Ein alter chinesischer Sinnspruch vermittelt eindrucksvoll den Grundgedanken des Benchmarking: „Wenn Du den Feind und Dich selbst kennst, musst Du auch hundert Schlachten nicht fürchten. Wenn Du Dich selbst kennst, aber den Feind nicht, wirst Du für jeden Sieg auch eine Niederlage einstecken. Wenn Du weder den Feind kennst noch Dich selbst, wirst Du in jeder Schlacht unterliegen.“
Ein Blick auf die derzeitige Wirtschaftswelt lässt schnell erkennen, dass dieses Sprichwort auch heute noch für Unternehmen von großer Aktualität ist. Besonders in Zeiten einer sich ständig verändernden und immer komplexer werdenden Umwelt stehen Unternehmen unter enormen Anpassungsdruck. Es ist festzustellen, dass nur die Unternehmen dauerhaft am Markt erfolgreich sein werden, welche die nötigen Anpassungsprozesse rechtzeitig erkennen und umsetzen. Benchmarking kann hierbei ein sinnvolles Instrument zur erfolgreichen Durchführung dieser Anpassungsprozesse sein. Benchmarking ist als Suche nach Lösungen zu verstehen, die auf den besten Methoden und Verfahren der Industrie, den best practices, basieren, um auf diese Weise Unternehmen zu Spitzenleistungen zu führen. Das Ziel der vorliegenden Arbeit ist es, die theoretischen
Grundlagen des Benchmarking genauer darzustellen und diese anschließend auf deren praktische Relevanz zu prüfen. Bereits an dieser Stelle lässt sich feststellen, dass es sich bei Benchmarking nicht um ein klar vorgegebenes theoretisches Konstrukt handelt. Diese Tatsache ist primär darin begründet, dass die Benchmarking-Idee weder das zu vergleichende Objekt noch das für einen Vergleich heranzuziehende Unternehmen vorgibt. So sind in der Praxis diverse Erscheinungsformen anzutreffen. Um Benchmarking sinnvoll anzuwenden gilt es daher individuell für jedes Benchmarking-Projekt die passende Methodik zu identifizieren. Im Speziellen wird diese Arbeit auf Benchmarking in der deutschen Wasserwirtschaft und die für diese Branche typischen Besonderheiten eingehen. Es soll erläutert werden, welche Vorteile Versorgungsunternehmen in der Wasserwirtschaft aus Benchmarking-Projekten ziehen können und welche Schwierigkeiten sich insbesondere für diese Branche ergeben.
Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung
1.1 Problemstellung und Zielsetzung der Arbeit
1.2 Gang der Untersuchung
2 Grundlagen des Benchmarking
2.1 Definitionen und Ziele
2.2 Historische Entwicklung
3 Arten des Benchmarking
3.1 Kriterium Vergleichspartner
3.1.1 Internes Benchmarking
3.1.2 Externes Benchmarking
3.2 Kriterium Vergleichsobjekt
3.2.1 Prozess - Benchmarking
3.2.2 Produkt - Benchmarking
4 Der Benchmarking - Prozess
4.1 Planung
4.2 Analyse
4.3 Leistungstransfer
5 BkV - Benchmarking
5.1 Vorstellung des BkV Benchmarking
5.2 Benchmarking am Beispiel der deutschen Wasserwirtschaft
6 Abschließende Bewertung und Ausblick
Literaturverzeichnis
1 Einleitung
1.1 Problemstellung und Zielsetzung der Arbeit
Ein alter chinesischer Sinnspruch vermittelt eindrucksvoll den Grundgedanken des Benchmarking:
„Wenn Du den Feind und Dich selbst kennst, musst Du auch hundert Schlachten nicht fürchten. Wenn Du Dich selbst kennst, aber den Feind nicht, wirst Du für jeden Sieg auch eine Niederlage einstecken. Wenn Du weder den Feind kennst noch Dich selbst, wirst Du in jeder Schlacht unterliegen.“1
