Die Anforderungen an einen naturwissenschaftlichen Unterricht sind heute vielfältig. Zunächst dient er dem Aufbau von gut strukturiertem Basiswissen und prozeduralem Wissen wie beispielsweise dem Umgang mit gefährlichen Stoffen oder der Planung, Durchführung und Auswertung von Experimenten. Daneben soll ein Verständnis für naturwissenschaftliches Denken und die dafür spezifische Vorgehensweise geschaffen werden. Dies wird heute unter dem Begriff der naturwissenschaftlichen Grundbildung „scientific literacy“ gefasst. Lernende sollen Kompetenzen entwickeln, mit denen sie in die Lage versetzt werden, diejenigen Probleme zu identifizieren, die einer naturwissenschaftlichen Bearbeitung zugänglich sind, ihre Fragen dazu zu formulieren, sie mit angemessenen Methoden zu bearbeiten und schließlich Antworten zu finden, die objektiv und subjektiv bedeutsam sind.
Diese Arbeit will zu der Frage, wie ein Chemieunterricht aussehen kann, der diese Ziele verwirklicht und so auch einen Beitrag zu einer ganzheitlichen Bildung in einer demokratischen Gesellschaft leistet, deren Ziel der mündige Bürger ist, der sich aufgrund seines Wissens und seiner Fähigkeit, damit umzugehen, in ihr orientieren kann Dazu soll zunächst der Ansatz von Martin Wagenschein vorgestellt werden, der, wenn auch schon etwas älter, genau diese Zielsetzung verfolgt. Um konkret zu machen, wie der Unterrichtsprozess nach seinem Ansatz abläuft, sollen mehrere seiner Unterrichtsskizzen analysiert werden. Bedauerlicherweise gibt es in der Chemiedidaktik keine konkreten Umsetzungen seines Ansatzes im Sinne von Unterrichtsentwürfen oder Modellen, auch wenn sein Ansatz in Didaktiklehrbüchern beschrieben wird. Wagenschein ist ja selbst Physikdidaktiker. Meine Gespräche im Vorfeld der Arbeit haben gezeigt, dass es strittig ist, ob dies überhaupt möglich ist. So sollen nach einer Zwischenbilanz zwei weiterführende Ansätze der Chemiedidaktik, das forschend-entwickelnde und das historisch-problemorientierte Unterrichtsverfahren, dargestellt werden, die sich selbst als Konkretisierung des Wagenscheinschen Grundansatzes des genetischen Lernens bezeichnen. Für jeden dieser Ansätze wird ein Unterrichtsentwurf vorgelegt, der seine spezifischen Anliegen umsetzt. Abschließend soll eine Gesamtschau der drei Ansätze und ein persönliches Fazit die Arbeit abschließen.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Das genetische Lernen nach Wagenschein
- 2.1. Grundlagen - Wagenscheins Kritik am naturwissenschaftlichen Unterricht seiner Zeit
- 2.2. Grundlagen - Der Bildungsbegriff bei Wagenschein
- 2.3. Grundlagen - Grundbegriffe des genetischen Lernens
- 2.3.1. Genetisch
- 2.3.2. Sokratisch und mäeutisch
- 2.3.3. Exemplarisch
- 2.4. Konkrete Umsetzung Forderungen für die Umsetzung eines genetischen Unterrichts im Rahmen der Regelschule
- 2.5. Schwächen und Qualitäten in Wagenscheins Ansatz
- 3. Weiterführende Ansätze in der Chemiedidaktik
- 3.1. Das forschend-entwickelnde Unterrichtsverfahren von Schmidkunz/Lindemann
- 3.1.1. Grundlagen - Grundprinzipien des forschend-entwickelnden Verfahrens
- 3.1.2. Konkrete Umsetzung - Die Struktur des forschend-entwickelnden Unterrichtsverfahrens
- 3.2. Der historisch-problemorientierte Unterricht nach Jansen
- 3.2.1. Grundlagen - Ziele des historisch-problemorientierten Verfahrens
- 3.2.2. Konkrete Umsetzung Vorgehensweise beim historisch-problemorientierten Verfahren
- 3.1. Das forschend-entwickelnde Unterrichtsverfahren von Schmidkunz/Lindemann
- 4. Zusammenschau und Ausblick
- 4.1. Kontext zu den beiden anderen im Modul besuchten Veranstaltungen
- 4.1.1. Wertvorstellungen bei Jugendlichen mit und ohne Migrationshintergrund
- 4.1.2. Diagnose- und Interventionsmöglichkeiten bei Unterrichtsstörungen
- 4.2. Gesamtschau und persönliches Fazit
- 4.1. Kontext zu den beiden anderen im Modul besuchten Veranstaltungen
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht verschiedene Ansätze im Chemieunterricht, die darauf abzielen, ein lebendiges und verständliches Lernumfeld zu schaffen, welches die Schüler motiviert und zu einer ganzheitlichen Bildung beiträgt. Der Fokus liegt auf der Vermittlung naturwissenschaftlichen Denkens und der Entwicklung von Kompetenzen zur Problemlösung im naturwissenschaftlichen Kontext.
