Jedes Jahr werden Rufe laut, Schulabgänger seien nicht teamfähig und unselbstständig. Schuld daran seien die Schulen, die anscheinend bei der Erziehung zur Selbstständigkeit versagt. Aus diesem Grund ist es ratsam, einmal nach pädagogischen Alternativen zum üblichen Unterricht zu suchen. In dieser Arbeit werden die Theorien der Reformpädagogin Maria Montessori betrachtet und mit ihrer Übertragung in die Praxis verglichen. Die Person Maria Montessori sowie ihre Theorien werden vorgestellt und die Beobachtungen einer vierten Klasse bei der Freiarbeit, die auf den Ideen Montessoris gründet, geschildert.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Maria Montessori – Leben und Entstehung ihrer Pädagogik
3. Anthropologie Montessoris
3.1 Kosmische Theorie
3.2 Absorbierender Geist
3.3 Sensible Phasen
3.4 Polarisation der Aufmerksamkeit
4. Grundlagen ihres Unterrichts
4.1 Montessori Material
4.2 Vorbereitete Umgebung
4.3 Freiarbeit
4.4 Lehrerverhalten
5. Freiarbeit einer vierten Klasse in einer Grundschule
5.1 Das Klassenzimmer
5.2 Freiarbeit
5.3 Material
5.4 Lehrerverhalten
5.5 Schülerverhalten
6. Resümee
Literaturverzeichnis
1. Einleitung
Jedes Jahr werden in den Medien Rufe laut, die Schulabgänger seien nicht teamfähig und unselbständig. Schuld daran seien die Schulen, in denen die Schüler ihre vorgeschriebenen Arbeiten in Einzelarbeit nur noch auszuführen bräuchten, ohne darüber nachzudenken, was sie eigentlich tun. Anscheinend versagt die Pädagogik gänzlich im Hinblick auf die Erziehung zur Selbstständigkeit. Aus diesem Grund ist es ratsam, einmal nach pädagogischen Alternativen zum üblichen Frontalunterricht zu suchen.
In dieser Arbeit werden die Theorien der Reformpädagogin Maria Montessori betrachtet und mit ihrer Übertragung in die Praxis verglichen. Der Leitspruch Montessoris zur Erziehung von Kindern ist: "Hilf mir, es selbst zu tun!". Durch die Veränderung der Umgebung und die der Rolle des Lehrers sollen die Kinder selbstständig besser und mehr lernen.
Aufgrund der zahlreichen Montessori-Gesellschaften gibt es reichlich Literatur über die Montessori-Pädagogik. Sie lassen sich grob einteilen in Biografien über Maria Montessori sowie die Entstehung ihrer Pädagogik, Aufsätze über die Umsetzungsmöglichkeiten in der heutigen Schulpraxis und in Aufarbeitungen ihrer „Kosmischen Theorie“ und ihrer Anthropologie. Besonders hilfreich für diese Arbeit waren Ingeborg Waldschmidts „Maria Montessori: Leben und Werk“ und die von Paul Oswald und Günter Schulz-Benesch herausgegebenen Werke Maria Montessoris „Kosmische Erziehung – Die Stellung des Menschen im Kosmos. Menschliche Potentialität und Erziehung. Von der Kindheit zur Jugend“.
Im ersten Teil dieser Arbeit soll die Person Maria Montessori sowie ihre Theorien vorgestellt werden. Wie entstand ihre Pädagogik? Welche anthropologischen Vorstellungen hatte sie? Was sind die Grundideen ihrer Pädagogik? Welche Veränderungen sieht sie für die Erziehung und das Unterrichten von Kindern vor?
Im Anschluss daran werden die Beobachtungen einer vierten Klasse bei der Freiarbeit, die auf den Ideen Montessoris gründet, geschildert. Finden ihre Anregungen in Bezug auf Umgebung und Unterrichtsmaterialien Anklang? Inwiefern lassen sich die Theorien Montessoris in die Praxis übertragen? Werden die gleichen Beobachtungen gemacht? Verändert sich die Rolle des Lehrers? Wie nehmen die Schüler die gebotenen Freiräume an? Ist Freiarbeit im Rahmen des Lehrplans überhaupt möglich?
2. Maria Montessori – Leben und Entstehung ihrer Pädagogik
Maria Montessori wurde am 31.08.1870 als Tochter aus gutem Hause in Chiaravalle, Italien, geboren. Sie war keine gute Schülerin und hatte kein großes Interesse an musischen Tätigkeiten. Deshalb weigerte sie sich, auf ein klassisches Gymnasium zu gehen, und besuchte anstelle dessen eine technisch-naturwissenschaftliche Schule. Sie interessierte sich besonders für die Medizin, doch ein Medizinstudium war damals ausschließlich Männern vorbehalten. Nach dem erfolgreichen Abschluss ihres Studiums von Mathematik, Physik und Naturwissenschaften erhielt sie dennoch die Berechtigung, Medizin zu studieren, und wurde zur ersten italienischen Doktorin (Waldschmidt 12ff.).
Als Assistenzärztin erforschte sie den Zusammenhang von geistigen Behinderungen und der Schilddrüse. In der Universitäts-Nervenklinik in Rom betreute sie hierzu geistig behinderte Kinder (Oswald/Schulz-Bennesch 31). Dabei wurde sie darauf aufmerksam, dass die Kinder, denen kein Spielzeug zur Verfügung stand, ihr Brot nicht aßen, sondern anstelle dessen damit spielten, indem sie Figuren daraus bastelten. Hierin verstand Maria Montessori das grundsätzliche Bedürfnis nach Beschäftigung. Aus Materialien von Séguin entwickelte sie daraufhin unter dem Motto „Die tätige Hand fördert die Intelligenz“ ihre eigenen Unterrichtsmaterialien.
Später richtete sie während ihrer ehrenamtlichen Arbeit für das italienische Rote Kreuz eine Tagesstätte für nicht schulpflichtige Kinder in einem Armenviertel ein und leitete diese. Aus Mangel an Spielzeug brachte sie den anfänglich unfügsamen Kindern das von ihr entwickelte Material aus ihrer Arbeit mit den geistig behinderten Kindern mit. Sobald sie ein Interesse für diese Materialien entwickelt hatte, begannen die Kinder ruhiger zu werden, und selbstständig anhand der Materialien zu lernen (Waldschmidt 18ff.). Montessori beobachtete hier systematisch das spontane Verhalten der Kinder. Die Räumlichkeiten und Umwelt passte sie an die Bedürfnisse der Kinder an. Aus den Verhaltensweisen und Reaktionen der Kinder zog sie weitere Rückschlüsse für die Praxis (Mario Montessori 22).
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- Arbeit zitieren
- Wiebke Seitz (Autor:in), 2003, Montessori-Pädagogik - Umsetzungen von Ideen Maria Montessoris in der vierten Klasse einer Grundschule, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/90643
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