Ein effektiver und zukunftsorientierter Schwimmunterricht muss die Schüler nicht zu perfekten Schwimmern mit fehlerfreier Freistil-, Rücken- oder Delfintechnik ausbilden, sondern zu fähigen Rettungsschwimmern. Warum soll bei der aktuell existierenden geringen Schwimmfähigkeit der Schüler Kraft und Energie in das Entwickeln von hohen Geschwindigkeiten und Ausprägen solch komplizierter Techniken verwendet werden, wenn sie diese in ihrem Leben kaum oder sogar nie wieder anwenden.
Ausgehend von dieser Tatsache wurde ein Unterrichtskonzept entwickelt, bei der das Rettungsschwimmen sowohl theoretisch als auch praktisch im Unterricht vermittelt werden kann.
Das Konzept soll als Anleitung oder Vorschlag einer Rettungsschwimmen-Unterrichtssequenz für Lehrkräfte der gymnasialen Oberstufe verstanden werden. Es beinhaltet zehn Einzelstunden Theorie und zehn Doppelstunden Praxis. Theorie und Praxis sind dabei eng miteinander verknüpft. Besonders in der Jahrgangsstufe 11 lässt sich der Inhalt des Konzepts sehr gut anwenden, da in dieser praxisbegleitender Unterricht stattfinden soll. In den Jahrgangsstufen 12 und 13 sollen zwar andere Themen im Theorieunterricht gelehrt werden („Sport und Gesundheit“, „Physiologie der Leistung“, „Training und sportliche Leistung“ usw.), jedoch kann man gesundheitliche, geschichtliche, methodische und trainingsphysiologische Aspekte des Rettungsschwimmens mit in den Theorieunterricht einfließen lassen.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Rettungsschwimmen in Deutschland (allgemein)
3. Rettungsschwimmen in der Schule
3.1 Notwendigkeit von Rettungsschwimmen in der Schule
3.2 Aussagen des Rahmenplans Sport Sekundarstufe II/ Gymnasiale Oberstufe des Landes Brandenburg
3.3 Allgemeine Inhalte von Rettungsschwimmunterricht
3.4 Allgemeine Lernziele schulsportlichen Rettungsschwimmens
4. Vorstellung des Unterrichtskonzepts
4.1 Beschreibung des Konzepts
4.2 Erläuterungen zu den Praxisstunden
4.3 Erläuterungen zu den Theoriestunden
5. Auswertung des Konzepts
5.1 Erfahrungsbericht zu den Praxisstunden
5.2 Erfahrungsbericht zu den Theoriestunden
5.3 Zusammenfassung
6. Möglichkeiten und Grenzen von Rettungsschwimmen in der Schule - Schlussbetrachtung
7. Abkürzungsverzeichnis
8. Literaturverzeichnis
9. Anhang
9.1 Stundenübersicht Praxis
9.2 Stundenübersicht Theorie
9.3 Auswertung der Interviews
1. Einleitung
Ein effektiver und zukunftsorientierter Schwimmunterricht muss die Schüler1 nicht zu perfekten Schwimmern mit fehlerfreier Freistil-, Rücken- oder Delfintechnik ausbilden sondern zu fähigen Rettungsschwimmern. Warum soll bei der aktuell existierenden geringen Schwimmfähigkeit der Schüler Kraft und Energie in das Entwickeln von hohen Geschwindigkeiten und Ausprägen solch komplizierter Techniken verwendet werden, wenn sie diese in ihrem Leben kaum oder sogar nie wieder anwenden. Vielleicht landen vereinzelt Schüler im Breitensport Schwimmen oder sehen sich durch den Schwimmunterricht so motiviert, ihr Leben lang in der Freizeit vereinsunabhängig schwimmen zu gehen. Die Statistiken beweisen jedoch, dass die Wahrscheinlichkeit sehr gering ist. In Deutschland besucht jeder Bundesbürger im Durchschnitt pro Jahr nur vier bis fünf mal ein Hallen- oder Freizeitbad.2 Das erscheint sehr wenig, bietet doch das Medium Wasser zahlrei- che Möglichkeiten. Als flüssiger Körper mit einer höheren Dichte als der des menschlichen Kör- pers erzeugt es bei diesem einen statischen Auftrieb und entlastet ihn folglich. Besonders Schwimmanfänger können durch Übungen wie beispielsweise der Hockschwebe erfahren, dass der Mensch aufgrund unterschiedlicher Dichteverhältnisse von Natur aus schwimmt. Orthopäden empfehlen die gelenkschonende Fortbewegungsmöglichkeit des Schwimmens oft zu therapeuti- schen Zwecken. Für Übergewichtige ist das Medium Wasser gut geeignet, um das Herz- Kreislauf-System zu belasten. Ein weiterer Vorteil des Wassers ist der gefühlte Kältereiz, der zwar zu ständigem Wärmeverlust führt, jedoch aufgrund des hohen Energieverbrauchs die Stoffwechseltätigkeit anregt. Mit einher geht die Schulung der Regulationsmechanismen, welche auch als Abhärtung bezeichnet und als positiv für den Körper bewertet wird.3 Trotz der Vorteile des Mediums Wasser und der Durchführung von Schwimmunterricht in der Schule betreiben noch zu wenige Menschen das Schwimmen als Hobby oder Gesundheitssport. Vermutlich kann Schwimmunterricht, mit dem Ziel der Motivation zum regelmäßigen Schwimmen nur wenige Schüler erreichen. Sollte man aus diesen Gründen also den Schwimmunterricht vorzugsweise reformieren und den Aufwand darauf abzielen, die Schüler rettungsfähig zu machen? Dann ha- ben sie im Falle einer fehlenden Motivation regelmäßig schwimmen zu gehen zumindest Kennt- nisse und Erfahrungen, einer ertrinkungsgefährdeten Person zu helfen. Diese Tatsache könnte eine erhöhte Sicherheit an brandenburgischen Seen und Flüssen bedeuten. Voraussetzung ist na- türlich, dass an möglichst vielen Schulen Rettungsschwimmen unterrichtet würde. Die Möglich- keit, die Schüler zum regelmäßigen Schwimmen zu motivieren bestünde ja trotzdem. Hinzu kommt, dass Rettungsschwimmen inzwischen auch zu einer Wettkampfsportart geworden ist.
Rettungsschwimmer haben also die Möglichkeit, sich in Vereinen der Deutschen Lebensret- tungsgesellschaft (DLRG) und Wasserwacht zu organisieren und an verschiedenen Wettkämpfen wie Deutschen Meisterschaften oder sogar Weltmeisterschaften teilzunehmen. Die DLRG als größte freiwillige Wasserrettungsorganisation hat sogar ein Kadersystem, welches die besten Rettungsschwimmer innerhalb Deutschlands zusammenführt und ihnen internationale Wettkämp- fe ermöglicht. Im Zuge dessen haben besonders interessierte und auch talentierte Schüler die Möglichkeit, ihren Interessen in einem Verein weiterhin nachzugehen. Somit ist auch eine Ta- lentförderung innerhalb der schulischen Rettungsschwimmausbildung für die Wettkampfsportart Rettungsschwimmen realisierbar. Besonders die in den letzten Jahren steigenden Ertrinkungszah- len - von 477 (1998) auf 644 (2003)4 - aufgrund mangelnder Schwimmfähigkeit der Bevölkerung sprechen für die Ausbildung von mehr Rettungsschwimmern. Zwar benötigen die Schüler für eine schulische Rettungsschwimmausbildung gewisse Grundfertigkeiten im Schwimmen. Diese Grundlagen - insbesondere die des Brustschwimmens - müssen jedoch bereits in der Grundschule und der Sekundarstufe I gelegt werden. Dann kann man mit einem gut organisierten Rettungs- schwimmunterricht in der Sekundarstufe II daran anknüpfen. Dies soll auch Ansatzpunkt meiner Arbeit sein. Nicht nur durch meine 15-jährige Mitgliedschaft in der DLRG spreche ich mich für eine schulische Rettungsschwimmausbildung aus. Auch die Tatsache, dass Rettungsschwimmen mit seinen vielfältigen Übungen und Rettungstechniken die Anforderungen des Rahmenplans Sport der gymnasialen Oberstufe des Landes Brandenburg in besonderem Maße erfüllen kann, spricht für eine solche Ausbildung. Ziel meiner Arbeit ist es, ein Konzept zu entwickeln, das die Einführung von Rettungsschwimmen in der gymnasialen Oberstufe ermöglicht. Vor allem möch- te ich herausfinden, ob meine Vorstellungen einer schulischen Rettungsschwimmausbildung rea- lisierbar sind, so dass eine Erprobung und Auswertung des Konzepts mit seinen Theorie- und Praxissequenzen ebenfalls Zielstellung der Arbeit sind.
2. Rettungsschwimmen in Deutschland
„Der 28. Juli 1912 war ein sonniger Sonntag. Über 1000 Badegäste und Ausflügler drängten sich kurz vor 19 Uhr auf der 800m langen Seebrücke in Binz auf Rügen und erwarteten die Ankunft des Bäderdampfers ‚Kronprinz Wilhelm’. Plötzlich brach die Anlegestelle in sich zusammen. Über 100 Menschen stürzten in die Ostsee.“5
Durch Eingreifen der kaiserlichen Marine konnten glücklicherweise viele Menschen gerettet werden. 17 Menschen jedoch, darunter sieben Kinder, starben. Dieses Unglück brachte die Erkenntnis, dass zu dieser Zeit noch immer viele Menschen nicht schwimmen konnten. Noch weniger waren die Menschen in der Lage, Ertrinkende vor dem Tod zu retten. Es folgte der Aufruf zur Gründung einer Organisation, die sich das Retten von Ertrinkenden und folglich die Ausprägung rettungsschwimmerischer Fähigkeiten zur Aufgabe stellte. Daraufhin wurde am 19.10.1913 die Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft in Leipzig gegründet.6
Da bis dato nur fünf Prozent der Bevölkerung schwimmen konnten, setzte sich die DLRG in den ersten Jahren besonders für die Schulschwimmausbildung und die Rettungsschwimmausbildung ein. Trotzdem starben in Deutschland im Jahr 1922 noch ca. 8000 Menschen durch Ertrinken.7 Schon nach dreißig Jahren konnte die DLRG durch Ausbildung einer Million Rettungsschwimmer und Ableistung von acht Millionen Wachstunden an Küsten, Seen und Flüssen die Zahl tödlicher Ertrinkungsfälle um ein Drittel senken.
Inzwischen ist die DLRG mit ca. 800.000 Mitgliedern und Förderern die größte freiwillige Was- serrettungsorganisation der Welt. Sie ist die Nummer Eins in der Schwimm- und Rettungs- schwimmausbildung in Deutschland. Von 1950 bis zum Jahr 2003 hat die DLRG über 20 Millio- nen Schwimmprüfungen und knapp vier Millionen Rettungsschwimmprüfungen abgenommen.8 Über 60.000 Rettungsschwimmer der DLRG wachen jährlich ca. 2 Millionen Stunden an den Stränden und Ufern von Seen, Flüssen und Meeren. Sie sorgen für die Sicherheit zahlreicher Ba- degäste und Wassersportler. Im Jahr 2003 konnten die Wachgänger 549 Menschen vor dem Er- trinken retten. Seit 1913 haben die Retter insgesamt 300.000 Menschen in Deutschland vor dem Ertrinken bewahrt.9
Die Hauptaufgaben der DLRG, die sich dem Prinzip der Humanität verpflichtet hat, sind die Schwimmausbildung, die Aufklärung der Bevölkerung sowie der Wasserrettungsdienst, der unter anderem die Aufsicht zahlreicher Bade- und Wassersportgewässer beinhaltet.
Weiterhin engagierte sich die DLRG für eine Verbesserung des Schulschwimmens und der Bä- dersituation.
Die DLRG ist seit 1976 Mitglied im Deutschen Sportbund und außerdem seit 1993 Gründungs- mitglied des neuen Weltverbandes der Wasserrettungsorganisationen, der International Life Sa- ving Federation.10
Mitglieder der DLRG betreiben Leistungs- oder Breitensport, arbeiten als Bootsführer, Taucher, Sprechfunker, in der Erste Hilfe-Ausbildung und im Katastrophenschutz.
Ca. 10.000 Mitglieder gewährleisten ein geregeltes Vereinsleben als Vorsitzende, Schatzmeister, Geschäftsführer oder in der Öffentlichkeitsarbeit.
Besonders die Jugendarbeit wird in dieser Organisation groß geschrieben. 60% aller Mitglieder sind Kinder und Jugendliche.11 Einer der wichtigen Leitsätze der DLRG lautet: „Wir fördern mit der DLRG-Jugend eine eigenständige Jugendarbeit, die sich den Grundwerten des Verbandes verpflichtet“12. Das bedeutet, „die Arbeit der DLRG-Jugend auf der Grundlage ihres Leitbildes zu unterstützen, sich für ihren Fortbestand einzusetzen und ihre Verantwortung als freier Träger der Jugendhilfe anzuerkennen; Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen auch in der DLRG die Möglichkeit zu geben sich zu entwickeln, ihre altersspezifischen Bedürfnisse einzu- bringen und ihre Interessen aktiv zu vertreten; junge Menschen schon frühzeitig in Diskussions- und Entscheidungsprozesse einzubeziehen und sie langfristig für die DLRG zu begeistern“13.
