“Ja, er (Kurt Beck) irrt. Er ignoriert, dass die Erwerbsquote der über 55-Jährigen inzwischen wieder ansteigt von 37,9 Prozent im Jahr 2001 auf 48,4 Prozent 2006. Mit Becks Vorschlag torpediert man diese gute Ten-denz, dennoch liegen wir mit der Erwerbsquote bei Älteren um 25 Prozent niedriger als in Norwegen, Schweden oder auch der Schweiz.“ Jutta Allmedinger, Professorin der Humboldt Universität und Leiterin des Wissenschaftszentrums Berlin, äußerte dies gegenüber dem Tagesspiegel im Kontext der aktuellen Debatte zur Modifizierung der Agenda 2010. Hierbei wurde von Kurt Beck der Vorschlag eingebracht, die aktuelle Bezugsdauer von Arbeitslosengeld für Personen über 55 Jahren von 12 Monaten auf 24 Monate zu erhöhen. Die Aussage von Frau Allmedinger verdeutlicht einige wichtige Aspekte zum Thema Arbeitsmarkt.
Zum einen ist der Arbeitsmarkt häufig Gegenstand der politischen Diskussion in Deutschland. Diese Diskussion wirft oft sehr heterogene Meinungen auf, da die Wirkungen von arbeitsmarktpolitischen Instrumenten und deren Erfolg oft nicht eindeutig zu identifizieren sind. Hierbei vollzieht sich die Divergenz der Meinungen sogar bis in den Sachverständigenrat der Bundesrepublik Deutschland.
Zum anderen zeigt sie, dass eine Beurteilung von inländischen Arbeitsmarktdaten durch einen internationalen Vergleich ermöglicht wird. In der Wissenschaft haben absolute Kennzahlen selten hohe Aussagekraft. Erst durch Vergleiche kann die Aussagekraft von Daten erschlossen werden.
Ziel dieser Seminararbeit ist es, über Vergleiche von internationalen Arbeitsmarkdaten, Rückschlüsse auf die Entwicklung am deutschen Arbeitsmarkt ziehen zu können. Auswirkungen von aktuell angewandten arbeitsmarktpolitischen Instrumenten sollen hierbei identifiziert und beurteilt werden. Um Beobachtungen und Wirkungen auf den nationalen Arbeitsmärkten zu verstehen, sind zunächst einige kurze Erläuterungen nötig. Kapitel 2 gibt zunächst einen knappen Einblick in die herrschenden Kräfte auf dem Arbeitsmarkt und beschäftigt sich im Anschluss mit den definitorischen Grundlagen der für diese Ausarbeitung wichtigen Statistiken. Arbeitszeit steht einer Volkswirtschaft nicht unbegrenzt zur Verfügung. Wie alle begrenzten Güter hat auch Arbeitszeit einen Preis. Haushalte wollen konsumieren und bieten Arbeit an, welche Unternehmen zur Produktion von Gütern nachfragen. Kräfte von Angebot und Nachfrage, ähnlich denen auf Gütermärkten, beeinflussen somit den Arbeitsmarkt.
Inhaltsverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
Formelverzeichnis
1 Der Arbeitsmarkt – Ein stets aktuelles Thema
2 Einführende Erläuterungen
2.1 Theoretische Grundlagen des Arbeitsmarktes
2.1.1 Die Arbeitsnachfrage
2.1.2 Das Arbeitsangebot
2.1.3 Arbeitsmarktgleichgewicht und Arbeitslosigkeit in der Theorie
2.2 Definitorisches Gerüst
3 Der Arbeitsmarkt im internationalen Vergleich
3.1 Allgemeiner internationaler Arbeitsmarktvergleich
3.1.1 Indikatoren für den Arbeitsmarkt
3.1.1.1 Das Angebot auf dem Arbeitsmarkt
3.1.1.2 Die Nachfrage des Arbeitsmarktes
3.1.1.3 Die Erwerbslosenquote
3.1.2 Schwarzarbeit als Sektor des Arbeitsmarktes
3.1.3 Arbeitsmarktregulierungen
3.1.4 Sozialer Frieden
3.2 Arbeitsmarktsegmente im internationalen Vergleich
3.2.1 Der Arbeitsmarkt für ältere Arbeitnehmer
3.2.2 Der Arbeitsmarkt für junge Arbeitnehmer
