Nachdem das zentral von der Politik gesteuerte Projekt der elektronischen Gesundheitskarte heute von vielen Experten als gescheitert eingeschätzt wird, haben Versicherer in den letzten Jahren das Heft in die eigene Hand genommen und somit nach und nach ihre eigenen elektronischen Gesundheitsakten am Markt veröffentlicht. Auffällig ist, dass die Versicherer hierbei vor allem einen plattformorientierten Ansatz bevorzugen und diesbezüglich mit diversen Start-ups aus der Versicherungsszene bzw. mit etablierten IT-Dienstleistern, wie z.B. Vivy oder IBM, kooperieren, um den Schritt in ein digitales Gesundheitsökosystem zu meistern.
Die eGA/ePA verspricht in erster Linie eine nahtlose Vernetzung der verschiedenen Akteure im deutschen Gesundheitswesen und bietet einen großen Nutzen, wenn es darum geht, Ressourcen zu bündeln und einen Gebrauchsnutzen für den Kunden zu kreieren. Dadurch können vor allem Versicherer den Schritt vom produktorientierten zum kundenzentrierten Ansatz bewältigen und neuartige Lösungen und Services rund um die Bedürfnisse des Kunden aufbauen. Der Weg zur verstärkten Kundenzentrierung ist zukünftig für die Versicherungsbranche unausweichlich, da der heutige Versicherte bzw. Patient durch die stetige Digitalisierung und das Internet immer wissbegieriger und besser informierter ist.
Zudem hat sich das Thema Gesundheit in den letzten Jahren merklich zu einem Megatrend entwickelt und steht heute im absoluten Mittelpunkt des Menschen. Um mit Ernährung, Reisen, Arbeitsumfeld, Prävention oder Self-Tracking nur einige Schlagworte zu nennen – es ist absolut unstrittig, dass das Gesundheitsbewusststein mittlerweile weit über das bloße „sich-gut-fühlen“ oder „sich-schlecht-fühlen“ hinausgeht. Somit wird es zunehmend zu einer fortschreitenden Demokratisierung der Gesundheit kommen und gerade Leistungserbringer und Versicherer müssen sich diesbezüglich auf mögliche Verschiebungen einstellen.
Fraglich ist, inwieweit im deutschen Gesundheitssystem ein Gesundheitsökosystem entstehen kann und diverse Versicherer, Versicherte und Leistungserbringer produktiv vernetzt werden können. Es müssen die Bedürfnisse aller Akteure berücksichtigt werden, sodass positive Netzwerk- und Skaleneffekte innerhalb des Ökosystems entstehen und neuartige, digitale Lösungen im Gesundheitsmarkt etabliert werden können.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Problemstellung
- Zielsetzung
- Vorgehensweise
- Theoretische Grundlagen
- Vom Produkt zur digitalen Plattform
- Charakteristika und Schlüsselfaktoren von Plattformen
- Netzwerkeffekte
- Hohe Skalierbarkeit
- Niedrige Transaktionskosten und günstige Grenzkosten
- Die deutsche Gesundheitswirtschaft - Allgemeine Struktur und Trends
- Der erste und der zweite Gesundheitsmarkt
- Ineinandergreifen des ersten und zweiten Gesundheitsmarktes
- Die elektronische Gesundheitsakte - Status Quo
- Vom Produkt zur digitalen Plattform
- Die Zukunft des deutschen Gesundheitswesens
- Vom passiven Patienten zum Gesundheitskonsumenten
- In Deutschland entsteht ein Gesundheitsökosystem
- Positive Netzwerkeffekte im Gesundheitsökosystem
- Vom produktorientierten zum kundenzentrierten Versicherer
- Wettbewerbslösung vs. zentrales Politikum
- Fallstudienorientierte Analyse anhand von quantitativen und qualitativen Experteninterviews
- Forschungsmethodik
- Ergebnisse
- Interpretation
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Bachelorarbeit untersucht die Chancen und Risiken einer digitalen Gesundheitsplattform im deutschen Gesundheitswesen. Der Fokus liegt dabei auf der elektronischen Gesundheitsakte (eGA) und ihrer Rolle im Kontext der Digitalisierung der Versicherungswirtschaft.
- Analyse des Wandels von produktorientierten zu kundenorientierten Geschäftsmodellen in der Versicherungswirtschaft
- Bewertung der Potenziale und Herausforderungen von digitalen Gesundheitsplattformen
- Untersuchung der Relevanz von Netzwerkeffekten im Gesundheitsökosystem
- Beurteilung des Einflusses der Digitalisierung auf die Beziehung zwischen Versicherern, Versicherten und Leistungserbringern
- Diskussion der Rolle der eGA im Kontext der Gesundheitsversorgung
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung präsentiert die Problemstellung der Arbeit und erläutert die Zielsetzung sowie die Vorgehensweise. Im Kapitel "Theoretische Grundlagen" werden die Charakteristika digitaler Plattformen, die Bedeutung von Netzwerkeffekten und die Struktur der deutschen Gesundheitswirtschaft dargestellt. Die elektronische Gesundheitsakte wird im Kontext des Status Quo analysiert. Das Kapitel "Die Zukunft des deutschen Gesundheitswesens" beleuchtet die Entwicklung vom passiven Patienten zum Gesundheitskonsumenten und die Entstehung eines Gesundheitsökosystems. Des Weiteren werden die Herausforderungen der Digitalisierung für die Versicherungswirtschaft und die Frage nach der optimalen Gestaltung der eGA diskutiert.
Schlüsselwörter
Die wichtigsten Schlüsselwörter der Arbeit sind: Digitale Gesundheitsplattform, elektronische Gesundheitsakte (eGA), Versicherungswirtschaft, Gesundheitsökosystem, Netzwerkeffekte, Kundenzentrierung, Digitalisierung, Gesundheitsversorgung.
- Quote paper
- Kevin Lehr (Author), 2018, Die Digitalisierung in der Versicherungswirtschaft. Chancen und Risiken einer digitalen Gesundheitsplattform, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/907200