicht einmal vertrauen“ (ebd., S. 393).
Das Mischungsverhältnis zwischen Wissen und Nichtwissen, welches zum Vertrauen notwendig sei, sei hierbei maßgeblich durch „[…] Zeitalter, die Interessengebiete, die Individuen“ (ebd., S. 394) und die Objektivierung der Kultur beeinflusst, denn durch Tradition und Institution sowie öffentliche Meinung und Rollenbild, sei der Einzelne so stark vorbestimmt, dass reine Äußerlichkeiten genügen würden, um Zutrauen aufzubauen und gemeinsame Aktionen durzuführen (vgl. ebd., S. 394).
2.1.2 Vertrauen als soziologische Kategorie und Einstellung
Die beiden im Folgenden dargestellten moderneren Konzepte des Vertrauens von Preisendörfer und Hartmann, erhalten ihre Modernität nicht etwa aus der veränderten Aktualität des Vertrauensproblems, vielmehr sind sie schlicht später, zumindest wenn das ursprüngliche Erscheinen betrachtet wird, erschienen und haben so die Möglichkeit verschiedene, bereits beschriebene Aspekte aufzugreifen und so das Verständnis des Vertrauens, vor dem Hintergrund der Erstellung einer eigenen Arbeitsdefinition fruchtvoll zu erweitern.
Peter Preisendörfer, Professor für Soziologie an der Mainzer Johannes Gutenberg-Universität in Mainz, erklärt in seinem 1996 in der Zeitschrift für Soziologie erschienenen Artikel Vertrauen als soziologische Kategorie, dass Vertrauen in sozialen Beziehungen zunächst zwei grundlegende Probleme kennt, beziehungsweise diese Probleme den Bedarf nach Vertrauen entstehen lassen (vgl. Preisendörfer 1995, S. 264). Zunächst hätten soziale Beziehungen ein Zeitproblem, welches sich dadurch zeige, dass „[…] die Leistungen in sozialen Beziehungen zumeist nur mit gewissen zeitlichen Verzögerungen und sequentiell ausgetauscht werden können“ (ebd., S. 264). Aus diesem sequentiellen Charakter ergebe sich sodann das Informationsproblem, welches Preisendörfer als Unsicherheit oder Risiko definiert, dass der Interaktionspartner sich auch so verhalte, wie es explizit oder auch implizit, vereinbart wurde (vgl. ebd., S. 264). Vertrauen sei also ein Mechanismus, der eben jene Probleme überwinde, sodann der Vertrauen Schenkende dies als Vorleistung erbringe (vgl. ebd., S. 264). In Anlehnung an Luhmann sei also der vertrauende Akteur jener, der eine wechselseitige Kooperation in Gange bringe, da dieser eine riskante Vorleistung erbringen würde, was nach Preisdörfer auch Coleman (1990), allerdings deutlicher, formuliert, wenn er das Vertrauen als „[…] a unilateral transfer of control over certain resources to another actor, based on a hope or expactation that the other’s actions will satisfy his interests better than would his own action […]“ (Coleman (1990) zitiert nach Preisendörfer 1995, S. 265), definiert (vgl. ebd., S. 264f). Preisendörfer verdeutlicht Colemans Gedanken mit dem Ansatz der Agency-Theorie, bei welcher der Prinzipal dem Agenten Ressourcen übertrüge, welche der Agent grundsätzlich einseitig und zu seinem eigenen Vorteil nutzen könnte, was in der Enttäuschung der Erwartungen des Prinzipals endete, wie Preisendörfer in Anlehnung an Arrow (1985) schreibt (vgl. Preisendörfer 1995, S. 265). Da der Prinzipal daran interessiert sein dürfte, aus diesem Agency-Dilemma auszubrechen, beziehungsweise, Mechanismen zur Reduktion einer solchen Gefährdung zu entwickeln, erkennt Preisendörfer einen heiklen Aushandlungsprozess, wie er am Beispiel eines Arztbesuches verdeutlicht (vgl. ebd., S. 265). Bei jenem Arztbesuch kämen sodann soziale Institutionen zum Tragen, welche die soziale Interaktion absichern sollten und die Preisdörfer als Vertrauensstützen identifiziert, welche wiederum als Mechanismen zu verstehen sind, die Vertrauen generieren, dessen Bedarf allerdings nicht egalisieren (vgl. ebd., S. 265).