3. Rettungsschwimmen in der Schule
3.1 Notwendigkeit von Rettungsschwimmen in der Schule
Noch immer ist es in unserer modernen Welt (über)lebenswichtig, die Fähigkeit des Schwim- mens zu beherrschen. Denn unsere Sicherheit wird nach wie vor durch Umweltkatastrophen wie Hochwasser, Sturmfluten oder Überschwemmungen bedroht. Aber auch in der Freizeit wird eine Bewältigung des Mediums Wasser immer öfter notwendig. „Schwimmen ist dabei sowohl eine sportliche Handlungsform im Wasser, als auch grundlegendes Mittel der Selbstrettung vor dem Ertrinken.“14
In Deutschland sterben im Durchschnitt pro Jahr ca. 600 Menschen durch Ertrinken. Die Ten- denz ist seit kürzester Zeit jedoch steigend. Während 1998 noch 477 Menschen ertranken, waren es 2003 schon 644.15 Zwar gab es 2004 174 weniger Ertrinkungsfälle als 2003, jedoch ist dieser scheinbare Rückgang eher auf den vergangenen kühlen und verregneten Sommer zurückzufüh- ren.16
Tatsache ist, dass etwa jeder vierte Deutsche ab 14 Jahren nicht oder nur sehr schlecht schwim- men kann. Auch immer weniger Kinder können nicht schwimmen, lernen es also gar nicht erst. Trauriges Resultat ist, dass besonders Kinder Opfer des Ertrinkungstodes sind. In Deutschland ist jedes dritte Kind im schulpflichtigen Alter ein Nichtschwimmer und es lässt sich eine steigende Tendenz verzeichnen.17
Ursachen für die Abnahme der schwimmfähigen Personen in Deutschland sind vor allem man- gelnde finanzielle Möglichkeiten der Schulträger, da wo Hallen noch da sind die entsprechenden Nutzungsentgelte zu zahlen sowie die Schließung zahlreicher Schwimmhallen aufgrund fehlen- der finanzieller Mittel der Kommunen. Es werden zwar viele neue Schwimmhallen in Form von Spaßbädern errichtet, selten enthalten diese jedoch richtige Schwimmbecken. In Hamburg rei- chen die Sparmaßnahmen sogar so weit, dass das Schulschwimmen abgeschafft werden soll. Das hätte fatale Folgen für die Schwimmfähigkeit der Kinder und somit die erwartete Zahl der Er- trinkungsgefährdeten.
Das Erlernen des Rettungsschwimmens in der Schule kann zweifache Wirkung haben. Die Schü- ler verbessern ihre Schwimmfähigkeiten und lernen gleichzeitig Maßnahmen kennen, durch die sie an Seen oder Flüssen in Not geratene Menschen retten können. Würde die Rettungs- schwimmausbildung im Sportunterricht fest verankert werden, ließe sich die Zahl der Ertrin- kungstoten mit Sicherheit senken. Es gäbe weniger Nichtschwimmer und es gäbe mehr Rettungs- schwimmer, die befähigt wären, im Notfall jemandem das Leben zu retten.
Durch die Einführung einer Rettungsschwimmausbildung in der Schule, sind die Schüler in der Lage, ihr Selbstvertrauen zu stärken. Gerade in der gymnasialen Oberstufe sollen die Schüler auf ihr Leben nach der Schule vorbereitet werden, was leider noch zu wenig geschieht. Die Schüler lernen durch die verschiedenen Rettungstechniken, dass sie in der Lage sind anderen zu helfen. Würde ein Badeunfall an einem See geschehen, bräuchten sie nicht zögern zu helfen, da sie eine Rettungsschwimmausbildung hinter sich haben und somit sofort wüssten, was zu tun ist. Ret- tungsschwimmen kann den Schülern bei der Persönlichkeitsfindung helfen und folglich auch zur Stärkung ihres Selbstvertrauens beitragen.
Ein weiterer Aspekt spricht für die Durchführung einer Lehreinheit Rettungsschwimmen in der Schule. Meistens lernen die Schüler nur für sich selbst. Sie lernen, um später zu studieren, einen guten Job zu bekommen oder sich gar andere Wünsche erfüllen zu können. Sie treiben Sport, um sich selbst körperlich fit zu halten oder sportliche Erfolge zu erzielen. Durch Rettungsschwim- men halten sich die Schüler zwar auch körperlich fit, lernen jedoch dabei, wie sie sich in Notfall- situationen verhalten sollen. Als sehr wichtig ist dabei zu erachten, dass die Schüler etwas lernen, was anderen nützen kann. Altruismus, auch als Selbstlosigkeit bezeichnet, nennt man derartige Verhaltensweisen, bei denen man etwas für jemanden tut, ohne eine Gegenleistung zu erwarten. In der heutigen Gesellschaft und auch in der Schule denkt fast jeder nur noch an sich, um persön- liche Vorteile zu erlangen. Deswegen ist es sinnvoll, durch eine Rettungsschwimmausbildung den Schülern altruistisches Verhalten nahe zu legen, so dass sie z.B. während einer Rettungsakti- on nur an den Ertrinkungsgefährdeten und dessen Rettung denken und nicht an Lobprämien für die Rettungsaktion oder Ähnliches.
Letztendlich ist es in vielen Lebenslagen nützlich, die Techniken des Rettungsschwimmens zu beherrschen. Besonders in der Sekundarstufe II streben viele Schüler danach, die Fahrprüfung abzulegen. Mit Erhalt des Führerscheins und somit der Teilnahme am Straßenverkehr als Führer eines Kraftfahrzeugs steigt auch die Wahrscheinlichkeit, in eine Notsituation zu geraten. Zwar müssen die Schüler eine Erste Hilfe-Ausbildung besuchen, um die Fahrprüfung ablegen zu dür- fen, jedoch würde eine zusätzliche Rettungsschwimmausbildung die Erste Hilfe-Ausbildung nützlich ergänzen. Die Schüler bekommen zahlreiche Hinweise und Anleitungen, wie sie sich in einer Notfallsituation verhalten sollten. Gerade beim Baden an Seen aber auch im Schulschwim- men, beim Autofahren, beim Schlittschuhlaufen oder sogar im eigenen Swimmingpool zu Hause kann es (über)lebenswichtig sein, sich mit Rettungstechniken auszukennen.
Damit wird die Notwendigkeit einer Rettungsschwimmlehreinheit eindeutig bestätigt.
Vor allem die anfangs genannten Argumente der steigenden Ertrinkungszahlen im Kindesalter sprechen dafür, Rettungsschwimmen bereits in der Primarstufe einzuführen. Pilotprojekte solcher Kurse liefen bereits in Barsinghausen an der Goetheschule. Das Unterrichten von Rettungs- schwimmen in der 5. Jahrgangsstufe im Schuljahr 1999/2000 führte dazu, dass von 22 teilneh- menden Schülerinnen und Schülern 19 erfolgreich das Abzeichen des „Juniorretters“ ablegen konnten.18
3.2 Aussagen des Rahmenplans Sport Sekundarstufe II/ Gymnasiale Oberstufe des Landes Brandenburg
Ich beziehe mich bei meinen Aussagen nur auf den Rahmenplan Sport der gymnasialen Oberstufe des Landes Brandenburg, da die Einführung des Rettungsschwimmens im Zuge des Konzepts zunächst nur im Land Brandenburg durchgeführt wurde. Der Rahmenplan gibt allgemeine Leitlinien vor, welche als fach- und stufenübergreifende didaktische Überlegungen verstanden werden. Sie sollen in allen Lernbereichen, Unterrichtsfächern und Schulstufen Anwendung finden. Im Folgenden möchte ich darstellen, inwieweit die Verwirklichung der Leitideen in einer schulischen Rettungsschwimmausbildung realisiert werden können.19
Die Leitlinie der Schülerorientierung erfordert die Berücksichtigung der Lernvoraussetzungen und Lernweisen der Schüler. Aufgabe des Lehrers20 ist es, auf die Interessen und Bedürfnisse der Schüler einzugehen und ihnen neue Sichtweisen zu eröffnen.21 Rettungsschwimmen in der Schu- le eignet sich dafür in besonderem Maße. Da es vielfältige Anforderungen und Übungsformen im Rettungsschwimmen gibt, hat der Lehrer nach Einschätzung der Lernvoraussetzungen der Schü- ler bei der Planung des Unterrichts ausreichend Variationsmöglichkeiten. Sind die koordinativen und konditionellen Fähigkeiten der Schüler noch nicht hinreichend ausgeprägt, sollte der Lehrer zunächst die Prüfungsanforderungen des Abzeichens „Juniorretter“ dem Rettungsschwimmunter- richt als Ziel zu Grunde legen. Beweisen die Schüler jedoch einen guten technischen und kondi- tionellen Leistungsstand im Schwimmen, so kann der Rettungsschwimmunterricht auf das Erlan- gen des Rettungsschwimmabzeichens Silber ausgerichtet werden. Die Eröffnung neuer Sichtwei- sen beim Schüler lässt sich in der schulischen Rettungsschwimmausbildung ebenfalls gut umset- zen, da die meisten Schüler mit dieser Sportart bisher kaum konfrontiert wurden. Durch Beto- nung von Bedeutsamkeit und Notwendigkeit des Rettungsschwimmens, sowie durch das Lehren von Maßnahmen der Selbst- und Fremdrettung ist es denkbar, in den Schülern komplexe Gedan- kengänge hervorzurufen und deren Horizonte gezielt zu erweitern.
Eng verknüpft ist diese Tatsache auch mit der Leitidee der Handlungsorientierung, welche das „praktische und geistige Tätigwerden“22 der Schüler verlangt. Besonders während simulierter Rettungsaktionen wird das geistige Tätigsein von den Schülern gefordert. Während der Ausfüh- rung komplizierter Rettungstechniken, wie der des Abschleppens oder der Befreiung aus Um- klammerung müssen die Schüler genaue Bewegungsvorstellungen haben und antizipieren, wie sie die Bewegungsaufgabe einwandfrei lösen können. Aber nicht nur bei solch einzelnen Bewe- gungen werden hohe kognitive Leistungen von den Schülern erfordert. Auch ganze Technikab- folgen verlangen nach kognitiven Prozessen von Seiten des Schülers. Zum Beispiel muss ein Opfer, nachdem es abgeschleppt wurde, zum Beckenrand befördert und dann mit dem Rau- tekgriff über diesen geborgen werden. Danach folgt die Durchführung der Lebensrettenden So- fortmaßnahmen. Das bedarf zahlreicher Denkprozesse im Gehirn des Schülers. Neben diesem geistigem Tätigsein, soll auch das praktische Tätigsein des Schülers im Vordergrund des Unter- richts stehen. Dieses ist im Sportunterricht stets gewährleistet, also auch im Rettungsschwimmen denkbar. Vor allem aber die „größere Vielfalt der Schülertätigkeiten“23, nach der das Prinzip der Handlungsorientierung strebt, erscheint im Rettungsschwimmen außerordentlich gut umsetzbar. Es gibt eine immense Bandbreite an Übungen und Techniken, die im Rettungsschwimmen An- wendung finden. Beispiele sind die vielen verschiedenen Abschlepptechniken, die beiden Trans- porttechniken des Schiebens und Ziehens, das Kleidungs- und Flossenschwimmen sowie zahlrei- che Komplexübungen, die durch Zusammenstellung oben genannter Techniken durchgeführt werden können. Vergleichsweise gibt es beim Schwimmen nur die vier Hauptschwimmarten Schmetterling, Rücken, Brust und Kraul. Diese lassen sich zwar differenzieren in Arm- und Beinübungen und auch miteinander kombinieren, jedoch gestaltet sich das Übungsspektrum nicht ganz so vielfältig wie beim Rettungsschwimmen. Auch wenn dieser Vergleich nicht ganz eindeu- tig und nachvollziehbar ist, so steht doch fest, dass Rettungsschwimmen enorm hohe motorische Anforderungen an den einzelnen Schüler stellt. Bewiesen wird das durch die zahlreichen koordi- nativen Fähigkeiten, derer es beim Rettungsschwimmen bedarf. Rettungsschwimmen bildet vor allem während des Flossen-, Kleidungs- und Transportschwimmens Rhythmusfähigkeit bezüg- lich der Atmung und der Ausführung des Bewegungszyklus aus. Reaktionsfähigkeit wird beson- ders in Verbindung mit dem Üben der Befreiungsgriffe ausgeprägt. Die Schüler müssen im Falle einer Umklammerung schnell reagieren und sich daraus befreien. Gleichzeitig spielt während dieser Übung auch die Antizipationsfähigkeit eine Rolle. Diese umfasst „all jene Leistungen in der Bewegungsregulation, die die Vorhersage von eigenen oder fremden Bewegungen beinhal- ten“24. Die Schüler müssen vorausschauend agieren.
