Die in den letzten Jahren vermehrt durchgeführten internationalen Vergleichsstudien wie PISA, TIMSS und IGLU haben Schwächen im deutschen Bildungssystem aufgedeckt, die Kritiker der traditionellen Leistungsbeurteilung schon lange sehen. Denn seit der Durchsetzung der bis heute (und voraussichtlich auch zukünftig weiter vorherrschenden) Leistungsbeurteilung vor circa 100 Jahren wurde sie heftig kritisiert. Hauptaugenmerk der Kritik liegt dabei auf der Form der Ziffernzensur sowie der Selektion von Schülern anhand der Noten.
Die traditionelle Leistungsbeurteilung ist neben der Notengebung durch den Prüfungscharakter gekennzeichnet. Als „Prototyp“ hierfür lässt sich die Klausur bzw. Klassenarbeit anführen. Diese Form der Leistungsfeststellung steht für viele Schüler im Vordergrund, so dass nur auf dieses Ziel, die Klassenarbeit möglichst gut zu absolvieren, hingearbeitet wird.
Etliche Lehrer vergeben neben den Klausurnoten auch regelmäßig Zensuren für die Mitarbeit im Unterricht. Dadurch fühlen sich die Schüler permanent in einer Prüfungssituation und stehen so unter zusätzlichem Leistungs- und Anpassungsdruck. Auf diese Weise tendiert der Schulunterricht insgesamt dazu, Prüfungscharakter anzunehmen.
In der vorliegenden Hausarbeit wird vor diesem Hintergrund auf den eigentlichen Sinn von Zensuren eingegangen. Die Kritikpunkte werden näher beleuchtet und Alternativen aufgezeigt. Eine Reflexion meiner Erfahrungen im Schulpraktikum wird zudem die Theorie und gängige Praxis an staatlichen Schulen gegenüberstellen. Die Leistungsbeurteilung anhand der Ziffernzensur soll pädagogischen wie
gesellschaftlichen Nutzen haben. So geben die von der Lehrkraft erteilten Zensuren laut
Schulgesetz Aufschluss über den Stand des Lernprozesses der Schülerinnen und Schüler.
Zudem stellen Noten die Basis einer weiteren Förderung der Lernenden dar. Bewertet werden
die im Unterricht erworbenen Kenntnisse, Fähigkeiten und Fertigkeiten in den zwei
Beurteilungsbereichen „Schriftliche Arbeiten“ und „Sonstige Leistungen im Unterricht“ (vgl.
§ 48 Schulgesetz des Landes Nordrhein-Westfalen).
Neben den Zensuren in den einzelnen Schulfächern sind auch die Kopfnoten
anzuführen. Diese beziehen sich auf das Verhalten der Schülerinnen und Schüler innerhalb
der Schule insgesamt und werden nicht speziell für ein bestimmtes Fach vergeben (vgl.
Schröter 1981, S. 164).
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Sinn von Zensuren
- Kritik an Zensuren
- Zensuren sind Schätzurteile
- Mangelnde Rückmeldung
- Zensuren als Anreiz?
- Alternativen zu Zensuren
- Lernberichte
- Portfolio
- Lerntagebuch
- Rückmeldebögen
- Erfahrungen aus der Praxis – Einblick in mein Schulpraktikum
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Hausarbeit befasst sich kritisch mit dem etablierten System der Ziffernzensuren im deutschen Bildungssystem. Ziel ist es, die Vor- und Nachteile dieser Beurteilungsform im Kontext der pädagogischen Diagnostik zu beleuchten und alternative Leistungsbewertungsformen aufzuzeigen.
- Der Sinn und die Funktionen von Zensuren
- Kritische Punkte der Ziffernzensur, wie zum Beispiel die mangelnde Rückmeldung und die selektive Wirkung
- Alternative Leistungsbewertungsformen wie Lernberichte, Portfolios und Lerntagebücher
- Praxisnahe Erkenntnisse aus dem Schulpraktikum, die die Theorie mit der Realität an staatlichen Schulen konfrontieren
- Fazit und Ausblick auf mögliche Entwicklungen im Bereich der Leistungsbewertung
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung beleuchtet die Schwächen im deutschen Bildungssystem, die durch internationale Vergleichsstudien wie PISA aufgedeckt wurden.
Das zweite Kapitel behandelt den vermeintlichen Sinn von Zensuren. Sie sollen laut Schulgesetz den Lernfortschritt der SchülerInnen transparent machen, als Grundlage für weitere Förderung dienen und die Basis für eine soziale Selektion bilden.
Das dritte Kapitel widmet sich der Kritik an der Ziffernzensur. Die subjektive Natur der Zensuren, die mangelnde Rückmeldung und die Gefahr der Anreizbildung werden als problematische Aspekte beleuchtet.
Schlüsselwörter
Ziffernzensur, Leistungsbewertung, pädagogische Diagnostik, Schulsystem, Schulgesetz, Kritik, Alternativen, Lernberichte, Portfolios, Lerntagebücher, Schulpraktikum.
- Quote paper
- Franziska Noltenius (Author), 2007, Zensuren in der Schule, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/90865