„Derartige institutionelle Einbettungen und strukturelle Absicherungen , ebenso wie die individuellen Handlungsstrategien, reduzieren zwar zum Teil den Bedarf nach Vertrauen; sie eliminieren ihn aber nicht, da die „riskante Vorleistung“ bzw. die „einseitigen Ressourcentransfers“ – als Kern des Vertrauensproblems – zumeist nur auf eine höhere Ebene verlagert werden.“ (ebd., S. 266)
Preisendörfer sieht in der Frage danach, warum ein Akteur überhaupt vertraut, die Frage nach der „[…] Entstehung, Gewährung und Aufrechterhaltung von Vertrauen“ (ebd., S. 266). Ein möglicher Zugang, und für Preisendörfer der naheliegendste, ist jener über eine entscheidungstheoretische Herangehensweise an das Problem, welche Entscheidung einmal unter Unsicherheit, und somit ohne Berücksichtigung eines wahrscheinlichen Ausgangs, und einmal unter Risiko, sodann mit Einbeziehung eines wahrscheinlichen Ausgangs, aushandele (vgl. ebd., S. 266). Für Preisendörfer ist dieser entscheidungstheoretische Zugang allerdings verkürzt, denn die Bereitschaft zu vertrauen sei erheblich „[…] strukturell, personell und auch kulturell […]“ (Preisendörfer 1995, S. 269) geprägt11, was dazu führen würde, dass die Entscheidungstheorie zwar bei der Benennung eines etwaigen Vertrauensproblems helfen könne, zu dessen Bearbeitung allerdings „[…] personenbezogene Regelhaftigkeiten, normative Regulierungen, kulturelle Codes und strukturelle Kanalisierungen […]“ (ebd., S. 269) mit einbezogen werden müssten (vgl. ebd., S. 269). In all jenem erkennt Preisendörfer Vertrauen in einer Art Vermittlerfunktion, die immer dann zum Tragen käme, wenn es Differenzen zwischen „[…] eigeninteressiertem, rationalen Verhalten und erwartungs- bzw. normengesteuertem Verhalten […]“ (vgl. ebd., S. 269) gebe.
Auf einer Mikroebene des täglichen Umgangs, attestiert Preisendörfer Vertrauen elementaren Charakter, was er am Beispiel des Autoverkehrs deutlich macht:
„Wir vertrauen darauf, daß [sic] alle Autofahrer, die uns entgegenkommen, gesundheitlich auf der Höhe sind, keine Selbstmordabsichten hegen, sich in einem wenig alkoholisierten Zustand befinden usw.“ (ebd., S. 269)
Auch vertrauten wir in die im Fahrzeug verbaute Technik, beziehungsweise auf die Personen, die jene verbaut oder auch entwickelt hätten, was Preisendörfer in Vertrauen in Handlungsketten übersetzt, welche, in Anlehnung an Coleman sodann die Möglichkeit einer Übersetzung von Mirko- auf Meso- auf Makroebene ermöglichten (vgl. ebd., S. 269f). Innerhalb des Alltagslebens entstünden zudem neue Handlungsmöglichkeiten, wie Preisdörfer zeigt, und die beispielhaft das interpersonelle Vertrauen umfassten (vgl. ebd., S. 270).12 Auch auf einer Mesoebene kooperativer Akteure sei die grundsätzliche Mechanik des Vertrauens als Ressourcenfluss von A nach B, der B weitere Möglichkeiten einräumt, nachvollziehbar, was Preisendörfer am Beispiel einer Bank, welcher Kunden ihr Geld anvertrauen, darlegt und, und das ist an dieser Stelle besonders wichtig, sich grundsätzlich auch auf politische Institutionen, wie Parteien oder Parlament übertragen lasse (vgl. ebd., S. 270).
