Welche Empfehlungen gibt Luther dem Christen hinsichtlich dessen Verhältnisses zu Autoritäten? Oder sollte man besser sagen: Welche Empfehlungen gab Luther seinen christlichen Zeitgenossen? Aber da drängt sich doch die Frage auf, ob Luthers Ratschläge und Äußerungen auch Bedeutung für die Christen der Gegenwart haben. Luther hat mit seiner Idee der evangelischen Kirche, die ihre Legitimation und Lehre direkt von der heiligen Schrift ableitet, nicht nur seine Zeit beeinflusst, sondern es begann auch eine neue Ära der Kirchengeschichte. Die Auswirkungen der Reformation sind noch heute, im Jahr 2007, präsent und Luther in den Lehrplänen der Schulen verankert. Da verdient die Frage doch Beachtung, ob die Theologie Luthers einen ähnlichen Ewigkeitsanspruch beanspruchen kann oder Luther allenfalls als historischer Figur eine Art Ehrenplatz ohne Bedeutung für die Gegenwart einzuräumen ist.
Das Thema dieser Arbeit dreht sich um die politische Ethik Martin Luthers, die er erstmals in seinem Werk Von weltlicher Obrigkeit, wie weit man ihr Gehorsam schuldig sei von 1523 umriss. Was veranlasste Luther als Seelsorger und Prediger, sich mit weltlichem Gehorsam auseinanderzusetzen? Thematisierte er Probleme, die wir heute auch ohne die Kenntnis über die Sozialgeschichte der Frühen Neuzeit verstehen? Gibt Luther Handlungsanweisungen an den Christen allgemein, in welchem Jahrhundert er sich auch befinden möge?
Diese Arbeit ist in drei Themenblöcke gegliedert, die dem Leser Luthers Vorstellungen vom Leben unter weltlichem Gesetz und seiner Ordnung nahe bringen will. Zunächst einmal wird im ersten Block eine Übersicht über die Quelle dieser Arbeit gegeben, die oben schon erwähnte Schrift „Von weltlicher Obrigkeit, wie weit ihr Gehorsam schuldig sei“. Die zwei zentralen Punkte, die das christliche Alltagsleben berühren und die Luther hier anspricht, sind seine Unterscheidung von den zwei Reichen und Regimenten Gottes sowie das Widerstandrecht eines Christen gegen die Obrigkeit. Es sei darauf hingewiesen, dass sich diese Arbeit nicht mit dem dritten Hauptaspekt der Schrift auseinandersetzen wird, da er thematisch zu weit abseits des Schwerpunktes liegt. Der dritte Hauptaspekt handelt vom christlichen Handeln eines Fürsten.
Ferner wird in dem ersten Themenblock die Frage betrachtet werden, ob Luthers Ideen als dogmatische Lehre zu verstehen sind oder eher als situationsbezogene Ratschläge.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Luthers Schrift Von weltlicher Obrigkeit, wie weit ihr Gehorsam schuldig sei
- 2.1 Hintergründe zur Entstehung der Schrift
- 2.2 Inhaltsangabe der Schrift Von weltlicher Obrigkeit…
- 2.3 Stellung der Schrift im Gesamtwerk und Bedeutung für Luthers weiteres Schaffen
- 2.4 Detailansicht von Luthers Zwei-Reiche bzw. Zwei-Regimenter-Begriff.
- 2.5 Detailansicht von Luthers Recht zum Widerstand.
- 2.6 Luthers Selbstverständnis.......
- 3. Die politische Einflussnahme Martin Luthers am Beispiel des Bauernkrieges 1525
- 3.1 Hintergründe zum Bauernkrieg und Luthers Haltung.
- 4. Haben Luthers Ideen und Vorstellungen Bedeutung für die Gegenwart?
- 4.1 Zur Frage der atomaren Bewaffnung der Bundeswehr in den 80er Jahren
- 5. Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit analysiert die politische Ethik Martin Luthers, insbesondere im Kontext seiner Schrift „Von weltlicher Obrigkeit, wie weit man ihr Gehorsam schuldig sei“ aus dem Jahr 1523. Sie untersucht die Hintergründe der Entstehung der Schrift, Luthers Verständnis von zwei Reichen und Regimenten sowie das Widerstandrecht des Christen gegenüber der Obrigkeit. Außerdem wird der Einfluss von Luthers Ideen auf die Politik seiner Zeit am Beispiel des Bauernkrieges von 1525 beleuchtet. Abschließend wird die Frage behandelt, inwieweit Luthers Positionen für die Gegenwart relevant sind, und zwar am Beispiel der atomaren Bewaffnung der Bundeswehr in den 1980er Jahren.
- Luthers politische Ethik in der Schrift „Von weltlicher Obrigkeit, wie weit man ihr Gehorsam schuldig sei“
- Die Zwei-Reiche-Lehre Luthers
- Das Widerstandrecht des Christen
- Der Einfluss von Luthers Ideen auf den Bauernkrieg 1525
- Die Relevanz von Luthers Positionen für die Gegenwart
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel führt in das Thema der Arbeit ein und stellt die zentrale Frage nach der Relevanz von Luthers Ideen für die heutige Zeit. Es wird auf die Entstehung der Schrift „Von weltlicher Obrigkeit, wie weit man ihr Gehorsam schuldig sei“ eingegangen und die wesentlichen Inhalte der Schrift skizziert.
Im zweiten Kapitel wird die Schrift „Von weltlicher Obrigkeit, wie weit man ihr Gehorsam schuldig sei“ genauer beleuchtet. Es werden die Hintergründe zur Entstehung der Schrift sowie die Bedeutung der Schrift für Luthers Gesamtwerk behandelt. Besondere Aufmerksamkeit widmet das Kapitel Luthers Zwei-Reiche-Lehre und dem Recht des Christen zum Widerstand gegen die Obrigkeit. Außerdem wird Luthers Selbstverständnis im Kontext der Schrift analysiert.
Das dritte Kapitel beschäftigt sich mit der politischen Einflussnahme von Martin Luther am Beispiel des Bauernkrieges von 1525. Es werden die Hintergründe des Aufstandes und Luthers Haltung dazu erläutert.
Das vierte Kapitel stellt die Frage, inwieweit Luthers Ideen und Vorstellungen für die Gegenwart relevant sind. Anhand der Debatte um die atomare Bewaffnung der Bundeswehr in den 1980er Jahren soll untersucht werden, ob Luthers Positionen eine Antwort auf die Herausforderungen der heutigen Zeit bieten.
Schlüsselwörter
Martin Luther, „Von weltlicher Obrigkeit“, Zwei-Reiche-Lehre, Widerstandrecht, Bauernkrieg, politische Ethik, Relevanz für die Gegenwart, atomare Bewaffnung der Bundeswehr.
- Quote paper
- Nils Fieselmann (Author), 2007, Die politische Ethik Martin Luthers in seiner Schrift "Von weltlicher Obrigkeit, wie weit man ihr Gehorsam schuldig sei", Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/90228