- Kritik am traditionellen naturwissenschaftlichen Unterricht und dessen Mängel
- Das genetische Lernen nach Wagenschein: Grundlagen, Umsetzung und Bewertung
- Forschend-entwickelndes und historisch-problemorientiertes Unterrichtsverfahren als weiterführende Ansätze
- Vergleich der verschiedenen Ansätze und deren Eignung für den Chemieunterricht
- Beitrag zum ganzheitlichen Bildungsziel des mündigen Bürgers
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung: Die Einleitung beschreibt die Herausforderungen des Chemieunterrichts, insbesondere die Notwendigkeit, ihn attraktiver und verständlicher zu gestalten. Sie verweist auf die zunehmende Abneigung von Schülern gegenüber Naturwissenschaften und betont die Wichtigkeit einer naturwissenschaftlichen Grundbildung ("scientific literacy"). Die Arbeit setzt sich zum Ziel, verschiedene Unterrichtsansätze zu untersuchen, die diese Herausforderungen angehen und zu einer ganzheitlichen Bildung beitragen.
2. Das genetische Lernen nach Wagenschein: Dieses Kapitel erläutert den Ansatz von Martin Wagenschein zum genetischen Lernen. Es analysiert seine Kritik am traditionellen naturwissenschaftlichen Unterricht, der seiner Meinung nach zu stark auf das Auswendiglernen von Fakten fokussiert ist. Wagenschein plädiert für einen handlungsorientierten Unterricht, der vom konkreten Phänomen ausgeht und die Schüler durch einen entdeckenden Lernprozess zum Verständnis führt. Das Kapitel beleuchtet die Grundbegriffe des genetischen Lernens (genetisch, sokratisch, mäeutisch, exemplarisch) und diskutiert sowohl Stärken als auch Schwächen dieses Ansatzes.
3. Weiterführende Ansätze in der Chemiedidaktik: Dieses Kapitel stellt zwei weitere didaktische Ansätze vor: das forschend-entwickelnde Unterrichtsverfahren und den historisch-problemorientierten Unterricht. Beide werden als Weiterentwicklungen des genetischen Lernens betrachtet und zeigen konkrete Umsetzungsmöglichkeiten auf. Die Kapitel beschreiben die Grundprinzipien und die Struktur beider Verfahren und illustrieren sie durch Unterrichtsentwürfe.
Schlüsselwörter
Genetisches Lernen, Martin Wagenschein, Chemiedidaktik, forschend-entwickelnder Unterricht, historisch-problemorientierter Unterricht, naturwissenschaftliche Grundbildung, scientific literacy, ganzheitliche Bildung, mündiger Bürger.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zu "Genetisches Lernen und Weiterführende Ansätze im Chemieunterricht"
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit analysiert verschiedene didaktische Ansätze im Chemieunterricht, die ein lebendiges und verständliches Lernumfeld schaffen sollen, um Schüler zu motivieren und zu einer ganzheitlichen Bildung beizutragen. Der Fokus liegt auf der Vermittlung naturwissenschaftlichen Denkens und der Entwicklung von Problemlösungskompetenzen im naturwissenschaftlichen Kontext.