In Abgrenzung zu Luhmanns funktionalistisch-systemtheoretischer Argumentation, die, wie bereits dargestellt, Komplexität reduziere und an fremde Selektionsleistungen anknüpfe – allerdings das Problem hätte, dass „[…] Vertrauen für Systeme, für die man nichts fühlen kann […]“ (Luhmann zitiert nach ebd., S. 269) einfordere, biete die Argumentation von Oliver Williamson (1975, 1985) auf einer Makroebene, einen weiteren Ansatzpunkt (vgl. Preisendörfer 1995, S. 269f). Williamson vertrete einen Ansatz der Transaktionskosten in sozialen Beziehungen, beispielsweise die Zeitkosten einer sich anbahnenden Beziehung, und das Vertrauen nur bei der Höhe eben jener Transaktionskosten eine tragende Rolle spiele, da sich, in Abhängigkeit der möglichen Tauschpartner, verschiedene Formen der institutionelle Regelung darböten und sich nur jene durchsetzten, welche am effizientesten seien (vgl. ebd., S. 271). Vertrauen könnte also, auf einer gesamtgesellschaftlichen Ebene, vertragliche Regelungen ersetzen und das Wachstum von Kontrollabteilungen begrenzen (vgl. ebd., S. 271).
Einen anderen Ansatz – anders besonders durch die Deutung als zwar einerseits Komplexität reduzierender, andererseits jedoch Komplexität aufbauender Mechanismus – wählt Martin Hartmann, Professor für Soziologie an der Universität Luzern, bezüglich des Vertrauens (vgl. Hartmann 2011, S. 9). Hartmann beklagt die Tendenz, Vertrauen immer da einzusetzen, wo die Rationalität nicht mehr weiterhelfe und somit die „[…] eigenständige Rationalität des Vertrauen[s] […] (ebd., S. 10 (Einfügung C.M.)) konterkariere, denn Vertrauen sei eben kein arationales Phänomen, da es bestimmte Gründe für Ver- oder Misstrauen gebe (vgl. ebd., S. 10). Wolle man nun davon reden, dass Vertrauen Rationalität13 in bestimmten Bereichen ersetze, müsse man sich klar machen, dass jene Gründe eben nicht die gleichen sein könnten, wie bei genannter Rationalität (vgl. ebd., S. 11). Am Beispiel einer persönlichen Begegnung, in deren Verlauf ein einfaches Lächeln das Vertrauen zu jener Person einfacher mache, als zu einer, die grimmig schauen würde, verdeutlich Hartmann, dass Vertrauen Komplexität nicht unmittelbar reduziere.
„Wenn Vertrauen also tatsächlich Komplexität reduziert, dann nicht in unvermittelter Weise, sondern stets nur als fragiles Ergebnis soziokultureller Interaktionsprozesse, die zu einer Praxis geronnen sind, an der sich zu orientieren unter gegebenen Bedingungen rational sein kann.“ (ebd., S. 11)
Die Ablehnung Hartmanns gegenüber der Zuschreibung der Arationalität zum Vertrauen, dehnt sich auf die Annahme des Vertrauens, beziehungsweise dessen Enttäuschung, auf den Bereich der Moral aus (vgl. ebd., S. 12). So würde die Verlagerung in einen Bereich der universalistischen Moral, „[…] entgegengebrachtes Vertrauen nicht zu enttäuschen […]“ (ebd., S. 11), im Gleichklang mit der Verschiebung des Vertrauens in den Bereich der Rationalität, der von Hartmann attestierten spezifischen Normativität des Vertrauens nicht gerecht, was Hartmann, genau wie den Problembereich der Rationalität, als weiteren Indikator für den Aufbau von Komplexität durch Vertrauen erkennt, beziehungsweise einer Eigenkomplexität des Vertrauens zuschreibt (vgl. Hartmann 2011, S. 11). Das dritte Feld, in dem Hartmann dem Vertrauen einen komplexeren Charakter zuweist, beinhaltet, wie von ihm genannt, weiche und harte Variablen, wobei Vertrauen als eine weiche, Macht oder Einfluss als harte bezeichnet würden (vgl. ebd., S. 12f).