Weiterhin spielt die räumliche Orientierungsfähigkeit im Rettungsschwimmen eine entscheiden- de Rolle. Besonders beim Tauchen und der Befreiung aus Umklammerungen ist der Einsatz der Augen und des Vestibularapparates als Sinnesorgane notwendig. Die Schüler müssen sich dahin- gehend orientieren, dass sie nicht schief oder gegen die Wand tauchen und beim Befreien stets wissen, wo oben und unten ist. Auch beim Abschleppen, was immer in Rückenlage erfolgt, ist eine gewisse Orientierung zwingend. Die Schüler sollten die Wand oder Leine permanent im Auge behalten, um ein Kollidieren zu verhindern. Eng verknüpft mit der räumlichen Orientie- rungsfähigkeit ist die kinästhetisch-propriozeptive Differenzierungsfähigkeit. Diese gibt die Empfindung und Wahrnehmung der verschiedenen Parameter des eigenen Körpers und der Um- welteinflüsse an.25 Für den Schwimmer bedeutet das anhand des Wasserwiderstandes die optima- le Geschwindigkeit abzuschätzen, die er bewältigen kann, ohne sich frühzeitig zu erschöpfen.26 Eine letzte entscheidende koordinative Fähigkeit, die im Verlauf einer schulischen Rettungs- schwimmausbildung ausgeprägt und verbessert werden kann, ist die soziomotorische Kooperati- onsfähigkeit. Typisch eigentlich für Mannschaftssportarten wird sie auch im Rettungsschwim- men im Zuge der zahlreichen Partnerübungen wie Abschleppen, Transportschwimmen, Befrei- ung aus Umklammerung und Bergen über den Beckenrand geschult. Auf detaillierte Beispiele gehe ich an späterer Stelle ein, da sich dieser Aspekt bei Vorstellung des sozial-emotionalen Lernbereichs wiederholt.
Darüber hinaus eignet sich Rettungsschwimmen für die schulische Schwimmausbildung inso- fern, dass es motorisch gesehen vielfältig und anspruchsvoll ist. Es beinhaltet sowohl zyklische als auch azyklischen Bewegungen. Abschlepp- und Transporttechniken sowie Flossen- und Klei- dungsschwimmen werden als zyklische Bewegungen bezeichnet. Übungen wie Befreiung aus Umklammerung, Tieftauchen, Entkleiden nach dem Kleiderschwimmen und Bergen über den Beckenrand mit anschließenden Sofortmaßnahmen sind jedoch azyklische Bewegungen und cha- rakterisiert durch „eine deutliche Gliederung, einen definierten Auftakt und ein definiertes Ende“ und sind somit „in sich abgeschlossene einmalige Bewegungen“27. Zyklische Bewegungen hin- gegen sind „in identischer oder ähnlicher Form wiederholende Abläufe in der sportlichen Tätig- keit“28 wozu neben Schritten im Laufen und Gehen auch Schwimmzüge zählen. Azyklische Be- wegungen beim Sportschwimmen sind beispielsweise die Wenden und Startsprünge.
Weiterhin verlangt Handlungsorientierung nach Tätigkeiten, „die eigenes Beobachten, Verglei- chen, Erkunden, Entwerfen, Versuchen, Experimentieren, Dokumentieren, selbständiges Darstellen, aber auch Bedenken, Verändern und Herstellen verlangen bzw. ermöglichen“29. Hauptsächlich im Zuge der Einführung neuer Rettungstechniken können die Schüler zunächst angehalten werden, selbst Möglichkeiten und Lösungsvorschläge zur Rettung, Befreiung u.a. zu entwerfen, diese auszuprobieren und Mitschülern vorzustellen.
Innerhalb einer schulischen Rettungsschwimmausbildung werden die Schüler befähigt, Problem- horizonte zu erschließen. Im Verlauf des Theorieunterrichts sind die Schüler durch Analyse zahl- reicher Ertrinkungsstatistiken in der Lage, die Problematik der steigenden Zahl der Ertrinkungs- opfer wahrzunehmen und somit die Notwendigkeit einer (schulischen) Rettungsschwimmausbil- dung zu begreifen. Sie werden angehalten Erkenntnisse und Fakten über das Rettungsschwim- men zu hinterfragen und eventuell bisher Unbekanntes selbst zu entdecken und zu erkunden. Da- nach strebt die inhaltliche Dimension der didaktischen Leitidee der Problemorientierung. Die daraus ableitende methodische Dimension bezieht sich auf die Art und Weise der Unterrichtsges- taltung.30 Genauso wie in vielen anderen Unterrichtsfächern bietet der Rettungsschwimmunter- richt im Zuge des Faches Sports hinsichtlich der Organisations- und Arbeitsformen sowie der verschiedenen Unterrichtsmethoden vielfältige Möglichkeiten an, die ich in Verbindung mit dem nun folgenden Grundsatz der Offenheit näher erläutern werde.
Die Anforderungen der Offenheit als Leitlinie lassen sich außerordentlich gut in einer schuli- schen Rettungsschwimmausbildung realisieren. Offenheit des Unterrichts verlangt u.a. nach der „Verbindung vielfältiger Arbeits- und Sozialformen“31. Diese abwechslungsreichen Formen kön- nen im Rettungsschwimmen durch das enorme Spektrum an Übungen und Bewegungen Anwen- dung finden. Partnerübungen sind Vorraussetzungen zahlreicher Bewegungsanforderungen, wie Abschleppen, Transportieren oder Befreien aus der Umklammerung. Die Sozialform der Einzel- arbeit kommt vor allem beim Kleidungs- und Flossenschwimmen zum Tragen. Gruppenarbeit bietet sich vor allem in Verbindung mit kleinen Spielen an.
Überdies lassen sich die Formen der Bewegungsaufgabe variabel gestalten. Der Lehrer kann den Schülern verbale Technikbeschreibungen geben oder die Bewegungsmuster anschaulich darstel- len. Dies kann durch Lehrbildreihen, Videosequenzen oder das eigene Vorzeigen bzw. Vorma- chen geschehen. Die Arbeitsform des selbständigen Erarbeitens lässt sich im Rettungsschwim- men hervorragend einsetzen, da den Schülern viele Bewegungsformen noch unbekannt sind. Im Schwimmen jedoch sind sämtliche Techniken bekannt. Außerdem gibt es bereits viel detaillierter ausformulierte Technikleitbilder, die freies, entdeckendes Lernen kaum noch oder nicht ermögli- chen.
Selbständiges Erarbeiten lässt sich im Praxisunterricht wie folgt umsetzen. Zum Beispiel könnte man den Schülern die Aufgabe stellen, Überlegungen anzustellen, wie man eine Person über den Beckenrand bergen könnte. Den Schülern bleibt viel Spielraum, um herauszufinden, wie sie die- ses Problem am einfachsten lösen. Diese auch als entdeckendes und forschendes Lernen bezeich- nete Arbeitsform lässt sich auch gut im Theorieunterricht umsetzen, indem man den Schülern neue Sachverhalte in Textform gibt, die sie dann selbständig erarbeiten. Auch die Formulierung von Hypothesen und Problemstellungen kann die Schüler zu selbständigem Erarbeiten und Ent- wickeln individueller Gedanken anregen. Ein enger Bezug zu problemorientiertem Unterricht wird demzufolge hergestellt.
Differenzierung als Leitidee verlangt nach der Berücksichtigung der Individualität der Schüler, insbesondere im Hinblick auf deren unterschiedliche Lernvoraussetzungen, Lernmotivationen, Interessen und Erfahrungen, Kommunikations- und Kooperationsfähigkeit sowie Umfang und Niveau bereits erworbenen Wissens und Könnens.32 Einfache Formen der Differenzierung wie persönliches Ansprechen einzelner Schüler, Lob, Schaffen von Erfolgserlebnissen sowohl für die leistungsstärkeren als auch die leistungsschwächeren Schüler und Anteilnahme am Lernfort- schritt lassen sich im Rettungsschwimmen genauso gut umsetzen wie in anderen Sportarten oder Fächern. Mit Lob und Anteilnahme am Lernforschritt kann man besonders in der praktischen Rettungsschwimmausbildung arbeiten, indem die Lehrkraft den Schülern stets während der Stunde aber auch an deren Ende verdeutlicht, was sie in der jeweiligen Einheit gelernt und er- reicht haben.
Das Schaffen von Erfolgserlebnissen für leistungsstärkere wie auch leistungsschwächere Schüler kann durch folgende Möglichkeiten realisiert werden. Die Schüler erhalten differenzierte Bewe- gungsaufgaben. Die Leistungsstärkeren können beispielsweise längere Strecken Meter schwim- men, schwerere Personen abschleppen oder mehr Tauchringe heraufholen. Eine Unterforderung dieser Schüler wird folglich verhindert. Auch in den Theorieeinheiten lassen sich die Gedanken von Differenzierung umsetzen. Besonders bei Gruppen- und Partnerarbeit kann der Lehrer die Gruppenzusammensetzung so wählen, dass innerhalb einer Gruppe leistungsfähigere Schüler schwächere unterstützen. Ein positiver Nebeneffekt ist die Entwicklung von sozialem Lernver- halten. Auch wenn diese Differenzierungsmöglichkeiten in vielen anderen Sportarten möglich sind, so sollte aber verdeutlicht werden, dass es im Rettungsschwimmen ebenfalls verwirklichbar ist.
Eine letzte wichtige Leitlinie, die eine schulische Rettungsschwimmausbildung definitiv umset- zen kann, ist die des fachübergreifenden Arbeitens. Besonders im Theorieunterricht muss die Lehrkraft im Zuge der Einführung der Herz-Lungen-Wiederbelebung auf biologische Grundla- gen des Atmungs- und Herzkreislaufsystems eingehen. Dadurch greift die Theorie in den Fach- bereich Biologie über. Gibt man einen theoretischen Einstieg in die Geschichte des Rettungs- schwimmens, so stellt man gezielt Bezüge zum Unterrichtsfach Geschichte her. Das Fach Politi- sche Bildung kann ebenfalls Anwendung finden. In Verbindung mit dem Thema Fremdrettung müssen zunächst gesetzliche Grundlagen, wie z.B. die Verpflichtung zur Hilfeleistung, geschaf- fen werden. Weiterhin lassen sich die Rettungsgrundsätze innerhalb des Themas Fremdrettung sehr gut bildlich darstellen, so dass das Fach Kunst ebenfalls mit einfließen kann. Zum Fach Ma- thematik kann man im Zuge der Auswertung von Diagrammen übergreifen.
Neben den Leitlinien für den allgemeinen Unterricht schreibt der Rahmenplan Sport der gymna- sialen Oberstufe des Landes Brandenburg dem Sportunterricht folgende Aufgaben zu: „Förde- rung der Gesundheit und Freude an sportlicher Bewegung; weitere Ausbildung der sportmotori- schen und sozialen Handlungsfähigkeit der Jugendlichen in zum Teil selbstgewählten Schwer- punktsportarten und, damit verbunden, eine weitere Entwicklung der körperlich-sportlichen Leis- tungsfähigkeit; Vermittlung von Inhalten und Methoden, die einer gesunden Lebensweise sowie einer sportlichen Freizeitgestaltung in individueller und sozialer Verantwortung dienen; Motivie- rung zum lebenslangen Sporttreiben“33. Rettungsschwimmen als Bestandteil der schulischen Schwimmausbildung kann diese Anforderungen, wie bereits schon in Verbindung mit der Vor- stellung der Leitlinien dargestellt, erfüllen.
Ferner gibt der Rahmenplan der gymnasialen Oberstufe des Landes Brandenburg vor, dass be- stimmte motorische, kognitive und sozial-emotionale Ziele im Sportunterricht anzustreben sind. Der motorische Lernbereich verlangt nach „Entwicklung, Erweiterung und Anwendung des sportlichen Könnens, der Anregung und Befähigung der Jugendlichen, sich mit der eigenen Kör- perlichkeit und der sportlichen Bewegung auseinander zusetzen sowie mit der Entwicklung und Vervollkommnung der körperlichen Fähigkeiten, der Beweglichkeit und Körperhaltung“34. Ret- tungsschwimmen kann diesen Anforderungen dadurch gerecht werden, indem die Schüler neue Techniken erlernen, diese im Zuge der Ausbildung verbessern und parallel dazu ihre konditionel- len Fähigkeiten schulen. Besonders die koordinativen Fähigkeiten, wie Reaktionsfähigkeit, Rhythmusfähigkeit, soziomotorische Kooperationsfähigkeit, räumliche Orientierungsfähigkeit und Antizipationsfähigkeit werden im Rettungsschwimmen angesprochen und geschult. Durch diese anspruchsvollen sowohl koordinativen, als auch konditionellen Anforderungen ist eine Auseinandersetzung der Schüler mit ihrem eigenen Körper unabdingbar!
