Jeden Tag treffen wir auf eine große Menge an neuen Wörtern. Während auf der Fanmeile noch fröhlich gefeiert wird, ärgern sich an anderer Stelle die Menschen über die Praxisgebühr. Im Internet wird gegruschelt und aus unserer Währung ist inzwischen ein Steuro geworden.
Über diese Neuerungen wird häufig geklagt, denn so mancher sieht darin eine Verunglimpfung der Sprache. Das mag aus sprachpflegerischer Sicht sicher nicht falsch sein, doch sind die Neubildungen ein dringendes Bedürfnis der multi-medialen Kommunikationsgesellschaft. Gerade in der Gegenwart verläuft die Entwicklung der Menschheit immer rasanter, sodass eine ständige Benennungslücke für neue Gegenstände oder Sachverhalte besteht. Diese muss durch neue Wörter gefüllt werden, da sonst die Gefahr der Stagnation besteht.
Jedes neue Wort ist das Ergebnis eines Bildungsprozesses. Aus dem System der vorhandenen sprachlichen Mittel entstehen neue sprachliche Äußerungen. Das Arsenal der existierenden Zeichen ist eine endliche Größe, aber wegen der Produktivität der Sprache niemals statisch sondern immer in Bewegung. Das Resultat dieser Neukombination des bestehenden Materials sind die Wortneubildungen, die sich als Produkt eines Sprechers an einen Rezipienten wenden. Dabei sind sie nur verständlich, wenn sie sich an den bekannten Regeln der Spracherzeugung orientieren.
In der älteren Linguistik waren diese neuen Wörter nur am Rande interessant.
Der Fokus der Forschung wurde mehr auf die Analyse der bereits lexikalisierten Wörter und auf eine genaue Beschreibung deren semantischer und morphologischer Eigenschaften gelegt. Erst die neueren linguistischen Arbeiten konzentrieren sich nicht mehr ausschließlich auf die fertigen Lexeme sondern auch verstärkt auf den Schöpfungsprozess der neuen Wortbildungen.
Die vorgelegten Ansätze einer Forschung über Wortneubildungen beschäftigen sich dabei vor allem mit der Frage, aus welchem Morphembestand die meisten Neuwörter entstehen und wie diese in das Sprachsystem integriert werden. Dabei gehen die meisten Untersuchungen von einem Prozess aus, bei dem sich aus den anfänglich spontan gebildeten neuen Spracheinheiten feste Wortschatzeinheiten entwickeln können.
Da eine genaue Überprüfung dieses Vorgangs schwierig ist, orientieren sich beinahe alle wissenschaftlichen Veröffentlichungen an den Neologismen, also den Wörtern, die schon in einem gewissen Grade usuell geworden sind.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einführung
- 2. Die Wortneubildung im Deutschen
- 2.1 Terminologie
- 2.1.1 Der Neologismus
- 2.1.1.1 Die Entwicklung des Begriffs in der Sprachgeschichte
- 2.1.1.2 Das heutige Verständnis von Neologismus
- 2.1.2 Der Okkasionalismus
- 2.1.3 Problematisierung der Terminologiediskussion
- 2.1.1 Der Neologismus
- 2.2 Die Charakteristik der modernen Wortneubildungen
- 2.2.1 Wortneubildungen als Teil der lexikalischen Innovation
- 2.2.1.1 Überblick über die Arten lexikalischer Erneuerung
- 2.2.1.2 Die Typen der Wortneubildungen
- 2.2.2 Der Prozess der Wortneuschöpfung
- 2.2.2.1 Die Motive für die Bildung neuer Wörter
- 2.2.2.2 Der Lexikalisierungsvorgang
- 2.2.1 Wortneubildungen als Teil der lexikalischen Innovation
- 2.3 Das Phänomen der Wortneubildungen im Sprachwandel
- 2.3.1 Die Neubildungen in der Sprachwandelforschung
- 2.3.2 Die Kennzeichen der modernen Wortneubildungen
- 2.3.2.1 Morphologische Tendenzen
- 2.3.2.2 Semantische Eigenschaften
