Geschichtserzählung in der DDR


Seminararbeit, 2007

14 Seiten, Note: 2,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung
1.1. Quellenlage
1.2. Forschungsstand

2. Grundlage des Unterrichts in der DDR
2.1. Der Historische und Dialektische Materialismus

3. Die Geschichtserzählung von 1945 – 1958

4. Die Geschichtserzählung ab 1958

5. Zusammenfassung

6. Quellen- und Literaturverzeichnis

1. Einleitung

„Die Vermittlung der historischen Erfahrungen und Lehren aus dem Kampf der Arbeiterklasse gegen den Imperialismus wird damit zwangsläufig um zu dringlicher.“[1] 17 Jahre nach der deutschen Einheit scheint diese Aussage von Walter Schmidt, damals Inhaber des Lehrstuhls für Geschichte der Arbeiterbewegung fast antik. Doch der Blick zurück in die Geschichte Deutschlands macht deutlich, dass fast 40 Jahre lang Fragen des Vermittlungsprozesses von Geschichte unterschiedlich beantwortet worden sind. In der vorliegenden Arbeit soll der Blick auf die Geschichtserzählung in der ehemaligen DDR gerichtet werden. Es wird danach zu fragen sein, welchen Stellenwert die Geschichtserzählung im Methodenkanon der DDR hatte und welches Ziel damit verfolgt wurde. Dabei wird auch zu zeigen sein, dass auch das Bildungssystem und somit auch die Geschichtserzählung nicht ohne politischen Einfluss zu betrachten sind. Es wird also notwendig sein, sich mit den ideologischen Grundlagen des Unterrichtes, sowie mit der Geschichtsmethodik als Ganzes in der DDR zu beschäftigen.

1.1. Quellenlage

Grundlage für die vorliegende Arbeit sind Geschichtserzählungen des DDR – Unterrichts. Hinzugezogen sind Lehrbücher und Lehrpläne genauso wie Unterrichtshilfen. Um den Rahmen der Arbeit nicht zu sprengen, musste eine Auswahl getroffen werden. Provozierend stellt sich natürlich die Frage der Wissenschaftlichkeit der Quellen. Ist eine objektive Beantwortung der Fragen mithilfe dieser Quellen überhaupt möglich? Sicherlich sind sie politisch gefärbt, jedoch ist mit ihrer Hilfe in der Tat ein Antwort auf die Fragen möglich. An ihnen wird deutlich, welche Rolle die Geschichtserzählung in der Wissensvermittlung der DDR spielte. Ebenso spiegelt die politische Verfärbung den erwähnten Einfluss der Partei wieder. Durch diese Art der Quellen wird deutlich, dass es in der DDR keine eindeutige Trennung zwischen Staat und Wissenschaft gab. Die verwendete Sekundärliteratur beruft sich somit ebenfalls auf diese Quellen.

1.2. Forschungsstand

Wird die Geschichtserzählung als einzelne Methode untersucht, bleibt es unumgänglich sich auch mit der Methodik als Ganzes zu beschäftigen. Zu einer überraschenden Diskussion über eben diese DDR - Geschichtsmethodik kam es wenige Jahre nach der Wiedervereinigung. Demantowsky überrascht diese Debatte, weil die Methodik bis dato doch nur ein Element des Geschichtsunterrichts war und dessen Analyse bestimmte zu diesem Zeitpunkt auch die Forschungsarbeiten in Ost und West.[2] Er vertritt die Meinung, dass diese Debatte Anfang der 90iger Jahre mehr auf der Lebenserfahrung der Autoren beruhte, als auf empirisch, abgesicherten Erkenntnissen. Seit Mitte der 90iger Jahre nun scheinen einzelne Autoren, sich um eine sachliche Bestandsaufnahme mithilfe empirischer Studien zu bemühen. Rudolf Bonna legte 1996 eine Arbeit zur Geschichtserzählung nebst einem Quellenband vor.[3] Glaubt man Bonna, so scheint es zur Geschichtserzählung in der Geschichtsmethodik bis auf einzelne Aufsätze noch keine nennenswerten Arbeiten zu geben.[4] Für die Geschichtsmethodik als Gesamtheit sind dagegen bereits zahlreiche Arbeiten erschienen. Friedemann Neuhaus geht in seiner Arbeit unter anderem auf die Voraussetzungen und Intentionen des Geschichtsunterrichtes ein.[5] Auch Heike Mätzing legte mit ihrer Arbeit einen Beitrag zur Untersuchung der Geschichtsmethodik vor.[6] Eine weitere Arbeit zur Geschichtsmethodik in der DDR wurde von Saskia Handro vorgelegt.[7] Aufgrund der wenigen Arbeiten zur Geschichtserzählung als Methode in der DDR, wird sich das Hauptaugenmerk auf die Arbeit von Rudolf Bonna richten. Trotzdem werden auch die anderen Arbeiten Motive deutlich machen, um die Fragen der vorliegenden Arbeit beantworten zu können. Es wird abschließend vielleicht keine endgültige Antwort gegeben werden können, jedoch sollte es möglich sein, wichtige Punkte aufzuzeigen.