Ein Blick auf die derzeitige Wirtschaftswelt lässt schnell erkennen, dass dieses Sprichwort auch heute noch für Unternehmen von großer Aktualität ist. Besonders in Zeiten einer sich ständig verändernden und immer komplexer werdenden Umwelt stehen Unternehmen unter enormen Anpassungsdruck. Es ist festzustellen, dass nur die Unternehmen dauerhaft am Markt erfolgreich sein werden, welche die nötigen Anpassungsprozesse rechtzeitig erkennen und umsetzen. Benchmarking kann hierbei ein sinnvolles Instrument zur erfolgreichen Durchführung dieser Anpassungsprozesse sein. Benchmarking ist als Suche nach Lösungen zu verstehen, die auf den besten Methoden und Verfahren der Industrie, den best practices, basieren, um auf diese Weise Unternehmen zu Spitzenleistungen zu führen.2
Das Ziel der vorliegenden Arbeit ist es, die theoretischen Grundlagen des Benchmarking genauer darzustellen und diese anschließend auf deren praktische Relevanz zu prüfen. Bereits an dieser Stelle lässt sich feststellen, dass es sich bei Benchmarking nicht um ein klar vorgegebenes theoretisches Konstrukt handelt. Diese Tatsache ist primär darin begründet, dass die Benchmarking - Idee weder das zu vergleichende Objekt noch das für einen Vergleich heranzuziehende Unternehmen vorgibt.3 So sind in der Praxis diverse Erscheinungsformen anzutreffen. Um Benchmarking sinnvoll anzuwenden gilt es daher individuell für jedes Benchmarking - Projekt die passende Methodik zu identifizieren. Im Speziellen wird diese Arbeit auf Benchmarking in der deutschen Wasserwirtschaft und die für diese Branche typischen Besonderheiten eingehen. Es soll erläutert werden, welche Vorteile Versorgungsunternehmen in der Wasserwirtschaft aus Benchmarking - Projekten ziehen können und welche Schwierigkeiten sich insbesondere für diese Branche ergeben.
1.2 Gang der Untersuchung
Um die eingangs erwähnte Zielsetzung umzusetzen wird in Kapitel zwei eine Einführung in die Thematik des Benchmarking gegeben. An dieser Stelle ist es sinnvoll grundlegende Begriffe zu definieren. Des Weiteren wird in diesem Abschnitt auf die Entstehungsgeschichte des Benchmarking eingegangen. Aus dieser lassen sich die grundlegenden Ziele und Funktionen des Benchmarking herleiten, welche im letzten Abschnitt dieses Kapitels behandelt werden.
Aus der Historie des Benchmarking sind diverse Erscheinungsformen entstanden. Kapitel drei befasst sich daher mit den unterschiedlichen Arten des Benchmarking. An dieser Stelle wird eine Klassifizierung nach dem Benchmarking - Objekt und dem Benchmarking - Partner vorgenommen, bevor Kapitel vier einen grundlegenden Überblick über den theoretischen Ablauf eines Benchmarking - Prozesses gibt. Kapitel fünf stellt ein aktuelles Benchmarking - Projekt, das BkV Benchmarking vor und geht hierbei im Speziellen auf die Besonderheiten des Benchmarking in der deutschen Wasserwirtschaft ein. In einer kritischen Betrachtung wird abschließend unter Punkt sechs diskutiert, inwiefern Benchmarking sich als geeignetes Instrument zur Modernisierung der deutschen Wasserwirtschaft eignet und welche Probleme an dieser Stelle existieren.
