"Abstieg in die zweite Liga" lautet der Titel eines Spiegel-Artikels von 1996 über die damalige Hochschulkrise in der BRD, der nicht gerade sparsam mit Kritik an der deutschen Universität umging und ihr die US-Unis Harvard oder Yale als Vorbild gegenüberstellte. Wie steht es nun aber mit einem Vergleich zwischen einem Industriestaat wie der BRD und einem sogenannten Schwellenland wie Mexiko? Bei solch einem "ungleichen Vergleich" kann es sicher nicht darum gehen, die so oft dokumentierte -und in mancher Hinsicht seitens der "Schwellenländer" wohl auch überschätzte- Überlegenheit der modernen Industrieländer erneut zu unterstreichen. Ziel dieser Arbeit ist also, die zwei Hochschulsysteme in ihrem jeweils nationalstaatlichen Kontext zu betrachten, um daraufhin Unterschiede oder ähnlich verlaufende Entwicklungen zwischen ihnen entdecken zu können, wobei diese Arbeit inzwischen eher historischen Wert hat, da sie sich auf die Situation von 1997 bezieht.
Die Behauptung, dass die Hochschulorganisationen beider Länder trotz aller gesellschaftlichen Unterschiede dennoch verglichen werden können, stützt sich vor allem auf drei Tatsachen: Erstens gibt es eine Vielzahl an Merkmalen, die allen Hochschulen gemeinsam sind (Selektionsfunktion, spezifische Fächerangebote, Prüfungsordnungen usw.). Zweitens hat das mexikanische Universitätswesen, wenn auch keine deutschen, so doch spanische und französische Wurzeln und befindet sich insofern im Einflussbereich der europäischen Geistesgeschichte. Drittens lassen sich weltweite Entwicklungsparallelen der Bildungssysteme feststellen. Was Ernst Rösner in Bezug auf das Schulwesen als "Supranationalität der Entwicklung der Bildungssysteme" bezeichnet, gilt ebenso für das Hochschulwesen.
Die obigen Ausführungen deuten bereits an, dass für einen Vergleich zahlreiche Aspekte herangezogen werden müssen, denn die Entwicklung des Hochschulwesens beider Länder lässt sich nur im Zusammenhang ihrer geschichtlichen Entwicklung, sowie ihrer politischen, wirtschaftlichen und soziokulturellen Einbindung verstehen. Leider ist es im Rahmen dieser Arbeit nicht möglich, auf all diese Faktoren umfassend einzugehen, so dass ich mich auf eine Auswahl von Vergleichskriterien beschränken muss, die im Groben die äuβere und innere Organisationsstruktur, quantitative Entwicklungen, wirtschaftliche und gesellschaftliche Einbindung sowie spezielle aktuelle Probleme des Hochschulwesens der Bundesrepublik und Mexikos sein werden.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitende Überlegungen zur Problematik einer Betrachtung der Bundesrepublik Deutschland und Mexiko
- Deutschlands Universität in der Krise
- Politisch-administrativer Strukturrahmen und Finanzierung des Hochschulwesens in der BRD
- Studienorganisation und wissenschaftliches Personal
- Quantitative Entwicklung der Studentenzahlen; soziale Herkunft; Frauenanteil; Studienabbrecher
- Gesellschaftliche Einbindung der Hochschulen und Arbeitsmarktlage für Akademiker
- Aktuelle Probleme und Reformdiskussion
- Das Hochschulwesen in Mexiko aus vergleichender Perspektive
- Geschichtliche Wurzeln und gegenwärtige Struktur
- Quantitative Entwicklung der Studentenzahlen, Frauenanteil und Arbeitsmarktlage für Akademiker
- Zum Phänomen des hohen Anteils an Universitätsabgängern "no titulados"
- Ausblick
- Bibliogaphie
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Hausarbeit analysiert die aktuellen Tendenzen der Hochschulentwicklung in der Bundesrepublik Deutschland und Mexiko, wobei die Arbeit die beiden Hochschulsysteme in ihrem jeweils nationalstaatlichen Kontext betrachtet und grundlegende Unterschiede oder auch ähnlich verlaufende Entwicklungen zwischen ihnen aufzeigt.
- Entwicklung und Struktur des Hochschulwesens in Deutschland und Mexiko
- Quantitative Entwicklung der Studentenzahlen und der Frauenquote
- Soziale Herkunft der Studenten und die Arbeitsmarktlage für Akademiker
- Aktuelle Probleme und Reformdiskussionen in beiden Ländern
- Die Rolle der Forschung und der gesellschaftlichen Einbindung der Hochschulen
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel thematisiert die Herausforderungen, die mit einem Vergleich der Hochschulsysteme von Deutschland und Mexiko verbunden sind. Es werden die Argumente für und gegen die Vergleichbarkeit der beiden Systeme diskutiert, wobei die unterschiedlichen historischen, politischen, wirtschaftlichen und soziokulturellen Rahmenbedingungen berücksichtigt werden.
Kapitel 2 beleuchtet die Situation der deutschen Universität in der Krise. Es werden die politischen und finanziellen Rahmenbedingungen des Hochschulwesens in der BRD, die Studienorganisation, das wissenschaftliche Personal, die quantitative Entwicklung der Studentenzahlen, die soziale Herkunft der Studenten, der Frauenanteil, die Studienabbrecherquote, die gesellschaftliche Einbindung der Hochschulen und die Arbeitsmarktlage für Akademiker analysiert.
Kapitel 3 widmet sich dem Hochschulwesen in Mexiko aus einer vergleichenden Perspektive. Es werden die geschichtlichen Wurzeln und die gegenwärtige Struktur des Systems, die quantitative Entwicklung der Studentenzahlen, der Frauenanteil, die Arbeitsmarktlage für Akademiker und das Phänomen des hohen Anteils an Universitätsabgängern "no titulados" beleuchtet.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen die Hochschulentwicklung, den Vergleich zwischen Deutschland und Mexiko, die Hochschulstruktur, die Studentenzahlen, den Frauenanteil, die soziale Herkunft der Studenten, die Arbeitsmarktlage für Akademiker, die Reformdiskussionen und die gesellschaftliche Einbindung der Hochschulen.
- Arbeit zitieren
- Magister Artium Dorit Heike Gruhn (Autor:in), 1997, Aktuelle Tendenzen der Hochschulentwicklung: Ein Vergleich zwischen der Bundesrepublik Deutschland und Mexiko, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/9021
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