„Arbeit ist das halbe Leben.“ Auch wenn die meisten Menschen nicht die Hälfte ihrer Zeit am Arbeitsplatz verbringen, zeugt dieses Sprichwort doch von der Wichtigkeit der Arbeitssituation innerhalb unseres Lebens. Weit über die Notwendigkeit des Geldverdienens hinaus ist der Arbeitsplatz jedoch auch ein Ort sozialer Kontakte. Menschen unterschiedlichster Herkünfte, Eigenschaften und Fähigkeiten treffen dort aufeinander und gehen nicht nur voneinander isoliert ihren Aufgaben nach. Soziale Interaktionen finden statt, der Austausch über Privates spielt innerhalb des Kolleginnen- und Kollegenkreises eine große Rolle. Wie in anderen Bereichen unseres Lebens wirken auch am Arbeitsplatz gesellschaftliche Normen und Werte.
Eine unhinterfragte Norm ist dabei die Vorannahme, dass alle Menschen heterosexuell seien. Was geschieht aber, wenn Menschen, die sich selbst als nicht-heterosexuell definieren, in ihrem Arbeitsalltag mit dieser Norm der Heterosexualität konfrontiert werden? Ausgehend von der Annahme, dass es nicht ohne weiteres möglich ist, ein wichtiges Identitätsmerkmal (hier die lesbische Identität) am Arbeitsplatz außen vor zu lassen, beschäftige ich mich in dieser Arbeit mit der Frage, wie lesbische Frauen ihren Umgang mit der eigenen Lebensform am Arbeitsplatz wahrnehmen.
Zunächst setze ich mich unter einer wissenschaftshistorischen Perspektive mit der Frage auseinander, wie sich Politik, Gewerkschaften und Wissenschaft des Themas Homosexualität am Arbeitsplatz angenommen haben.
Anhand der Analyse von zehn themenzentrierten Interviews möchte ich anschließend im Hauptteil meiner Arbeit aufzeigen, welche Handlungsspielräume sich lesbische Frauen schaffen, um mit ihrer Lebensform am Arbeitsplatz umzugehen. Wie bewerten sie den Einfluss der lesbischen Identität auf den Lebensbereich Arbeit? Gibt es Zusammenhänge zwischen dem Umgang mit dem eigenen Lesbischsein im Privatleben und am Arbeitsplatz? Dabei ist es mir besonders wichtig, die Erzählungen der Interviewten verstehend zu analysieren und ihre Perspektiven in den Vordergrund zu stellen.
Abschließend setze ich meine Ergebnisse in einen theoretischen Kontext und möchte mit Diversity Management ein neueres Konzept vorstellen, das zukünftig erheblichen Einfluss auf das Thema Homosexualität am Arbeitsplatz haben könnte.
Da ich ohne ihre Bereitschaft zu intensiven Gesprächen diese Arbeit nicht hätte schreiben können, danke ich an dieser Stelle meinen Interviewpartnerinnen für ihr großes Engagement.