Der kognitive Lernbereich beinhaltet das Kennenlernen zahlreicher Inhalte, Formen und Metho- den der sportlichen Betätigung sowie die Aneignung sportbezogener und fachübergreifender Kenntnisse über Auswirkungen regelmäßigen Sporttreibens auf Gesundheit, Wohlbefinden und Leistungsfähigkeit.35 Rettungsschwimmen kann diesen Ansprüchen dahingehend gerecht werden, dass sowohl in der Theorie, als auch in der Praxis zahlreiche neue Kenntnisse und Bewegungen unter Verwendung unterschiedlichster Methoden vermittelt werden. Ein positiver Nebeneffekt ist die bewusste und teilweise auch unbewusste Auseinandersetzung der Schüler mit den Folgen des Kenntniserwerbs im theoretischen und praktischen Bereich. Die Schüler begreifen die Relevanz von Rettungsschwimmen und sind in der Lage aufgrund der körperlichen Anstrengungen inner- halb der Praxisausbildung ein verbessertes Wohlempfinden und eine gesteigerte Leistungsfähig- keit am Ende des Kurses wahrzunehmen. Der Lehrer kann den Erkenntnisprozess zudem lenken, wenn den Schülern die Folgen einer schulischen Rettungsschwimmausbildung nicht ganz deut- lich werden.
Vor allem die „Ausprägung von sozialem, kooperativem und fairem Verhalten beim gemeinsa- men Sporttreiben“36 ist ein wichtiger Aspekt des sozial-emotionalen Lernbereichs und lässt sich im Rettungsschwimmen gut umsetzen. Insbesondere die Abschlepp- und Transporttechniken erfordern eine gewisse Kooperativität von den Schülern. Das Opfer sollte sich während der Ret- tung stets ruhig verhalten und möglichst in eine gute Auftriebslage bringen. Weiterhin muss auch der Retter seine Position ernst nehmen, um das Vertrauen des Opfers zu erlangen. Nur wenn sich Retter und Opfer in simulierten Rettungsaktionen fair zueinander verhalten, können sie Vertrau- en aufbauen und effektiv arbeiten. Auch beim Üben der Befreiungsgriffe muss Vertrauen zwi- schen den Partnern vorhanden sein. Trotz der Tatsache, dass im Ernstfall das Opfer fester zu- packt, sollten die Schüler in den Übungsphasen für die Umklammerung nicht ihre maximale Kraft aufwenden. Kann sich der Retter beispielsweise nicht aus der Umklammerung lösen, so kann er in Panik geraten und gefährliche Unfallsituationen während des Übens sind somit nicht mehr auszuschließen. Deshalb ist eine Kooperation der Schüler untereinander zwingend notwen- dig. Sie können und sollten vorher miteinander absprechen, wie fest der Partner umklammern kann und darf. Aufgrund der zahlreichen Partnerübungen im Rettungsschwimmen hat diese Art der Schwimmausbildung einen sehr hohen sozial-emotionalen Wert.
Betrachtet man nun die Aussagen des Rahmenplans zu den Sportarten speziell, so legt dieser fest, dass Schwimmen als Individualsportart in der gymnasialen Oberstufe angeboten werden kann.
Als Ziele dieser Schwimmausbildung sind die weiterführende Bewegungs- und Körpererfahrung, Vervollkommnung vorhandener und Aneignung neuer Fertigkeiten in den Sportschwimmarten, Präsentation von Elementen des Rettungsschwimmens, Tauchens, Wasserballspielens, Synchron- schwimmens und Wasserspringens genannt.37 Rettungsschwimmen kann also ein Teil der Schwimmausbildung sein. Ferner werden als Inhalte des Schwimmunterrichts die Ausprägung der Fähigkeiten Ausdauer, Schnelligkeit, Kraftausdauer und Bewegungskoordination genannt. Alle vier Fähigkeiten lassen sich im Rettungsschwimmen genauso gut ausbilden wie im Sport- schwimmen.
Als weitere grundlegende Inhalte der Schwimmausbildung sollen laut Rahmenplan die Fertigkei- ten des Brust-, Rücken-, Kraul- und Schmetterlingsschwimmens ausgeprägt werden. Bei einer reinen Rettungsschwimmausbildung würden vor allem das Brustschwimmen geschult und alle anderen Techniken eher vernachlässigt werden. Ob aber eine Befähigung zum Retten eines Er- trinkenden nicht sinnvoller ist, als die perfekte Beherrschung der Schmetterling- oder Kraultech- nik habe ich bereits im Zuge der Einleitung in Frage gestellt. Ich werde diesen Diskussionspunkt in der Schlussbetrachtung nochmals aufgreifen.
Unter dem Gliederungspunkt ’weitere Formen der Schwimmausbildung’ sieht der Rahmenplan für das Rettungsschwimmen folgende Inhalte vor: Selbstrettung, Fremdrettung, Bergung, Wie- derbelebung, Erste Hilfe.38 Theoretisch sind diese Inhalte mit dem Stundenkontingent des Schwimmunterrichts vereinbar. Ob es praktisch umsetzbar ist, wird sich im Laufe der Erprobung herausstellen. Dem Lehrer bleibt durch diese fünf Oberbegriffe genug Spielraum, so dass er bei der Planung der Unterrichtsstunden selbst einzelne Sachverhalte aus den Themengebieten aus- wählen kann.
Die genannten Aussagen des Rahmenplanes bilden die theoretische Grundlage für die Erarbei- tung des folgenden Konzepts der Rettungsschwimmausbildung in Kursen der Sekundarstufe II.
3.3 Allgemeine Inhalte von Rettungsschwimmunterricht
Im Folgenden möchte ich die Lerninhalte erläutern, die eine schulische Rettungsschwimmausbil- dung in der gymnasialen Oberstufe umfassen müsste. Dazu gehören ein Praxis- und ein Theorie- komplex.
Hauptgegenstand der Praxiseinheiten muss das Erlernen der Rettungstechniken sein. Dazu zählen spezielle Bewegungsformen wie Transport- und Schlepptechniken, Flossen- und Kleider- schwimmen, Befreiungsgriffe, Tief- und Streckentauchen. Dass bei Ausführung solcher Bewe- gungsformen die konditionellen Fähigkeiten Kraft und Ausdauer geschult werden, erscheint schlüssig, wenn man beachtet, dass beim Transportieren oder Abschleppen stets die zu rettende Person eine zusätzliche Last darstellt.
Weiterhin sollten Kombinationsübungen, bei denen der Schüler verschiedene Bewegungsformen verknüpfen muss, sowie das Anlandbringen und verschiedene Aufnahmetechniken, Inhalt der Praxisausbildung sein.
Unbedingt sollten die Schüler auch die Möglichkeit haben, die Technik der Herz-Lungen- Wiederbelebung an einer Puppe zu üben und durchzuführen.
Wurden die Schüler schon in der Primarstufe und Sekundarstufe I mit Rettungsschwimmen in der Schule konfrontiert, so bietet sich an, weiterführende Formen des Rettungsschwimmens, z.B. Wettkampfformen, wie Hindernisschwimmen, Schleppen einer Puppe oder Freistilschwimmen mit Gurtretter durchzuführen. Schüler einiger Schulen in Halle a. d. Saale haben bereits die Mög- lichkeit Wettkampfformen des Rettungsschwimmens als Unterrichtsinhalt bzw. Sportart zu wäh- len.
Die Theorieeinheiten sollten die Schwerpunkte Gefahren im und am Wasser, Baderegeln, die Geschichte der DLRG sowie deren Angebote und Präventionsmaßnahmen enthalten. Sehr be- deutsam ist, dass die Möglichkeiten der Selbst- und Fremdrettung auch theoretisch besprochen und mit der Praxis in Beziehung gesetzt werden. Besonders der Themenkomplex Fremdrettung kann den Schülern aufzeigen, wie man mit Hilfsmitteln wie Rettungsbällen, Leinen, Rettungs- stangen und Ruderbooten Rettungsmaßnahmen einleiten kann. Diese Hilfsmittel sind selten in Schwimmhallen vorhanden und können aufgrund nicht gegebener örtlicher Bedingungen kaum ausprobiert werden. Deswegen ist es sinnvoll, diese im Theorieunterricht vorzustellen, da an Seen oder Stränden dieses Rettungsmaterial meist zur Verfügung steht. Zwingend notwendig in der Theorieausbildung sind die Lebensrettenden Sofortmaßnahmen, welche die Überprüfung der Vitalfunktionen, Stabile Seitenlage und die Herz-Lungen-Wiederbelebung beinhalten. Um ein Verstehen der Lebensrettenden Sofortmaßnahmen zu gewährleisten, müssen vorangehend biolo- gische Grundlagen besprochen werden, wie z. B. das Funktionieren von Atmung und Kreislauf. Ferner muss die Rettungskette, also in welcher Reihenfolge Tätigkeiten wie Sofortmaßnahmen, Notruf absetzen und Erste Hilfe ausgeführt werden müssen, Inhalt der Theoriestunden sein. Un- erlässlich ist auch die Darstellung der Pflichten und Rechte bei Hilfeleistungen, da diese Grund- lage einer jeden Rettungsaktion sind. Den Schülern muss bewusst gemacht werden, dass unter- lassene Hilfeleistung sogar zu Freiheitsentzug führen kann.
Auf diese Weise lassen sich die Theorieeinheiten optimal mit der praktischen Umsetzung in der Schwimmhalle koppeln. Ein in sich geschlossenes Konzept ist Resultat dieser Verbindung.
3.4 Allgemeine Lernziele schulsportlichen Rettungsschwimmens
„Als oberstes Lernziel des schulischen Rettungsschwimmens lässt sich die Fähigkeit zur Selbstund Fremdrettung definieren.“39
Die Schüler sollten die unter 3.3 genannten praktischen Bewegungsinhalte korrekt ausführen können und somit die konditionellen Fähigkeiten und technischer Fertigkeiten besitzen, die zur Rettung einer ertrinkungsgefährdeten Person nötig sind. Außerdem müssen sie sich auf dem Ge- biet der theoretischen Grundlagen des Rettungsschwimmens auskennen (ebenfalls unter 3.3 ge- nannt), um Hintergründe und Vorraussetzungen von Notsituationen und Rettungsaktionen zu verstehen.
Ausgehend von den vielfältigen Notsituationen, die die Grundlage der Vermittlung der Rettungs- techniken bilden, lernen die Schüler Gefahren im und am Wasser zu erkennen und ein verantwor- tungsbewusstes Handeln im Umgang mit ihren Mitschülern zu entwickeln. Den Schülern werden Gefahren, die an Badeseen und in Schwimmhallen auftreten können bewusst. Sie lernen Mög- lichkeiten der Vermeidung und Bewältigung kennen.40 Die Schüler lernen Verantwortung zu ü- bernehmen, indem sie beispielsweise einen Mitschüler transportieren oder abschleppen. Sie haben die Verantwortung, die Person bis zum Ufer zu retten. Gleichzeitig entwickeln die Schüler Ver- trauen zu den Mitschülern und deren Fähigkeiten, wenn sie in der Lage des Opfers sind. Dadurch ist es in einer realen Notsituation eher möglich, fremder Hilfe zu vertrauen, ohne dabei in Panik zu geraten.
Ein weiteres wichtiges Ziel der Ausbildung, ist der Gewinn an Vertrauen in die eigenen Fähig- keiten, einer anderen Person zu helfen. Dabei müssen die Schüler aber auch lernen sich einzu- schätzen, um sich in Rettungsaktionen nicht zu überschätzen und ihr Leben in Gefahr zu bringen.
Nicht zu vergessen ist das auch im Rahmenplan formulierte Ziel von Sportunterricht, die Schüler zum lebenslangen Sporttreiben zu motivieren.41 Wenn die Schüler ihre erworbenen Kompetenzen auf außerschulische Freizeitaktivitäten übertragen oder sogar einen weiterführenden Kurs zum Beispiel zum Erlangen des Rettungsschwimmabzeichen in Silber besuchen, ist das Ziel und der Sinn einer schulischen Rettungsschwimmausbildung erreicht.
Präzisere Lernziele sind in den jeweiligen Stundenentwürfen im Anhang zu finden.
4. Vorstellung des Unterrichtskonzepts
4.1 Beschreibung des Konzepts
Das soll als Anleitung oder Vorschlag einer Rettungsschwimmen-Unterrichtssequenz für Lehr- kräfte der gymnasialen Oberstufe verstanden werden. Es beinhaltet zehn Einzelstunden Theorie und zehn Doppelstunden Praxis. Theorie und Praxis sind dabei eng miteinander verknüpft. Be- sonders in der Jahrgangsstufe 11 lässt sich der Inhalt des Konzepts sehr gut anwenden, da in die- ser praxisbegleitender Unterricht stattfinden soll. In den Jahrgangsstufen 12 und 13 sollen zwar andere Themen im Theorieunterricht gelehrt werden („Sport und Gesundheit“, „Physiologie der Leistung“, „Training und sportliche Leistung“42 usw.), jedoch kann man gesundheitliche, ge- schichtliche, methodische und trainingsphysiologische Aspekte des Rettungsschwimmens mit in den Theorieunterricht einfließen lassen.
