Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit Michael Hanekes Film Caché und seinen Beziehungen zum traditionellen narrativen Genrekino einerseits sowie zum vom Filmschaffen Robert Bressons geprägten „objektiven“ Kino andererseits. Eine eingehende Analyse des Films und die Isolierung einer Reihe von Aufälligkeiten stellt den ersten Teil der Arbeit dar. Es werden dabei vor allem verschiedene Formen der Öffnung im strukturellen Gefüge des Films ausfindig gemacht und geordnet.
Einer allgemeinen Gegenüberstellung der Filmästhetik und –philosophie von Haneke und Bresson, deren Filme auf den ersten Blick ästhetisch sehr verwandt scheinen, folgt eine eingehendere Betrachtung des von Paul Schrader anhand von Bressons Filmen beschrieben transcendental style. Das filmästhetische und dramaturgische Modell beschreibt, wie viele von Bressons Filmen Transzendenz, also die Öffnung des Alltäglichen, Weltlichen hin zum Metaphysischen, Umbestimmten zum Ausdruck bringen. Dies geschieht nicht durch den Versuch einer wie immer gearteten Abbildung des Transzendenten, sondern über eine indirekte und implizite Konstruktion, an der alle wesentlichen Aspekte der Filmästhetik mitbauen: Kameraeinsatz, Schauspieler, Montage, Ton, Bildkomposition, Dramaturgie, Licht.
Im Anschluß an die Darstellung des transcendent style steht der progressive Versuch, diesen zum Instrument einer Betrachtung von Hanekes Filmen zu machen. Am Anfang stehen Der siebente Kontinent und Benny’s Video. Die Adaption des Modells für Hanekes frühe, noch in Österreich gedrehten Filme weist den Weg, an dessen Ziel eine Variante steht, mit dem auch die französischsprachigen Produktionen wie Caché besser kontextualisiert und verstanden werden können.
Den Abschluß der Arbeit bildet die Darstellung der künstlerischen Verschiebung, die sich zwischen Bresson und Haneke mit dessen letzten Filmen vollzogen hat, eine vorläufige Qualifizierung dieser Verschiebung, sowie einen Ausblick auf Möglichkeiten der Untermauerung und Erweiterung der vorgestellten Ergebnisse.
Inhaltsverzeichnis
- Danksagung
- I) Einleitung
- A) Fragestellung
- B) Anleitung zur Verwendung des Einstellungsprotokolls
- II) Caché
- A) Inhaltsbeschreibung
- B) Arbeitshypothese und die narrative Öffnung des Films
- C) Detailanalyse
- III) Michael Haneke und Robert Bresson
- A) Verortung Michael Haneke
- B) Robert Bresson
- C) Annäherung Haneke Bresson
- IV) Der „transzendierte Stil“
- A) Der transcendental style
- B) Haneke und der „transzendierte Stil“
- V) Transzendenz und Medialität
- A) Zusammenfassung bisheriger Ergebnisse
- B) Transzendenz des Medialen
- C) Abschließende Gedanken
- VI) Anhang
- A) Verzeichnis verwendeter Literatur
- B) Verzeichnis besprochener Filme
- C) Einstellungsprotokoll Caché
- E) Einstellungsprotokoll Der siebente Kontinent (erste Szene nach Vorspann)
- F) Einstellungsprotokoll Der siebente Kontinent (Supermarktszene)
- G) Einstellungsprotokoll Der siebente Kontinent (letzte Szene)
- H) Einstellungsprotokoll L’Argent (Yvons erste Szene)
- I) Abbildungen
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht Michael Hanekes Film Caché im Kontext cineastischer Traditionen und im Vergleich zum Werk Robert Bressons. Die Zielsetzung besteht darin, das Verhältnis von klassischem Erzählkino und einem "objektiven" Gegenkino im Film zu analysieren und die Wirkungsweisen unterschiedlicher ästhetischer Ansätze zu beleuchten. Dabei wird die Rolle des Transzendenten als verbindendes Element untersucht.
