Wer führte die Krönung Ludwigs IV. durch? Warum war das römische Volk mit der Krönung eines Exkommunizierten einverstanden? Inwieweit orientierte sich die Kaiserkrönung an einem Kaiserkrönungsordo? Ist die zweite Krönung durch den erhobenen Gegenpapst Nikolaus V. ein Beweis dafür, dass die Kaiserkrönung vom 17. Januar 1328 ohne Beteiligung des Papstes ungültig war?
Die Forschung findet unterschiedliche Antworten auf diese Fragen, welche in dieser Hausarbeit näher beleuchtet werden.
Diese Hausarbeit legt ihren Fokus allein auf die Kaiserkrönung am 17. Januar 1328.
Ludwig befand sich vom März 1324 bis zu seinem Tod 1347 im Kirchenbann. Auf die Exkommunikation antwortete Ludwig bereits im Mai 1324 mit der Sachsenhäuser Appellation, in welcher er Papst Johannes XXII. die Rechtmäßigkeit seines Pontifikats absprach. Ludwig begann eine etwa sechs Jahre dauernde „Radikalpolitik“, die während seines Italienzuges (Januar 1327 bis Januar 1330 ) in der Absetzung des Papstes am 18. April 1328 ihren Höhepunkt erreichte. Die folgende Einsetzung des Gegenpapstes Nikolaus V. am 12. Mai und die Krönung zum Kaiser durch Nikolaus V. werden in dieser Hausarbeit nicht ausführlich thematisiert. Lediglich die Frage, ob Ludwigs Kaiserkrönung vom 17. Januar 1328 aufgrund der Abwesenheit des Papstes ungültig war, wird in dieser Hausarbeit erörtert werden.
In der Forschung herrscht Uneinigkeit über die Rolle des römischen Volkes bei der Kaiserkrönung Ludwigs im Januar 1328. Berufen wird sich in der Literatur in erster Linie auf entsprechende Abschnitte innerhalb der Nuova Cronica Giovanni Villanis, einem italienischen Historiker des 13. und 14. Jahrhunderts. Zuletzt wurden die Quellen von Ludwigs Kaiserkrönung in der Dissertation Frank Godthardts an der Universität Hamburg im Wintersemester 2007/2008, welche in überarbeiteter Fassung vorliegt , analysiert. Er kam zu dem Ergebnis, dass die Rolle des römischen Volkes in vielen historischen Werken überschätzt wurde.
Allerdings ist nicht von der Hand zu weisen, dass dem römischen Volk anlässlich der Kaiserkrönung Ludwigs, an welcher Papst Johannes XXII. nicht beteiligt war, eine gewisse Rolle zukam.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Die Rolle des römischen Volkes bei der Kaiserkrönung Ludwig IV
2.1 Aktive Rolle des römischen Volkes bei der Kaiserkrönung Ludwig IV
2.1.1 Die Nuova Chronica Giovanni Villanis
2.1.2 Die Chronica Ludovici imperatoris quarti
2.2 Passive Rolle des römischen Volkes bei der Kaiserkrönung Ludwig IV
2.2.1 Thesen von Heinz Thomas und Michael Menzel
2.2.2 These von Frank Godthardt
3. Schlussbetrachtungen
4. Quellen- und Literaturverzeichnis
4.1 Quellenverzeichnis
4.2 Literaturverzeichnis
1. Einleitung
„Ea propter sinceritati vestre ad iocunditatis cumulum nonciamus, quod serenissimus princeps et dominus noster dominus Ludovicus divina favente clemencia Romanorum imperator et semper augustus et inclita Romanorum imperatrix isto dominico mane per Romanum populum iuxta ritum antiquum in basilica sancti Petri de Urbe cum mirifico veneracionis et honorifficencie cultu imperiali sunt diademate coronati.”1
Dies ist eine Passage aus einem Rundschreiben Castruccio Castracanes, des Herzogs von Lucca und einer der wichtigsten Verbündeten Ludwigs IV. ‚des Bayern’ in Italien, an die Städte Oberitaliens. Dieser Brief wurde am Krönungstag den 17. Januar 1328 verfasst und ist die der Kaiserkrönung zeitlich nächste überlieferte Quelle.2 Castruccio nennt in seiner Benachrichtigung keine weiteren Einzelheiten zum eigentlichen Krönungsprozess. Jedoch betont er, dass die Kaiserkrönung iuxta ritum antiquum vollzogen worden sei. Der Leser erfährt nichts Genaueres über Ludwigs Koronatoren, nur dass das römische Volk innerhalb des Krönungsprozesses eine Rolle spielt. Doch was ist damit gemeint und was bedeutet dieser Hinweis? Wer führte die Krönung Ludwigs IV. durch? Warum war das römische Volk mit der Krönung eines Exkommunizierten einverstanden? Inwieweit orientierte sich die Kaiserkrönung an einem Kaiserkrönungsordo? Ist die zweite Krönung durch den erhobenen Gegenpapst Nikolaus V. ein Beweis dafür, dass die Kaiserkrönung vom 17. Januar 1328 ohne Beteiligung des Papstes ungültig war?