Während der Erstellung des Unterrichtskonzepts bin ich davon ausgegangen, dass bestimmte Voraussetzungen erfüllt werden. Zur Durchführung eines Rettungsschwimmkurses in der Schule müssen je nach Kursstärke mindestens ein bis zwei Schwimmbahnen vorhanden sein. Materia- lien wie Flossen, Kleidung, Bretter, Pullboys, Rettungsgeräte und eine HLW-Puppe sollten in der Schule verfügbar sein oder von der örtlichen DLRG- oder Wasserwachtgliederung bereitgestellt werden. Die Schüler müssen bereits eine ausreichende Schwimmfähigkeit besitzen und im Spe- ziellen die Brusttechnik gut beherrschen.
Die Theorie- und Praxisstunden des erarbeiteten Konzepts wurden in einem Mädchen-Sportkurs der elften Jahrgangsstufe am Friedrich-Gymnasium erprobt. Gleichzeitig wurden nebenher nur die Praxisstunden in einem Jungen-Sportkurs der zwölften Jahrgangsstufe am Friedrich- Gymnasium durchgeführt.
4.2 Erläuterungen zu den Praxisstunden
Vor Erstellung des Konzepts habe ich die motorischen Lernvoraussetzungen der Schüler einer elften Klasse, in der dieses ausprobiert werden sollte, analysiert. Alle Schüler beherrschten die Technik des Brustschwimmens und waren schwimmerisch als gut bis ausreichend einzustufen. Somit konnte ich für die Erstellung des Konzepts zunächst ein relativ homogenes Feld betrach- ten. Ich habe deshalb vorerst keine Leistungsdifferenzierungen bei den Bewegungsaufgaben vor- genommen. Jedoch ist klar, dass eine absolute Homogenisierung von Arbeitsgruppen illusionär ist, weil sich im Lernprozess ständig neue individuelle Unterschiede ausprägen. Das Konzept lässt Möglichkeiten zur Differenzierung stets offen, so dass der Lehrer einen gewissen Spielraum hat. Besonders die Streckenlängen kann und sollte er wenn nötig verschieden gestalten. Im Zuge des Übens der Abschlepptechniken kann er die Schüler so aufteilen, dass leistungsstärkere Schü- ler die Opfer retten, die etwas schwerer sind. Leistungsschwächeren kann er die vom Gewicht her leichteren Schüler zuordnen.
Langfristig sind die Praxisstunden darauf ausgerichtet, dass die Schüler am Ende des Kurses das Rettungsschwimmabzeichen in Bronze ablegen können. Sie sollten körperlich in der Lage sein, eine ertrinkungsgefährdete Person anzuschwimmen, sie zum Ufer zu transportieren, an Land zu bringen und eventuell Lebensrettende Sofortmaßnahmen einzuleiten.
Bei der Planung der Praxisstunden war mir wichtig, unter dem Aspekt der Aufbereitung des Stof- fes, sowohl die ganzheitliche, als auch die elementenhaft-synthetische Methode zu verwenden. Da viele Rettungstechniken keine übermäßig komplexen Bewegungsabläufe darstellen, kann man diese mit Hilfe des ganzheitlichen Verfahrens unterrichten. Das Verfahren geht davon aus, „dass es für den Lernerfolg besser sei, jeweils die Bewegung als Ganzheit lernen zu lassen“43. Besonders Abschlepp- und Transporttechniken müssen nicht unbedingt in elementare Teilbewe- gungen aufgegliedert werden. Die Schüler werden die Techniken auch als gesamte Bewegung schnell erlernen.
Das zweite Verfahren, das elementenhaft-synthetische, „fordert eine Zerlegung des zu erlernen- den Bewegungsablaufs in möglichst viele Teilbewegungen, die isoliert bis zur Perfektion erlernt und dann zur Gesamtbewegung zusammengesetzt werden“44. Da beim Rettungsschwimmen, wie oben schon erwähnt, nur wenige komplexe Bewegungsabläufe vorkommen, habe ich diese Me- thode nur selten eingesetzt. Ein Beispiel dafür ist das Erlernen der Komplexübung. Sie enthält verschiedene Rettungstechniken und kann nur durch Zerlegung in Teilbewegungen von den Schülern gelernt werden.
Betrachtet man die Praxisstunden unter dem Aspekt der Aneignung durch den Schüler, lassen sich die induktive und die deduktive Methode voneinander abgrenzen. Beide Verfahren finden in meinem Konzept Anwendung.
Der induktive Weg kommt in der fünften Stunde zum Einsatz. Er lässt sich wie folgt beschreiben. Die Schüler erhalten die Bewegungsaufgabe, ein Opfer nach dem Schleppen über den Becken- rand zu transportieren, an Land weiterzubewegen und abzulegen. Sie müssen versuchen die Auf- gabe selbständig zu lösen und der Lehrer hat lediglich die Pflicht, die Schüler von außen kom- mentarlos zu beobachten. Nach einer kurzen Übungsphase gibt der Lehrer den Schülern Abbil- dungen der richtigen Variante und lässt sie ein zweites Mal selbständig üben und probieren. Erst dann wertet er die gefundenen Lösungen der Schüler aus und gibt Bewegungsanweisungen bzw.
Korrekturhinweise. Entscheidend für das induktive Verfahren ist die Phase des selbständigen Suchens und Erprobens der Schüler.45
Neben dem induktiven, ist auch das deduktive Verfahren in den Praxisstunden zu finden. Schlepptechniken und die Befreiungsgriffe werden auf diesem Weg gelehrt. Der Lehrer gibt den Sollwert vor. Er beschreibt und demonstriert die jeweilige Bewegung und somit das Lernziel. Auf selbständige Problemlösungsversuche der Schüler wird bei diesem Verfahren verzichtet. Diese Methode kommt in der Mehrzahl der Stunden zum Tragen, da sie weniger zeitaufwendig ist.46
Die optimale Durchführung der Praxisstunden erfordert verschiedene methodische Maßnahmen vom Lehrer. Diese reichen von Bewegungsaufgabe, Bewegungsanweisung, Bewegungskorrektur, Vormachen, Vorzeigen, Beschreiben, Erklären bis hin zu akustischer Hilfe. Unter Verwendung dieser Maßnahmen wird der Lernprozess in Gang gesetzt, der Unterricht gelenkt und die Aneig- nung neuer Bewegungsformen erleichtert. Folglich wird ein planvoller und zielgerichteter Unter- richt gewährleistet.47
Tendenziell habe ich darauf geachtet, die Schüler zunächst mit einfachen Dingen, wie Transportund Tauchübungen zu konfrontieren und erst später kombinierte Übungen und Kleiderschwimmen zur Aufgabe zu stellen.
Ein weiterer bedeutsamer Aspekt ist die Wiederholung. Ich habe versucht, häufige Wiederholungen der Befreiungsgriffe und des Abschleppens in die Stunden mit ein-zuarbeiten. Folglich ist ein optimales Endergebnis bei den Schülern zu erwarten.
Um sie nicht zu überfordern, wurden auch methodische Übungsreihen integriert. Besonders beim Erlernen der Befreiungsgriffe ist es wichtig, diese erst an Land und später im Wasser zu üben. Auch werden nicht alle Befreiungsgriffe in einer Stunde gelehrt, sondern in Befreiungsgriffe von vorn und von hinten aufgeteilt. Eine Überforderung und Verwirrung der Schüler wird somit ver- hindert.
Aktive Lernformen sind besonders im Praxisbereich bedeutsam, um die Schüler geistig zu fordern. Deswegen sind die Vorführphasen des Lehrers immer möglichst kurz gehalten. Dadurch haben die Schüler ausreichend effektive Übungszeit.
Betrachtet man die Stunde an sich, so findet sich eine grobe Dreiteilung. Ich habe die Stunden aufgegliedert in Einleitung, Hauptteil und Schluss. Ein grundlegender Aspekt der Einleitung ist die Aufführung der Ziele. Der Lehrer sollte den Schülern kurz die Inhalte und Zielstellungen der aktuellen Stunde nennen. Die Schüler sind dadurch auf die folgende Stunde geistig vorbereitet und können am Ende selbständig vergleichen, ob sie die gesteckten Ziele erreicht haben. An die Vorstellung der Ziele schließt sich stets ein erwärmender praktischer Teil an. Dieser kann in Form einer freudvollen Spielform oder des Einschwimmens erfolgen. Meist folgt auf die physi- sche Vorbereitung der Hauptteil, in dem neue Techniken vorgestellt und geübt werden. Auch die Festigung und Wiederholung bereits erlernter Techniken füllt den Hauptteil der Praxisstunden. Den Abschluss einer Stunde bildet stets eine Cool-Down-Einheit. Diese beinhaltet lockeres Aus- schwimmen oder eine freudbetonte Spielform. Nicht zu vergessen ist die mündliche Auswertung des Lehrers. Er sollte den Schülern die erreichten Ziele einer jeden Stunde aufzeigen und einen Ausblick auf die nächsten Stundenziele geben.
Zusammenfassend möchte ich die didaktischen Grundsätze nennen, die nach Kruber (1997) in meinem Konzept Anwendung finden. Erster Grundsatz ist das Prinzip der Bewegung, welches durch das aktive Schwimmen definitiv berücksichtigt ist. Das Prinzip der Freude fließt in das Konzept mit ein. Ob es jedoch gelungen ist, lässt sich erst nach der Durchführung der Stunden beurteilen. Jedoch habe ich die Stunden durch freudbetonte Stundeneinstiege und -ausstiege in diese Richtung gelenkt. Der dritte Grundsatz der Bewusstheit wird vor allem dadurch deutlich, dass den Schülern eindeutig klar wird, wofür sie diese Rettungstechniken üben. Sie sind danach in der Lage, einem im Wasser in Not geratenen Menschen das Leben zu retten. Durch die vielen Partnerübungen, die beim Rettungsschwimmen unumgehbar sind, wird das Prinzip der Koopera- tion sicher erfüllt. Das Prinzip der Anschaulichkeit wird durch Abbildungen der Technik, aber auch des Demonstrierens durch den Lehrer umgesetzt. Weiterhin sind die Stunden nach den Prinzipien der Geschlossenheit und Ordnung sowie der Zielstrebigkeit ausgerichtet. Die Schüler haben ihr Ziel, den Erhalt des Rettungsschwimmabzeichens Bronze, stets vor den Augen. Außer- dem nennt der Lehrer an jedem Stundenbeginn die Teilzeile der jeweiligen Stunde. Geschlossen- heit und Ordnung des Unterrichts zeigen sich in den geregelten Organisationsformen und dem in sich schlüssigen Stundenaufbau Einleitung, Hauptteil und Schluss.48
4.3 Erläuterungen zu den Theoriestunden
Die Theoriestunden sind darauf ausgerichtet, dass die Schüler sich nach dem Kurs nicht nur kör- perlich sondern auch theoretisch vorbereitet fühlen, in einer Notsituation eine Person zu retten. Dazu gehören die Inhalte, die ich bereits im Kapitel 3.3 und 3.4 genannt habe. Betrachtet man die 10 Stunden als Einheit, so lässt sich ein Trend verzeichnen.
Eingeleitet wird die gesamte Unterrichtssequenz durch eine Lernform, bei der der Lehrer heraus- finden kann, was die Schüler schon über das Rettungsschwimmen wissen. Sie haben die Aufgabe eine Mind Map zu erstellen. Dadurch werden die Schüler angehalten sich Gedanken zum Thema zu machen. Die darauf folgenden Stunden enthalten relativ leicht verständliche Themen wie „Ge- fahren im und am Wasser“ oder die „Geschichte der DLRG“. Zum Ende hin werden die Inhalte vielschichtiger. Das Thema der Herz-Lungen-Wiederbelebung und deren biologische Vorraus- setzungen bilden den Höhepunkt der Komplexität und Schwierigkeit. Abgerundet wird die ge- samte Lerneinheit durch eine Zusammenfassung, welche spielerisch und somit freudbetont er- folgt. Endprodukt der letzten Stunde ist eine im Schülergespräch entwickelte Mind Map an der Tafel. Diese vergleicht der Lehrer dann mit den Mind Maps der ersten Stunde. Den Schülern wird somit der Lernfortschritt verdeutlicht und die gesamte Unterrichtseinheit ist in sich ge- schlossen bzw. umrahmt.
