Der Name Hugo Ball ist untrennbar mit der Avantgardebewegung zu Beginn des 20. Jahrhunderts, genauer mit dem Dadaismus, verknüpft. Obwohl er in diversen, jeweils relativ kurzen Phasen in vielerlei Hinsicht literarisch tätig war, blieb die Gründung der dadaistischen Bewegung der Teil seines Schaffens, mit dem er sich am meisten in den Literaturgeschichten verewigt hat, auch wenn die dadaistische Periode seines Lebens nur circa eineinhalb Jahre gedauert hat. In seiner Geburtsstadt Pirmasens wurde unter anderem ein Gymnasium nach ihm benannt und ein Förderverein für Literatur unter seinem Namen ins Leben gerufen, der im Zweijahresrhythmus den Hugo-Ball-Preis an junge, aufstrebende Schriftsteller verleiht.
In dieser Arbeit soll es hauptsächlich um einen der zentralen Texte seiner dadaistischen Schaffensphase gehen, und zwar um das Eröffnungs-Manifest des ersten Dada-Abends. Dieses stellt die poetologische Ausgangslage für alle seine weiteren Texte im Kontext des Dadaismus dar. Nicht lange nach dem ersten Vortrag dieses Manifests folgten zahllose weitere Manifeste des Dadaismus von vielen Vertretern der Bewegung, die jedoch, zumindest zum Teil, auf eben diesem beruhen, was Balls Manifest zu einem gattungs- und epochenkonstituierenden Text macht.
Zurzeit liegen neuere Arbeiten zur dadaistischen Literatur, speziell zur Manifestliteratur dieser Epoche, unter anderem von Günter Eisenhuber, vor. Seine Arbeit untersucht einige der dadaistischen Manifeste, klammert allerdings das zeitlich erste davon aus. Mein Anliegen ist nun, diese Lücke sowohl mit einer inhaltlichen als auch mit einer formalen Analyse zu schließen. Doch vorher sollen eine kurze Analyse der historischen Umstände der Avantgardebewegung sowie eine kurze Analyse der Textgattung des Manifests geleistet werden, auf die sich die folgenden Teile der Arbeit beziehen sollen. Im weiteren Verlauf soll es auf seine subversiven Qualitäten hin untersucht werden. Hierzu wird es auf Analyseansätze in Bezug zu den vier großen Diskursen der Subversion untersucht und historisch in ihnen verortet werden.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Avantgarde - historische Bedingungen, Orte und Personen
- 3. Das Manifest als Textgattung - Das Manifest als künstlerische Ausdrucksform im Dadaismus
- 4. Eröffnungs-Manifest, 1. Dada-Abend Zürich, 14. Juli 1916 / Hugo Ball
- 4.1 Inhaltsanalyse
- 4.2 Verortungen des Manifests in den vier Diskursen der Subversion
- 4.2.1 Das Manifest im politisch institutionellen Diskurs der Subversion
- 4.2.2 Das Manifest im minoritär-distinktiven Diskurs der Subversion
- 4.2.3 Das Manifest im poststrukturalistisch-dekonstruktivistischen Diskurs der Subversion
- 4.2.4 Das Manifest im künstlerisch-avantgardistischen Diskurs der Subversion
- 5. Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit analysiert das Eröffnungsmanifest des ersten Dada-Abends in Zürich (1916) von Hugo Ball. Ziel ist es, das Manifest sowohl inhaltlich als auch formal zu untersuchen und seine subversiven Qualitäten im Kontext der historischen Avantgarde herauszuarbeiten. Die Analyse bezieht sich auf die vier großen Diskurse der Subversion.
- Das Eröffnungsmanifest als gattungstypischer und zugleich gattungsübergreifender Text
- Die historischen Bedingungen und der Kontext der Avantgardebewegung
- Der Dadaismus als künstlerische Ausdrucksform und seine subversiven Aspekte
- Analyse des Manifests im Hinblick auf seine Wirkung und Rezeption
- Hugo Balls holistischer Anspruch im Dadaismus und seine kulturelle Revolution
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung: Die Einleitung führt in die Thematik ein und stellt Hugo Ball und sein Eröffnungsmanifest des ersten Dada-Abends als zentralen Gegenstand der Arbeit vor. Sie erläutert die Bedeutung des Manifests als poetologische Grundlage für den Dadaismus und verortet die Arbeit im Kontext bestehender Forschung, wobei eine Forschungslücke in Bezug auf eine umfassende Analyse des ersten Dada-Manifests identifiziert wird. Die Arbeit kündigt eine inhaltliche und formale Analyse des Manifests sowie eine Untersuchung seiner subversiven Qualitäten an, indem sie seine Verortung in den vier Diskursen der Subversion ankündigt. Es wird die These aufgestellt, dass Balls Manifest gattungstypisch ist, gleichzeitig aber die Gattungskonventionen unterminiert und erweitert. Weiterhin wird die These vertreten, dass sich der holistische Anspruch von Balls Dadaismus in der Aktivität seines Manifests in allen vier Diskursen der Subversion widerspiegelt.