Welche didaktischen Ansätze werden untersucht?
Die Arbeit untersucht primär das genetische Lernen nach Martin Wagenschein und vergleicht es mit weiterführenden Ansätzen wie dem forschend-entwickelnden Unterrichtsverfahren (Schmidkunz/Lindemann) und dem historisch-problemorientierten Unterricht (Jansen). Es wird deren Eignung für den Chemieunterricht bewertet.
Was ist das genetische Lernen nach Wagenschein?
Das genetische Lernen nach Wagenschein kritisiert den traditionellen, faktenorientierten naturwissenschaftlichen Unterricht. Stattdessen plädiert es für einen handlungsorientierten Unterricht, der vom konkreten Phänomen ausgeht und die Schüler durch einen entdeckenden Lernprozess zum Verständnis führt. Schlüsselbegriffe sind "genetisch", "sokratisch", "mäeutisch" und "exemplarisch". Die Arbeit analysiert sowohl Stärken als auch Schwächen dieses Ansatzes.
Was sind forschend-entwickelndes und historisch-problemorientiertes Verfahren?
Die Arbeit beschreibt das forschend-entwickelnde Unterrichtsverfahren und den historisch-problemorientierten Unterricht als Weiterentwicklungen des genetischen Lernens. Sie erläutert deren Grundprinzipien und Strukturen und zeigt konkrete Umsetzungsmöglichkeiten auf.
Wie werden die verschiedenen Ansätze verglichen?
Die Arbeit vergleicht die verschiedenen Ansätze hinsichtlich ihrer Eignung für den Chemieunterricht und ihrer Beiträge zum ganzheitlichen Bildungsziel des mündigen Bürgers. Ein Vergleich der Stärken und Schwächen der verschiedenen Methoden wird durchgeführt.
Welche Kritikpunkte am traditionellen naturwissenschaftlichen Unterricht werden angesprochen?
Die Arbeit kritisiert den traditionellen naturwissenschaftlichen Unterricht wegen seiner starken Fokussierung auf das Auswendiglernen von Fakten und dem Mangel an handlungsorientiertem und entdeckenden Lernen. Es wird die Notwendigkeit einer attraktiveren und verständlicheren Gestaltung des Chemieunterrichts hervorgehoben, um die Abneigung vieler Schüler gegenüber Naturwissenschaften zu überwinden und eine naturwissenschaftliche Grundbildung ("scientific literacy") zu fördern.
Welche Schlüsselwörter charakterisieren die Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Genetisches Lernen, Martin Wagenschein, Chemiedidaktik, forschend-entwickelnder Unterricht, historisch-problemorientierter Unterricht, naturwissenschaftliche Grundbildung, scientific literacy, ganzheitliche Bildung, mündiger Bürger.
Welche weiteren Kontextualisierungen werden vorgenommen?
Die Arbeit setzt die untersuchten didaktischen Ansätze in den Kontext von zwei weiteren, im Modul behandelten Themen: Wertvorstellungen bei Jugendlichen mit und ohne Migrationshintergrund und Diagnose- und Interventionsmöglichkeiten bei Unterrichtsstörungen.
Wie ist die Arbeit strukturiert?
Die Arbeit enthält eine Einleitung, Kapitel zum genetischen Lernen nach Wagenschein, zu weiterführenden Ansätzen in der Chemiedidaktik (forschend-entwickelnd und historisch-problemorientiert), eine Zusammenschau und einen Ausblick. Sie umfasst ein Inhaltsverzeichnis, eine Zielsetzung mit Themenschwerpunkten, Kapitelzusammenfassungen und Schlüsselwörter.
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- Diplom-Religionspädagogin (FH) Andrea Braun-Henle (Author), 2007, Wagenscheins Genetisches Lernen und seine Bedeutung für die Chemiedidaktik, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/89661