Auch die einzelne Stunde selbst weist eine gewisse Organisation auf. Alle Stunden werden durch einen Stundeneinstieg eingeleitet, der die Schüler auf das Stundenthema vorbereitet. Geplante Stundeneinstiege sind beispielsweise Fragestellungen und Rätsel. Auch Wiederholungen aus vorherigen Stunden oder Auswertungen von Aufgaben stehen am Stundenanfang. Im Hauptteil findet überwiegend die Arbeit am neuen Stoff statt. Dafür empfehle ich verschiedene Sozialfor- men, wie Partnerarbeit, Einzelarbeit, Gruppenarbeit aber auch Frontalunterricht. Den Einsatz verschiedener Handlungsmuster halte ich für bedeutsam. Lehrervorträge, Schülervorträge, Unter- richtsgespräche, Tafelarbeit sowie Demonstrationen gestalten den Theorieunterricht abwechs- lungsreicher und interessanter. Grundlage bzw. Mittel dieser Handlungsmuster sind der Gebrauch möglichst vieler unterschiedlicher Medien. Eingesetzte Medien, die zur Veranschauli- chung beitragen, sind Overheadfolien, Videorekorder, Tafel, Lehrbildreihen und Plakate.
Den abschließenden Teil einer jeden Stunde bildet meist eine Überleitung oder Aussicht auf die nächste Stunde. Ebenso steht die Auswertung von Schülerarbeit am Ende einiger Stunden. Zusammenfassend möchte ich sagen, dass ich mich bei der Ausarbeitung der Theoriestunden bemüht habe, möglichst alle Unterrichtsprinzipien zu beachten. Das Prinzip der Anschauung fin- det vor allem durch die zahlreichen Abbildungen seine Anwendung. Das aktive Lernen und eige- ne Tätigsein, unter dem Prinzip der Selbsttätigkeit zusammengefasst, halte ich für genauso wich- tig, wie das Prinzip der Elementarisierung. Letzterer Grundsatz zeigt sich darin, dass komplizier- te Sachverhalte, wie die Herz-Lungen-Wiederbelebung, aber auch Fremdrettung und Selbstret- tung auf wesentliche Aussagen für die Schüler beschränkt werden. Das eigene Tätigsein der Schüler wird in allen Theoriestunden gefordert. Sie müssen sich Gedanken zu Fragestellungen machen, selbständig Texte bearbeiten, kreativ tätig sein und eigenständig Hypothesen formulie- ren.49
5. Auswertung des Konzepts
5.1 Erfahrungsbericht zu den Praxisstunden
Fast alle Praxisstunden konnten aufgrund der geringen Kursteilnehmerzahl (10 bis 12 Schüler) wie geplant auf zwei 25m-Schwimmbahnen durchgeführt werden. Besonders die erste, vierte und neunte Stunde waren zeitlich sehr gut abgestimmt. Es gab von Seiten des Lehrers kaum Kritik am Ablauf der geplanten Unterrichtstunden. Erst während des Stundenverlaufs eröffneten sich Möglichkeiten zur geringfügigen Umgestaltung der Übungsfolge. Der unterrichtende Fachlehrer unterbreitete mir in der Auswertung einige Vorschläge zur Optimierung des Stundensablaufs. Diese ergeben sich vor allem aus den unterschiedlichen bisher erworbenen Fähigkeiten der Teil- nehmer im Schwimmen aber auch aus dem unbefriedigenden Zugang zu Unterrichtsmaterialien. Im nachfolgenden Text möchte ich diese Vorschläge kurz erläutern.
In der zweiten Stunde erlernen die Schüler die Befreiungsgriffe von vorn zunächst an Land und festigen diese dann im Wasser. Im Sinne praxisorientierten, lebensnahen Unterrichts würde sich zusätzlich anbieten, eine kleine Komplexübung an das Ende der Stundeneinheit zu legen. Diese könnte sich wie folgt zusammensetzen: Anschwimmen zu einer hilfebedürftigen Person, Befrei- ung nach deren Umklammerung von vorn und Abschleppen dieser Person mit Hilfe der bekann- ten Transporttechniken Schieben oder Ziehen zunächst bis zum Beckenrand. Auf diese Weise wird den Schülern bereits in der zweiten Stunde vermittelt, dass es gar nicht so schwer ist, einer in Not geratenen Person zu helfen und somit eventuell Leben zu retten. Dazu sind lediglich si- chere Schwimmfähigkeiten, Mut und Bereitschaft zu helfen sowie Sachkenntnisse über die Mög- lichkeiten des Rettens innerhalb von Rettungsaktionen, wie z.B. die Anwendung von Befrei- ungsgriffen nötig. Natürlich sollte auch das Bewusstsein vermittelt werden, dass gerade die Be- freiungsgriffe ständig wiederholt werden müssen, damit sie automatisiert werden und im Fall einer Rettungsaktion auch anwendbar sind und den Retter nicht selbst in Gefahr bringen.
Da in der dritten Stunde die Befreiungsgriffe aus Umklammerungen von hinten eingeführt und geübt werden, sollte die Wiederholung der Befreiung von einem frontal angreifenden Ertrin- kenden vorausgesetzt werden. Bewegungsabläufe und insbesondere die Armhebeltechniken kön- nen dann weiterhin gefestigt und auf die Befreiungsgriffe von hinten angewendet werden. Paral- lel dazu sollten jedoch unbedingt immer Verhaltensweisen in realen Notsituationen mit den Schülern besprochen werden. Sofern die Bedingungen es erlauben, sollte man das Opfer immer von hinten anschwimmen. Dreht sich das Opfer dann um und umklammert den Retter, geschieht dies folglich von vorn, so dass besonders die Befreiungsgriffe aus Umklammerungen von vorn bedeutsam sind. Nachlassende Kräfte und Erschöpfung beim Ertrinkenden ermöglichen eine stressfreie Rettung, bei der man sich nicht selbst der Ertrinkungsgefahr aussetzt. Die Schüler müssen wissen, dass Menschen in Todesangst enorm große Kräfte mobilisieren und somit auch zur Gefahr des Retters werden können. Deshalb werden die Schüler bei den Übungen angehalten, nicht zu schnell - sozusagen freiwillig - den Befreiungsgriffen nachzugeben. Dennoch muss den Schülern gesagt werden, dass sie nicht zu fest zudrücken dürfen, da sonst das simulierende Opfer ganz schnell zum echten Opfer werden kann, wenn es sich nicht mehr aus der Befreiung lösen kann.
Die sechste Stunde, in der die Schüler verschiedene Geräte der Wettkampfsportart in Staffelform ausprobieren konnten, lief nicht ganz wie geplant. Das lag daran, dass die Materialien, wie Ret- tungsbojen, Rettungsbälle und Rettungstubes nicht in ausreichenden Mengen vorhanden waren. Auch zeitlich sind kaum alle Staffeln zu schaffen. Ich empfehle deshalb, je nach vorhandenen Geräten und Zeit, verschiedene Staffeln zusammenzustellen und meine Vorgaben nur als Anre- gung zu verstehen. Außerdem wäre es sinnvoll, eine Luftmatratze in die Staffeln zu integrieren, da diese meist als einziges Rettungsgerät an unbewachten Stränden und Ufern zur Verfügung steht. Verlaufen Theorie- und Praxisunterricht zeitlich parallel, so können die Schüler direkt die Möglichkeit der Fremdrettung (Theorie 5. Stunde) mit Hilfe einer Luftmatratze üben. Theorie und Praxis stellen dann eine für die Schüler erkennbare und logisch aufgebaute in sich geschlos- sene Einheit dar.
Zur Schulung der Koordinationsfähigkeit aber gleichzeitig als Auflockerung dienten ver- schiedene Übungen in der siebten Stunde. Diese erwiesen sich jedoch für den Großteil der Schü- ler als sehr schwierig, so dass der zeitliche Rahmen deutlich überschritten wurde. Das Problem ließe sich lösen, wenn man die Strecke von 25m auf 12,5m verkürzen und die vorgegeben Koor- dinationsübungen als Auswahl verstehen würde. Es liegt dann im Ermessen des Lehrers, den Schülern eine bestimmte Anzahl an Übungen entsprechend dem Leistungsstand zuzumuten. Zu- dem bieten sich Möglichkeiten differenzierter Aufgabenstellung, um die leistungsstärkeren Schü- len nicht zu unterfordern und die Leistungsschwächeren nicht zu überfordern.
Das gilt auch für die Koordinationsübungen der achten Stunde. Wer in seiner Freizeit nicht re- gelmäßig schwimmt, beherrscht kaum mehr Techniken des Schwimmens außer dem Brust- und Rückenschwimmen. Staatlich organisierter Schwimmunterricht in Klasse 3 ist häufig die einzige Phase, in der Schüler unter fachlicher Anleitung Schwimmtechniken erlernen. Nur ein geringer Anteil an Mädchen und Jungen geht in den darauffolgenden Jahren in ein Freibad, eine Schwimmhalle oder an einen See, um ihre Schwimmtechniken zu verbessern. Deshalb sind eini- ge vorgeschlagene Übungen zu schwierig und lediglich für talentierte Schüler geeignet, die re- gelmäßig im Verein trainieren, so z.B. „Kraul mit Delfinbeinschlag“. Ich empfehle also auch hier der Lehrkraft eine Übungsauswahl entsprechend dem Leistungsstand der Gruppe vorzunehmen oder diese Übung als experimentelle Phase (Körpererfahrung) in den Unterricht einzubeziehen.
Trotz der Kritik der Schüler50 liefen die letzten beiden Praxisstunden laut Aussage des Lehrers sehr gut. Das Problem war nur, dass die Schüler teilweise die Möglichkeit des selbständigen Ü- bens nicht nutzten und somit draußen saßen und sich langweilten. Da die Aufmerksamkeit des Lehrers mit der Abnahme der Leistungsüberprüfungen in Anspruch genommen wird, müssen die Schüler einer elften Klasse in der Lage sein, selbständig zu üben oder sich zu beschäftigen. Der Lehrer könnte Spielideen vorgeben, die wahlweise umgesetzt werden können: Wasserhaschen, Wasserabwurfball, Wasserball, Wasserfußball, Wasservolleyball, u.a. Dabei bewegen sich die Schüler weiterhin im Wasser, erleben aber trotz der Ernsthaftigkeit der vorangegangenen Unter- richtsinhalte einen freudbetonten Ausklang der gesamten Stoffeinheit. Am Ende der zehnten Stunde sollte der Lehrer jedoch unbedingt die Ergebnisse der Überprüfung auswerten und kurz über die Erfüllung der Zielstellungen der gesamten Lehreinheit sprechen.
Zur Festlegung der Richtwerte der Leistungsüberprüfungen habe ich die Anforderungen des Bronzeabzeichens zu Grunde gelegt. Die Werte, die dieses erfordert, habe ich mit der Note aus- reichend gleichgesetzt und daran orientiert, die Leistungswerte in die Bewertungsskala eingeord- net.
Bedauernswert war, dass die Mitarbeiter der örtlichen Gliederung der DLRG uns kaum entgegen kam. Für die Nutzung der Materialien, wie Kleidung, Rettungsgeräte und Flossen, wurden dem Friedrich-Gymnasium pro Ausleihe 10 Euro in Rechnung gestellt. Außerdem hätte jeder Schüler den regulären Preis von 15 Euro zahlen müssen, um die Rettungsschwimmprüfung in Bronze bei einem Prüfer der DLRG abzulegen. Schulträger, Schulleitung und DLRG sollten gemeinsam versuchen Möglichkeiten zu finden, den Schülern diese Prüfungskosten zu finanzieren. Viele Schüler zeigten sich interessiert am Erwerb des Rettungsschwimmabzeichens in Bronze, nahmen jedoch Abstand wegen der hohen Kosten. Ich hoffe dass andere örtliche Gliederungen der DLRG geringere Preise für solche Leistungen in ihrer Satzung festgelegt haben und in Ausnahmefällen auch gewisse Rabatte zumindest für Schüler geben können. Schließlich arbeitet die Schule in diesem Fall im Interesse der DLRG.
Aus den abschließenden Schülerinterviews geht hervor, dass 5 von 9 Schülern von den gesamten zehn Stunden Praxis begeistert waren. Ein Schüler hat die Stunden, in denen neue Übungen (vermutlich Koordinationsübungen, Staffeln mit Rettungsgeräten aus Wettkampfsport, Spielfor- men) ausprobiert wurden, besonders hervorgehoben und einem Schüler haben die Stunden, in denen getaucht wurde, gefallen. Bemerkenswert war auch, dass zwei Schüler die Stunden in de- nen die Theorie und Praxis verbunden wurden als besonders gelungen einschätzten.51
Als die Schüler aufzählen sollten, welche Stunden ihnen weniger gut gefallen haben, nannten sie, wie schon erwähnt, vor allem die letzten Stunden mit den Leistungsüberprüfungen. Außerdem waren bei zwei Schülern die Stunden, in denen die Ausdauer geschult wurde, nicht so beliebt. Das liegt sicherlich in erster Linie daran, dass sie die körperliche Anstrengung zu wenig gewöhnt sind und daher scheuen.