„Wenn wir vertrauensvoll mit anderen interagieren, müssen wir nicht unsere Macht oder unseren Einfluss einsetzen, um Folgebereitschaft hervorzurufen.“ (ebd., S. 12f)
Zudem sei es auch nicht möglich, Vertrauen über die Vehikel der Gewalt oder der Furcht herzustellen – gleichwohl gebe es Bedingungen unter denen Vertrauen besser oder schlechter entstehen könne. Die Annahme Uslaners, dass Vertrauen sich nicht mit Hierarchie vertrage, beziehungsweise der Glaube an Hierarchie konträr zu jenem an Vertrauen sei (vgl. Uslaner nach ebd., S. 13), teilt Hartmann jedoch nicht gänzlich, was er beispielsweise in der Eltern-Kind-Beziehung begründet sieht, die sich, zumindest im Kindesalter, durch Asymmetrien in der Machtverteilung auszeichne (vgl. ebd., S. 13). Jene Asymmetrien fänden sich unter anderem in der Politik, in der Macht an einen Akteur übertragen würde, welcher sodann Macht über einen selbst hätte, wieder, was Hartmann schlussendlich dazu veranlasst, Vertrauen nicht zwangsläufig als weich zu kategorisieren, besonders nicht vor dem Hintergrund der spezifischen Verletzlichkeit, die man durch eigenes Vertrauen erzeuge (vgl. ebd., S. 14). Schlussendlich sei Vertrauen originär mit Beziehungen verbunden, was eine Form reinen Vertrauens unmöglich mache, seien doch immer „[…] Macht und Einfluss, […] Ansehen und Anerkennung [und] Expertise und Mitbestimmung“ (ebd., S. 14 Einfügungen C.M.) mit zu berücksichtigen.
Die Arbeitsdefinition, die Hartmann ob seiner Überlegungen zum und für Vertrauen vorschlägt, rückt Vertrauen in den Bereich einer Einstellung, was für den weiteren Verlauf dieser Arbeit durchaus interessant ist.
„Vertrauen ist eine relationale, praktisch-rationale Einstellung, die uns in kooperativer Orientierung und bei gleichzeitiger Akzeptanz der durch Vertrauen entstehenden Verletzbarkeit davon ausgehen lässt, dass ein für uns wichtiges Ereignis oder eine für uns wichtige Handlung in Übereinstimmung mit unseren Wünschen und Absichten eintritt, ohne dass wir das Eintreten oder Ausführen dieses Ereignisses oder dieser Handlung mit Gewissheit vorhersagen oder intentional herbeiführen können unter eine Beschreibung bringen lässt, die wesentlich einen Bezug auf das Vorliegen verschiedener Handlungsoptionen enthält.“ (Hartmann 2011, S. 56)
2.1.3 Arbeitsdefinition
Wie die vorangegangenen Unterpunkte zeigen, ist Vertrauen keineswegs ein triviales Phänomen. Ob praxeologisch oder aus systemischer Perspektive, ob interpersonell oder zu komplexen Systemen, Vertrauen hat viele Facetten und ermöglicht eine Vielzahl verschiedener Betrachtungen, welche sich, wie eingangs bereits erwähnt, teilweise überschneiden, teilweise gänzlich verschiedene Ansätze wählen. Welcher Ansatz ist nun also der fruchtvollste für diese Arbeit, welche nach Zusammenhängen von Vertrauen, Autoritarismus und Einstellung zu Migranten sucht? Die Antwort ist simpel: Alle und keine. Alle, weil jede Theorie, jede Überlegung zum Teil Erklärungen liefert – keine, da andere Aspekte aber unbeleuchtet bleiben. Die Schwierigkeit dieses Unterpunktes besteht nun also darin, möglichst viele Aspekte der Theorien, möglichst logisch zu verknüpfen um eine möglichst dichte und prüfbare Operationalisierung durchzuführen.
Grundlegend soll zunächst anerkannt werden, dass Vertrauen, gleich welcher Form, Komplexität reduziert, auch wenn Hartmann der, hier allerdings zu vernachlässigenden, jedoch keinesfalls abzulehnenden, Meinung ist, dass Vertrauen durchaus Komplexität aufbaue – zu stark sind die Argumente der Reduktion von Komplexität durch Vertrauen, die Simmel oder Luhmann vorbringen.