3.2.3 Der Arbeitsmarkt für Frauen
3.2.4 Der Arbeitsmarkt für gering qualifizierte Arbeitnehmer
4 Deutschland ein Ort für weitere Reformen
Literatur- und Quellenverzeichnis
Anlagen
Abbildungsverzeichnis
Abb. 1: Theoretische Darstellung von Arbeitslosigkeit
Abb. 2: Eigenschaftsübersicht der Begrifflichkeiten nach ILO
Abb. 3: Erwerbsquote ausgewählter OECD-Länder 2006
Abb. 4: Erwerbstätigenquote ausgewählter OECD-Länder 2006
Abb. 5: Erwerbslosigkeit ausgewählter OECD-Länder 2006
Abb. 6: Arbeitsmarktindikatoren der Altersgruppe 55-64 Jahre für das Jahr 2006
Abb. 7: Arbeitsmarktindikatoren für Berufseinsteiger für das Jahr 2006
Abb. 8: Marktindikatoren der Erwerbsbeteiligung von Frauen ausgewählter OECD-Länder für das Jahr 2006
Abb. 9: Marktindikatoren für gering qualifizierte Arbeitnehmer für das Jahr 2006
Abkürzungsverzeichnis
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Formelverzeichnis
Formel 1: Erwerbspersonen nach ILO-Standard
Formel 2: Erwerbsquote nach ILO-Standard
Formel 3: Erwerbslosenquote nach ILO-Standard
Formel 4: Erwerbstätigenquote nach ILO-Standard
1 Der Arbeitsmarkt – Ein stets aktuelles Thema
“Ja, er (Kurt Beck) irrt. Er ignoriert, dass die Erwerbsquote der über 55-Jährigen inzwischen wieder ansteigt von 37,9 Prozent im Jahr 2001 auf 48,4 Prozent 2006. Mit Becks Vorschlag torpediert man diese gute Tendenz, dennoch liegen wir mit der Erwerbsquote bei Älteren um 25 Prozent niedriger als in Norwegen, Schweden oder auch der Schweiz.“[1] Jutta Allmedinger, Professorin der Humboldt Universität und Leiterin des Wissenschaftszentrums Berlin, äußerte dies gegenüber dem Tagesspiegel im Kontext der aktuellen Debatte zur Modifizierung der Agenda 2010. Hierbei wurde von Kurt Beck der Vorschlag eingebracht, die aktuelle Bezugsdauer von Arbeitslosengeld für Personen über 55 Jahren von 12 Monaten auf 24 Monate zu erhöhen. Die Aussage von Frau Allmedinger verdeutlicht einige wichtige Aspekte zum Thema Arbeitsmarkt.
Zum einen ist der Arbeitsmarkt häufig Gegenstand der politischen Diskussion in Deutschland. Diese Diskussion wirft oft sehr heterogene Meinungen auf, da die Wirkungen von arbeitsmarktpolitischen Instrumenten und deren Erfolg oft nicht eindeutig zu identifizieren sind. Hierbei vollzieht sich die Divergenz der Meinungen sogar bis in den Sachverständigenrat der Bundesrepublik Deutschland.[2]
Zum anderen zeigt sie, dass eine Beurteilung von inländischen Arbeitsmarktdaten durch einen internationalen Vergleich ermöglicht wird. In der Wissenschaft haben absolute Kennzahlen selten hohe Aussagekraft. Erst durch Vergleiche kann die Aussagekraft von Daten erschlossen werden.
Ziel dieser Seminararbeit ist es, über Vergleiche von internationalen Arbeitsmarkdaten, Rückschlüsse auf die Entwicklung am deutschen Arbeitsmarkt ziehen zu können. Auswirkungen von aktuell angewandten arbeitsmarktpolitischen Instrumenten sollen hierbei identifiziert und beurteilt werden.
2 Einführende Erläuterungen
Um Beobachtungen und Wirkungen auf den nationalen Arbeitsmärkten zu verstehen, sind zunächst einige kurze Erläuterungen nötig. Kapitel 2 gibt zunächst einen knappen Einblick in die herrschenden Kräfte auf dem Arbeitsmarkt und beschäftigt sich im Anschluss mit den definitorischen Grundlagen der für diese Ausarbeitung wichtigen Statistiken.