Abschließend lässt sich zusammenfassen, dass die jeweiligen Stundenziele stets erreicht worden sind und somit das Hauptziel, die Schüler zu befähigen, einer ertrinkungsgefährdeten Person das Leben zu retten, ebenfalls. Bestätigt wird das auch durch Abbildung 63. Alle Schüler, die am Interview teilnahmen, fühlen sich nach diesem Kurs Rettungsschwimmen körperlich in der Lage, eine ertrinkungsgefährdete Person zu retten. Der Erfolg der methodisch durchdachten Praxis- stunden spiegelt sich auch in dem Ergebnis der Leistungskontrollen wieder. Alle Schüler konnten die Prüfungsanforderungen des Bronzeabzeichens erfüllen und erbrachten gute bis sehr gute Leistungen. Somit sind die methodisch-didaktischen Überlegungen zu den Praxisstunden ge- rechtfertigt und können bei Umsetzung der oben genannten Veränderungsvorschläge weiterhin optimiert werden.
Auch die in 4.2 angesprochenen Prinzipien wurden in den Stunden umgesetzt. Das Prinzip der Bewegung, in Form des aktiven Schwimmens, das Prinzip der Kooperation, durch die zahl- reichen Partner- und Gruppenübungen und das Prinzip der Anschaulichkeit. Letzteres wurde durch Abbildungen, z.B. des Brustbeinschlages, und durch Demonstrationstätigkeiten des Leh- rers, wie Vorzeigen, Vormachen, Beschreiben usw. verschiedener Bewegungsaufgaben umge- setzt. Das Prinzip der Bewusstheit spiegelt sich darin wieder, dass den Schülern die Bedeutung und der Nutzen der Rettungstechniken direkt durch die Theorie aber auch indirekt durch die Pra- xiserfahrungen nahgelegt wurden. Die erfolgreiche Umsetzung des Prinzips der Freude lässt sich bestätigen. Die Schüler hatten stets Spaß bei der Ausführung der Bewegungen. Bewiesen wurde dies auch durch das Interview. Abbildung 68 stellt dar, dass fünf von neun Schülern alle Praxis- stunden besonders gut gefallen haben.
5.2 Erfahrungsbericht zu den Theoriestunden
Fast alle Stunden konnten wie geplant zielorientiert durchgeführt werden. Die unterrichtende Lehrkraft bestätigte, dass sie den Unterricht anhand der Vorbereitung des theoretischen Komple- xes der Rettungsschwimmausbildung gut durchführen konnte. Die Ziele sind deutlich formuliert, die Stundenabläufe klar strukturiert. Probleme bereiteten lediglich die Umfänge geplanter Schü- lertätigkeiten, die den zeitlich vorgesehen Rahmen mitunter überschritten. Deutlich wurde dies in den Stunden vier und fünf. Die letzten vier Stunden wichen in der Ausführung ein wenig von der Stundenplanung ab, worauf ich an späterer Stelle näher eingehen werde.
Im Folgenden stelle ich die Möglichkeiten vor mit Hilfe derer man die zeitliche Planung der jeweiligen Unterrichtsstunde optimieren kann.
Unter Anwendung der Unterrichtsmethode der Gestaltung einer Mind Map wurden die Schüler in der ersten Stunde für das Thema interessiert und ihre Gedankenwelt aufgeschlossen. In Kleingruppen diskutierten sie angeregt über die möglichen Inhalte des Rettungsschwimmens und gestalteten Mind Maps, die anschließend im Kurs vorgestellt wurden. Davon ausgehend beinhaltete die erste Stunde auch einen Vergleich der Organisationen Wasserwacht und DLRG. Um Schreibarbeit zu sparen bietet es sich an, die Tabelle auf Gemeinsamkeiten und Unterschiede auszurichten. Da beide Organisationen viele Gemeinsamkeiten besitzen wird auf die bisherige Dopplung des Merkstoffes verzichtet und dadurch weniger Zeit investiert.
In Vorbereitung auf die zweite Stunde sollten sich die Schüler Informationen über die Gründung und Entwicklung der DLRG einholen. Von Seiten des Lehrers wurde bei der Auswertung dieser Aufgabe ein Überblick dieser Daten auf Folie angeboten. Obwohl die Schüler die Hausaufgabe überwiegend sorgfältig angefertigt hatten, wollten sie diese Tabelle unbedingt in ihre Aufzeich- nung übernehmen, was zu Verzögerungen im Stundenverlauf führte. Als Schlussfolgerung dar- aus sollte der Lehrer daher nur die wesentlichen Eckdaten zum Vergleichen und Speichern anbie- ten. Eine denkbare Lösung ist auch, den Schüler zu animieren, diese Eckdaten in seinem Script lediglich farbig hervorzuheben und zu kennzeichnen. Besonders gut haben die Schüler in dieser Stunde die Statistiken ausgewertet. Sie haben die Diagramme sehr gut analysiert, folgerichtige Überlegungen angestellt und wesentliche Zusammenhänge zwischen Zahl der Ertrunkenen, Un- fallmonat, Unfallort und möglichen Unfallursachen hergestellt.
Die vierte Stunde lief wie schon erwähnt zeitlich ungünstig. Für die Textarbeit waren nur 13 Mi- nuten geplant. Die Schüler haben dafür aber mindestens die doppelte Zeit gebraucht, so dass der Lehrer den Vergleich der Arbeit mit in die fünfte Stunde nehmen musste. Vielleicht aufgrund der Zeitprobleme hat den Schülern vorwiegend diese Stunde mit Textarbeit weniger gefallen.52 Auch die speziellen Anforderungen an die Schüler bei Textarbeit, nämlich konzentriert zu lesen und nur die wichtigsten Fakten zu notieren, könnten sie als negativ bewertet haben. Mir ist klar ge- worden, dass man Schülern für solch einen langen Text mindestens zehn Minuten zum Lesen einräumen muss, um ihnen dann mindestens weitere 20 Minuten zum Herausarbeiten der wich- tigsten Fakten zugestehen sollte. Da in der vierten Theoriestunde kein Zeitpolster eingeplant ist, schlage ich vor, den Text aufzuteilen. Es lässt sich Zeit sparen, indem man den Text in vier Teile und den Kurs auch in vier Gruppen aufteilt. Jede Gruppe behandelt nur einen Textabschnitt, z.B. den mit dem Thema „Unfallgefahren“. Um dann später die Phase des Vergleichens zu verkürzen, könnte man den Schülern eine Übersicht als Arbeitsblatt austeilen. Diese Tabelle hat vier Spal- ten, für jedes Thema eine. Gruppe eins bekommt eine Tabelle, in der die letzten drei Spalten schon mit Stichpunkten ausgefüllt sind. Sie müssen nur die erste Spalte durch ihre Textrecherche ergänzen. Das hat den Vorteil, dass sie nicht den gesamten Text bearbeiten müssen. Außerdem können sie bei der Auswertung der anderen drei Themen ihren Klassenkameraden zuhören und das Gesagte mit ihren vorgedruckten Stichworten vergleichen und eventuell ergänzen. Das spart sehr viel Zeit. In den anderen Gruppen würde das dann analog erfolgen. Der Lehrer müsste aller- dings garantieren, dass benachbarte Gruppen nicht von den bereits ausgefüllten Arbeitsblättern abschreiben. Auf diese Weise arbeiten die Schüler selbständig, tragen aber als Teil des Kurses zu Lösung einer umfangreichen Aufgabenstellung bei.
Die fünfte Stunde konnte zeitlich auch nicht wie geplant durchgeführt werden. Das hatte zwei Gründe. Zunächst dauerte die Gestaltung der Plakate zu den Rettungsgrundsätzen in Kleingrup- pen 20 Minuten (anstelle der geplanten 13 Minuten). Meines Erachtens müssten aber 13 Minuten dafür ausreichen. Man muss die Schüler stets zu einer kreativen und dennoch zügigen Arbeits- weise anregen. Die Auswertung der Interviews zeigt, dass diese Unterrichtsform den Schülern sehr viel Spaß gemacht hat. Sie konnten kreativ und interaktiv tätig sein und gaben sich deshalb besonders viel Mühe beim Anfertigen der Plakate. Sechs von neun Schülern haben diese Stunden am besten gefallen.53 Ich denke, dadurch dass es den Schülern Spaß gemacht hat, haben sie den Inhalt dieser und auch anderer interaktiver Stunden besonders verinnerlicht. Als beim Test nach den Grundsätzen einer Rettung gefragt wurde, haben fast alle die gesamte Punktzahl erreicht. Das war genau der Inhalt, den sie auf den Plakaten zeichnerisch darstellen sollten. Im zweiten Teil der Stunde fehlte Zeit zum Bearbeiten des Lückentextes über die Möglichkeiten der Fremd- rettung. Im nachhinein habe ich festgestellt, dass es sehr schwer ist, einen Lückentext parallel zu einem Vortrag zu bearbeiten. Man sollte den Schülern den Text vorher geben, um ihn einmal zu lesen. Sie sollten außerdem die Möglichkeit haben, durch Vorkenntnisse schon einige Lücken auszufüllen, um sich dann später beim Vortrag auf die noch fehlenden Wörter zu konzentrieren. Eine zweite Möglichkeit ist die Gliederung des Lückentextes. Durch Überschriften oder Gliede- rungspunkte bekommen die Schüler schneller einen Überblick, worum es in den einzelnen Ab- schnitten geht und sind somit besser in der Lage, die fehlenden Begriffe zu ergänzen. Diese bei- den Varianten benötigen auf den ersten Blick vielleicht nicht weniger Zeit, sind aber effektiver. Die Schüler wissen eher worum es geht und stellen weniger Nachfragen, falls sie beim Lehrer- vortrag nicht mitkommen.
Die sechste Stunde verlief wie geplant, jedoch wurde sie von zwei Schülern kritisiert.54 Einem Schüler hat die Stunde besonders gut gefallen. Ich vermute, dass es sich dabei um den Schüler handelt, der als einziger auch in seiner Freizeit Rettungsschwimmen als Wettkampfsportart be- treibt und somit einen engen Bezug zu diesem Thema hat. Wahrscheinlich hatten die Schüler einige Probleme mit den englischen Begriffen, die im Laufe der Videovorführung wiederholt genannt wurden. Vermutlich fehlt den Schülern auch der nötige Bezug zum Leistungssport, um sich für diese Form des Wettkampfsportes zu begeistern. Man könnte das Video durch Kürzun- gen optimieren, da einige Wettkämpfe doppelt beschrieben werden. Die Aufgaben zu diesem Video haben die Schüler aber gut gelöst. Wesentliche Fakten wie Rettungsdisziplinen, Aktiven- zahlen und Wettkampfabläufe wurden herausgearbeitet. Deshalb halte ich den Einsatz des Medi- ums Videofilm nach wie vor für gerechtfertigt, denn die Zielstellung der Stunde wurde erfüllt.
Die siebte und achte Stunde waren wie die anderen Theoriestunden als Einzelstunden gedacht, jedoch bot sich an, diese als Doppelstunde durchzuführen. Folglich konnten in der ersten Stunde die theoretischen Grundlagen gelegt werden für die Herz-Lungen-Wiederbelebung (HLW) an der Puppe in der zweiten Stunde. Nach den Stunden hat sich dies auch als sehr förderlich erwiesen, so dass ich nach Möglichkeit die Zusammenlegung der siebten und achten Stunde zu einer Dop- pelstunde empfehle. Besonders erfreut war ich, dass sich Herr P. vom DRK bereit erklärte, den Schülern eine theoretisch - praktische Einführung in die HLW zu geben. Damit beschränkte ich den ersten Theorieteil auf die Wiederholung der Grundlagen des Atmungs- und Herzkreislaufsys- tems. Die Schüler sollten anhand ihrer Aufzeichnungen aus vergangenen Biologiestunden ein Arbeitsblatt ausfüllen. Das taten sie auch sehr eifrig. Jedoch hatten sie Probleme mit der zweiten Aufgabe, welche nach dem Mechanismus der Atmung verlangte. Man könnte die Frage vereinfa- chen. „Woran erkennt man, dass ein Mensch atmet?“ wäre eine geeignetere und praxisbezogene Alternativfrage. Schließlich benötigt man dieses Wissen, wenn es darum geht, die Atmung bei einer z.B. bewusstlosen Person zu überprüfen. Durch die Anwesenheit von Herrn P. habe ich mich entschieden, den Lehrervortrag zu den Themen Atemspende und Herzmassage wegzulas- sen, da er dies in seine Ausführungen einschloss. Das Arbeitsblatt zur HLW bot sich später sehr gut als Zusammenfassung nach beiden Stunden an. Die Hausaufgabe zur Stabilen Seitenlage fiel somit auch weg. Das Arbeitsblatt gab ich den Schülern in der Sporthalle. Sie sollten dann mit Hilfe der Abbildungen ihren Partner in diese Lage bringen. Nach Einführung der Stabilen Seiten- lage hat Herr P. den Schülern lebensnah und realitätsbezogen die wichtigsten Fakten der Lebens- rettenden Sofortmaßnahmen und der Ersten Hilfe theoretisch näher gebracht. Anschließend konnten die Schüler paarweise an einer Puppe - die mir von der örtlichen DLRG-Gliederung zur Verfügung gestellt wurde - die theoretisch erworbenen Kenntnisse in die Praxis umsetzen. Die beiden Stunden verliefen sehr gut. Anhand des zusammenfassenden Multiplechoiceverfahrens konnte ich nachvollziehen, welchen Kenntnisstand die Schüler bis dahin erreicht haben. Ich schätze das Ergebnis als gut ein, denn es wurden dabei im Kurs Wertungen von 8 bis 12 Punkten erzielt. Die Schüler haben sich vieles aus der Stunde gemerkt.