Des Weiteren soll Giddens und dessen Unterscheidungen zwischen den Bindungsformen in gesichtsab- und gesichtunabhängigen Bindungen gefolgt werden, was schlussendlich dazu führt, dass zwei Formen von Vertrauen unterschieden werden – Vertrauen zu Personen und Vertrauen zu komplexen Systemen. Gefolgt wird dieser Annahme nicht etwa, weil sie von Giddens stammt und aus einem Klassiker der Soziologie entspringt, sondern weil Luhmann ähnliche Befunde erstellt, wenn er von Vertrauen zu Personen, gleich welche Rolle sie einnähmen, spricht, und andererseits ein Vertrauen in abstrakte Leistungssysteme, wie beispielsweise den Wert des Geldes, attestiert. Zudem soll Giddens weiter gefolgt werden, wenn er davon spricht, dass sich die beiden bereits beschriebenen Vertrauensformen gegenseitig beeinflussten – wobei nicht von einer konkreten Richtung der Beeinflussung gesprochen wird. Dennoch soll diese vorgenommen werden, denn es ist davon auszugehen, dass diese Beeinflussung in Richtung der abstrakten Systeme, die wir von hier an als Institutionen benennen wollen, aus Richtung des Vertrauens zu Personen, das von hier an als interpersonelles Vertrauen bezeichnet wird, verläuft. Diese, zugeben sehr voraussetzungsvolle, Annahme erschließt sich wie folgt: Zunächst spricht Luhmann davon, dass man Vertrauen, in einer Art universalistischen Modus, zu Personen hat, unabhängig deren jeweiliger Rolle. Habe ich also Vertrauen zu meinem Nachbar dem Bankdirektor, so habe ich unweigerlich auch Vertrauen zu der durch ihn verkörperten Institution der Bank, was schlussendlich der giddens’schen Mechanik der Laie-Experte Beziehung entspricht und einen, bereits besprochenen, Zugangspunkt zeigt. Verliert man nun das Vertrauen in die angesprochene Bank, da sie beispielsweise hochspekulative Geschäfte getätigt hat, so wird man wohl kaum das Vertrauen in den Nachbarn verlieren, besonders nicht vor dem Hintergrund der spezifischen Eigenschaften eben jenes – zum Beispiel würde weiter auf die Rückgabe eines ausgeliehenen Gartengerätes vertraut. Was allerdings abhandengekommen sein könnte, wäre das Vertrauen in den Expertenstatus des Nachbarn als Bankdirektor. Es zeichnet sich also die Richtung des Vertrauens vom Interpersonellen zum Vertrauen in Institutionen ab, die andere Richtung erscheint unwahrscheinlich, vertraut man doch dem Bankdirektor als Nachbar nicht mehr bei der Rückgabe eines Gartengerätes, nur dadurch, dass er eben jene Institution vertritt. Diese Annahme ist sodann voraussetzungsvoll, wenn man die von Preisendörfer geäußerten Bedenken hinsichtlich der Vertrauensbereitschaft, die besonders strukturell und persönlich geprägt ist, mit einbezieht – ob ein Individuum überhaupt vertraut, hängt im großen Maße von seinen strukturellen und intellektuellen Voraussetzungen ab, was allerdings die grundlegende Richtung der Verbindung zwischen interpersonellem und Institutionenvertrauen nicht beeinflussen sollte – in anderen Worten; es ist zu erwarten, dass Individuen, die ein niedriges interpersonelles und ein niedriges Institutionenvertrauen aufweisen, genauso wie Individuen, die in beiden Kategorien hohe Werte aufweisen, einen Einfluss von Interpersonellem auf Institutionenvertrauen zeigen und zudem, das Individuen mit niedrigem Interpersonellem Vertrauen auch eher ein niedriges Institutionenvertrauen aufweisen.
Neben den Annahmen, dass Vertrauen Komplexität reduziert, dass interpersonelles Vertrauen und auch Institutionenvertrauen besteht und dass diese sich beeinflussen, soll die, Hartmann folgend, letzte Annahme darin bestehen, dass sich Vertrauen als Einstellung zeigt, und somit sowohl im grundsätzlichen Bestehen, wie auch in dessen Stärke, messbar wird.
2.2 Von der F-Skala zum RWA – Entwicklungen des Autoritarismuskonzeptes
Neben dem Vertrauen wird in dieser Arbeit einer weiteren Variablen erheblicher Einfluss auf die Einstellung zu Migranten unterstellt – dem Autoritarismus, da „[…] Autoritarismus ein deutlicher Prädiktor für Vorurteile ist“ (Beierlein et al. 2014, S. 6)14, und die Zusammenhänge zwischen Autoritarismus und Xenophobie keinesfalls neuartig sind und bereits vielzählig nachgewiesen wurden (bsph. Wagner et al. 2001).15
Dieses Unterkapitel geht der Frage nach, wie sich Autoritarismus entwickelt und wie, abseits, zum besseren Verständnis sodann gleichwohl schemenhaft vorgestellten, der klassischen Ausführungen beispielsweise von Theodor Adorno (1950), aktuellere und weiterentwickelte Konzepte eben jenes aussehen. Hierfür werden in besonderem Maße die Arbeiten von Robert Anthony „Bob“ Altemeyer (1981; 1988, 1996, 1998) bemüht, der den sogenannten Right-Wing authoritarianism entwickelte.
