Die vorliegende Arbeit behandelt den platonischen Dialog „Sophistes“, welcher zu den Spätwerken von Platon gezählt wird. In diesem Dialog treffen sich Sokrates, Theodoros, Theätet und ein Gast aus Elea zu einem Gespräch, dessen Thema die Wesensbestimmung des Sophisten ist. Diese Bestimmung des Sophisten ist aber nur die Hülle für die eigentliche Kernuntersuchung, nämlich die Frage nach einer Existenz des Nichtseins und des Falschen.
Parmenides hat in seinem ganzen Leben nur eine kurze Schrift geschrieben, ein Lehrgedicht. Allerdings macht er in diesem Gedicht Aussagen über das Seiende, an denen nur wenige vorbei kommen und die eine beträchtliche Wirkung auf die philosophischen Schulen hatten.
Und so stößt auch Platon im Sophistes bei der Suche des Sophisten und der Frage nach dem Nichtsein und des Falschen auf die Lehre des Parmenides. Laut Riezler hat Platon das ganze Lehrgedicht von Parmenides gekannt und noch von seinem, zu seiner Zeit schon verschollenen, ursprünglichen Sinn gewusst.
Ziel dieser Arbeit ist es dazulegen, wann und wie Platon im „Sophistes“ auf die Lehre von Parmenides Bezug nimmt und wie er sie korrigiert, indem er beweist, dass das Nichtseiende seiend ist.
Dazu zeige ich zu Beginn die erste Kollision zwischen Platon und der Ontologie von Parmenides auf und erkläre anschließend die Notwendigkeit einer Korrektur an dieser Lehre vom Seienden. Danach lege ich dar, wie Platon die Lehre von Parmenides vor einer Korrektur überprüft, dabei auf eine Aporie stößt und diese, indem er das Seiende untersucht, versucht zu lösen. Zum Schluss lege ich dann die Korrektur von Platon an Parmenides dar. Der Sophist wird im ersten Teil des Dialoges durch die Methode der Dihairese als ein Wesen bestimmt, das „nur den Schein erweckt, die Zusammenhänge des Seienden in seinen Reden abzubilden, die er in Wahrheit verkehrt und verschleiert“. Er ist also ein „Nachahmer des Seienden“ , der „nur ein scheinbares Wissen über alles besitzt, nicht aber die Wahrheit“. Er täuscht, bewirkt falsche Meinungen, und falsche Meinungen zu haben bedeutet, das Entgegengesetzte zu meinen von dem was ist.
Diese Definition aber wirft ein Problem auf, denn sie setzt voraus, dass es ein „Sagen und Meinen des Nichtwahren“ gibt, dass Nichtseiendes sei, denn sonst gäbe es auch keinen Schein, Irrtum oder Falschheit. Der Schein kann nur trügen, wenn er selber Wirklichkeit ist. Aber genau das widerspricht der Lehre von Parmenides.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Erste Kollision mit der Ontologie von Parmenides
- Die Notwendigkeit einer Korrektur an der Lehre von Parmenides
- Überprüfung der Ontologie des Parmenides
- Die erste Stufe der Aporie – Die Rede von Etwas
- Die zweite Stufe der Aporie – Die Gattung Zahl
- Die dritte Stufe der Aporie – Die Unwiderlegbarkeit des Nichtseienden
- Die vierte Stufe der Aporie - Die Widersprüchlichkeit im Begriff der falschen Aussage
- Der Begriff des Seienden
- Seiendes als Vieles
- Seiendes als Eines
- Die Korrektur der Ontologie von Parmenides
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Der Text analysiert Platons Dialog "Sophistes", indem er die Auseinandersetzung zwischen Platons Philosophie und Parmenides' Seinslehre untersucht. Das Hauptziel ist, zu zeigen, wie Platon die Lehre von Parmenides kritisiert und korrigiert, um die Existenz des Nichtseins zu beweisen.
- Platons Kritik an der Ontologie von Parmenides
- Das Problem der Negation und das Nichtsein in Platons Philosophie
- Die Rolle des Sophisten in Platons Dialog
- Die Methode der Dihairese zur Bestimmung des Wesens des Sophisten
- Platons Korrektur der Parmenideischen Lehre
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt den Dialog „Sophistes“ als Spätwerk Platons vor und erklärt den Fokus der Arbeit: die Auseinandersetzung mit der Lehre des Parmenides und die Korrektur seiner Ontologie durch Platon. Das zweite Kapitel führt den Leser in die erste Kollision zwischen Platons Philosophie und der Ontologie von Parmenides ein. Es wird gezeigt, wie die Definition des Sophisten als „Nachahmer des Seienden“ im Widerspruch zu Parmenides' Seinslehre steht. Das dritte Kapitel diskutiert die Notwendigkeit einer Korrektur an der Lehre von Parmenides. Die Analyse zeigt, wie Platon die Notwendigkeit einer Korrektur erkennt, um die Existenz des Nichtseins zu ermöglichen, die für die Definition des Sophisten und das Konzept der falschen Meinung essentiell ist. Im vierten Kapitel wird die Ontologie des Parmenides anhand einer Aporie überprüft. Diese Aporie entsteht, wenn man versucht, das Nichtseiende zu fassen. Platon analysiert die verschiedenen Stufen dieser Aporie und untersucht dabei die Begriffe "Etwas", "Zahl" und "falsche Aussage".
Schlüsselwörter
Platon, Sophistes, Parmenides, Ontologie, Seinslehre, Nichtsein, Falschheit, Schein, Dihairese, Aporie, Korrektur, falsche Meinung, Widerspruch, Täuschung, Sein, Vieles, Eines, Wahrheit, Logik, Denken.
- Quote paper
- Anke Beiler (Author), 2006, Das ontologische Problem der Negation - Platons Bezugnahme auf Parmenides im "Sophistes"-Dialog, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/89952