Diese Arbeit besteht im Wesentlichen aus zwei, einander ergänzenden Teilen. In einem ersten Abschnitt werden theoretische Grundlagen erarbeitet und grundlegende Strukturen eines gesellschaftlichen Geschichtsbewusstseins erläutert. So werden etwa die Mechanismen von individueller so wie kollektiver Erinnerung behandelt. Im Zentrum stehen allerdings die Ausprägungen und Methoden, die den Begriff der Geschichtspolitik ausmachen. Des Weiteren wird versucht, den Einfluss der Geschichte im Allgemeinen und die Auswirkungen einer Geschichtspolitik im Speziellen auf den Identitätsbegriff, auf das nicht nur historische Selbstverständnis einer Gesellschaft nachzuzeichnen.
Nachfolgend sollen im zweiten Teil der Arbeit die theoretischen Grundlagen an einem konkreten, zeitgeschichtlich relevanten Fallbeispiel erläutert werden. Am Beispiel der Affäre um den ehemaligen österreichischen Bundespräsidenten Kurt Waldheim und seiner Vergangenheit während des Zweiten Weltkrieges sollen die Auswirkungen einer veränderten Geschichtsauffassung auf das Selbstverständnis einer Gesellschaft aufgezeigt werden. Dazu wird die Affäre Waldheim in einen Zusammenhang mit dem Geschichts- und Selbstbild der österreichischen Gesellschaft in der Nachkriegszeit gestellt.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Erinnerung
- Von der persönlichen zur kollektiven Erinnerung
- Gelebte Vergangenheit
- Geschichtspolitik
- Der konstruktivistische Ansatz
- Politische Mythen
- Distinktion
- Die Geschichte eines Skandals
- Zur Person Waldheims
- Der Wahlkampf
- Die Eskalation
- Die Historikerkommission
- Die Konsequenzen
- Konfrontation mit Geschichte und Verantwortung
- Opfertheorie und Gründung der Zweiten Republik
- Der Bruch mit der eigenen Geschichte
- Identifikation mit der Zweiten Republik
- Waldheim untergräbt die Opfertheorie
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht den Einfluss von Geschichtspolitik auf das Selbstverständnis einer Gesellschaft, insbesondere in Bezug auf die österreichische Identität nach 1945. Dazu werden die Mechanismen von individueller und kollektiver Erinnerung erörtert und die Auswirkungen der Affäre um Kurt Waldheim auf das österreichische Geschichtsbild analysiert.
- Die Bedeutung von Erinnerung und Geschichtspolitik für die kollektive Identität
- Die Konstruktion von Geschichtsbildern und die Rolle politischer Mythen
- Die Auswirkungen von Skandalen auf das nationale Selbstverständnis
- Die Rolle der Opfertheorie in der österreichischen Nachkriegsgeschichte
- Die Entwicklung der österreichischen Identität im Kontext der Causa Waldheim
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Diese Einleitung skizziert den Aufbau und die Zielsetzung der Arbeit, die sich mit den theoretischen Grundlagen und einem konkreten Fallbeispiel der österreichischen Geschichtspolitik beschäftigt.
- Erinnerung: Dieses Kapitel erläutert den Begriff der Erinnerung, sowohl auf individueller als auch auf kollektiver Ebene, und analysiert die Mechanismen, die zur Bildung von kollektivem Gedächtnis führen. Es stellt die Bedeutung von Orten, Objekten und Zeiten als Träger der Erinnerung heraus.
- Geschichtspolitik: Dieses Kapitel beleuchtet den konstruktivistischen Ansatz der Geschichtspolitik, der die Konstruktion von Geschichtsbildern durch politische und gesellschaftliche Akteure betont. Es behandelt die Rolle von politischen Mythen und die Bedeutung der Distinktion für die Konstruktion nationaler Identitäten.
- Die Geschichte eines Skandals: Dieses Kapitel analysiert die Affäre um Kurt Waldheim und seine Vergangenheit im Zweiten Weltkrieg. Es beleuchtet seine Person, den Wahlkampf, die Eskalation des Skandals, die Rolle der Historikerkommission und die Konsequenzen des Skandals für Österreich.
- Konfrontation mit Geschichte und Verantwortung: Dieses Kapitel untersucht die Bedeutung der Opfertheorie für die Gründung der Zweiten Republik und den Bruch mit der Vergangenheit. Es betrachtet die Identifikation der österreichischen Gesellschaft mit der Zweiten Republik und analysiert, wie Waldheim die Opfertheorie untergräbt.
Schlüsselwörter
Die Arbeit fokussiert sich auf die Themen Geschichtspolitik, kollektive Erinnerung, nationale Identität, Österreichische Nachkriegsgeschichte, Kurt Waldheim, Causa Waldheim, Opfertheorie.
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- David Venetz (Author), 2007, Geschichte und Identität, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/90158