2.1 Theoretische Grundlagen des Arbeitsmarktes
Arbeitszeit steht einer Volkswirtschaft nicht unbegrenzt zur Verfügung. Wie alle begrenzten Güter hat auch Arbeitszeit einen Preis. Haushalte wollen konsumieren und bieten Arbeit an, welche Unternehmen zur Produktion von Gütern nachfragen.[3] Kräfte von Angebot und Nachfrage, ähnlich denen auf Gütermärkten, beeinflussen somit den Arbeitsmarkt.[4]
2.1.1 Die Arbeitsnachfrage
Arbeit wird von Unternehmen zur Produktion von Gütern eingesetzt. Der Arbeitsmarkt ist folglich ein Faktormarkt. Bei der Nachfrage auf Faktormärkten handelt es sich um eine abgeleitete Nachfrage. Unternehmen fragen solange Arbeit nach bis das Wertgrenzprodukt der Arbeit gleich den Kosten für die zusätzlich benötigte Arbeit ist (bei konstanten restlichen Kosten).[5] Das Grenzprodukt der Arbeit und somit auch das Wertgrenzprodukt sinken in der Regel bei zunehmendem Faktoreinsatz. Somit hat die Arbeitsnachfragefunktion in Abhängigkeit von den Kosten des Faktors Arbeit eine negative Steigung. Dieser beschriebene Verlauf ist vom einzelnen Unternehmen auf die gesamte Volkswirtschaft übertragbar. Die gesamtwirtschaftliche Nachfrage setzt sich somit aus dem summierten Nachfragefunktionen der Einzelunternehmen zusammen.[6]
2.1.2 Das Arbeitsangebot
Für die einzelnen Haushalte besteht ein grundsätzlicher „Trade-off“ zwischen Arbeit und Freizeit. Das heißt die einzelnen Haushalte können ihre begrenzte Zeit entweder in Freizeit oder in Arbeit investieren. Somit sind die Opportunitätskosten für Freizeit der entgangene Lohn für die entsprechende Arbeitszeit. Die individuelle Angebotsfunktion zeigt nun wie die Haushalte auf eine Änderung der Opportunitätskosten in Form von veränderter Entlohnung reagieren. Im vereinfachten Modell (unter Vernachlässigung von Substitutionseffekten) sinkt bei steigenden Opportunitätskosten der Freizeitkonsum. Als Konsequenz wird mehr Arbeit angeboten.[7]
Die aggregierte Arbeitsangebotsfunktion einer Volkswirtschaft besteht aus den aufsummierten Angebotsfunktionen der Haushalte. Das Aggregat der Arbeitsangebotsfunktion weist jedoch eine flachere Steigung als die Einzelfunktionen auf, da es bei steigenden Reallöhnen zu Markteintritten bislang nicht erwerbstätiger Personen kommt. Außerdem flacht bei Aufsummierung von Einzelfunktionen die Steigung der Ergebnisfunktion ab.[8]
2.1.3 Arbeitsmarktgleichgewicht und Arbeitslosigkeit in der Theorie
Das Arbeitsmarktgleichgewicht herrscht im Schnittpunkt der Arbeitsangebots- und Arbeitsnachfragefunktion. An diesem Punkt wird der Markt zu gegebenen Lohnkosten völlig geräumt.[9]
Abb. 1: Theoretische Darstellung von Arbeitslosigkeit[10]
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Im Modell lässt sich Arbeitslosigkeit über freiwillige und unfreiwillige Arbeitslosigkeit erklären. Individuen würden zu einem absoluten Höchstlohn ihre gesamte Zeit als Arbeitszeit anbieten. Der Gleichgewichtslohn liegt aber unter diesem Höchstlohn, folglich bieten Individuen weniger Arbeitszeit an. Diese Lücke ist als freiwillige Arbeitslosigkeit definiert, da die Differenz aus absolutem Maximallohn und Gleichgewichtslohn auch Entscheidungen von Individuen dahingehend beeinflussen kann, dass sie überhaupt keine Arbeit auf dem Arbeitsmarkt anbieten.[11]
Unfreiwillige Arbeitslosigkeit kann beispielsweise durch einen fixierten Reallohn erklärt werden. Liegt dieser Reallohn über dem Gleichgewichtslohn, wird der Markt nicht geräumt. Individuen bieten mehr Arbeit zu diesem Lohn an, als Unternehmen nachfragen. Es entsteht unfreiwillige Arbeitslosigkeit, da Individuen zwar arbeiten wollen aber nicht können.[12]
[...]
[1] Allmerdinger, J. (2007); S. 1
[2] Vgl. Sachverständigenrat (2007), S. 418ff
[3] Vgl. Burda, M.C.; Wyplosz, C. (2003); S. 81f
[4] Vgl. Mankiw, G. (2004); S. 416
[5] Vgl. Larrain, F.; Sachs, J.D. (1995); S. 65
[6] Vgl. Mankiw, G. (2004); S. 420f. Eine Darstellung der Arbeitsnachfragefunktionen ist im Anhang A1 abgebildet.
[7] Vgl. Mankiw, G. (2004); S. 423
[8] Vgl. Burda, M.C.; Wyplosz, C. (2003); S. 86f. Eine Darstellung der Arbeitsangebotsfunktion ist im Anhang A2 abgebildet.
[9] Vgl. Burda, M.C.; Wyplosz, C. (2003); S. 89
[10] Quelle: Eigene Darstellung
[11] Vgl. Burda, M.C.; Wyplosz, C. (2003); S. 89ff
[12] Vgl. Burda, M.C.; Wyplosz, C. (2003); S. 93f
- Arbeit zitieren
- Christian Hauck (Autor:in), 2007, Der deutsche Arbeitsmarkt im internationalen Vergleich, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/90834
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