- Das Verhältnis von klassischem Erzählkino und "objektivem" Gegenkino
- Die ästhetischen Ansätze Michael Hanekes und Robert Bressons
- Die Rolle des Transzendenten in der filmischen Gestaltung
- Verdrängung und die Aufarbeitung vergangener Ereignisse
- Die Problematik der zwischenmenschlichen Kommunikation
Zusammenfassung der Kapitel
I) Einleitung: Dieses Kapitel führt in die Fragestellung der Arbeit ein. Es werden zwei gegensätzliche cineastische Traditionen – das klassische Erzählkino und ein „objektives“ Gegenkino – vorgestellt, wobei Hanekes Caché als ein Film betrachtet wird, der Aspekte beider Traditionen verbindet. Die Arbeit untersucht das Verhältnis dieser Ansätze und deren Wirkung im Film, mit besonderem Fokus auf Robert Bressons Einfluss auf Hanekes Werk und die Bedeutung des Transzendenten.
II) Caché: Dieses Kapitel bietet eine detaillierte Inhaltsbeschreibung von Caché, gefolgt von einer Diskussion der Arbeitshypothese und der narrativen Öffnung des Films. Es werden zentrale Themen wie Verdrängung und die Aufarbeitung der Vergangenheit angesprochen, im Kontext des Spannungsfeldes zwischen Thriller-Konventionen und Hanekes eigenständiger filmischer Praxis. Die Detailanalyse des Films konzentriert sich auf Aspekte wie die Unauffälligkeit der Kamera, das filmische Vexierbild, die anonyme Subjektive, die Psychologie der Figuren, und die selbstreflexiven Elemente des Films.
III) Michael Haneke und Robert Bresson: Dieser Abschnitt verortet Michael Haneke biografisch und stilistisch, unterstreicht seine konzeptuelle und handwerkliche Präzision und seinen hohen Kunstanspruch. Anschließend wird Robert Bresson als wichtiger Einfluss auf Haneke vorgestellt, wobei dessen ästhetische Merkmale (Modelle, Montage, Reduktion des Ausdrucks) und das Verhältnis zu einer „objektiven“ Filmauffassung im Detail erörtert werden. Der Vergleich von Bresson und Haneke hebt deren Übereinstimmungen und Unterschiede hervor, insbesondere die Annäherung und Divergenz ihrer ästhetischen Strategien.
IV) Der „transzendierte Stil“: Dieser Abschnitt beschreibt Paul Schraders Modell des „transcendental style“ als ein Mittel zur Analyse von Bressons Filmen. Die zentralen Elemente des Modells, das Alltägliche und das Disparate, werden erläutert, und anhand von Bressons Werken wie Pickpocket und Journal d’un curé de campagne illustriert. Der Abschnitt untersucht die Anwendbarkeit des Modells auf Hanekes Werk, insbesondere Der siebente Kontinent und Benny’s Video, und führt den Begriff des „transzendierten Stils“ ein, um die Modifikationen des Modells in Hanekes Filmen zu bezeichnen.
V) Transzendenz und Medialität: In diesem Kapitel werden die Ergebnisse der vorangegangenen Kapitel zusammengefasst und im Kontext der Hypothese einer „Transzendenz des Medialen“ in Caché diskutiert. Es wird ein Vergleich der Transzendenzkonzepte bei Bresson und Haneke angestellt, wobei die spezifischen Strategien von Caché im Umgang mit dem medialen „Screen“ und der Kritik am traditionellen Erzählkino beleuchtet werden. Abschließende Gedanken skizzieren weitere Forschungsansätze.
Schlüsselwörter
Michael Haneke, Robert Bresson, Caché, Transzendentaler Stil, Objektives Kino, Klassisches Erzählkino, Medialität, Verdrängung, Schuld, Gewalt, Montage, Filmsprache, Psychologie, Selbstreflexion, Transzendenz.