Die Forschung findet unterschiedliche Antworten auf diese Fragen, welche in dieser Hausarbeit näher beleuchtet werden.
Diese Hausarbeit legt ihren Fokus allein auf die Kaiserkrönung am 17. Januar 1328.
Ludwig befand sich vom März 1324 bis zu seinem Tod 1347 im Kirchenbann. Auf die Exkommunikation antwortete Ludwig bereits im Mai 1324 mit der Sachsenhäuser Appellation, in welcher er Papst Johannes XXII. die Rechtmäßigkeit seines Pontifikats absprach. Ludwig begann eine etwa sechs Jahre dauernde „Radikalpolitik“, die während seines Italienzuges (Januar 1327 bis Januar 13303 ) in der Absetzung des Papstes am 18. April 1328 ihren Höhepunkt erreichte.4 Die folgende Einsetzung des Gegenpapstes Nikolaus V. am 12. Mai und die Krönung zum Kaiser durch Nikolaus V. werden in dieser Hausarbeit nicht ausführlich thematisiert. Lediglich die Frage, ob Ludwigs Kaiserkrönung vom 17. Januar 1328 aufgrund der Abwesenheit des Papstes ungültig war, wird in dieser Hausarbeit erörtert werden.
In der Forschung herrscht Uneinigkeit über die Rolle des römischen Volkes bei der Kaiserkrönung Ludwigs im Januar 1328. Berufen wird sich in der Literatur in erster Linie auf entsprechende Abschnitte innerhalb der Nuova Cronica 5 Giovanni Villanis, einem italienischen Historiker des 13. und 14. Jahrhunderts. Zuletzt wurden die Quellen von Ludwigs Kaiserkrönung in der Dissertation Frank Godthardts an der Universität Hamburg im Wintersemester 2007/2008, welche in überarbeiteter Fassung vorliegt6, analysiert. Er kam zu dem Ergebnis, dass die Rolle des römischen Volkes in vielen historischen Werken überschätzt wurde.
Allerdings ist nicht von der Hand zu weisen, dass dem römischen Volk anlässlich der Kaiserkrönung Ludwigs, an welcher Papst Johannes XXII. nicht beteiligt war, eine gewisse Rolle zukam.
Im Rahmen dieser Hausarbeit werden zwei unterschiedliche Auffassungen zur Frage des Umfangs der Beteiligung des römischen Volkes anlässlich der Kaiserkrönung vom 17. Januar 1328 untersucht:
Teilweise wird in der Forschung eine konkret aktive Rolle des römischen Volkes während der Zeremonie angenommen. In der Rolle des Koronators haben ein oder mehrere Vertreter des römischen Volkes die Krönung in Abwesenheit des Papstes vorgenommen.7
Andere Historiker, unter anderem Godthardt, sehen das römische Volk eher als während der Krönung lediglich passive Anwesende.8
2. Forschungsergebnisse zur Rolle des römischen Volkes bei der Kaiserkrönung Ludwigs IV.
Zum ersten Mal erwähnt wird eine mögliche Beteiligung des Römischen Volkes an der Kaiserkrönung Ludwigs IV. in einem Schreiben von 20. Juni 1327, in dem Ludwig seinem Schwiegervater Wilhelm von Hennegau über seine Mailänder Erlebnisse berichtet. Gemäß seinem Bericht haben er und seine Gemahlin Margarethe von Hennegau eine Einladung der Stadt Rom erhalten um dort die Kaiserkrone zu empfangen.9
Castruccio Castracane betont in seinem zu Beginn dieser Arbeit zitierten Rundschreiben an die Städte Oberitaliens, die Kaiserkrönung sei „iuxta ritum antiquum“ vollzogen worden. Doch was ist damit gemeint und worauf genau bezieht sich Castruccios Hinweis?