2. Grundlage des Unterrichts in der DDR

Um die Frage nach dem Ziel und der Bedeutung der Geschichtserzählung beantworten zu können, ist es notwendig, die Grundlagen des Geschichtsunterrichtes in der DDR aufzuzeigen. Bereits im Exil in Moskau legte das Politbüro der KPD fest, welche politische Linie eingeschlagen werden sollte. Das Problem 1945 bestand darin, dass kaum geschichtswissenschaftliche Literatur vorhanden war um den Lehrern zu helfen, ihren Unterricht im Sinne des Marxismus zu halten.[8] Der Geschichtsunterricht wurde als politisches Mittel angesehen und diente zur Erziehung der Jugend. Vier Prinzipien sollten den Geschichtsunterricht zukünftig bestimmen. Das erste Prinzip war der Kampf gegen die imperialistische – faschistische Verseuchung des deutschen Volkes, vor allem der Jugend. Als zweites Prinzip wurde der Kampf gegen jede Art von Geschichtsfälschung angeführt. Mit diesem Prinzip war auf der einen Seite eine Absage an alle übersinnlichen geschichtsgestaltenden Kräfte verbunden und auf der anderen Seite die Aussage, dass der historische Weg ein Fortschreiten von der Herrschaft der rohen Gewalt zu einer immer demokratischeren Ordnung des menschlichen Zusammenlebens war. Der Glaube, dass die Geschichte nur eine Kette von Aktionen sei, die durch Taten bedeutender Individuen entstehe und die arbeitende Masse nur Beiwerk wäre, müsse aufhören. Diese Forderung war das dritte Prinzip. Die Rolle großer Persönlichkeiten sei nur sekundär. Als letztes Prinzip stellte das Politbüro der KPD fest, dass die Geschichte ein dialektischer Prozess sei und somit jene Geschichtsauffassung ausgemerzt werden müsse, die davon ausgeht, dass sich der Fortschritt der Menschheit automatisch vollziehe. „Unsere Aufgabe ist es, Menschen zu erziehen, die die große Linie der Entwicklung in ihren gegenwärtigen Besonderheiten erkennen, sich dieser Entwicklung einordnen und ihre Kräfte für sie einsetzen.“[9] In diesen ersten Zielen für den Unterricht spiegelt sich der historische Materialismus in sofern wieder, als das er die künftige Anschauungsweise vorgab. Die Exilkommunisten waren also nicht bereit, andere Anschauungen im Bereich der geschichtlichen Erziehung zuzulassen. Nach Kriegsende war somit ein System von Wertmaßstäben vorgegeben, an dem die zukünftigen Geschichtslehrer Attribute für ihre narrative Stoffdarbietung finden konnten.

[...]


[1] Schmidt, Walter, Geschichtsbewusstsein und sozialistische Persönlichkeit bei der Gestaltung der entwickelten sozialistischen Gesellschaft, in: Meier, Helmut, Geschichtsbewusstsein und sozialistische Gesellschaft, Berlin (Ost) 1970, S. 27.

[2] Vgl. Demantowsky, Marko, Die Geschichtsmethodik in der SBZ und DDR, Idenstein 2003, S. 13.

[3] Bonna, Rudolf, Die Erzählung in der Geschichtsmethodik von SBZ und DDR, Nebst einem Quellenband, Bochum 1996.

[4] Vgl. Bonna, Rudolf, S. 12.

[5] Neuhaus, Friedemann, Geschichte im Umbruch, Frankfurt a. M. 1998.

[6] Mätzing, Heike, Geschichte im Zeichen des historischen Materialismus, Untersuchungen zur Geschichtswissenschaft und Geschichtsunterricht in der DDR, Hannover 1999.

[7] Handro, Saskia, Geschichtsunterricht und historisch-politische Sozialisation in der SBZ und DDR, Basel 2002.

[8] Vgl. Bonna, Rudolf, S. 71.

[9] Institut für Geschichte der Arbeiterbewegung (im folgenden: IfGA) NL36/501, Blatt 233, S. 2

Ende der Leseprobe aus 14 Seiten

Details

Titel
Geschichtserzählung in der DDR
Hochschule
Universität Münster
Note
2,3
Autor
Jahr
2007
Seiten
14
Katalognummer
V89941
ISBN (eBook)
9783638043960
ISBN (Buch)
9783638940863
Dateigröße
419 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Geschichtserzählung
Arbeit zitieren
Knut Kasche (Autor:in), 2007, Geschichtserzählung in der DDR, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/89941

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