2 Grundlagen des Benchmarking
2.1 Definitionen und Ziele
Die eigentliche Intention des Benchmarking lässt sich treffend durch das japanische Wort dantotsu beschreiben. Es bedeutet das Bemühen „Der Beste der Besten“ zu sein.4 Da Benchmarking jedoch in vielen Bereichen angewendet wird und die jeweilige Ausgestaltung durchaus unterschiedlich ausfallen kann, gilt es eine möglichst allgemeingültige Definition zu finden. Dies führt zwangsläufig zu einer Vereinfachung und Generalisierung des Begriffs. Robert Camp beschreibt Benchmarking durch seine häufig zitierte Formulierung: „Benchmarking is the search for industry best practices that will lead to superior performance.”5 An dieser Stelle ist anzumerken, dass Camp den Begriff „performance“ sehr weit auslegt.6 Eine formale Definition wurde von David T. Kearns (CEO, Xerox Corporation) aus den Erfahrungen und Erfolgen derersten Benchmarking - Anwendungen im Fertigungsbereich abgeleitet. Kearns definiert Benchmarking demnach wie folgt: „Benchmarking ist der kontinuierliche Prozess, Produkte, Dienstleistungen und Praktiken gegen den stärksten Mitbewerber oder die Firmen, die als Industrieführer angesehen werden zu messen.“ Es gilt daher, möglichst aussagekräftige Kennzahlen (Benchmarks) zu definieren, um mit deren Hilfe eine Leistungsaussage zu treffen. Übersetzt man den Begriff ins Deutsche wird die relativierende Funktion der Benchmarks deutlich: „...a point of reference from which measurements of any sort may be made...“.7 Darüber hinaus sei an dieser Stelle herausgestellt, dass die Kontinuität in der Literatur als entscheidender Erfolgsfaktor genannt wird. Es handelt sich demnach nicht um eine Aufgabe, die einmal durchgeführt wird und anschließend erledigt ist, sondern es gilt in einer sich ständig ändernden Umwelt kontinuierlich auf diese Veränderungen zu reagieren.8 In Kearns Definition lässt sich das hohe Innovationspotenzial des Benchmarking erkennen, da er explizit auf die Notwendigkeit hinweist, auch außerhalb der eigenen Industrie nach „world-class best practices“ zu suchen und diese auf die eigene Geschäftsprozesse zu übertragen.9 Grundlegend zielt Benchmarking auf die Erzeugung von Wettbewerbsvorteilen gegenüber Konkurrenzunternehmen ab. Hierbei ist die Implementierung eines ständigen Lernprozesses im Unternehmen von entscheidender Bedeutung. Da Benchmarking den Beweis für die Umsetzbarkeit von Problemlösungen und neuen Ideen durch ihre tägliche Anwendung in anderen Unternehmen liefert, werden Veränderungs- und Entscheidungsbereitschaft hinsichtlich dieser Verbesserungsvorschläge geweckt. Benchmarking wird oftmals als Zielsetzungsprozess bezeichnet, mit dessen Hilfe Fehler aufgezeigt und Verbesserungsmaßnahmen eingeleitet werden können.10 In der Literatur werden vor allem die folgenden Zielvorgaben genannt:
- Begründung von Handlungs- bzw. Veränderungsbedarf
- Eigenmotivation und Überzeugung von Entscheidungsträgern · Aufzeigen von alternativen Vorgehensweisen
- Gestaltung des Veränderungsprozesses in Bezug auf „Bestlösungen“
- Input für Planungsprozesse
Diese übergeordneten Ziele sind jedoch entsprechend der unternehmensspezifischen Gegebenheiten weiter zu detaillieren.11
2.2 Historische Entwicklung
Die Benennung des branchenübergreifenden Vergleichsansatzes als „Benchmarking“ ist etymologisch dem Begriff des „benchmark“ (Festpunkt) im Vermessungswesen zuzuordnen.12 Darüber hinaus werden Benchmarks in der Computerindustrie seit langem als Fixpunkte zur Einschätzung der Leistungsfähigkeit angewendet. Als erstes Unternehmen, welches Benchmarking praktizierte wird in der Literatur zumeist der Kopierer - Hersteller Rank Xerox angeführt. Xerox brachte im Jahre 1959 den ersten Kleinkopierer auf den Markt und war bis Ende der 1970er Jahre unangefochtener Marktführer in diesem Segment. Die Marktführerschaft endete jedoch als der japanische Konkurrent Canon seine qualitativ gleichwertigen Geräte zu einem Preis auf dem Markt anbieten konnte, der weit unter den Herstellkosten von Xerox lag. Zunächst reagierte man bei Xerox mit der Untersuchung der technischen Merkmale des Konkurrenzprodukts, dem sog. „reverse engineering“.13 Da diese Methode jedoch keine Aufschlüsse für das vorliegende Problem gab, kam man bei Xerox zu der Schlussfolgerung, dass der Wettbewerbsvorteil von Canon aus dem Produktionsprozess und nicht aus dem Produkt selbst resultieren muss. Xerox startete infolgedessen ein Maßnahmenpaket14, das u.a. auch das erstmalig so bezeichnete Benchmarking enthielt.15 Bahnbrechenden Erfolg hatte hierbei der Vergleich mit der Logistikabteilung des Versandhandelsunternehmens L.L. Bean. Im Zuge der Auswertung implementierte Xerox eine neue, aber auch teurere Technologie und ein automatisches Lager- und Transportsystem, welches von L.L. Bean bereits erfolgreich angewendet wurde.16
3 Arten des Benchmarking
Da in der Praxis unzählige Formen des Benchmarking praktiziert werden, ist es sinnvoll eine Typisierung dieser verschiedenen Arten vorzunehmen. Die in dieser Arbeit getroffene Typenbildung orientiert sich an zwei theoretisch konstruierten Grundfragen:17
- Mit wem wird verglichen? (Kriterium Vergleichspartner) -Was wird verglichen? (Kriterium Vergleichsobjekt)
Im Folgenden werden die jeweiligen Arten detailliert beschrieben und kritisch gewürdigt.
