Kleopatra VII. ist eine der berühmtesten Frauen der Antike. Trotzdem ist die Quellenlage schwierig, da das, was wir bis heute über Kleopatra erfahren haben, meist auf der Propaganda ihres Gegners Oktavian beruht. Kleopatra wird und wurde immer wieder als machtgierig und herrschsüchtig dargestellt, doch war sie nicht eigentlich nur eine Königin, der daran gelegen war, ein starkes Land und eine zufriedene Bevölkerung zu regieren?
Dies zeigt also schon jetzt, wie vorsichtig mit den erhaltenen Quellen umgegangen werden muss, denn erst bei einer genaueren Betrachtung fällt die Pro-Rom-Stellung und Contra-Ägypten-Stellung der meisten Quellen über Kleopatra auf. Trotzdem soll in dieser Arbeit versucht werden, genauer auf den Tod der Kleopatra und auf die Umstände, die dazu führten, einzugehen. Dazu wird es von Nöten sein, erst einmal einen zusammenfassenden Blick auf die herrschenden äußeren Umstände der Lebenszeit der Königin zu werfen. Wichtig wird dabei die Frage sein, inwiefern Kleopatra eine wichtige Rolle für Ägypten spielte. Des Weiteren wird darauf eingegangen werden, ob sich der Tod der Kleopatra bereits zu ihren Lebzeiten abzeichnete. D.h.: Gehörte ihr Tod zu ihrer Politik? War er sozusagen eine Art Klimax innerhalb ihrer politischen Laufbahn? Oder gab es vielleicht sogar schon früher Hinweise auf eine Suizidhandlung? All diese Fragen gilt es in der folgenden Arbeit ansatzweise zu klären, wobei allerdings auch auf die theoretische Seite eines Suizids geblickt werden muss. Hierzu werde ich die Arbeit des Psychologen PÖLDINGER heranziehen, der sich darin intensiv mit den Phasen einer Suizidhandlung beschäftigte. Es soll weiterhin der Versuch unternommen werden, diese Phasen auf das Leben bzw. den Tod der Kleopatra zu übertragen.
Abschließend soll noch etwas zu den Folgen des Todes der Kleopatra dargestellt werden sowie zu dem Platz Kleopatras innerhalb der Geschichte.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Die Bedeutung Kleopatras für Ägypten
3. Das Rätsel um den Tod der Kleopatra
3.1. Selbstmord als politische Inszenierung?
3.2. Entwicklungsstadien der Suizidhandlung nach PÖLDINGER - angewandt auf die Persönlichkeit der Kleopatra
3.2.1. Die Erwägung des Todes
3.2.2. Die Abwägung
3.2.3. Der Entschluss
3.3. Die Folgen des Todes
4. Die ewige Kleopatra und ihr Platz in der Geschichte
5. Zusammenfassung
6. Literaturverzeichnis
„Nimmt das Weib von dem Manne etwas an,
so gewinnt sie:
denn wenn sie ihre übrigen Vorsätze
durch Energie erheben kann, so entsteht ein Weib,
das sich nicht vollkommener erdenken läßt.“
(GOETHE)
1. Einleitung
Kleopatra VII. ist eine der berühmtesten Frauen der Antike, wahrscheinlich sogar die bekannteste überhaupt. Trotzdem ist die Quellenlage eher schwierig, da das, was wir bis heute über Kleopatra erfahren haben, meist auf der Propaganda ihres Gegners Oktavian beruht. Kleopatra wird und wurde immer wieder als machtgierig und herrschsüchtig dargestellt, doch war sie nicht eigentlich nur eine Königin, der daran gelegen war, ein starkes Land und eine zufriedene Bevölkerung zu regieren?