In der Forschung sind hierzu zwei unterschiedliche Interpretationen entwickelt worden:
Gemäß einer Interpretation könne Castruccio mit dieser Passage so verstanden werden, dass Ludwig, wie es antiker Brauch war, vom römischen Volk gekrönt worden sei. Beschrieben werde also eine aktive Rolle des römischen Volkes bei der Kaiserkrönung.10
Gemäß einem anderen Interpretationsansatz könne die Beschreibung Castruccios so verstanden werden, dass die Kaiserkrönung in Anwesenheit von bedeutenden Vertretern des römischen Volkes bis zu einem gewissen Punkt einem mittelalterlichen Krönungsritus gefolgt sei.11 Lediglich der traditionell als Koronator fungierende Papst, zu dieser Zeit Johannes XXII., sei der Kaiserkrönung aufgrund eines jahrelangen Konfliktes mit Ludwig12 ferngeblieben und habe die Kaiserkrönung des Bayern untersagt. Gemäß dieser Interpretation charakterisiert Castruccio die Rolle des römischen Volkes also nicht eindeutig als aktiv oder passiv.
Die Vorraussetzung für eine möglicherweise bedeutende Rolle des Römischen Volkes während der Kaiserkrönung war nicht zuletzt durch die Verlegung des apostolischen Stuhles von Rom nach Avignon geschaffen worden. Aufgrund der Abwesenheit des Papstes Johannes XXII. von der Stadt Rom kann nach dem Bonner Historiker Heinz Thomas nicht bezweifelt werden, dass „die konstitutive Basis der Stadt Roms, nämlich die Stadt Rom und ihr Volk, […] in sehr viel auffälligerer Weise in Erscheinung treten konnte als je zuvor“13.
In beiden möglichen Interpretationsweisen von Castruccios Brief erscheint die Rolle des römischen Volkes als „nicht dem alten Brauch gemäß“. In dem Brief Castruccios ist vielmehr ein deutlicher Hinweis auf die Rolle des römischen Volkes als neues Element anlässlich Ludwigs Kaiserkrönung erkennbar. Keine andere Quelle weist so ausdrücklich auf neue Elemente in der Kaiserkrönung Ludwigs ‚des Bayern’ hin.14 Welche konkrete Rolle das römische Volk angenommen hat bleibt unbeantwortet.
Die Forschungsergebnisse zu dieser Fragestellung werden im Folgenden zusammengetragen. In der Folge führt dies dann auch zu der Beantwortung der eingangs aufgeworfenen Fragen.
2.1 Aktive Rolle des römischen Volkes bei der Kaiserkrönung Ludwigs IV.
Über die Krönung vom 17. Januar 1328 gibt es kein Protokoll.15 Von den vielen zeitgenössischen Chroniken, die die Kaiserkrönung Ludwigs ‚des Bayern’ erwähnen, berichten ein entsprechender Abschnitt der Nuova Chronica 16 des Florentiners Giovanni Villani und die aus Bayern stammende Chronica Ludovici imperatoris quarti 17 über Einzelheiten des Verlaufes der Krönungsfeierlichkeiten. Bei der Auswertung dieser Quellen ist allerdings stets der subjektive Standpunkt des jeweiligen Verfassers zu beachten: So war Giovanni Villani als Guelfe ein Anhänger der päpstlichen Politik.18 Der unbekannte Verfasser der Chronica Ludovici imperatoris quarti war hingegen vermutlich ein Parteigänger des Kaisers und damit ghibellinisch gesinnt.19
2.1.1 DieNuova Chronica von Giovanni Villani
Vor allem die Nuova Chronica Giovanni Villanis wird in der Literatur als wesentliche Quelle für den Ablauf der Kaiserkrönung Ludwigs herangezogen.
