Aus den Prinzipien der Geschichtswissenschaft leiten sich die modernen Maximen der Geschichtsdidaktik ab. Es ist das immer wieder neue Befragen der Vergangenheit, dass einer Sinnstiftung und einer Bewusstwerdung der Gegenwart behilflich sein soll. Ulrich Meyer schreibt dazu:
„Ein Aspekt der didaktischen Auswahl vollzieht sich auf der Ebene fachwissenschaftlicher Problemermittlung und Problembearbeitung. Eine Geschichtsforschung und -schreibung, die sich zunehmend der Relevanzfrage stellt, ermittelt Erkenntnisse über grundlegende gesellschaftliche Probleme, die sich in verschiedenen Zeiten unterschiedlich stellten und unterschiedlich gelöst werden sollten. So lassen sich epochenspezifische Probleme ermitteln, die […] als wesentliche Grundlagen für das historische Verständnis unserer Zeit anzusehen sind.“ (1)
So ist es gerade die Frage nach dem wie und warum es gerade unter Bismarck zu den meisten Kolonien des deutschen Reiches kam, obwohl er der Kolonialfrage skeptisch und ablehnend gegenüberstand, die die Bismarck-Historiker am meisten interessiert. Und auch die vorliegende Hausarbeit möchte den zugrunde liegenden Motiven nachgehen und in einem letzten Schritt die daraus gewonnenen Erkenntnisse und epochenspezifischen Probleme und Hintergründe darlegen, die aus heutiger Sicht von Erkenntnisinteresse sind.
(1) Meyer, Ulrich: Wie viel Geschichte braucht der Geschichtsunterricht? In: von Flemming, Jens, Puppel, Pauline, Troßbach, Werner, Vanja, Christina und Wörner-Heil, Ortrud (Hrsg.), Kasseler Semes-terbücher, Kassel, 2004, Bd. 14: Lesarten der Geschichte, S. 61.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- 1. Sachanalyse
- 1.1 Begriffsbestimmung und -differenzierung
- 1.1.1 Imperialismus
- 1.1.2 Kolonialismus
- 1.2 Ausgangslage des Deutschen Reiches
- 1.2.1 Das politische System und die Parteien
- 1.2.2 Außenpolitik
- 1.2.3 Industrielle Revolution, Wirtschaft und Gesellschaft
- 1.3 Kolonialagitation und Kolonialbewegung
- 1.3.1 Diskussion und Leitmotive
- 1.3.2 Der deutsche Kolonialverein und andere Interessengruppen
- 1.3.3 Parteien und die Kolonialfrage
- 1.4 Expansion und Kolonialerwerb des deutschen Reiches unter Bismarck
- 1.1 Begriffsbestimmung und -differenzierung
- 2. Bismarcks Kolonialpolitik
- 2.1 Bismarcks Einstellung zur Kolonialfrage
- 2.2 Deutungsversuche der Bismarckschen Kolonialpolitik
- 2.3 Bilanz der deutschen Kolonialexpansion
- 3. Fazit und didaktische Relevanz
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Hausarbeit analysiert Bismarcks Kolonialpolitik in ihrer historischen Einbettung. Sie beleuchtet die Hintergründe und Motive für die deutsche Kolonialexpansion zwischen 1884 und 1890, wobei der Fokus auf Bismarcks eigener Haltung zur Kolonialfrage liegt.
- Die Ausgangslage des Deutschen Reiches im Kontext der Industrialisierung und der Entstehung nationaler Identitäten
- Die koloniale Agitation und die Entwicklung einer Kolonialbewegung in Deutschland
- Bismarcks Einstellung zur Kolonialpolitik und seine Rolle bei der deutschen Expansion
- Die Motive für die deutsche Kolonialpolitik unter Bismarck
- Die Bilanz der deutschen Kolonialpolitik unter Bismarck
Zusammenfassung der Kapitel
- Die Einleitung stellt die didaktische Relevanz des Themas „Bismarcks Kolonialpolitik“ heraus und skizziert die Forschungsfrage, der die Arbeit nachgeht.
- Kapitel 1 befasst sich mit der Sachanalyse und stellt den historischen Kontext dar. Es werden die Begriffe Imperialismus und Kolonialismus definiert und differenziert, die Ausgangslage des Deutschen Reiches im Jahr 1871 beleuchtet, und die koloniale Agitation und Kolonialbewegung in Deutschland näher betrachtet.
- Kapitel 2 widmet sich Bismarcks Kolonialpolitik. Hier wird seine Einstellung zur Kolonialfrage analysiert, verschiedene Deutungsversuche seiner Politik beleuchtet und eine Bilanz der deutschen Kolonialexpansion gezogen.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit dem Thema Bismarcks Kolonialpolitik und behandelt dabei Kernthemen wie Imperialismus, Kolonialismus, deutsche Geschichte, Nationalismus, Wirtschaft, Außenpolitik, Industrialisierung, Expansion und Machtpolitik. Dabei werden wichtige Akteure wie Otto von Bismarck und die deutschen Parteien sowie Organisationen der Kolonialbewegung in den Fokus gerückt.
- Quote paper
- Annika Singelmann (Author), 2006, Bismarcks Kolonialpolitik, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/89471