Mit dieser Arbeit soll der Frage nachgegangen werden, auf welche Art die Bevölkerung Berlins vor und während der Aufstände und Auseinandersetzungen im März 1848 mobilisiert wurde.
Wie konnte man das Volk erreichen in einer Zeit, in der die mündliche Verbreitung und Zeitungen die wenigen Mittel zur Mediation von Informationen waren? Dies konnte nur gelingen, wenn man alle vorhandenen Mittel, also auch Flugblätter und Hausanschläge, benutzte und gezielt einsetzte.
Ein weiterer, extrem wichtiger Faktor zur Mobilisierung der Massen waren die Versammlungen, anfangs „Unter den Zelten“ vor den Toren der Stadt, in den Tagen vor dem Ausbruch der Kämpfe vor allem auf dem Platz vor dem königlichen Schloss. Auf solchen Volksversammlungen konnte die Bevölkerung informiert, allerdings auch stark beeinflusst und aufgewiegelt werden. Den Versammlungen „Unter den Zelten“ folgten oftmals gemeinsame Demonstrationen zurück in die Stadtmauern.
Diese beiden Aspekte sollen genauer untersucht und beleuchtet werden. Dazu ist es notwendig, in einem ersten Teil auf die Lebensbedingungen der Bevölkerung im so genannten Vormärz einzugehen, und in einem zweiten Teil den Hergang der Revolution zu schildern, nicht ohne hier schon auf den Aspekt der Massenmobilisierung abzuheben. In einem dritten Teil soll dann genauer auf die Mittel der Revolutionäre eingegangen werden. Um der Frage nach der Mobilisierung der Massen nachzugehen, werden verschiedene Quellen und Autoren herangezogen werden: Zur Beschreibung der Situation in Berlin wird hauptsächlich das Werk „Berlin 1848“ von Rüdiger Hachtmann verwendet werden, die Primärquellen von Paul Boerner und eine Sammlung der Flugblätter der Revolution von Karl Obermann dienen zur Veranschaulichung der Massenmobilisierung. Um den Vormärz und dessen katastrophale Bedingungen darzustellen, wird eine Quellensammlung von Ursula Schulz bestimmte Aspekte beleuchten. Zwischen der Revolution von 1830 und der Revolution von 1848 ist Europa sozusagen zweigeteilt. Paris, London und Brüssel sind liberale Zentren geworden, Wien und Petersburg repräsentieren die reaktionäre Politik der alten Fürsten. In Deutschland befasst man sich mit englischer und französischer Presse und das französische Buch wird zur „Lieblingslektüre der mit ihren inneren Zuständen unzufriedenen Deutschen“.
Inhalt
1. Einleitung
2. Vormärz
3. Märzrevolution in Berlin
4. Mobilisierung der Massen
5. Schlussbetrachtung
6. Quellenverzeichnis
1. Einleitung
Mit dieser Arbeit soll der Frage nachgegangen werden, auf welche Art die Bevölkerung Berlins vor und während der Aufstände und Auseinandersetzungen im März 1848 mobilisiert wurde.
Wie konnte man das Volk erreichen in einer Zeit, in der die mündliche Verbreitung und Zeitungen die wenigen Mittel zur Mediation von Informationen waren? Dies konnte nur gelingen, wenn man alle vorhandenen Mittel, also auch Flugblätter und Hausanschläge, benutzte und gezielt einsetzte.
Ein weiterer, extrem wichtiger Faktor zur Mobilisierung der Massen waren die Versammlungen, anfangs „Unter den Zelten“ vor den Toren der Stadt, in den Tagen vor dem Ausbruch der Kämpfe vor allem auf dem Platz vor dem königlichen Schloss. Auf solchen Volksversammlungen konnte die Bevölkerung informiert, allerdings auch stark beeinflusst und aufgewiegelt werden. Den Versammlungen „Unter den Zelten“ folgten oftmals gemeinsame Demonstrationen zurück in die Stadtmauern.