Der Guelfe Villani schreibt ausdrücklich, dass Ludwigs Krönung „secondo l’ordine dello ’mperio“20 vor sich ging. Abgesehen von dem im antiken Brauch vorgesehenen Segen, der fehlenden Bestätigung des abwesenden Papstes und der Abwesenheit des sich aus Rom entfernten Pfalzgrafen des Lateran, dem die Aufgabe der Verwahrung der Kaiserkrone vor und nach der Krönung zuteil wurde, sei nach Villani kein Mangel anlässlich der Krönung feststellbar gewesen.21 Ludwig habe im Angesicht der schwierigen Umstände den üblichen Krönungsordo bestmöglich befolgen wollen. Daher sei er mit Vertretern des römischen Volkes unter der Führung des „Capitano del popolo“ Scierra Colonna am Sonntagmorgen den 17. Januar in die Kirche Sankt Peter eingezogen.22
Der um 1270 geborene Scierra (eigentlich Giacomo) Colonna, der sich durch das Attentat auf Papst Bonifaz VIII. vom September 1303 unauslöschlich in die Geschichte des mittelalterlichen Papsttums eingegraben hat, stand an der Spitze aller Kontakte römischer Adliger mit Ludwig ‚dem Bayern’. 1327 wurde Scierra zum „Capitano del popolo“ gewählt und zog neben Teilen des Adels auch die städtische Miliz und die Popolaren auf seine Seite.23 Der französische Papst Johannes XXII. residierte nicht mehr in Rom, sondern in Avignon. Aus Verärgerung und um den Papst zur Rückkehr nach Rom zu bewegen, lud das römische Volk Ludwig und seine Gemahlin in die „Ewige Stadt“ ein, um dort die Kaiserkrone in Empfang zu nehmen. Am 7. Januar erreichte er Rom.24
Am 11. Januar 1328 präsidierte Colonna dem römischen Parlament, welches sich auf Befehl und in Gegenwart Ludwigs auf dem Kapitol versammelt hatte und diesen zu ihrem „nostro signore“ und zum „re de’ Romani“ ausrief.25
Giovanni Villani erzeugte die Vorstellung, Ludwig sei ausschließlich durch das römische Volk gekrönt worden: „In questo modo fu coronato a imperadore e re de’ Romani Ludovico detto Bavero per lo popolo di Roma“.26 Aufgrund der Schilderungen in der Nuova Chronica sowie infolge der bedeutenden Rolle Scierra Colonnas in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts in der Stadt Rom, entstand die Vorstellung Scierras als Koronator. Beispielsweise schreibt der Historiker Martin Berg, Ludwig „der Bayer“ habe durch die Hand Scierra Colonnas die Kaiserkrone empfangen.27 Berg unterstützt diese Vermutung damit, dass Scierra Colonna dieser Akt einer „Laienkrönung“ nichts Unbekanntes gewesen sei. Schon am Hofe König Friedrichs von Sizilien sei er Zeuge geworden, wie dieser sein Königtum auf dem Volkswillen begründet habe.28 Auch nach Universitätsprofessor Roland Pauler haben Ludwig und seine Frau Magarethe die Kaiserkrone aus der Hand Scierra Colonnas empfangen. Unter Berufung auf Giovanni Villani schreibt er, dass die Bischöfe von Aleria und Castello die Weihe und Salbung durchgeführt haben.29
Anhand folgender Formulierungen ist die Einstellung Villanis zu den Umständen der Krönung Ludwigs klar ersichtlich:
Villani bezeichnet die Krönung als „dispetto e onta“30. Ludwig habe ohne „reverenza“31 vor der heiligen Kirche gehandelt und wird ausdrücklich als „dannato“32 bezeichnet. Außerdem seien die an der Krönung beteiligten Bischöfe von Castello, Giacomo Alberti aus Prato, und von Aleria, Gherardo Orlandi aus Pisa, „sismatici e scomunicati“33 gewesen. Villani war nicht kaiserfeindlich, wohl aber papstfreundlich gesinnt und somit aufgrund Ludwigs Konflikt mit der Kurie ein Gegner des Bayern. Pauler geht einen Schritt weiter und schreibt, dass die Zeremonie „des Kaisers Herrschaft über die Kirche zum Ausdruck“34 gebracht habe. Nach Richard Moeller sei Ludwig „über alles Herkommen“ hinausgegangen, „als er sich von Vertretern des römischen Volkes die Kaiserkrone aufs Haupt setzen ließ.“35
2.1.2 Die Chronica Ludovici imperatoris quarti
Im Gegensatz hierzu steht der Bericht der deutlich kaiserfreundlich geprägten Chronica Ludovici imperatoris quarti 36 eines anonymen Verfassers.