2.2.1 Der Autoritarismus der Frankfurter Schule
Joachim Wurst beschreibt in Samuel Salzborns Klassiker der Sozialwissenschaften (2016) Adornos Werk The Authoritarian Personality (1950) als eines der geläufigsten Werke der empirischen Sozialforschung. Hierbei sei der Kern der Arbeit, die Adorno und seine Kollegen, hier nicht näher genannten Wissenschaftler, verfassten, „[…] der Versuch, Gemeinsamkeiten in den Charakterstrukturen potentiell faschistische[r] Individuen zu finden sowie ein Instrumentarium zur Messung des Ausmaßes der Verbreitung solcher Strukturen in der Bevölkerung zu entwickeln.“ (Wurst 2016, S. 183 (Einfügungen aus dem Original)). Ausgangspunkt der Forschung, in deren Rahmen das Werk Adornos entstanden ist, seien die Vernichtungspolitik des deutschen nationalsozialistischen Regimes und dessen Auswirkungen gewesen, die die Frage aufwarfen, welche Einstellungen ein Individuum anfällig für antisemitische Propaganda machen würden (vgl. ebd., S. 183).
Innerhalb der Arbeit würde laut Wurst unter anderem die bis heute wohl wichtigste Prämisse der Antisemitismusforschung definiert, welche aussagt, dass eben jene auf subjektiven Faktoren sowie allgemeinen Situationen beruhe und somit eben nicht mit dem Verhalten von Jüdinnen und Juden zusammenhänge (vgl. ebd., S. 184). Zudem fokussiere die Arbeit anitdemokratische Züge, welche sich als Teil des Charakters darstellen würden (vgl. ebd., S. 184). Durch eine Kombination aus qualitativen und quantitativen Methoden wurden sodann drei Skalen erstellt, die Antisemitismus, Ethnozentrismus und Einstellungen zu Politik und Wirtschaft messen, welche, nicht ausschließlich und nicht vollständig, in der F-Skala münden, welche sodann nicht mehr „[…] Haltungen zu bestimmten Minderheiten oder bestimmte politische Einstellungen […]“ (Wurst 2016, S. 185) messe, sondern lediglich bestimmte Charakterzüge messe, ohne dieses jedoch direkt zu zeigen (vgl. ebd., S. 185). Ob der Korrelation zwischen den entwickelten Skalen, identifizierten die Forscher neun Charakterzüge, mit welchen „[…] die Verbreitung des autoritären Syndroms als Summe bestimmter charakterlicher Züge des potenziell faschistischen Individuums gemessen werden kann“ (ebd., S. 185): Konventionalismus, Autoritäre Unterwürfigkeit, Autoritäre Aggression, Anti-Intrazeption, Aberglaube und Stereotypie, Macht und Robustheit, Destruktivität und Zynismus, Projektivität sowie Sexualität (vgl. ebd., S. 185).
Die Kritik, ebenso wie die Anwendung der F-Skala ist mannigfaltig, was Wurst – neben der Methodenkritik, beispielsweise einer möglichen zu starken Einflussnahme der politischen Einstellung gegenüber den Charaktereigenschaften, und der mangelnden Theoriekritik gegeben sieht – auch in der vielfachen Anwendung der F-Skala in wissenschaftlichen Arbeiten erkennt, wenn er von weit mehr als 2.000 Publikationen spricht, die The Authoritarian Personality als Thema nennen (vgl. ebd., S. 186).
Das Mischverhältnis zwischen Anwendung und Weiterentwicklung, von dem Wurst spricht, ist sodann auch Thema im nächsten Unterpunkt, der sich in besonderer Weise mit dem heute aktuellen Themenkomplex des Autoritarismus, losgelöst vom einstmaligen Gedanken des Antisemitismus, befasst und die Ausführungen Bob Altemeyers in den Fokus rückt, denn der Autoritarismus als Charakterliche Disposition ist auch heute noch aktuell im wissenschaftlichen Diskurs (vgl. ebd., S. 186).