Diese beiden Aspekte sollen genauer untersucht und beleuchtet werden. Dazu ist es notwendig, in einem ersten Teil auf die Lebensbedingungen der Bevölkerung im so genannten Vormärz einzugehen, und in einem zweiten Teil den Hergang der Revolution zu schildern, nicht ohne hier schon auf den Aspekt der Massenmobilisierung abzuheben. In einem dritten Teil soll dann genauer auf die Mittel der Revolutionäre eingegangen werden.
Um der Frage nach der Mobilisierung der Massen nachzugehen, werden verschiedene Quellen und Autoren herangezogen werden: Zur Beschreibung der Situation in Berlin wird hauptsächlich das Werk „Berlin 1848“ von Rüdiger Hachtmann verwendet werden, die Primärquellen von Paul Boerner und eine Sammlung der Flugblätter der Revolution von Karl Obermann dienen zur Veranschaulichung der Massenmobilisierung. Um den Vormärz und dessen katastrophale Bedingungen darzustellen, wird eine Quellensammlung von Ursula Schulz bestimmte Aspekte beleuchten.
2. Vormärz
Zwischen der Revolution von 1830 und der Revolution von 1848 ist Europa sozusagen zweigeteilt. Paris, London und Brüssel sind liberale Zentren geworden, Wien und Petersburg repräsentieren die reaktionäre Politik der alten Fürsten. In Deutschland befasst man sich mit englischer und französischer Presse und das französische Buch wird zur „Lieblingslektüre der mit ihren inneren Zuständen unzufriedenen Deutschen“.[1]
Aus den Werken der englischen und französischen Theoretiker werden Gedanken aufgenommen, die sich in Deutschland zu demokratisch-sozialistischen Ideen entwickeln. „Demokrat und Sozialist scheinen manchem Bürger dasselbe.“[2]
Die soziale Frage spielte eine zentrale Rolle in dieser Zeit des Vormärz bis 1848, auch wenn sie zu Beginn nur als Anhängsel der gewaltigen Entwicklungen im Welthandel und in der Industrialisierung gesehen wurde, als ein Problem, das sich von selbst regulieren würde.
Die sich verstärkende wirtschaftliche Not der breiten Masse der Deutschen fand ihren Höhepunkt im Winter 1847/48. Sie kann gesehen werden als der Wegbereiter für „das Eindringen sozialistischer oder, wie man zu dieser Zeit gern sagt, kommunistischer Ideen in der Arbeiterschaft Deutschlands“.[3]
Schon 1837 sagte der Abgeordnete Franz Joseph Buß in der badischen Ständeversammlung: „Ein solcher gewerblicher Umschwung, der in unserer Zeit sich zu einer weltgeschichtlichen Erscheinung gesteigert hat, greift tief in das Wesen des Volkes ein: er verwandelt dessen sämtliche Zustände.“ Nachteile in dieser Entwicklung stellte er für den Fabrikarbeiter vor allem in wirtschaftlicher, gesundheitlicher, rechtlicher und politischer Hinsicht und darüber hinaus bei der Geistesbildung fest.[4]
Im Hinblick auf die späteren Entwicklungen, die Massenbündnisse, die kommunistische Idee, schrieb der Berliner Arzt Julius Waldeck: „Wie oft sage ich es diesen Leuten, wir alle sind doch eigentlich im Innersten [...] Kommunisten und Atheisten [...].“ Allerdings macht er einen Unterschied zwischen denen, die die momentane Schwäche der Bewegung einsehen und sich erstmal zurückhalten und denen, die „nach mehr streben“. Diese Gruppe müsse „die Unhaltbarkeit der jetzigen sozialen Verhältnisse des Himmels und der Erde auf das krasseste dartun und so die Notwendigkeit der Umgestaltung oder vielmehr der Neubildung in der Theorie beweisen, in der Praxis mache sie sich dann von selbst.“[5]