Inhaltsverzeichnis
- 1 Einleitung
- I Homosexualität am Arbeitsplatz
- 2 Gewerkschaftliche und politische Auseinandersetzung mit dem Thema
- 2.1 Kurzer geschichtlicher Überblick
- 2.2 Aktuelle politische Entwicklungen
- 2.3 Ein Antidiskriminierungsgesetz für Lesben und Schwule
- 3 Die wissenschaftliche Bearbeitung des Themas
- 3.1 Die lesbische Perspektive als Leerstelle
- 3.2 Das Arbeitsleben als Teilgebiet in Studien über Homosexualität
- 3.3 Zahlen und Erkenntnisse aus ausgewählten Studien
- 3.4 Zwischenfazit
- II Zur Studie
- 4 Methodische Überlegungen und Durchführung der Studie
- 4.1 Vorüberlegungen und Interviewleitfaden
- 4.2 Feldzugang und Untersuchungsgruppe
- 4.3 Durchführung der Interviews
- 4.4 Die Auswertung der Interviews
- 5 Die Ergebnisse im Überblick
- 5.1 Die Zusammensetzung der Untersuchungsgruppe
- 5.2 Lesbische Identität
- 5.3 Umgang mit der Lebensform im Privatleben
- 5.4 Umgang mit der Lebensform am Arbeitsplatz
- 5.4.1 Offenheit gegenüber den Kolleginnen und Kollegen
- 5.4.2 Offenheit gegenüber den Vorgesetzten
- 5.5 Umgang mit der Lebensform an früheren Arbeitsplätzen
- 5.6 Befürchtungen und erlebte Vorbehalte
- 5.7 Allgemeine Einstellung zu Homosexualität am Arbeitsplatz
- 5.8 Zwischenfazit
- 6 Drei Beispiele: Wege des Umgangs mit der Lebensform am Arbeitsplatz
- 6.1 Emma
- 6.1.1
- 6.1.2
- 6.1.3
- 6.1.4
- 6.2 Franka
- 6.2.1
- 6.2.2
- 6.2.3
- 6.3 Herdis
- 6.3.1
- 6.3.2
- 6.3.3
- 6.3.4
- 6.4 Zwischenfazit
- III Die Ergebnisse im Kontext theoretischer Sichtweisen
- 7 Lesbische Identität(en)
- 8 Heteronormativität am Arbeitsplatz
- 9 Quantitative und qualitative Ergebnisse im Zusammenhang
- IV Ausblick
- 10 Diversity Management als neuer Umgang mit Verschiedenheiten
- 10.1 Was ist Diversity Management?
- 10.2 Die drei Ansätze des Diversity Management
- 10.3 Die Bedeutung von Diversity Management für das Thema Homosexualität am Arbeitsplatz
- 11 Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Magisterarbeit untersucht den Umgang lesbischer Frauen mit ihrer Lebensform am Arbeitsplatz. Ziel ist es, die Handlungsspielräume und Strategien dieser Frauen aufzuzeigen und deren Perspektiven zu verstehen. Die Arbeit analysiert die wissenschaftliche und gesellschaftliche Auseinandersetzung mit Homosexualität im Arbeitskontext.
- Handlungsspielräume lesbischer Frauen am Arbeitsplatz
- Einfluss der lesbischen Identität auf den Arbeitsbereich
- Zusammenhang zwischen dem Umgang mit der Identität im Privat- und Berufsleben
- Wissenschaftshistorische Perspektive auf Homosexualität am Arbeitsplatz
- Potenzial von Diversity Management im Kontext Homosexualität am Arbeitsplatz
Zusammenfassung der Kapitel
1 Einleitung: Die Einleitung führt in die Thematik ein und begründet die Relevanz der Untersuchung des Umgangs lesbischer Frauen mit ihrer sexuellen Identität am Arbeitsplatz. Sie stellt die Forschungsfrage nach den Handlungsspielräumen und Wahrnehmungen dieser Frauen in den Mittelpunkt und skizziert den Aufbau der Arbeit, der die wissenschaftliche, gesellschaftliche und politische Auseinandersetzung mit Homosexualität im Arbeitskontext sowie die Ergebnisse einer eigenen Interviewstudie umfasst, die abschließend in einen theoretischen Kontext mit dem Konzept des Diversity Managements eingeordnet wird.
2 Gewerkschaftliche und politische Auseinandersetzung mit dem Thema: Dieses Kapitel beleuchtet die historische Entwicklung der Auseinandersetzung mit Homosexualität am Arbeitsplatz, beginnend mit frühen Aktivitäten der Gewerkschaft ÖTV in Berlin in den 1970er Jahren und der langwierigen Diskussion um den Paragraphen 175 des Strafgesetzbuches. Es zeigt die langsamen Fortschritte in der gesellschaftlichen Akzeptanz und die Rolle von Gewerkschaften und Politik bei der Gestaltung eines inklusiveren Arbeitsumfelds. Die Analyse der gesetzlichen und politischen Entwicklung verdeutlicht den langen Weg bis zur Entkriminalisierung und der beginnenden Anerkennung von homosexuellen Lebensweisen.
