Liest man sich in die verschiedenen Werke der Traven-Forscher ein (wahrscheinliche Lebensdaten des Autors: 1982-1969), so können es diese -was die Spannung betrifft- mit jedem Kriminalroman aufnehmen. Literaturwissenschaftler und Reporter sind regelrecht in den Bann einer unwiderstehlichen Leidenschaft geraten, wenn es darum ging, dem Geheimnis des Mannes auf die Spur zu kommen, der ein Leben lang unter den unterschiedlichsten Pseudonymen aufgetreten ist und (erfolgreich) alles daran getan hat, seine wahre Identität zu verschleiern.
Biographisch abgesichert ist der Zeitraum zwischen 1907 bis 1923, in dem Traven unter dem Pseudonym Ret Marut an verschiedenen Orten Deutschlands lebte, die linksradikale Zeitschrift Der Ziegelbrenner herausgab und 1919 an der Münchner Revolution und kurzlebigen Räteregierung mitwirkte.
In dieser Zeit schreibt er eine Vielzahl an politschen Aufsätzen mit radikal-anarchistischer Orientierung, darüberhinaus erscheinen auch seine ersten literarische Veröffentlichungen. Schon in diesem Frühwerk ist deutlich der Einfluss des anarchistischen Philosphen Max Stirner zu spüren.
Ebenso wie der Held seines Märchens "Khundar" wandert Marut schlieβlich in ein fernes Land aus "[....] um keine Blutsgemeinschaft mit diesem neuen Deutschland mehr zu besitzen". Im Jahre 1924 geht er (wohl aus politischen Gründen) nach Mexiko, wo er bis zum Ende seines Lebens bleibt, um als B. Traven eine neue Phase seines künstlerichen Schaffens zu beginnen. Die Romane und Kurzgeschichten, die er von nun an schreibt, spielen fast durchweg in Mexiko und dort vor allem in ländlichen Gebieten und im Urwald, wo er als genauer und feinfühliger Beobachter hauptsächlich den harten und ungerechten Arbeits- und Lebensbedingungen der Landarbeiter und Indios eine literarische Form verleiht. In dieser bedingungslosen Kritik an ungerechten sozialen Zuständen setzt er, in einem anderen Kontext, die Sozialkritik seines Frühwerks fort.
Ziel dieser Arbeit wird es sein, am Beispiel des Romans Die Rebellion der Gehenkten zu untersuchen, wie diese Sozialkritik konkret zum Ausdruck gebracht wird und auf welche Weise verschiedene literaturhistorische und philosphische Traditionen in sie eingeflossen sind, wobei wir vier verschiedene Strömungen berücksichtigen wollen, nämlich den naturalistischen Gesellschaftsroman, den Anarchismus von Max Stirner, die mexikanische "literatura indigenista" und den mexikanischen Revolutionsroman.
Inhaltsverzeichnis
- B. Traven und seine Werke: einleitende Bemerkungen zu Biographie und sozialpolitischem Engagement des Autors und deren Niederschlag in seinen Schriften.
- Die Rebellion der Gehenkten als Fortführung des naturalistischen Gesellschaftsromans der Jahrhundertwende? Parallelen und Unterschiede
- Landlose Indios ohne soziale Utopie: Analyse der anarchistischen Grundhaltung in Die Rebellion der Gehenkten
- Traven als deutscher Vertreter der mexikanischen "literatura indigenista"? oder einfach nur "Exotik für Deutsche"? Die Rebellion der Gehenkten zwischen den Kulturen.
- Die Rebellion der Gehenkten als Beitrag zum mexikanischen Revolutionsroman.
- Ausblick: Wie aktuell ist das Werk von B. Traven?
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit befasst sich mit dem Roman "Die Rebellion der Gehenkten" von B. Traven und analysiert, wie literarische Sozialkritik darin zum Ausdruck kommt. Dazu werden verschiedene literaturhistorische und philosophische Traditionen betrachtet, die Einfluss auf das Werk haben.
- Der naturalistische Gesellschaftsroman
- Der Anarchismus von Max Stirner
- Die mexikanische "literatura indigenista"
- Der mexikanische Revolutionsroman
Zusammenfassung der Kapitel
- Kapitel 1: Dieses Kapitel befasst sich mit der Biografie von B. Traven und seinem sozialpolitischen Engagement, das sich in seinen Werken niederschlägt. Es wird die Frage nach Travens Identität und den verschiedenen Theorien zur Biografie beleuchtet.
- Kapitel 2: Dieses Kapitel untersucht, inwiefern "Die Rebellion der Gehenkten" als Fortsetzung des naturalistischen Gesellschaftsromans der Jahrhundertwende verstanden werden kann. Es werden Parallelen und Unterschiede zwischen beiden Strömungen aufgezeigt.
- Kapitel 3: Dieses Kapitel analysiert die anarchistische Grundhaltung, die in "Die Rebellion der Gehenkten" zum Ausdruck kommt, und untersucht die Rolle der landlosen Indios im Roman.
- Kapitel 4: Dieses Kapitel betrachtet "Die Rebellion der Gehenkten" im Kontext der mexikanischen "literatura indigenista" und beleuchtet die Frage, ob Traven als deutscher Vertreter dieser Strömung gesehen werden kann.
- Kapitel 5: Dieses Kapitel analysiert "Die Rebellion der Gehenkten" als Beitrag zum mexikanischen Revolutionsroman.
Schlüsselwörter
Sozialkritik, Anarchismus, Max Stirner, Naturalismus, "literatura indigenista", mexikanischer Revolutionsroman, B. Traven, "Die Rebellion der Gehenkten", Indios, Arbeitsbedingungen, mexikanische Revolution.
- Quote paper
- Magister Artium Dorit Heike Gruhn (Author), 1998, 'Die Rebellion der Gehenkten' von B. Traven: Ein Beispiel für literarische Sozialkritik, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/9020