Gottfried Keller konstatierte in einem Tagebucheintrag vom 10. Juli 1843: „So viel scheint mir gewiss, daß mehr Elend als je auf Erden ist, dass der Kommunismus viele Anhänger gewinnt und schon hat.“[6]
Der Schneidergeselle Wilhelm Weitling rief in seiner maßgeblichen Schrift „Garantien der Harmonie und Freiheit“ von 1842 dazu auf, mit dem „Fluch des Mammons auf den Lippen“ die „Stunde der Befreiung“ zu erwarten, welche „die Erde in ein Paradies und die Menschheit in eine Familie verwandeln wird.“[7]
Das „Weser-Dampfboot“, eine politische Zeitschrift aus Minden kommentierte schon im Juni 1844 die Zustände folgendermaßen: „Die Unzufriedenheit mit dem gegenwärtigen Stande der Dinge wächst von Tag zu Tag, Tausende von deutschen Bürgern wünschen sehnlichst eine Änderung der Dinge herbei.“[8]
Doch um eine breite Masse zu mobilisieren, war es noch zu früh, auch wenn Friedrich Engels in einem Brief vom Oktober 1844 die Fortschritte der Arbeiterbewegung im Rheinland beschrieb und er in Köln „erstaunte über die ungeheure Propaganda, die wir dort gemacht haben.“ Allerdings sah Engels auch die Probleme der Bewegung: „Die Leute sind sehr tätig, aber der Mangel an einem gehörigen Rückhalt ist doch sehr fühlbar.“ Er sah als Weg aus dem „blinde[n] Umhertappen“ der Menschen eine Art Arbeiterbildung, die „die Prinzipien logisch und historisch aus der bisherigen Anschauungsweise und der bisherigen Geschichte und als die notwendige Fortsetzung derselben in ein paar Schriften“ entwickeln solle.[9]
Schon 1847 kam es in Berlin zu kleineren Aufständen wie dem der Frauen am Oranienburger Tor vom April, bei dem sich der Unmut über den Wucher zuerst der Gemüsehändler, in den folgenden Tagen auch über den der Bäcker und Metzger Bahn brach. Erst am vierten Tag schritt die Kavallerie ein und stellte „beinahe in einem einzigen Tage die Ruhe und Ordnung wieder her.“[10]
Karl Marx trat in einem Artikel der „Deutschen Brüsseler Zeitung“ vom September 1847 Gerüchten entgegen, die Kommunisten wären eine Allianz mit der Regierung eingegangen. „Die Kommunisten sollten sich mit einer Regierung verbinden, von welcher sie zu Hochverrätern erklärt und als solche behandelt werden? [...] Es ist kein Gedanke daran.“[11]
Sehr wohl nachgedacht hatte Friedrich Engels über das „Kommunistische Manifest“, das er in einem Brief an Marx vom November 1847 als fast abgeschlossen erklärt: „Das hiesige ist noch nicht ganz zur Bestätigung vorgelegt, aber ich denke, bis auf einige ganz kleine Kleinigkeiten, es so durchzusetzen, daß wenigstens nichts gegen unsre Ansichten drinsteht.“[12]
Ein Umsturz erschien immer angemessener, um der sozialen und politischen Probleme Herr zu werden, doch musste dabei auf die Organisation geachtet werden, wie Karl Biedermann schrieb:
[...]
[1] Schulz, Ursula (Hrsg.), Die Deutsche Arbeiterbewegung 1848-1919 in Augenzeugenberichten, dtv, 1976, S. 21
[2] ebd. S. 21
[3] ebd. S. 22
[4] ebd. S. 23
[5] ebd. S. 25
[6] Schulz, S. 27
[7] ebd. S. 29
[8] ebd. S. 35
[9] ebd. S. 37
[10] ebd. S. 42f.
[11] ebd. S. 46
[12] Schulz, S. 46f.
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