Dies zeigt also schon jetzt, wie vorsichtig mit den erhaltenen Quellen umgegangen werden muss, denn erst bei einer genaueren Betrachtung fällt die Pro-Rom-Stellung und Contra-Ägypten-Stellung der meisten Quellen über Kleopatra auf. Trotzdem soll in dieser Arbeit versucht werden, genauer auf den Tod der Kleopatra und auf die Umstände, die dazu führten, einzugehen. Dazu wird es von Nöten sein, erst einmal einen zusammenfassenden Blick auf die herrschenden äußeren Umstände der Lebenszeit der Königin zu werfen. Wichtig wird dabei die Frage sein, inwiefern Kleopatra eine wichtige Rolle für Ägypten spielte. Des Weiteren wird darauf eingegangen werden, ob sich der Tod der Kleopatra bereits zu ihren Lebzeiten abzeichnete. D.h.: Gehörte ihr Tod zu ihrer Politik? War er sozusagen eine Art Klimax innerhalb ihrer politischen Laufbahn? Oder gab es vielleicht sogar schon früher Hinweise auf eine Suizidhandlung? All diese Fragen gilt es in der folgenden Arbeit ansatzweise zu klären, wobei allerdings auch auf die theoretische Seite eines Suizids geblickt werden muss. Hierzu werde ich die Arbeit des Psychologen PÖLDINGER[1] heranziehen, der sich darin intensiv mit den Phasen einer Suizidhandlung beschäftigte. Es soll weiterhin der Versuch unternommen werden, diese Phasen auf das Leben bzw. den Tod der Kleopatra zu übertragen.
Abschließend soll noch etwas zu den Folgen des Todes der Kleopatra dargestellt werden sowie zu dem Platz Kleopatras innerhalb der Geschichte.
2. Die Bedeutung Kleopatras für Ägypten
„Als Königin Ägyptens war Kleopatra eine verantwortungsbewußte Herrscherin, die sich um das Wohl ihres Volkes sorgte. Sie war das erste Mitglied der Ptolemäerdynastie, das die ägyptische (Volks-) Sprache erlernte und der Religion des alten Ägypten ihre Referenz erwies, indem sie persönlich an rituellen Zeremonien teilnahm und sogar als Göttin Isis auftrat […].“[2]
Bereits dieser Textausschnitt deutet auf die Sonderstellung hin, die Kleopatra in der Geschichte einnimmt. Ihre „Alleinherrschaft“ stellte zwar einen Bruch gegenüber dem bisherigen Verhalten der Ptolemäer dar, aber auf diesem Wege konnte Kleopatra auch wesentlich mehr erreichen, da sie durch „niemanden behindert“ wurde – jedenfalls sollte man dies auf dem ersten Blick annehmen. Letzten Endes erfahren wir durch die uns überlieferten Quellen natürlich, dass auch Kleopatra nicht unbeeinflusst blieb. Gerade Caesar und Antonius trugen maßgebend zu ihren politischen Entscheidungen bei. Dennoch lässt sich Kleopatras „Sonderstellung“ nicht von der Hand weisen:
Kleopatra wurde 39 Jahre alt und regierte davon fast 22 Jahre, eine beträchtliche Zeit, wenn man bedenkt, welchen Wirren das Land bei ihrem Regierungsantritt[3] ausgesetzt war, was folgendes Zitat zusammenfassend darstellt:
„Als Kleopatra auf den Thron kam, schien die Dynastie der Ptolemäer am Ende. Wichtige Teile des Territoriums wie Syrien, Kyrene und Zypern waren verloren. Die Würde des Königshauses war mit dem „Flötenspieler“[4] als Diener der Römer auf einem Tiefpunkt angekommen. Ägypten galt nahezu als römische Provinz. Kleopatra jedoch gelang, was einem männlichen Herrscher in gleicher Position vielleicht nicht möglich gewesen wäre: Sie bewahrte die Selbständigkeit Ägyptens gegenüber den römischen Generalen.“[5]
Kleopatra setzte sich von Anfang an für den Fortbestand Ägyptens ein. Ägypten sollte unabhängig bleiben und dafür kämpfte Kleopatra. Sie war sich darüber im Klaren, dass Ägypten nur dann nicht von Rom annektiert werden würde, wenn sie sich um eine starke Regierungsführung sorgen würde. Aus diesem Grunde war sie auch bemüht, ihr Land wieder „aufleben“ zu lassen. Beispielsweise entlastete sie in einem Dekret am 13.04.41 v.Chr. diejenigen Alexandriner, die in dem ländlichen Umland landwirtschaftliche Tätigkeiten ausübten:
„Wir (Kleopatra und Ptolemaios) sind außerordentlich empört und sehen es für richtig an, daß eine generelle und universelle Anordnung, die ganze Angelegenheit betreffend, ergeht, und wir haben beschlossen: Alle aus dieser Stadt (Alexandria), die landwirtschaftliche Tätigkeiten im Umland ausüben, sollen weder wie andere den Anforderungen für Kranzgeld (Sonderabgabe an den Herrscher) und Steuern für Notfälle unterworfen sein, […], noch sollen ihre Güter für solche Beiträge beschlagnahmt werden, noch soll irgendeine neue Steuer von ihnen verlangt werden. […]“.[6]
Außerdem organisierte Kleopatra die Verwaltung neu, um die Erträge des Landes zu steigern. Sie beobachtete auch immer das Geschehen im römischen Bürgerkrieg, um von Anfang an auszuschließen, dass er zur Bedrohung werden könnte. Auch wusste sie zu jeder Zeit, die inneren Spaltungen und Konflikte Roms zu ihren Gunsten zu nutzen, entging auf diese Weise nicht selten einer militärischen Konfrontation und setzte dadurch viele ihrer Ziele durch. Kleopatra hielt sich an die zwei größten Feldherren der damaligen Zeit, sie „vereinigte“ sich mit Caesar und später auch mit Antonius und übte auf beide einen nachhaltigen Einfluss aus, was Appian folgendermaßen beschreibt:
„Kleopatra wußte die Kunst des Schmeichelns nicht nur vierfach wie Platon, sondern vielfach einzuteilen, stets ob er sich mit ernsthaften oder mit scherzhaften Dingen befaßte, ein neues Vergnügen und einen neuartigen Reiz hineinzubringen, und fesselte auf diese Weise den Antonius, indem sie ihm weder bei Tage noch bei Nacht von der Seite ging.“[7]
Aber sie nahm dabei nicht nur die Rolle der stillen Begleiterin ein, die auf diese Weise ihre Ziele verwirklichte, Kleopatra war wesentlich aktiver. Gerade diese Eigenschaft machte sie zu dem was sie war und noch heute ist. Sie setzte ihre Vorstellungen stets sehr energisch durch und überzeugte ihre Gesprächspartner nicht selten von ihrer Meinung.
Kleopatra ging es jedoch nicht allein um die Erhaltung des ägyptischen Reiches, sie strebte außerdem auch an, das Ptolemäerreich in seiner früheren Ausdehnung zurück zu gewinnen.
Allein aus diesen kurzen Darstellungen ist bereits zu erkennen, dass Kleopatra nicht nur eine der eindruckvollsten Gestallten der Antike ist, sondern auch eine der kompliziertesten. Sie stellte eine Art Schlüsselfigur in jener Zeit dar. Kleopatra wurde im Laufe ihrer Regierungszeit zur „Königin der Könige“ und zur „Neuen Isis“. Mit diesen Funktionen stellte sie ihre Rolle als Gottheit noch stärker heraus und knüpfte damit abermals an die Traditionen des Pharaonentums und der Ptolemäerkönige an. Sie schuf als Isis eine Verbindung zwischen Himmel und Erde.
Genauso kompliziert wie die Person selbst, stellt sich aber auch der Tod der Kleopatra dar, der heute zum Mythos geworden ist. Diese Problematik des Todes gilt es nun in den folgenden Kapiteln näher zu betrachten. Es soll versucht werden, etwas mehr Klarheiten darüber aufzudecken – insofern dies überhaupt möglich ist.
[...]
[1] Pöldinger, W. (1988): Erkennung und Beurteilung der Suizidalität. In: Hippius, H./Schmauß, M. (Hrsg.): Aktuelle Aspekte der Psychiatrie in Klinik und Praxis, Seite 54-64, München.
[2] Southern, P.: Kleopatra. Ein Lebensbild, Essen 2003, Seite 10.
[3] Natürlich muss trotzdem erwähnt werden, dass Kleopatra mit ihrem Bruder Ptolemaios XIII. verheiratet wurde – ganz wie es die Tradition vorschrieb. Kleopatra und ihr Bruder sollten eigentlich zusammen regieren.
[4] So wurde Kleopatras Vater bezeichnet.
[5] Clauss, M.: Kleopatra, München 2002, Seite 23.
[6] Publ. in: Mélanges Holleaux 1913, 104.
[7] Appian l. civ. V. 7.31.
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