2.2.2 Unterwürfigkeit, Aggression und Konventionalismus – der Right-Wing-Authoritarianism Altemeyers
Der RWA, der, folgt man den Ausführungen von Beierlein et al. (2014), die wissenschaftlich bedeutendste Weiterentwicklung des Autoritarismuskonzeptes von Adorno darstellt, wurde 1981 von Altemeyer konstruiert und in den folgenden Jahren durch Altemeyer selbst und andere Forscher weiterentwickelt (vgl. ebd., S. 35).
In Abgrenzung zu Adornos psychodynamischen Ansatz, welcher die Entstehung einer autoritären Persönlichkeit in der frühen Kindheit verortet – Altemeyer spricht für RWA von früher Jugend (vgl. ebd., S. 35) – reduziert Altemeyer die neun, für eine autoritäre Persönlichkeit typischen charakterlichen Züge, auf drei attitudinal cluster (vgl. Altemeyer 1988, S. 2). Authoritarian submission als Unterwürfigkeit unter etablierte Autoritäten (vgl. Beierlein et al. 2014, S. 34); Authoritarian aggression als „[…] durch Autoritäten sanktionierte generelle Aggression gegenüber anderen“ (ebd., S. 34); Conventionalism als starke Regeltreue bezüglich gesellschaftlicher Konventionen (vgl. ebd., S. 34). Zusammengefasst seien diese drei Cluster ausreichend, um Altemeyers RWA zu messen, und haben sich im wissenschaftlichen Diskurs als Messinstrument für Autoritarismus etabliert (vgl. ebd., S. 35).
“A great deal of research over the past three decades has investigated sociopolitical and intergroup correlates of the RWA scale in a variety of populations and countries. This research showed that the RWA scale was a powerful predictor of phenomena expected to be associated with authoritarianism, such as right-wing versus left-wing politics, fundamentalist religiosity, aggression towards nonconformity and deviance, ethnocentrism, and generalized prejudice” (Duckitt et al. 2010, S. 686).
Allerdings ist eine Präzisierung Altemeyers Ausführungen von Nöten, um ein tieferes Verständnis des RWA zu erhalten, da es innerhalb der einzelnen cluster oder Dimensionen, verschiedene definitionsbedürftige Annahmen bestehen.
Die Autoritäre Unterwürfigkeit definiert Altemeyer als „[…] a high degree of submission to the authorities who are perceived to be established and legitimate in the society which one lives” (Altemeyer 1988, S. 2). Individuen unterwerfen sich also Autoritäten, die in der Gesellschaft als etabliert und legitimiert gelten. Unter Unterwürfigkeit versteht Altemeyer hierbei eine generelle Akzeptanz der Aussagen und Handlungen der Autorität, sowie einer Regeltreue ohne weiteren Anreiz (vgl. ebd., S. 3). Er begründet dies unter anderem damit, das Autoritäre dazu tendieren würden, den Glauben anzunehmen, dass die Amtsperson wisse, was am besten sei (vgl. ebd., S. 4). Als legitimierte und etablierte Autoritäten erkennt Altemeyer all jene Personen, die eine moralische oder juristische Autorität für das Verhalten anderer Personen darstellten – wie beispielsweise die Eltern, mindestens in der Kindheit, religiöse Würdenträger oder auch bestimmte Beamte (vgl. ebd., S. 5). Weiter stellt Altemeyer klar, dass die Unterwürfigkeit des Autoritären16 keinesfalls blind sei und allen Befehlen von oben folgen würde, dennoch würde der Autoritäre dies häufiger tun, als der Nicht-Autoritäre, was im großen Maße auch damit zusammenhängen würde, wie stark die Autorität respektiert würde, was der generellen Eigenschaft der Autoritären Unterwürfigkeit jedoch nicht im Wege stehe (vgl. Altemeyer 1988, S. 4).
[...]
1 Hierbei wird das Vertrauen als Grundlage des hobbes’schen Gesellschaftsvertrages und als Grundlage stabiler Demokratien nach Tocqueville angesehen (vgl. Michael Zürn 2013, S. 83f).
2 Deutlicher werden Giddens Ausführungen durch sein Beispiel der Fußgänger, die sich auf der Straße begegnen und deren flüchtiger Augenkontakt, inklusive des daran anschließenden Wegschauens, die höfliche Nichtbeachtung sowie das Abblenden der Lichter verdeutlichen (vgl. Giddens 1996, S. 103f).