2. Avantgarde – historische Bedingungen, Orte und Personen: Dieses Kapitel beleuchtet den Begriff „Avantgarde“, ursprünglich aus dem militärischen Kontext stammend, und seine Entwicklung zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Es wird die Ausweitung des Begriffs auf verschiedene Diskurse (politisch, künstlerisch, literarisch) und seine Verwendung in der heutigen Umgangssprache diskutiert. Der Fokus liegt auf der Bedeutung des Begriffs im literarischen Kontext, wo er einen Traditionsbruch und eine Fortschrittsorientierung kennzeichnet, oft verbunden mit Karikatur und heftigen Reaktionen der Öffentlichkeit. Die relative Kurzlebigkeit von Avantgardebewegungen und ihre Überholung durch neuere Bewegungen wird ebenfalls thematisiert, ebenso die historische Avantgarde mit ihren „Ismen“ (Futurismus, Surrealismus, Expressionismus, Dadaismus) und deren Charakteristik, keinen festen Stil zu entwickeln.
Schlüsselwörter
Hugo Ball, Dadaismus, Avantgarde, Manifest, Subversion, historische Avantgarde, poetologische Ausgangslage, künstlerische Ausdrucksform, politischer Diskurs, kulturelle Revolution.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zu: Analyse des Eröffnungsmanifests des ersten Dada-Abends in Zürich (1916) von Hugo Ball
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit analysiert das Eröffnungsmanifest des ersten Dada-Abends in Zürich (14. Juli 1916) von Hugo Ball. Sie untersucht das Manifest sowohl inhaltlich als auch formal und beleuchtet seine subversiven Qualitäten im Kontext der historischen Avantgarde.
Welche Ziele verfolgt die Arbeit?
Die Arbeit zielt darauf ab, das Manifest von Hugo Ball inhaltlich und formal zu untersuchen und seine subversiven Aspekte herauszuarbeiten. Sie verortet das Manifest in vier großen Diskursen der Subversion und untersucht seine gattungstypischen und gattungsübergreifenden Eigenschaften. Ein weiterer Fokus liegt auf Hugo Balls holistischem Anspruch im Dadaismus und seiner kulturellen Revolution.
Welche Themen werden behandelt?
Die Arbeit behandelt folgende Themen: Das Eröffnungsmanifest als gattungstypischer und zugleich gattungsübergreifender Text; die historischen Bedingungen und den Kontext der Avantgardebewegung; den Dadaismus als künstlerische Ausdrucksform und seine subversiven Aspekte; die Analyse des Manifests im Hinblick auf seine Wirkung und Rezeption; und Hugo Balls holistischen Anspruch im Dadaismus und seine kulturelle Revolution. Die Arbeit beleuchtet auch den Begriff „Avantgarde“ selbst und seine Entwicklung im 20. Jahrhundert.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit?
Die Arbeit gliedert sich in fünf Kapitel: Eine Einleitung, ein Kapitel zur Avantgarde (historische Bedingungen, Orte und Personen), ein Kapitel zum Manifest als Textgattung am Beispiel des Dadaismus, eine detaillierte Analyse des Eröffnungsmanifests von Hugo Ball (inkl. Inhaltsanalyse und Verortung in vier Diskursen der Subversion), und ein Fazit.
Wie wird das Manifest analysiert?
Das Manifest wird sowohl inhaltlich als auch formal analysiert. Die Analyse bezieht sich auf vier Diskurse der Subversion: den politisch-institutionellen, den minoritär-distinktiven, den poststrukturalistisch-dekonstruktivistischen und den künstlerisch-avantgardistischen Diskurs. Die Arbeit untersucht, wie sich das Manifest in diesen Diskursen verortet und wirkt.
Welche Schlüsselwörter beschreiben die Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Hugo Ball, Dadaismus, Avantgarde, Manifest, Subversion, historische Avantgarde, poetologische Ausgangslage, künstlerische Ausdrucksform, politischer Diskurs, kulturelle Revolution.
Welche These wird in der Arbeit vertreten?
Die Arbeit vertritt die These, dass Balls Manifest gattungstypisch ist, gleichzeitig aber die Gattungskonventionen unterminiert und erweitert. Weiterhin wird die These vertreten, dass sich der holistische Anspruch von Balls Dadaismus in der Aktivität seines Manifests in allen vier Diskursen der Subversion widerspiegelt.
Welche Forschungslücke schließt die Arbeit?
Die Arbeit identifiziert eine Forschungslücke in Bezug auf eine umfassende Analyse des ersten Dada-Manifests und zielt darauf ab, diese Lücke zu schließen.
Für wen ist diese Arbeit relevant?
Diese Arbeit ist relevant für Wissenschaftler, Studenten und alle Interessierten, die sich mit Dadaismus, Avantgarde, Manifesten und der Literatur des frühen 20. Jahrhunderts beschäftigen.
- Quote paper
- Florian Höh (Author), 2008, Das Eröffnungs-Manifest des ersten Dada-Abends in Zürich 1916 im Kontext der historischen Avantgarde und seiner subversiven Qualitäten, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/90112