- 2.4 Die Wahrnehmung der neuen Wörter in der Öffentlichkeit
- 2.5 Aktueller Stand der Forschung
- 2.5.1 Die Entwicklung von Neologismenwörterbüchern
- 2.5.2 Weitere Forschungsansätze
- 2.1 Terminologie
- 3. Theoretische Grundlagen: Unauffällige reihenbildende Wortneubildungen
- 3.1 Das Substantivkompositum
- 3.1.1 Zur Komposition
- 3.1.2 Das Substantiv als Bestimmungskonstituente
- 3.1.3 Sonstige Erstglieder
- 3.1.4 Reihenbildung
- 3.2 Wortneubildungen im Text
- 3.2.1 Die Textfunktionen von Neuwörtern
- 3.2.2 Wortbildung in journalistischen Texten
- 3.2.3 Der Neuheitseffekt von Wortneubildungen
- 3.1 Das Substantivkompositum
- 4. Praktischer Teil
- 4.1 Das Korpus
- 4.2 Die Selektionskriterien für die neu gebildeten Komposita
- 4.3 Auswertung
- 4.3.1 Modelladäquate Wortneubildungen
- 4.3.2 Modelldivergierende Wortneubildungen
- 4.3.2.1 Typ 1: Semantische Divergenz
- 4.3.2.2 Typ 2: Strukturelle Divergenz
- 4.3.2.3 Typ 3: Kombinatorische Divergenz
- 4.3.3 Weitere Merkmale der unauffälligen Bildungen
- 4.3.3.1 Strukturelle Besonderheiten
- 4.3.3.2 Thematische Verteilung
- 4.4 Entwicklungstendenzen der reihenbildenden Neukomposita
- 5. Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese wissenschaftliche Arbeit zielt darauf ab, das Phänomen der Wortneubildungen im Deutschen zu untersuchen, indem sie sich auf die unauffälligen, reihenbildenden Wortneubildungen konzentriert. Das Hauptinteresse liegt dabei auf der Frage, wie diese neuen Wörter entstehen und welche strukturellen und semantischen Eigenschaften sie aufweisen.
- Die Entstehung und Entwicklung neuer Wörter im Deutschen
- Die Analyse unauffälliger Wortneubildungen, insbesondere Komposita
- Die Erforschung der strukturellen und semantischen Eigenschaften dieser Wortneubildungen
- Die Bedeutung neuer Wörter für die lexikalische Innovation
- Die Rolle von Wortneubildungen im Sprachwandel
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit beginnt mit einer Einführung in das Thema der Wortneubildungen im Deutschen. Sie stellt die Bedeutung neuer Wörter in der modernen Kommunikationsgesellschaft dar und beleuchtet die historische Entwicklung der Forschung zu diesem Thema.
Kapitel 2 liefert einen umfassenden Überblick über die Terminologie und die Charakteristik der Wortneubildungen im Deutschen. Es beleuchtet verschiedene Typen von Wortneubildungen und den Prozess der Wortneuschöpfung. Darüber hinaus wird die Rolle der Wortneubildungen im Sprachwandel und ihre Wahrnehmung in der Öffentlichkeit diskutiert.
Kapitel 3 beschäftigt sich mit den theoretischen Grundlagen der Untersuchung, insbesondere mit dem Substantivkompositum als einer wichtigen Form der Wortneubildung. Es untersucht die Komposition, die Rolle des Substantivs als Bestimmungskonstituente und die Bedeutung der Reihenbildung in diesem Kontext.
Der praktische Teil der Arbeit in Kapitel 4 analysiert ein Korpus von neu gebildeten Komposita. Es werden dabei modelladäquate und modelldivergierende Wortneubildungen unterschieden und verschiedene Merkmale der unauffälligen Bildungen untersucht.
Schlüsselwörter
Wortneubildung, Neologismus, Kompositum, Reihenbildung, lexikalische Innovation, Sprachwandel, unauffällige Wortneubildungen, Korpusanalyse, strukturelle Eigenschaften, semantische Eigenschaften.
- Quote paper
- Anonym (Author), 2007, Das Phänomen der Neologismen im Deutschen, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/90351