3.1 Kriterium Vergleichspartner
Bei der Klassifizierung nach dem Vergleichspartner kann generell zwischen einer internen und einer externen Variante des Benchmarking unterschieden werden.
3.1.1 Internes Benchmarking
Beim internen Benchmarking richtet sich der Blick des Managements nach innen (unternehmensbezogenes Benchmarking). Diese Variante ist besonders für Großunternehmen und Konzerne relevant, die in einzelne Geschäftsbereiche oder Profit - Center unterteilt sind. Die jeweiligen Leistungsprozesse in diesen verschiedenen Bereichen können sinnvoll gegeneinander gebenchmarkt werden, wenn sie sich durch vergleichbare Marktaufgaben auszeichnen. Das interne Benchmarking gehört zu den einfachsten Benchmarking - Arten, da es folgende Vorteile bietet: Die Informationsbeschaffung ist relativ problemlos und nicht zu zeit- bzw. kostenaufwendig, da die Ansprechpartner bereits bekannt sind, Termine schneller zustande kommen und fast überall der direkte Zugriff auf die benötigten Daten sichergestellt ist. Darüber hinaus kann das interne Benchmarking ebenfalls dazu führen, dass Wettbewerb zwischen den einzelnen Arbeitsbereichen entsteht, der zu einer Leistungssteigerung führt.18
Jedoch ist bei diesem Verfahren auch eine Vielzahl von Nachteilen zu beachten. So sind das Verbesserungspotenzial und die damit verbundenen Lerneffekte sehr begrenzt, wenn man lediglich das eigene Unternehmen betrachtet.
[...]
1 Sun Tzu, chinesischer General, um 500 v. Chr.
2 Camp (1994), Vorwort, S. IX.
3 Schmidt (2000), S.12.
4 Camp (1994), S 3.
5 Camp (1989), S. 68.
6 Camp (1989), S. 68: „The definition covers all possible business methods endeavors whether a product, service, or support process. “
7 Webster’s Third New International Dictionary (1981), S. 203.
8 Camp (1994), S. 13.
9 Vgl. Watson (1992), S. 5.
10 Camp (1994), S. 20.
11 Pieske (1997), S. 28ff.
12 Hofjahn (1995), S. 156.
13 Kleinfeld (1994), S. 20.
14 Camp (1994), S. 8: Auf der jährlichen Aktionärsversammlung 1983 bezeichnete es der Vorstandsvorsitzende als seine Priorität Nummer 1, Marktführung durch Qualität zu erreichen. Benchmarking, zusammen mit der Beteiligung der Mitarbeiter und dem Qualitätsprozess, wurde als Kernpunkt gesehen, um Qualität in Prozessen und Produkten zu erreichen.
15 Vgl. zur Entwicklung Walker (1992), S.9.
16 Vgl. Tucker et al. (1987), S9f: ASRS (automated storage and retrieval systems).
17 Vgl. zur Schaffung von „Idealtypen“ Remer (1989), S. 80f.
18 Vgl. Pieske (1997), S. 42ff.
- Arbeit zitieren
- Anonym,, 2006, Benchmarking. Ein kritische Betrachtung der deutschen Wasserwirtschaft, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/90174
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