Ästhetische Landschaftsbeschreibungen in der Literatur im Allgemeinen sind das Ergebnis einer Naturbetrachtung, die losgelöst ist von jedem praktischen Zweck. Sie wird weder von landwirtschaftlichen, nutzungsbezogenen noch von anderen strategischen Gesichtspunkten beeinflusst. Allein ihr ästhetischer Genuss, dem sie ihrem Betrachter verschafft und die Empfindungen, die sie in ihm auslöst, ist von Relevanz.
Schon in der Romantik war die Beziehung zwischen Landschaft bzw. Natu und lyrischem Ich von nicht selten leidenschaftlicher Natur, geprägt von Sehnsüchten und Verklärtheit. Oftmals diente sie als Heil versprechender Fluchtpunkt aus ungeliebten Lebensverhältnissen.
Im Zuge der Modernisierung und Industrialisierung erhielt und verstärkte sich dieses Bedürfnis nach Evasion in die Natur, wofür in Spanien der Costumbrismo
Zeuge war. Mit der Generación 98 und dem Modernismo, zu der auch Unamuno gehörte, gesellte sich ein weiterer Anspruch an die Landschaft, die nunmehr nicht nur unter ästhetischen Gesichtspunkten betrachtet wurde, sondern als Stütze für Ideologien und politische Ansichten diente. Es wurden also Landschaften literarisch verarbeitet, die weit über sich selbst hinausdeuteten und Stellvertreter für das philosophische und politische Gedankengut des Autors waren.
Wie wichtig selbst die „paisaje“ für Unamuno war und wie wenig sie für ihn mit der ihr herkömmlichen Funktion als Rahmengebung für die eigentliche Handlung gemeinsam hatte, zeigt folgendes Zitat:
“El que lee una novela (…) está pendiente del progreso del argumento, del juego de las acciones y pasiones de los personajes, y se halla muy propenso a saltar las descripciones de paisajes por muy hermosas en sí sean, y como no sea que el campo sea un verdadero personaje, lo que ocurre pocas veces. Y, en cambio, el que gusta del paisaje literario, va a buscarlo en sí y por sí.”
Unamuno wollte also die Landschaft nicht gefährdet wissen beim Leser in den Hintergrund zu rücken und vermied sie lieber ganz dort, wo sie nicht selbst im Mittelpunkt stand...
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die ideologische Entwicklung bei Unamuno
- Unamunos Platz in der Literatur
- Kastilien und Baskenland
- „Castilla“
- Entstehung:
- Form:
- Interpretation:
- „Vizcaya“
- Entstehung:
- Form:
- Interpretation:
- Vergleich „Castilla“ – „Vizcaya“
- Die äußere Landschaft: Vorstellung beim Rezipienten
- Die innere Landschaft: Wirkung und Funktion
- Transzendenz und Evasion:
- Spanienbild:
- Schlussfolgerungen
- Fazit:
- Resumen:
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit untersucht die Landschaftsbilder in der Lyrik von Miguel de Unamuno und analysiert, inwiefern diese mit seinen ideologischen Ansichten und seinem Spanienbild verschmelzen. Die Arbeit analysiert zwei Gedichte Unamunos, „Castilla“ und „Vizcaya“, und untersucht, wie die äußere Landschaft mit der inneren Landschaft des lyrischen Ichs in Beziehung steht und welche Rolle die Transzendenz und die Evasion in den Landschaftsbildern spielen.
- Die ideologische Entwicklung Unamunos im Kontext seiner Landschaftsbilder
- Die Rolle der Landschaft in der Lyrik Unamunos
- Vergleich der Landschaftsbilder „Castilla“ und „Vizcaya“
- Die Bedeutung der Transzendenz und Evasion in Unamunos Lyrik
- Unamunos Spanienbild und seine Beziehung zur Landschaft
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Die Einleitung führt in das Thema der ästhetischen Landschaftsbeschreibung in der Literatur ein und skizziert die historische Entwicklung des Verhältnisses zwischen Landschaft und lyrischem Ich. Sie beleuchtet die Bedeutung der Landschaft für Unamunos Werk und betont, dass diese nicht nur als Rahmen für die Handlung dient, sondern auch als Ausdruck seiner philosophischen und politischen Ideen.
- Die ideologische Entwicklung bei Unamuno: Dieses Kapitel zeichnet die komplexe ideologische Entwicklung Unamunos nach und beleuchtet die Einflüsse, die seine geistige Entwicklung prägten. Es konzentriert sich dabei auf Aspekte, die relevant für seine Landschaftsbilder sind, und zeigt, wie Unamuno seine literarische Arbeit für politische Zwecke nutzen wollte.
- „Castilla“: Dieses Kapitel analysiert das Gedicht „Castilla“ und betrachtet dessen Entstehung, Form und Interpretation. Es untersucht die Beziehung zwischen der Landschaft und der inneren Landschaft des lyrischen Ichs und zeigt auf, wie die Landschaft zur Verkörperung von Unamunos politischen und philosophischen Ideen wird.
- „Vizcaya“: Analog zum vorhergehenden Kapitel analysiert dieses Kapitel das Gedicht „Vizcaya“ und beleuchtet dessen Entstehung, Form und Interpretation. Es vergleicht die Landschaftsbilder der beiden Gedichte und untersucht die Unterschiede und Gemeinsamkeiten in Bezug auf ihre Botschaft und Funktion.
- Vergleich „Castilla“ – „Vizcaya“: Dieses Kapitel vertieft den Vergleich der beiden Gedichte und analysiert die äußere und innere Landschaft, die Rolle der Transzendenz und Evasion sowie die Bedeutung des Spanienbildes in beiden Gedichten.
Schlüsselwörter
Die Arbeit beschäftigt sich mit der Lyrik von Miguel de Unamuno und beleuchtet seine Landschaftsbilder als Ausdruck seiner ideologischen Entwicklung und seines Spanienbildes. Der Fokus liegt auf den Gedichten „Castilla“ und „Vizcaya“, wobei die Themen der inneren und äußeren Landschaft, Transzendenz, Evasion und das Verhältnis von Literatur und Ideologie im Vordergrund stehen.
- Quote paper
- Nina Benig (Author), 2008, Miguel de Unamuno y Yugo, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/90611