Häufig gestellte Fragen zu: Analyse von Michael Hanekes "Caché"
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit analysiert Michael Hanekes Film "Caché" im Kontext cineastischer Traditionen und vergleicht ihn mit dem Werk Robert Bressons. Sie untersucht das Verhältnis von klassischem Erzählkino und einem "objektiven" Gegenkino im Film und beleuchtet die Wirkungsweisen unterschiedlicher ästhetischer Ansätze. Ein besonderes Augenmerk liegt auf der Rolle des Transzendenten als verbindendes Element.
Welche Themen werden behandelt?
Die Arbeit behandelt folgende Themen: das Verhältnis von klassischem Erzählkino und "objektivem" Gegenkino, die ästhetischen Ansätze Hanekes und Bressons, die Rolle des Transzendenten in der filmischen Gestaltung, Verdrängung und die Aufarbeitung vergangener Ereignisse sowie die Problematik der zwischenmenschlichen Kommunikation.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit?
Die Arbeit gliedert sich in sechs Kapitel: Eine Einleitung, ein Kapitel zur detaillierten Analyse von "Caché", ein Kapitel zum Vergleich von Haneke und Bresson, ein Kapitel zum "transzendierten Stil", ein Kapitel zu Transzendenz und Medialität und abschließend einen Anhang mit Literaturverzeichnis, Filmliste und Einstellungsprotokollen.
Wie wird "Caché" analysiert?
Die Analyse von "Caché" umfasst eine Inhaltsbeschreibung, eine Diskussion der Arbeitshypothese und der narrativen Öffnung des Films. Es werden zentrale Themen wie Verdrängung und die Aufarbeitung der Vergangenheit im Kontext des Spannungsfeldes zwischen Thriller-Konventionen und Hanekes eigenständiger filmischer Praxis behandelt. Die Detailanalyse konzentriert sich auf Aspekte wie die Unauffälligkeit der Kamera, das filmische Vexierbild, die anonyme Subjektive, die Psychologie der Figuren und selbstreflexive Elemente.
Welche Rolle spielt Robert Bresson?
Robert Bresson wird als wichtiger Einfluss auf Haneke vorgestellt. Seine ästhetischen Merkmale (Modelle, Montage, Reduktion des Ausdrucks) und sein Verhältnis zu einer „objektiven“ Filmauffassung werden im Detail erörtert. Der Vergleich von Bresson und Haneke hebt Übereinstimmungen und Unterschiede, insbesondere die Annäherung und Divergenz ihrer ästhetischen Strategien, hervor.
Was ist der "transzendierte Stil"?
Der Begriff "transzendierter Stil" beschreibt Modifikationen von Paul Schraders "transcendental style" in Hanekes Filmen. Das Modell des "transcendental style", mit seinen Elementen des Alltäglichen und Disparaten, wird anhand von Bressons Werken erläutert und auf Hanekes Werk, insbesondere "Der siebente Kontinent" und "Benny’s Video", angewendet.
Welche Schlussfolgerungen werden gezogen?
Die Arbeit fasst die Ergebnisse zusammen und diskutiert sie im Kontext der Hypothese einer „Transzendenz des Medialen“ in "Caché". Es wird ein Vergleich der Transzendenzkonzepte bei Bresson und Haneke angestellt, wobei die spezifischen Strategien von "Caché" im Umgang mit dem medialen „Screen“ und der Kritik am traditionellen Erzählkino beleuchtet werden. Abschließende Gedanken skizzieren weitere Forschungsansätze.
Welche Schlüsselwörter charakterisieren die Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Michael Haneke, Robert Bresson, Caché, Transzendentaler Stil, Objektives Kino, Klassisches Erzählkino, Medialität, Verdrängung, Schuld, Gewalt, Montage, Filmsprache, Psychologie, Selbstreflexion, Transzendenz.
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- Mag. Paul Reisinger (Author), 2007, Michael Hanekes "Caché", Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/89887