Auch gemäß diesem Bericht wurden Ludwig und seine Gemahlin durch das römische Volk gekrönt. Während die Nuova Chronica des guelfischen Gegners Ludwigs Giovanni Villani vom „Primat der eigenen Geschichte“ erfüllt war und Ludwig oft als lästigen Eindringling beschrieb, der glücklicherweise bald wieder ins Land seiner Väter zurückgedrängt wurde, entwarf die bayrische Vita aber eine konträre Erinnerungsgeschichte.37
Die Zustimmung der Römer sei von großem Ausmaß gewesen. Die Abwesenheit des Papstes wurde nicht einmal erwähnt. Dieser Mangel wird ausgeglichen mit der Schilderung eines Empfangs Ludwigs in Rom, der ähnlich dem Einzug Christi in Jerusalem dargestellt wird. Ludwigs Recht auf das Kaisertum wurde nicht etwa mit der Kaiserkrönung begründet, vielmehr habe Ludwig mit dieser feierlichen Krönung das erhalten, was ihm ohnehin zustand.38 Das römische Volk wurde angesichts der Kaiserkrönung Ludwigs als völlig außer sich beschrieben. Nach der Krönung sei jubiliert worden: „Hic est rex regum et dominus dominancium per universum mundum!“39
In diesen bayrischen Erinnerungen werden die römischen Ereignisse dramatisch verdichtet, um ihren Helden zu glorifizieren, der als sieggekrönter Kaiser ruhmbedeckt in sein Vaterland zurückkehrte.40
Eine aktive Rolle des römischen Volkes belegt außerdem eine Zeichnung in einer Handschrift des 15. Jahrhunderts aus Lucca, in welcher dargestellt wird, wie Scierra Colonna und Castruccio Castracane gemeinsam den Bayern krönten.41 Weder in der Nuova Chronica noch in der Chronica Ludovici imperatoris quarti wird von einer gemeinsamen Krönung Colonnas und Castracanes berichtet.
2.2 Passive Rolle des römischen Volkes bei der Kaiserkrönung Ludwigs IV.
Verschiedene neuere Untersuchungen kommen zu dem Ergebnis, dass das römische Volk anlässlich der Kaiserkrönung Ludwigs ‚des Bayern’ eher eine passive Rolle eingenommen habe.
2.2.1 Thesen von Thomas und Menzel
In einer ausführlichen Untersuchung aus dem Jahr 1993 stellte der Bonner Historiker Heinz Thomas die These auf, eine Kaiserkrönung Ludwigs sei nicht vom römischen Volk, sondern durch die beiden Bischöfe von Venedig (Castello) und Aleria vorgenommen worden.42
Nach Thomas habe Scierra Colonna lediglich das Amt des Pfalzgrafen des Lateran übernommen, der den künftigen Kaiser zur Weihe geleitete, die Krone immer dann in Verwahrung nahm, wenn der Kaiser sie nicht trug, und welcher während der Krönung dem Koronator, also einem der beiden Bischöfe, die Krone übergab. Seine Argumente sind folgende:
Der Pfalzgraf des Lateran sei bereits aufgrund der nahen Verbundenheit zum Papst vor der Ankunft des Bayern in der „Ewige[n] Stadt“43 am 7. Januar 1328 mit anderen gleich gesinnten Adligen „aus der Stadt gejagt“44 worden, sodass sein Amt verwaist gewesen sei. Der Inhaber dieser Würde sei der Guelfe Benedetto Gaetani gewesen.45
[...]
1 MGH Const. 6/1, Nr. 383, S. 286.
2 Vgl. Godthardt, Marsilius von Padua und der Romzug Ludwigs des Bayern, S. 236. In der Literatur werden zwei verschiedene Schreibweisen des Nachnamens Castruccios verwendet. Diese Hausarbeit orientiert sich an der Schreibweise Godthardts (Castracan e).
3 Für eine Zusammenfassung des Italienzuges vor und nach dem 17. Januar 1328 siehe Berg, Der Italienzug Ludwigs des Bayern, S. 142-197. Pauler, Die deutschen Könige und Italien im 14. Jahrhundert, S. 144-164. Menzel, Die Zeit der Entwürfe 1273–1347, S. 164-176. Thomas, Ludwig der Bayer (1282–1347), S. 193-225.