3 Die wissenschaftliche Bearbeitung des Themas: Dieses Kapitel befasst sich mit der wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit dem Thema. Es kritisiert die fehlende lesbische Perspektive in vielen früheren Studien und analysiert die Positionierung des Arbeitslebens innerhalb der breiteren Forschung zu Homosexualität. Die Kapitel präsentieren Ergebnisse ausgewählter Studien und identifizieren Forschungslücken, bevor ein Zwischenfazit die bisherigen Erkenntnisse zusammenfasst und den Bedarf an weiterer Forschung unter Einbezug der lesbischen Perspektive hervorhebt.
4 Methodische Überlegungen und Durchführung der Studie: Dieses Kapitel beschreibt die Methodik der durchgeführten Studie. Es erläutert die Vorüberlegungen zur Gestaltung des Interviewleitfadens, die Auswahl der Untersuchungsgruppe und den Zugang zum Feld. Die Durchführung der Interviews wird detailliert beschrieben, ebenso wie die anschließende Auswertung der Daten. Die genaue Beschreibung der methodischen Vorgehensweise soll die Transparenz und Nachvollziehbarkeit der Ergebnisse gewährleisten und die methodischen Limitationen der Studie offenlegen.
5 Die Ergebnisse im Überblick: Dieses Kapitel präsentiert die Ergebnisse der Interviewstudie. Es analysiert die Zusammensetzung der Untersuchungsgruppe, die verschiedenen Facetten der lesbischen Identität der Interviewten, deren Umgang mit ihrer Lebensform im Privat- und Berufsleben, sowie die mit der Offenbarung ihrer sexuellen Orientierung verbundenen Befürchtungen und erlebten Vorbehalte. Die Ergebnisse werden zusammenfassend dargestellt und ermöglichen erste Einblicke in die vielschichtigen Erfahrungen lesbischer Frauen am Arbeitsplatz.
6 Drei Beispiele: Wege des Umgangs mit der Lebensform am Arbeitsplatz: Das Kapitel präsentiert detaillierte Fallbeispiele dreier Interviewpartnerinnen (Emma, Franka, Herdis), um den Umgang lesbischer Frauen mit ihrer Lebensform am Arbeitsplatz zu veranschaulichen. Jedes Beispiel illustriert unterschiedliche Strategien und Herausforderungen, die im Kontext der Heteronormativität am Arbeitsplatz auftreten. Die Beispiele veranschaulichen die Komplexität des Themas und die individuellen Handlungsweisen.
Schlüsselwörter
Lesbische Frauen, Arbeitsplatz, Homosexualität, Heteronormativität, Diversity Management, Interviewstudie, Diskriminierung, Handlungsspielräume, Identität, Akzeptanz.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zur Magisterarbeit: Umgang lesbischer Frauen mit ihrer Lebensform am Arbeitsplatz
Was ist das Thema der Magisterarbeit?
Die Magisterarbeit untersucht den Umgang lesbischer Frauen mit ihrer sexuellen Identität am Arbeitsplatz. Sie analysiert die Handlungsspielräume und Strategien dieser Frauen und beleuchtet deren Perspektiven. Ein weiterer Fokus liegt auf der wissenschaftlichen und gesellschaftlichen Auseinandersetzung mit Homosexualität im Arbeitskontext.
Welche Zielsetzung verfolgt die Arbeit?
Die Arbeit möchte die Handlungsspielräume und Strategien lesbischer Frauen am Arbeitsplatz aufzeigen und deren Perspektiven verstehen. Sie analysiert die wissenschaftliche und gesellschaftliche Auseinandersetzung mit Homosexualität im Arbeitskontext und untersucht den Einfluss der lesbischen Identität auf den Arbeitsbereich sowie den Zusammenhang zwischen dem Umgang mit der Identität im Privat- und Berufsleben.