Das wurde auch in der neunten Stunde deutlich, deren Hauptinhalt die Absolvierung der schrift- lichen Leistungsüberprüfung bildete. In Aufgabe fünf des Tests galt es, eine konkrete Hand- lungsabfolge für den Fall zu beschreiben, wenn man auf einem Rettungswachturm sitzt und plötzlich eine Notfallsituation eintritt. Die Schüler haben dies sehr präzise und ausführlich getan, so dass ich davon ausgehe, dass sie es sich gut aus der letzten Stunde eingeprägt haben und dass sie es im Ernstfall auch wie beschrieben durchführen könnten. Diese Vermutung wird auch im Interview der Schüler bestätigt. Acht von neun Schülern fühlen sich theoretisch in der Lage, ei- ner ertrinkungsgefährdeten Person das Leben zu retten.55 Bei der Erstellung der Rettungskette hatten die Schüler keine Probleme und das Quiz in der zehnten Stunde war sehr schnell beendet. Die Schüler erklärten, zeigten und zeichneten die Begriffe hervorragend und die ratenden Schüler bekamen die Begriffe sehr schnell heraus. Besonders diese letzte Stunde hat mir gezeigt, dass sich die Schüler am Ende des Kurses Rettungsschwimmen gut in dem Thema auskennen und in meinen Augen gut für den Ernstfall vorbereitet sind. Auch der Lehrer schätzt aus seiner Sicht- weise den Lernfortschritt der Schüler so ein, dass sie die theoretischen Grundlagen zur Selbst- und Fremdrettung definitiv verinnerlicht und somit alle Stundenlernziele erreicht haben.
Das relativ gute Ergebnis der schriftlichen Leistungsüberprüfung resultiert meiner Meinung nach aus der regen Beteiligung der Schüler an Unterrichtsgesprächen. Die enorme mündliche Mitar- beit und die guten Ergebnisse der Übungen hängen stark mit dem geweckten Interesse aufgrund des unbekannten und dennoch präsenten Themas der Schüler zusammen. Auch die methodisch vielfältig aufbereiteten Stunden scheinen ein Faktor für die Lernbereitschaft der Schüler zu sein. Schließlich bewerteten vier von neun Schülern die interaktiven Stunden als besonders gut.56 Die erfolgreiche Umsetzung der Unterrichtsprinzipien Anschauung, Selbsttätigkeit und Elementari- sierung gestaltet den Unterricht interessant und variabel. Die Schüler werden durch die ange- wandte Methodenvielfalt stets gefordert, haben dennoch Spaß am Unterricht durch die ständige Abwechslung der Unterrichts- und Organisationsformen.
5.3 Zusammenfassung
In der zusammenfassenden Betrachtung möchte ich nun kurz auf die Verbesserungsvorschläge der Schüler eingehen. Vor allem die Stofffülle wurde von den Schülern kritisiert.57 Ich habe ver- sucht, möglichst viel Lernstoff in die zehn Theoriestunden zu integrieren, um die Schüler nicht zu langweilen. Die Schüler fühlten sich dadurch scheinbar überfordert. Anstatt Themeninhalte wegzulassen, würde ich vorschlagen, die in 5.1 und 5.2 genannten Konsequenzen in das Stun- denkonzept einzubauen, um den Schülern ein angemesseneres Lernklima und -tempo zu ermög- lichen. Dankbar bin ich auch für die Anregung, im Sommer im Zuge des Kurses eine DLRG- Station zu besuchen.58 So könnten die Schüler einen Einblick in das ehrenamtliche Arbeitsleben eines Rettungsschwimmers bekommen. Auch die Idee des Besuches eines DLRG-Mitarbeiters erscheint mir logisch. Ein solcher Besuch könnte den Schülern noch offene Fragen beantworten und eventuell einige Fallbeispiele erläutern.
Insgesamt wurde der Kurs Rettungsschwimmen von den Schülern positiv aufgenommen. Die Schüler waren sehr interessiert. Sie fühlen sich, wie schon erwähnt, theoretisch und körperlich in der Lage, einer ertrinkungsgefährdeten Person das Leben zu retten. Somit wurde das oberste Lernziel, die Befähigung der Schüler zur Selbst- und Fremdrettung erreicht. Mit den Antworten der Schüler wird auch deutlich, dass sie Vertrauen in ihre eigenen Fähigkeiten, einer anderen Person zu helfen, entwickelt haben. Dies war ebenfalls Ziel der schulischen Rettungsschwimm- ausbildung. Ob die Schüler zum lebenslangen Sporttreiben motiviert wurden ist fraglich. Jedoch wurde bei einigen Schülern Interesse geweckt und vielleicht besucht doch der eine oder andere Schüler einen weiterführenden Rettungsschwimmkurs in seiner Freizeit.
Alle neun befragten Schüler erachten es als sinnvoll, Rettungsschwimmen als Sportart in der Schule anzubieten.59 Einige bestärken das sogar und sind der Meinung, es sollte auf jeden Fall Teil der schulischen Schwimmausbildung sein. Der Lehrer hat sich ebenfalls dafür ausgespro- chen, Rettungsschwimmen in der Schule als Sportart anzubieten. Er empfand vor allem die breite Methodenvielfalt als angenehm. Die Schüler wurden somit stets auf unterschiedliche Weise ge- fordert. Auch die spielerischen Formen der Praxisstunden und die Möglichkeit der ständigen Wiederholungen hob der Lehrer in der abschließenden Befragung als außerordentlich hervor.
Somit wird deutlich, wie gut sich die Leitideen und die Ziele des Rahmenplans Sport der gymnasialen Oberstufe in einer schulischen Rettungsschwimmausbildung umsetzen lassen.
6. Möglichkeiten und Grenzen von Rettungsschwimmen in der Schule - Schlussbetrachtung
Betrachtet man zunächst die Erwartungen die an eine schulische Rettungsschwimmausbildung gestellt wurden, nämlich die Anforderungen des Rahmenplans in didaktisch und methodischer Hinsicht zu erfüllen sowie die Schüler zu Selbst- und Fremdrettung zu befähigen, so ist eine po- sitive Bilanz zu ziehen. Die Schüler konnten alle Prüfungsanforderungen zum Ablegen des Deut- schen Rettungsschwimmabzeichens in Bronze erfüllen und sind somit fähig, ertrinkungsgefähr- dete Personen zu retten. Sie haben ebenfalls Kenntnisse darüber, sich selbst in Notsituationen zu retten, sowie Gefahren im und am Wasser wahrzunehmen. Rettungsschwimmen in der Schule sollte zusätzlich Aufklärung und Prävention leisten, was durch das Analysieren zahlreicher Sta- tistiken und der Verdeutlichung von Unfallgefahren geschehen ist. Im übertragenden Sinne kann man sogar von einer erfolgten Aufklärung nicht nur der Schüler, sondern der Bevölkerung spre- chen. Meines Erachtens kann man davon ausgehen, dass die Schüler ihre Kenntnisse besonders zum Thema Unfallgefahren im und am Wasser an ihre Freunde, Eltern oder sogar später an die Kinder weitergeben. Wahrscheinlich werden sie nicht nach der Schule nach Hause gehen und die Gefahren herunterbeten. Jedoch werden sie vielleicht in Situationen an Badeseen oder Flüssen ihr Wissen einsetzen und ihren Mitmenschen nützliche Hinweise oder Informationen zu denkbaren Unfallgefahren geben. Das muss natürlich nicht bewusst stattfinden. Realistischer ist, dass es unbewusst geschieht. Zum Beispiel indem man der Oma nach einem langen Sonnenbad den Tipp gibt, nicht gleich ins kalte Wasser zu springen, den Bruder oder die Schwester an der Ostsee vor gefährlicher Strömung warnt oder den Freund bzw. die Freundin vom Schwimmen unter Alko- holeinfluss abhält. In solchen Fällen hat eine schulische Rettungsschwimmausbildung mehr er- reicht, als man vermuten könnte. Je mehr Schüler eine Befähigung zum Retten erlangt haben, umso größer wird auch die im gesamt gesellschaftlichen Interesse liegende Sicherheit an Bade- gewässern. Möglicherweise lässt sich dadurch die Anzahl der jährlichen Ertrinkungstoten sen- ken.
Sehr gut würde sich auch eine Fortführung des Rettungsschwimmkurses in den Jahrgangsstufen 12 oder 13 anbieten mit dem Ziel die Prüfung zum Erlangen des Rettungsschwimmabzeichens in Silber abzulegen. Den dafür essentiellen Erste Hilfe-Kurs besuchen die meisten Schüler sowieso im Rahmen des Erwerbs des Führerscheins.
[...]
1 Dabei sind auch in den folgenden Kapiteln stets die männliche wie auch die weibliche Form gemeint
2 Märkische Allgemeine Zeitung 12.05.05, S. 11.
3 Vgl. Thielscher, Dr. W.: Studienmaterial Schwimmen. Potsdam, S. 15f.
4 Vgl. Braunschweiger Zeitung 15.03.05, S. 5.
5 www.dlrg.de
6 Vgl. Ebenda
7 Vgl. Ebenda
8 Vgl. Ebenda
9 Vgl. Ebenda
10 Vgl. Ebenda
11 Vgl. Ebenda
12 Ebenda
13 Ebenda
14 Deutscher Sportlehrerverband e.V. (Hrsg.): Lehrhilfen für den Sportunterricht. IN. Sportunterricht 10/2002, Schorndorf 2002, S. 1.
15 Braunschweiger Zeitung 15.03.05, S. 5.
16 Märkische Allgemeine Zeitung 12.05.05, S. 11.
17 Vgl. Ebenda S. 11
18 Vgl. Deutscher Sportlehrerverband e.V. (Hrsg.): Lehrhilfen für den Sportunterricht. IN. Sportunterricht 10/2002, Schorndorf 2002, S. 7f.
19 MBJS Brandenburg (Hrsg.): Rahmenplan Gymnasiale Oberstufe/ Sekundarstufe II Sport. Berlin 1992, S. 9.
20 Dabei sind auch in den folgenden Kapiteln stets die männliche wie auch die weibliche Form gemeint.
21 Vgl. Ebenda S. 9.
22 Ebenda S. 10.
23 Ebenda S. 10.
24 Loosch, E.: Allgemeine Bewegungslehre. Wiebelsheim 1999, S. 234.
25 Vgl. Ebenda S. 223.
26 Vgl. Ebenda S. 223.
27 Ebenda S. 74.
28 Ebenda S. 74.
29 MBJS Brandenburg (Hrsg.): Rahmenplan Gymnasiale Oberstufe/ Sekundarstufe II Sport., Berlin 1992, S. 9.
30 Vgl. Ebenda S. 11.
31 Ebenda S. 14.
32 Vgl. Ebenda S. 14.
33 MBJS Brandenburg (Hrsg.): Rahmenplan Gymnasiale Oberstufe/ Sekundarstufe II Sport. Berlin S. 21.
34 Ebenda S. 21.
35 Vgl. Ebenda S. 21f.
36 Ebenda S. 22.
37 Vgl. Ebenda S. 31.
38 Vgl. Ebenda S. 32.
39 Deutscher Sportlehrerverband e.V. (Hrsg.): Lehrhilfen für den Sportunterricht. IN. Sportunterricht 10/2002, Schorndorf 2002, S. 2.
40 Vgl. Ebenda S. 2.
41 Vgl. MBJS Brandenburg (Hrsg.): Rahmenplan Gymnasiale Oberstufe/Sekundarstufe II Sport. Berlin 1992, S. 21.
42 MBJS Brandenburg (Hrsg.): Rahmenplan Gymnasiale Oberstufe/ Sekundarstufe II Sport. Berlin 1992, S. 55.
43 Heymen, N./Leue, W..: Planung von Sportunterricht. Baltmannsweilen 2000, S. 122.
44 Ebenda S. 121.
45 Vgl. Ebenda S. 122.
46 Vgl. Ebenda S. 123.
47 Vgl. Ebenda S. 126.
48 Kruber, D.: Die Sportstunde. Hamburg 1997, S. 139.
49 Vgl. Glöckel, H.: Vom Unterricht. Bad Heilbronn 1992, S. 281ff.
50 Vgl. Abb. 69
51 Vgl. Abb. 68
52 Vgl. Abb. 67
53 Vgl. Abb. 66
54 Vgl. Abb. 67
55 Vgl. Abb. 64
56 Vgl. Abb. 66
57 Vgl. Abb. 70
58 Vgl. Ebenda
59 Vgl. Abb. 65
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