4 Vgl. Moeller, Ludwig der Bayer und die Kurie im Kampf um das Reich, S. 53.
5 Villani, Nuova Cronica libro undecimo.
6 Godthardt, Marsilius von Padua und der Romzug Ludwigs des Bayern.
7 Dieser Ansicht sind Berg, Der Italienzug Ludwigs des Bayern, S. 170. Moeller, Ludwig der Bayer und die Kurie im Kampf um das Reich, S. 56. Pauler, Die deutschen Könige und Italien im 14. Jahrhundert, S. 155.
8 Dieser Ansicht sind Godthardt, Marsilius von Padua und der Romzug Ludwigs des Bayern, S. 236-311. Menzel, Die Zeit der Entwürfe 1273–1347, S. 172. Schwarz, Abkehr vom päpstlichen Krönungsanspruch, S. 131 f. Thomas, Ludwig der Bayer (1282–1347), S. 206 f.
9 Thomas, Ludwig der Bayer (1282–1347), S. 200 f.
10 Vgl. Godthardt, Marsilius von Padua und der Romzug Ludwigs des Bayern, S. 237.
11 Vgl. Godthardt, Marsilius von Padua und der Romzug Ludwigs des Bayern, S. 237.
12 Siehe zu dem Konflikt Ludwig des Bayern mit der Kurie Moeller, Ludwig der Bayer und die Kurie im Kampf um das Reich.
13 Thomas, Ludwig der Bayer (1282–1347), S. 208.
14 Vgl. Godthardt, Marsilius von Padua und der Romzug Ludwigs des Bayern, S. 238.
15 Vgl. Thomas, Ludwig der Bayer (1282–1347), S. 206.
16 Villani, Nuova Cronica libro undecimo.
17 Chronica Ludovici imperatoris quarti.
18 Vgl. Schneidmüller, Kaiser Ludwig IV. Imperiale Herrschaft und reichsfürstlicher Konsens, S. 378.
19 Vgl. Schneidmüller, Kaiser Ludwig IV. Imperiale Herrschaft und reichsfürstlicher Konsens, S. 380 f.
20 Villani, Nuova Cronica libro undecimo, S. 585.
21 Vgl. Villani, Nuova Cronica libro undecimo, S. 585.
22 Vgl. Godthardt, Marsilius von Padua und der Romzug Ludwigs des Bayern, S. 243.
23 Vgl. Schwarz, Abkehr vom päpstlichen Krönungsanspruch, S. 123-126.
24 Vgl. Thomas, Ludwig der Bayer (1282–1347), S. 201-205.
25 Villani, Nuova Cronica libro undecimo, S. 583.
26 Villani, Nuova Cronica libro undecimo, S. 586.
27 Vgl. Berg, Der Italienzug Ludwigs des Bayern, S. 170.
28 Vgl. Berg, Der Italienzug Ludwigs des Bayern, S. 170.
29 Pauler, Die deutschen Könige und Italien im 14. Jahrhundert, S. 155.
30 Villani, Nuova Cronica libro undecimo, S. 586.
31 Villani, Nuova Cronica libro undecimo, S. 586.
32 Villani, Nuova Cronica libro undecimo, S. 586.
33 Villani, Nuova Cronica libro undecimo, S. 586.
34 Pauler, Die deutschen Könige und Italien im 14. Jahrhundert, S. 159.
35 Moeller, Ludwig der Bayer und die Kurie im Kampf um das Reich, S. 56.
36 Chronica Ludovici imperatoris quarti, S. 5-138.
37 Vgl. Schneidmüller, Kaiser Ludwig IV. Imperiale Herrschaft und reichsfürstlicher Konsens, S. 381.
38 Vgl. Godthardt, Marsilius von Padua und der Romzug Ludwigs des Bayern, S. 254.
39 Chronica Ludovici imperatoris quarti, S. 131.
40 Vgl. Schneidmüller, Kaiser Ludwig IV. Imperiale Herrschaft und reichsfürstlicher Konsens, S. 381.
41 Machiavelli, Das Leben Castruccio Castracanis aus Lucca, S. 47.
42 Thomas, Ludwig der Bayer (1282–1347), S. 206-209.
43 Thomas, Ludwig der Bayer (1282–1347), S. 205.
44 Thomas, Ludwig der Bayer (1282–1347), S. 204.
45 Godthardt, Marsilius von Padua und der Romzug Ludwigs des Bayern, S. 245.
- Arbeit zitieren
- Lukas Palutzki (Autor:in), 2019, Die Rolle des römischen Volkes bei der Kaiserkrönung Ludwigs IV. 'des Bayern', München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/899390
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