Welche Themenschwerpunkte werden behandelt?
Die Arbeit behandelt folgende Schwerpunkte: Handlungsspielräume lesbischer Frauen am Arbeitsplatz, Einfluss der lesbischen Identität auf den Arbeitsbereich, Zusammenhang zwischen dem Umgang mit der Identität im Privat- und Berufsleben, wissenschaftshistorische Perspektive auf Homosexualität am Arbeitsplatz und das Potenzial von Diversity Management im Kontext Homosexualität am Arbeitsplatz.
Welche Methodik wurde angewendet?
Die Arbeit basiert auf einer Interviewstudie. Das Kapitel "Methodische Überlegungen und Durchführung der Studie" beschreibt detailliert die Gestaltung des Interviewleitfadens, die Auswahl der Untersuchungsgruppe, den Zugang zum Feld, die Durchführung der Interviews und die Auswertung der Daten. Die methodische Vorgehensweise soll Transparenz und Nachvollziehbarkeit gewährleisten und methodische Limitationen offenlegen.
Welche Ergebnisse wurden erzielt?
Die Ergebnisse der Interviewstudie werden im Kapitel "Die Ergebnisse im Überblick" präsentiert. Analysiert werden die Zusammensetzung der Untersuchungsgruppe, die verschiedenen Facetten der lesbischen Identität der Interviewten, deren Umgang mit ihrer Lebensform im Privat- und Berufsleben sowie die mit der Offenbarung ihrer sexuellen Orientierung verbundenen Befürchtungen und erlebten Vorbehalte. Drei detaillierte Fallbeispiele veranschaulichen den Umgang lesbischer Frauen mit ihrer Lebensform am Arbeitsplatz.
Wie wird die historische Entwicklung der Auseinandersetzung mit Homosexualität am Arbeitsplatz dargestellt?
Kapitel 2 beleuchtet die historische Entwicklung, beginnend mit frühen Aktivitäten der Gewerkschaft ÖTV in den 1970er Jahren und der Diskussion um Paragraph 175 des Strafgesetzbuches. Es zeigt die langsamen Fortschritte in der gesellschaftlichen Akzeptanz und die Rolle von Gewerkschaften und Politik bei der Gestaltung eines inklusiveren Arbeitsumfelds.
Wie wird die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit dem Thema behandelt?
Kapitel 3 kritisiert die fehlende lesbische Perspektive in vielen früheren Studien und analysiert die Positionierung des Arbeitslebens innerhalb der breiteren Forschung zu Homosexualität. Es präsentiert Ergebnisse ausgewählter Studien, identifiziert Forschungslücken und hebt den Bedarf an weiterer Forschung unter Einbezug der lesbischen Perspektive hervor.
Welche Rolle spielt Diversity Management?
Das letzte Kapitel ordnet die Ergebnisse in einen theoretischen Kontext mit dem Konzept des Diversity Managements ein. Es erläutert, was Diversity Management ist, beschreibt die drei Ansätze und deren Bedeutung für das Thema Homosexualität am Arbeitsplatz.
Welche Schlüsselwörter beschreiben die Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Lesbische Frauen, Arbeitsplatz, Homosexualität, Heteronormativität, Diversity Management, Interviewstudie, Diskriminierung, Handlungsspielräume, Identität, Akzeptanz.
Wo finde ich eine Zusammenfassung der einzelnen Kapitel?
Eine Zusammenfassung der einzelnen Kapitel findet sich im Abschnitt "Zusammenfassung der Kapitel".
- Citar trabajo
- Annett Losert (Autor), 2004, Lesbische Frauen im Angestelltenverhältnis und ihr Umgang mit dieser Lebensform am Arbeitsplatz, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/89703