3 Giddens verweist an dieser Stelle auf die äußerste Wichtigkeit von abstrakten Systemen oder Expertensystemen, da diese in einer modernen Gesellschaft nicht bloß Sicherheit erzeugen, sondern bestimmte Bereich von Ereignissen durch eine ständige Umsetzung des durch die abstrakten Systeme produzierten Wissens, selbst diese Bereiche erschaffen (vgl. Giddens 1996, S. 107ff).
4 Auch stellt Giddens deutlich heraus, dass es sich bei Kontakten mit abstrakten Systemen nicht etwa um einen Arztbesuch handele, den man darüber hinaus vielleicht noch seit Jahren kennt, sondern diese flüchtig und wenig reguliert seien (vgl. Giddens 1996, S. 109).
5 Die Notwendigkeit eines Auftretens, das als Inszenierung im goffman’schen Sinne, also mit vor und hinter der Bühne zu verstehen ist, sieht Giddens durch mögliches Expertenversagen, welches beispielsweise die fehlerhafte Zuschreibung einer bestimmten Fähigkeit meint, und spezielle Umgebungsbedingungen für die Ausführung der Expertentätigkeit, welche in der Öffentlichkeit nicht zu erreichen wären, sowie Zufallswirkungen, gegeben (vgl. Giddens 1996, S. 110f).
6 Luhmann zeigt an dieser Stelle auch den Unterschied zwischen Vertrauen und Hoffnung auf, welcher darauf beruhe, dass der Hoffende trotz maßgeblicher Unsicherheit Zuversicht schöpft (vgl. Luhmann 2000, S. 28f).
7 Diese Entkomplizierung sieht Luhmann besonders durch soziale Institutionen sowie eine besondere Art der familiären Vertrauensleistung gegeben (vgl. Luhmann 2000, S. 34).
8 Luhmann erörtert an dieser Stelle auch jenen Lernprozess der sich, in Anlehnung an Mead, während des Konstruktionsprozesses des Selbst abzeichnet und schlussendlich dazu führt, dass man durch die Möglichkeit fremdes Vertrauen zu erkennen und zu honorieren, anderen gegenüber vertrauensvoll sein kann (vgl. Luhmann 2000, S. 35).
9 Zur gemeinsamen Zweckverfolgung und der sie betreffenden Zweckverfolgung vergleiche Simmel (1992), Seite 392.
10 Simmel stellt klar, dass auch der Nichtwissende eine Art Vertrauen haben könne, welches allerdings eher der sakralen, denn der profanen Ebene entspringe (vgl. Simmel 1992, S. 393f).
11 Preisendörfer belegt seine Ansicht ausführlich durch Bezugnahme auf die Spieltheorie, Luhmanns und Colemans Ausführungen zum Vertrauen und weitere zeitgenössische Studien, wie beispielsweise (Rotter 1980) oder (Treas 1993) (vgl. Preisendörfer 1995, S. 266ff).
12 Preisendörfer greift an dieser Stelle den Gedanken Colemans auf, der Vertrauen als eine Art Kreditgewährung erkennt, was relativ Deckungsgleich zu den hier bereits beschriebenen Ausführungen Luhmanns ist (vgl. Preisendörfer 1995, S. 270).
13 Hartmann spricht hier von kognitiven Einstellungen oder Ausfallbürgschaften (vgl. Hartmann 2011, S. 11).
14 Mit der Frage, warum die Einstellung zu Migranten ein Vorurteil ist, soll sich im nächsten Kapitel befasst werden.
15 Hierbei soll zunächst angenommen werden, dass Xenophobie und Einstellung zu Migranten im Kontext dieser Arbeit als ähnlich zu betrachten sind.
16 Hier und im Folgenden; Wenn an dieser Stelle vom Autoritären gesprochen wird, so ist dies immer jene Personengruppe die Altemeyer als right-wing authoritarian bezeichnet, also jene Personen, die in seine attitudinal cluster fallen.
- Arbeit zitieren
- Anonym,, 2021, Einfluss von Migration auf die europäische Gesellschaft. Wie prägen Autoritarismus und Vertrauen die Einstellung zu Migrantinnen und Migranten?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/909411
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